L2: „Schlechtes Klassenklima zum Beispiel, fällt mir jetzt ein, ist hinderlich. Das habe ich
gestern wieder erlebt. Ich war in einer Klasse supplierender Weise, das ist ganz schrecklich. Ich
denk mir, das gehört irgendwie zum Lernverständnis ein bisschen dazu, oder zu Prinzipien
und Haltung. Konflikte werden dann gelöst. Ich habe über Jahre hinweg den Klassenrat
eingeführt in meinen Klassen, das funktioniert sehr gut.“ (L2_Ö_3.2 #00:31:08#)
JUGENDLICHE TRAGEN AUCH ZU KULTUR BEI
L5: „Es sind schon die Kinder auch so, dass sie sehr viel an Lernumgebung schlechtmachen.
[…] Was wir ja betreiben hier, ist ja eigentlich die Zähmung von Kindern, die vielleicht gar
nicht gezähmt werden sollen.“ (L5_Ö_3.1.B #00:47:39#)
Sprache
Ein Aspekt, der bisher noch nicht genauer betrachtet wurde, bezieht sich auf die Sprache und
Kommunikation als kulturelles Merkmal. Diesbezüglich gibt es in der Schweizer Fallstudie einige sehr
interessante Beobachtungen, die bei näherer Betrachtung klar zeigen, weshalb diese der Kategorie
pädagogischer Leitbilder zuzuordnen ist.
In den SBW Häusern des Lernens fallen nicht nur die anders gestalteten Lernräume auf, sondern auch
die Sprache und Begriffe zeugen von einem anderen Lehr-/Lernverständnis. Im Wiener Gymnasium werden
die Klassenzimmer, sprich die einzelnen Lerngruppen, anhand von Ziffern und Buchstaben (z.B. 1C oder
7A) unterschieden, während in der Schweizer Fallstudie die Lerngruppen sogenannte Teams sind und die
Lernräume mit unterschiedlichen Eigennamen versehen werden, die inspirieren sollen bzw. über die
Funktion des Raumes Auskunft geben: Die Welle, das Riff, der Lerngarten, der Ausguck, etc. (vgl. dazu
Abbildung 52) sind nur einige Beispiele dafür.
Begriffe wie „Schüler/innen“ und „Lehrer/innen“ gibt es ebenfalls nicht, stattdessen wird von
Lernpartner/innen und Lernbegleiter/innen gesprochen
47
. Auf den ersten Blick mag dies als eine Art
Spielerei erscheinen. Dennoch liegt in der Sprache auch sehr viel an Wertschätzung, was dazu führt, dass
Schüler/innen sich auch individueller wahrgenommen fühlen. Interessant ist in diesem Kontext auch das
Zitat einer Lehrerin, die ganz bewusst diese Begriffe differenziert.
47
An dieser Stelle ist anzumerken, dass in der gesamten Arbeit immer von Schüler/innen und Lehrer/innen die
Rede ist, damit die unterschiedlichen Argumentationsstränge für den/die Leser/in einfacher in der Gegenüberstellung
und Vergleichbarkeit nachvollziehbar sind.
254
L5: „Und ich falle dann sehr ungern in die Polizisten/ Lehrer-Rolle zurück, wenn ich sage,
jetzt sind sie nicht mehr Lernpartner, sondern Schüler. Dann sage ich, dass sie etwas tun
müssen.“ (L5_CH_2.3 #00:33:10#)
Abbildung 52: Beispiele für die Benennung von Räumen in den SBW Häuser des Lernens (Edlinger 2013)
10.2.3
Verhaltensvereinbarungen
Die Qualität von sogenannten Verhaltensvereinbarungen kann sehr unterschiedlich sein. Das Spektrum
reicht von Hausordnungen, die nur Pflichten und Regeln anführt, bis hin zu Vereinbarungen, die bestimmte
wichtige Prinzipien für ein respektvolles Zusammenleben und -arbeiten beschreiben.
Wie bereits erwähnt, verschränken die SBW Häuser des Lernens pädagogische Prinzipien und
Umgangsformen in ihrem Leitbild, dem sogenannten Fraktal. Eine Lehrerin verdeutlicht, wie wichtig diese
vier Prinzipien sind und dass diese an ihrem Standort noch um einige Commitments erweitert wurden.
255
ERWEITERUNG DER FRAKTALE
L5: „Das Leitbild finde ich absolut wichtig. Wir haben die vier Fraktale, wir haben noch sechs
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