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Die verstärkte Integration der Schüler/innen-Perspektive in das Konzept der Lernumgebungen gab den
Anstoß für eine mögliche Weiterentwicklung des Vier-Dimensionen Konzepts. Da die Akteur/innen im
schulischen Kontext unterschiedliche Möglichkeiten und Reichweiten hinsichtlich der Gestaltung von
Lernumgebungen haben, wird dem Konzept eine explizite Akteur/innen-Perspektive hinzugefügt. Das
bedeutet konkret, dass den einzelnen Dimensionen in Abhängigkeit des/der Betrachters/in unterschiedliche
Ausprägungen, Wahrnehmungen, Vorstellungen und Gestaltungsmöglichkeiten immanent sind.
Stellt man diese unterschiedlichen Bewertungen konkreten Lehr-/Lernsituationen gegenüber, lassen sich
aufgrund der Mehrperspektivität möglicherweise interessante Erkenntnisse gewinnen. Es können
beispielsweise Gründe identifiziert werden, die für das Gelingen bzw. auch das Nicht-Gelingen bestimmter
Lehr-/Lernprozesse verantwortlich sind.
Es entsteht somit, ausgehend von den vier Dimensionen von Lernumgebungen, eine Art
interdisziplinäres Analyseinstrument sowohl für die Schulpraxis als auch für die wissenschaftliche
Perspektive. Die einzelnen Akteursgruppen, wie Lehrer/innen, Schüler/innen, Schulleitung, Bildungspolitik
oder Architekt/innen, können ihre Interventionsmöglichkeiten hinsichtlich schulischer Lehr-/Lernprozesse
systematischer erfassen und die Sichtweisen anderer verstehen lernen. Das Instrument fungiert in diesem
Sinn als Kommunikationsinstrument, indem die unterschiedlichen Vorstellungen und Wahrnehmungen
zwischen den verschiedenen Interessensvertreter/innen diskutiert und etwaige gemeinsame Entscheidungen
ausgehandelt werden können.
Daraus schlussfolgernd haben nicht nur die Schüler/innen, sondern auch die anderen Akteur/innen
einen wichtigen Einfluss auf die Ausprägung der vier Lernumgebungsdimensionen. Denn die Frage, ob die
verschiedenen Attribute von Lernumgebungen Einfluss auf Lehr-/Lernprozesse haben oder völlig belanglos
bleiben, hängt vom Gestaltungspotenzial der Akteur/innen ab. Es braucht die Fähigkeit und Bereitschaft
der Schüler/innen sozial konstruktiv zu interagieren, und die Kompetenz der Lehrer/innen, damit Lern- und
Bildungschancen nicht verloren gehen. Gesetzte Maßnahmen von der Schulleitung oder Interventionen
aufgrund bildungspolitischer Entscheidungen können demzufolge Lernumgebungen massiv aufwerten oder
auch destruieren. Hinsichtlich der Beschreibung von Lernumgebungen bedarf es einer eigenen „Dimension“
für Akteur/innen, die in Form des Analyseinstruments in Kapitel 7.2 detailliert entwickelt wird.
Integration außerschulischer Lernorte
Ähnlich wie mit der Forderung, eine eigene Dimension für Schüler/innen zu kreieren, verhält es sich
mit dem Wunsch, außerschulische Lernorte als gesonderten Bereich von Lernumgebungen zu betrachten.
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