Ma’ruza matnlari vorlesung das Thema: Das Wesen und Aufgaben der deutschen Literatur. Gliederung

Gottfried von Straßburg. Von seinem Leben wissen wir nur wenig. Er wird von seinen Zeitgenossen „Meister“ genannt, nicht „Herr“, war also kein Adliger. Es wird angenommen, dass er aus einem bürgerlichen Patrizierhause der Stadt Straßburg stammt. Gottfried ist bekannt durch seinen Roman „Tristan und Isolde“.
Tristan verliert früh seine Eltern, erhält aber eine gute Erziehung, kommt an den Hof seines Onkels, des Königs Marke und rächt den Tod seines Vaters: er erschlägt im Zweikampf Marold von Irland. Er wird aber von Marolds vergiftetem Schwert verwundet und kann nur von der Schwester der Erschlagenen, der Königin von Irland, geheilt werden. Als Spielmann verkleidet, reist er wieder nach Irland und verspricht der Königin, ihre Tochter Isolde in allen Künsten zu unterrichten, wenn sie ihn heile. Nach seiner Genesung kehrt er zu seinem Onkel Marke zurück und erzählt ihm von der schönen Isolde. Marke entflammt zu ihr die Liebe. Diesmal muss Tristan als Brautwerber nach Irland. Er gewinnt Isolde für den König und kehrt mit ihm heim. Auf der Rückreise trinken beide zufällig einen Liebestrank und lieben sich von nun an grenzenlos, obwohl Isolde des Königs Weib wird.
Tristan und Isolde fliehen in einen Wald und leben in Liebe. Marke gestattet ihnen die Rückkehr an den Hof, aber die Liebenden können nicht voneinander lassen. Tristan verlässt den Hof, irrt in der Fremde umher und kann keine Ruhe finden. Hier bricht die Handlung ab.
Die Lebensauffassung Gottfrieds unterscheidet sich wesentlich von der der höfischen Dichter. Als Vertreter des bürgerlichen Standes, geht er weit über den Ehrbegriffe der feudalen Gesellschaft hinaus und verwirft ihre Vorstellungen von Anstand und Glück. Tristan und Isolde handeln nicht nach dem Sittenkodex der Ritter oder nach den Moralsätzen des Christentums. „Zu seiner Zeit“, schreibt Heine in diesem Zusammenhang, „hat man sein(Hartmanns) Buch gewiss für gottlos und … gefährlich gehalten“. Denn die beiden Helden handeln nach dem einfachen Naturrecht des Menschen, frei zu leben und zu lieben. Dieses Recht steht ihnen höher als die Vasallentreue, auf die Tristan verzichtet. Die Verfolgungen, denen die Liebenden ausgesetzt sind, die Leiden und Entbehrungen, die sie zu ertragen haben, können weder ihren Willen noch ihre Gefühle schwächen, ja umgekehrt, sie verleihen ihnen Mut und Kraft, in ihrer Liebe standhaft zu sein. Diese Einheit von Liebe und Leid erscheint hier zum ersten Mal in der deutschen Literatur. In diesem Sinne wurde das Werk von späteren Dichtern fortgesetzt: Isolde stirbt über dem toten Tristan und wird neben ihm bestattet. Der Rosenstock auf Tristans und die Weinrebe auf Isoldens Grabe umschlingen sich: ein Sinnbild der den Tod überdauernden Liebe.
Gottfried wird von allen Forschern als ausgezeichneter Meister des Stils hoch geschätzt, besonders wird der musikalische Klang seiner Verse und der klare sprachliche Ausdruck hervorgehoben.
Mit Gottfried von Straßburg erreichte die deutsche Sprache und Literatur der mittelhochdeutschen Zeit ihre klassische Höhe. Wagner verwendete den Stoff des Epos für seine Oper “Tristan und Isolde“.
Im 13. Jh. begann der Verfall des Ritterromans. Die in späteren Jahrhunderten entstanden Prosawerke aus dem Leben des Rittertums waren nur rosige Träume des Adels von vergangenen Zeiten und sind nichts als eine Epigonenliteratur.