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partimentsiegel, sondern in besonders großem Reichtum



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23 SYLVIA WINKELMANN Ein baktrischer Ede


partimentsiegel, sondern in besonders großem Reichtum 
auch bei den Murghab-Stil-Siegeln nachgewiesen sind 
(Winkelmann 1999: 140, Abb. 8). 
Die dargestellten Vögel bei all diesen Wirbelkompositi-
onen sind jedoch durchweg Adler in heraldischer Darstel-
lung. Andere Vögel in reiner Profildarstellung treten 
dagegen nur sehr selten auf: ein gerahmtes baktrisches 
Siegel aus dem Kunsthandel wiederholt das Motiv in 
Form von vier nach rechts rotierenden Vögeln, die ab-
wechselend mit einem stilisierten Berg um ein Quadrat 
mit einbeschriebenem Kreuz angeordnet sind und sich 
damit schon in gewisser Weise dem zu diskutierenden 
Siegel nähern (Sarianidi 1986a: 290 Seitenabbildung) 
[Abb. 2e Rechts]. Ein zweites Beispiel stammt aus der 
Gruppe der nordchinesischen Ordossiegel, wo drei ähnli-
che Vögel im Profil nach rechts um ein Dreieck rotieren, 
abwechselnd mit einem mit einer Swastika gefülltem 





189 
Kreis (Baghestani 1997: 375).
5
Auf einigen baktrischen Compartimentsiegel tritt ein 
Friedvogel im Profil noch in Kombination mit einem thro-
nenden Menschen oder vogelköpfigen Mischwesen auf, 
eine Kombination, die möglicherweise ebenfalls aus dem 
Repertoire der transelamischen Glyptik stammt, in der 
eine thronende Gottheit mit Schlangenschulter in Kombi-
nation mit einem Friedvogel zweimal nachgewiesen ist 
(Amiet 1986: Abb. 132.10, 132.12; Porada 1962: Abb. 12). 
Außerhalb der Glyptik finden sich Friedvögel vor allem 
als kleine Tonfigur auf den baktrischen Ritualgefäßen 
und einmal zusammen mit Schlangen auf einem vermut-
lich baktrischen Goldgefäß aus dem Fullolhort in Nord-
afghanistan (Sarianidi 1986b: Abb. 1-2; Amiet 1986: Abb. 
193; Winkelmann 1997c: Tf. 35).
So kann das Siegel mit den rotierenden Friedvögeln 
über einem Stufenkreuz als eine baktrische Eigenschöp-
fung verstanden werden, die Elemente und Traditionen 
aus dem indoiranischen Bereich und der südturkmeni-
schen Kunst zu einer neuen Variante verschmolz. 
Siegel Nr. 2: Ein Adler-Feliden-Mischwesen
[Abb. 3a] 
Dieses Silbersiegel ist ebenfalls ein figürlich gestaltetes. 
Technisch schließt es deutlich an das vorhergehende an, 
denn wieder ist die Rückseite des Siegels mit feinen Ein-
ritzungen in Form schraffierter Bänder verziert. 
Es zeigt ein Mischwesen, das den Kopf und die Flügel 
eines Adlers besitzt, aber den Körper eines Felide. Der 
Adlerbestandteil folgt der typischen Darstellungsweise 
der Raubvögel in der baktrischen Glyptik. Sein Kopf ist im 
Profil dargestellt, die Flügel und der Körper 
en face
. Die 
Flügel sind komplett mit den schraffierten Bändern einzi-
seliert und ein gleiches Band teilt den Kopf vom Körper 
ab. Schraffuren wurden auch im Halbkreis um den Körper 
gesetzt. Nur der kräftige Hakenschnabel besitzt keine 
Verzierungen. Das große Auge ist mandelförmig und von 
einer doppelten Linie umrandet. Der Körper ist unver-
ziert und vom halbrunden Siegelgriff teilweise bedeckt. 
Die Einritzungen wiederholen sich auch auf dem Kat-
zenkörper: drei parallele Linien auf den Vorderläufen 
wiederholen die Kontur der Beine, auf den Hinterbeinen 
sind es zwei Linien. Der Schwanz ist, wie die Flügel des 
Adlers, wieder mit mehrfachen eingeritzten und schraf-
fierten Bändern verziert, so dass, zumindest vom Reverse 
aus gesehen, der Schwanz auch zum Adler gehörig sein 
könnte. Dem Avers zeigt jedoch seine Zugehörigkeit zum 
Katzenkörper. 
Motivische Parallelen zu diesem Siegel finden sich 
etliche. Zunächst fällt der Blick sofort auf das silberne 
Trikephalos-Siegel aus dem Altyn depe der Namazga-V-
Stufe: hier ist ein Mischwesen dargestellt, dessen Körper 
ebenso aus einem Felidenkörper mit herunterhängendem 
Schwanz gebildet ist, während auf den Körper ein Adler-
kopf und zwei Schlangenköpfe angefügt sind (Masson 
1988: Tf. VIIa) [Abb. 3b]. Auch die feine Ziselierung des 
Revers wiederholt sich hier. Eine ähnliche Kombination 
eines Adlers mit einem Vierfüßer zeigen auch einige 
Harappasiegel, die auch das Motiv des Adler-Feliden oder 
des mehrköpfigen Mischwesens wiederholen [Abb. 3c].
6
Stilistisch fällt die deutliche Abgrenzung des im Profil 
dargestellten Kopfes vom 
en face
gezeichneten Körper 
durch das schraffierte Band auf. Diese deutliche Kopfab-
trennung durch ein Band und die Form der heraldischen 
Darstellung des Adlers im Wechsel vom Kopf im Profil zu 
den ausgebreiteten Flügeln 
en face
sind, wie auch die 
Körperzeichnung durch Schraffuren, kanonisierte Stil-
mittel der Adlerdarstellungen auf den Steinobjekten des 
‘Intercultural Style’ (Zarins 1978: Tf. 68 Nr. 159, 162; Mus-
carella 1993: Abb. 7). Da
β
mögliche Bezüge zu diesen Dar-
stellungen nicht aus der Luft gegriffen sind, zeigen 
baktrische Compartimentsiegel, die eindeutige Motive 
des südostiranischen Kanons, wie den Adler mit angrei-
fender Schlange, die zwei miteinander verwobenen 
Schlangen, die vertikal gewundene angreifende Schlange, 
den Schlangenknoten oder den doppelköpfigen Adler in 
Form eines Compartimentsiegels wiederholen [Abb. 4].
7
Abb. 4: Heraldischer Adler mit zwei angreifenden Schlangen in der süd-
ostiranischen Kunst und abgeleitete baktrische Darstellungen. A) 
ʻ
Intercultural Style
ʼ
-Gewicht und Siegelabdruck aus Shahdad, Mitte 3. 
Jahrtausend v.Chr. (Nach: Muscarella 1993: Abb. 7; Hakemi 1997: 238 
Textabbildung); B) Baktrische Compartimentsiegel aus dem Kunst-
handel (Nach: Baghestani 1997: Nr. 43, 629). 
Die Kombination von Adler und Felide findet sich dar-
überhinaus besonders auch in der baktrischen Waffen-
kunst: Zahlreiche Äxte kombinieren Feliden- und Adler-
elemente als Schmuck ihrer Waffen, seien es der typische 
Flügelnacken der Äxte, aufgesetzte Adlerköpfe oder aber 
Feliden oder Drachen, die die Axtklingen gleichsam aus 
ihrem Maul speien (Amiet 1986: Abb. 97.9). Flügelnacken-
äxte mit Drachenköpfen an der Klingenwurzel sind als 
Waffenfunde wie als Abbildung in der Glyptik in der alte-
lamischen Zeit auch im Iran nachweisbar und wohl zum 
großen Teil auf baktrischen Einfluß zurückzuführen, 
wenngleich hier auch zumindest im Fall der zoomorph 
gestalteten Klingenwurzel auch an Akkad- und Ur-III-
zeitliche Vorläufer aus Luristan gedacht werden muß 
(Amiet 1976: Abb. 21; Anonymous 1996: Nr 24; Curtis 1993: 

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