Walther von der Vogelweide
Walther lebte Ende des 12. und Anfang des 13. Jh. Sein Geburtsort ist viel umstritten. Er war ritterlicher Herkunft, aber arm und landlos. Mit ihm erreichte der Minnesang seinen Höhepunkt. In den Liebesliedern geben die Naturbilder den Hintergrund für den Ausdruck der Gefühle des Autors:
Unter der Linde die Blumen brachen und
Auf der Heide, das Gras.
wo ich bei meinem Vor dem Wald in einem
Liebsten saß, Tal,
da könnt ihr noch finden, tandaradei!-
wie wir beide sang so süß die Nachtigal.
(Unter der Linde)
In dem Lied „Die Welt gab gelb, rot und blau“ besingt er die Natur, ihre Pracht, ihre Blumen. Da er selbst arm ist, liebt er nicht den rauchen Winter, der ihm und den armen Vöglein viel Leid bringt. Walther, der die Natur so wundersam zu besingen verstand, findet jedoch, dass der Mensch das Schönste in dieser Natur ist.
Den Dichter befriedigte nicht der höfische Minnesang, der zum Selbstzweck erstarrt war, und er beginnt schon früh, das individuelle Liebeserlebnis zu besingen, wo nur die Liebe zweier Herzen echte Liebe ist. Das war ein bedeutender Fortschritt in der Entwicklung der Liebeslyrik. Nur Treue und gegenseitige Verehrung kann die Liebe zum einfachen Mädchen aus dem Volke. Ist ihm die Geliebte hold, nimmt er für ihren Glasring keiner Königin Gold (Herzliebes Mädchen mein). Dieser Wandel ist auch aus der Deutung der Wörter Weib und Frau zu erkennen. Das Wort „Weib“ die Bezeichnung für das ganze Geschlecht sei und es besser ziere als der Name Frau, denn manche Frau sei unweiblich. Walther trat gegen die Ehe aus Berechnung auf und lehnte die feudalen Standesvorurteile ab.
Großen Einfluss auf das Schaffen Walthers von der Vogelweide hatte das Volkslied, das seiner Dichtung Frische und Lebendigkeit verlieh, wie sie bei keinem anderen Minnesänger zu finden ist. Diese fruchtbaren Motive gaben ihm die Möglichkeit, den höfischen Minnekult zu überwinden. In dem Bestreben, sich ein neues Lebensbild zu schaffen, versucht er hohe und niedere Minne zu vereinen (Nehmet, Frauen, diesen Kranz). In dem pädagogischen Lehrgedicht“ Niemals pflanzt die Rute“ gibt er teilnahmsvolle Ratschläge und Ermahnungen:
Kindern pflanzt das Gute
Niemals ein die Rute!
Der Dichter verlangt vor allem Vernunft und Bescheidenheit.
Walther war nicht nur der größte Minnesänger, sondern auch der erste bedeutende politische Dichter in der deutschen Literatur. Seine Dichtung spiegelt die politischen Zustände jener Zeit wider: den Kampf der mächtigsten Feudalherren um die Vorherrschaft im Lande und den Kampf der weltlichen Walt des Kaisers gegen die Umtriebe des Papstes. Da der Papst den Hader zwischen den Fürsten schürte und das Land beraubte, setzte sich Walther für einen starken Kaiser ein, was in diesen Verhältnissen progressiv war.
Die politischen Ansichten des Dichters fanden ihren Ausdruck in seinen Sprüchen, wie z. B. in dem Spruch „Ich hörte ein Wasser rauschen“, wo er sagt, dass in der Natur mehr Ordnung ist als im deutschen Lande. Da die Fürsten zu frech geworden sind, ruft er den Kaiser auf, Ordnung zu schaffen. In vielen politischen Gedichten richtet er seine scharfe Feder gegen die Ansprüche des Papstes und die Willkür des Klerus. Sie schüren den Streit, schmieden politische Ränke und vergießen das Blut des Volkes, um das Land zu plündern. Die Pfaffen schwelgen in Überfluss, während das Volk hungert. Davon handeln die Gedichte „Ich sah es mit meinem Augen“, „Ei, wie christlich from der Papst nun lacht“, „Sagt an, Herr Stock, hat euch der Papst hierher gesendet, auf dass ihr ihn bereichert, doch uns Deutsche rupft und pfändet u.a.
Walther hat die Spruchdichtung zu einer großen politischen Dichtung erweitert, in der sich die Lebensweisheit seines Volkes widerspiegelte und er zum Verfechter der Nationalehre seiner Heimat wurde.
Das Gedicht „Ich saß auf einem Steine “ zeigt die bittere Enttäuschung des Dichters an den Gesetzen und der Ordnung seiner Zeit, in der die offizielle Ehre mit Gottes Lehre nicht zu vereinbaren ist.
In seinen letzten Lebensjahren klagt der Dichter, dass das Interesse für die Höfische Poesie schwand. Der Minnesang hatte sich historisch überlebt und musste untergehen.
Der höfische Roman (höfisch-ritterliche Epik)
Der höfische Roman war in Reimparrversen geschrieben. Er war die führende Gattung im episch-funktionalen Bereich. Er hob sich in Form, Stoff, Thematik und Absicht von der Heldendichtung ab und war Einschritt in Richtung Leseliteratur (im Gegensatz zur vorgetragenen Literatur). Neben dem Wunsch, Gott und den Menschen zu gefallen, spiegeln die Romane auch soziale Probleme wider.
Die Ritterlitetur entwickelte sich unter französischem Einfluss. Sie hatte meist Nachahmung – oder Übersetzungscharakter.
Die im Alexanderlied und im Rolandslied begonnene Übernahme französischer Vorbilder setzte sich verstärkt fort, denn die vorbildliche Ritterkultur hatte sich in Frankreich früher als in Deutschland entwickelt. Die Autoren begegneten dem Vorwurf der Unwahrheit ihrer funktionalen Literatur durch zahlreiche Verweise auf ihre Verlagen und Quellen. Es rückten neben dem „Liebesroman“ zwei Stoffbereiche in dem Vordergrund, antike Werke und märchenhafte Welt der Artusritter. (der Artus – король, Artur – герой средневекогоэпоса).
Welt der Antike: Heinrich von Verdecke (XII-XII Jh.).
Heinrich von Verdecke begann mit seinem Roman Erneut (vollendet 1189) die höfische Romantradition in Deutschland. Das Leben der Menschen aus der Zeit des römischen Vorbildes Vergil (70-19 v. Chr.) übertrug er auf die mittelalterlichen Umstände. Die vorbildliche Liebe, die der (mäze) gehorcht und nicht durch „unmäze“ zerstörend wirkt, wurde erstmal in der neuen Form mit alternierenden Versen, reinen Reimen und weitgehend mundartfreier Sprache gepriesen.
zu bewahren, der hat seine Mühen
nicht vergebens aufgewandt,
edle und kluge Frauen werden mich
nach der Vollendung dieses Werkes
bei eigenem Vollwollen umso höher
schätzen, und die Frau, für die ich `s
geschrieben habe, möge mir dafür ein
freundliches Dankeswort gönnen.
Wolfram betrachtet dichterische Arbeit als ritterliche Tätigkeit, nicht als Zeichen von Bildung wie Hartmann. So ist auch seine Sprache deutlicher gegenüber Hartmanns gepflegter Stilkunst. Das Epos in 16 Büchern gehört zu den meistgelesenen Werken des Mittelalters; zusammen mit Richard Wagners gleichnamigen Musikdrama wird es in seiner Bedeutung oft mit Goethes Faust (s. S. 112) und dem Nibelungenlied verglichen.
Der dritte große Epiker der Ritterliteratur ist Gottfried von Straßburg. Sein Hauptwerk ist „Tristan und Isolde“ (1200-1210). Der Autor appelliert an das „edle herze“ des Publikums damit es dem Liebespaar Tristan und Isolde verzeiht. Die beiden haben unter der Wirkung eines Zaubertranks gegen Isoldes Mann, König Marke, intrigiert. Man kann die Auflösung der geordneten ritterlich-höfischen Gesellschaft hier bereits erkennen: Die Macht der Leidenschaft drängt höfische und religiöse Normen in der Hintergrund. Tristans Liebe zu Isolde der Goldhaarige überwindet alle Hindernisse. Gottfried wendet sich mit diesem Roman gegen die feudale Moral der Ehre, damit berührte er progressive, humanistische Lösung der Frage über die gesellschaftliche Rolle der Frau.
Der Inhalt dieses ist folgendes: Tristan wirbt für seinen Onkel Mark um die Hand der Isolde. Aber Isolde musste ihn hassen, weil er ihren Bruder erschlagen hatte. Während seiner Fahrt über das Meer trinken Tristan und Isolde ganz zufällig einen Liebestrank. Seit dieser Zeit lieben sie einander sehr leidenschaftlich. Ihre Liebe setzt sich nach Isoldes Heirat mit Mark auch fort. Das war über Recht und Sitten. Das Ende des Romans symbolisiert, dass die Liebe stärker als Tod ist. Dieser Roman ist durch seine tiefe Analyse des Seelenzustandes der Helden und eine meisterhafte Beschreibung des Rittertums sehr bedeutsam. Der Ritterroman trägt wie Ritterpoesie am meisten Übertragung – oder Nachahmungscharakter. So z. B. XII Jh. Lebte und wirkte Hartman von Aue. Die Artuswelt der zweite Stoffkreis des höfischen Romans wurde nach dem französischen Vorbild Chretien de Troyes (1135-1190) von Hartmann auf deutsche Verhältnisse übertragen. Der britannische Heerführer Artus (-537) war bei Chretien das große ethische Vorbild des Rittertums.
Der Artusritter, der die ritterlichen Idealvorstellungen in sich vereinigt, lebt im Einklang mit der Welt und mit Gott und besteht ohne Schaden seine märchenhaften Abenteuer.
Hartmann von Aue übersetzte die französische Romane „Ereck“ und „Iwein“ ins Deutsche. Er schrieb seine legendenhafte Erzählung „Der arme Heinrich“ (1195). Diese Erzählung ist in Gedichtform geschrieben (eine höfische Verslegende). Der Autor erzählt hier von einem reichen aber sehr kranken Ritter und einem Volksmädchen, das mit ihrem Leben für die Gesundheit des Ritters opfern wollte. Im letzten Augenblick verzichtete der Ritter Heinrich auf dieses Opfer, weil um einen solchen Preis er wieder gesund nicht werden wollte. Er wollte sein Unglück als Schickung Gottes tragen. Der Gott lohnt aber die Demut des Ritters mit glühender Gesundheit und der nimmt das treue Mädchen zur Frau.
Also in dieser Erzählung sind religiöse Ideen mit hohen moralischen Prinzipien eng verbunden. Diese Gestalt des einfachen Mädchens ist sehr poetisch. Sie ist wahre Heldin der Erzählung.
Wolfram von Eschenbach verband die Einzelthemen und Episoden von Hartmanns Werken in seinem übertragenden Partival (1200-1210). Von dem sind 90 Handschriften erhalten. Parzival Weg führt von kindlicher Unschuld über schuldhaftes versagen zur Reue. Er reift mit Gotteshilfe zum weißenden und fühlenden Menschen heran, und kann an seinem Ziel Gott und Welt gefallen.
Wer am Ende seines Leben sagen
kann, dass er seine Seele Gott bewahrt
du sie nicht durch Sündenschuld verloren hat, und wer es
außerdem versteht, sich durch würdiges
Verhalten die Gunst der Menschen
Roman wurde zur wichtigsten Quelle in Wagners Oper „Tristan und Isolde“. In diesem Roman besingt der Autor die irdische Liebe, das Recht der Menschen aufs Glück.
Begriffswörter
Die Artuswelt = Artus- König – Held des Mittelalters.
Der Bischof = Träger einer hohen und Würde innerhalb der katholischen Kirche, dem ein größerer Bereich untersteht. Der Geitliche.
Das Kloster = Gebäudekomplex, in dem Mönche oder Nannen (mehr oder weniger von der Welt abgeschieden) leben. Ins Kloster gehen (Mönch, Nanne werden)
„ere“ mhd = das Ansehen
triuwe mhd = die Treue
milte mhd = großzügige Freigiebigkeit und Erbarmen mit Schwächen
stäte mhd. = Beständigkeit
Matze mhd. = Charakterfestigkeit und Beherrschung
zuht mhd. = gutes Benehmen und Beherrschung der gesellschaftlichen Regeln
hoher Mut mhd. = heitere Grundeinstellung
minne mhd. = die Liebe
die Epik = erzählende Dichtung
ideal (gr. = lat.=) den höchsten Vorstellungen entsprechend, vollkommen
Die Ethik (gr. –lat.) = a) Lehre von sittliche Wollen und Handeln des Menschen in verschiedenen Lebenssituationen b)darstellendes Werk
c) Normen und Maximen der Lebensführung die sich aus der Verantwortung gegenüber anderen herleiten.
HEINRICH VON VELDEL
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