Wolfram von Eschenbach. Wolfram wurde um 1170 als Sohn eines armen Ritters geboren und starb nach 1220. Er schrieb drei Romane und einige Lieder, die ihn auch als Minnesänger bekannt machten. Sein bedeutendstes Werk ist der Ritterroman „ Parzival “.
Die Königin Herzeloide will ihren Sohn Parzival nicht den Gefahren eines an Abenteuern reichen Ritterlebens aussetzen und zieht sich mit ihm, nach dem Tode ihres Gatten, in die Waldeseinsamkeit zurück. Jedoch, herangewachsen, verlässt Parzival seine Mutter, vollbringt viele Heldentaten und wird Ritter der Tafelrunde. Als Artusritter geht er auf Abenteuer aus, befreit eine Junge Königin von ihren Feinden und heiratet sie. Wieder auf Abenteuern, gelangt er zu einer Burg und wird freundlich aufgenommen. Der Herr der Burg hat eine schwere Wunde, weil er um weltliche Minne kämpfte. Sie heilt nur dann, wenn ein fremder Ritter nach seinem Leiden fragt. Da man aber Parzival gelehrt hat, es sei nicht ritterlich viel zu fragen, fragt er nicht. Nachdem Parzival die Burg verlassen hat, erfährt er, dass es die Gralburg war und dass er sein Glück verscherzt hat, weil er sich, entsprechend den Sitten des weltlichen Rittertums, dem Kranken Burgherrn gegenüber ohne Teilnahme bekommen hat. Die Gralbotin verflucht hin deshalb und erklärt ihn der Tafelrunde für unwürdig. Trotzig, mit sich und der Welt verfallen, schweift Parzival jahrelang unstet umher, bis er zu einem Eidsiedler kommt, der ihm Aufschluss über die Geheimnisse des Grals gibt. Nachdem er sich in Kämpfen wider bewährt hat, kehrt er an den Hof des Königs Artus zurück, wird bald darauf zum Gralkönig ernannt und zieht dann mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen auf die Gralburg.
Im Werk kreuzen sich zwei Sagen: die weltliche vom König Artus und die religiöse vom heiligen Gral. Da den Dichter weder die eine noch die andere befriedigte, verhält er sich kritisch zu beiden, ohne sie jedoch vollständig abzulehnen. Er zeigt in den Handlungen seiner Helden, welche Moralsätze er verwirft und jene, aus denen er sich ein neues Sittenreich schafft. Die Grundidee der Dichtung liegt in dem Hinweis, dass die Menschlichkeit das Fundament des Lebens und der höchsten moralischen Vollkommenheit ist. Auch das tiefste menschliche Gefühl bedarf seiner Stütze – der Vernunft, beide sollen eine Einheit bilden. Der Autor verurteilt die Weltflucht der Mutter Parzivals, die sich in die Einsamkeit zurückzieht und an ihrem Kummer nagt (sie stirbt vor Herzeleid, nachdem sie ihr Sohn verlassen hat). Auch Parzival hat immer zu entscheiden zwischen der offiziellen feudalen Moral und den Bedürfnissen des Lebens, wie Liebe zu den Menschen, Mitgefühl mit den Leidenden. Man muss Mensch unter Menschen sein und etwas für sie tun. Diese Moral steht höher als die ritterliche Sitte.
„Parzival“ ist der erste deutsche Entwicklungsroman, ein Roman, in dem der Held in seiner Entwicklung gezeigt ist. Neben der Fülle von Gedanken, Bildern, Vergleichen und volkstümlichen Ausdrücken enthält das Werk viele dunkle Stellen, wie in der Handlung so auch in der Sprache (verwickelte Situationen, Fremdwörter usw.). Wolfram war ein Meister der Charakterisierung und Beschreibung, er schildert ausführlich das Leben der Ritter, ihre Sitten und Bräuche. Richard Wagner legte das Sujet des „Parzival“ seiner gleichnamigen Oper zugrunde.
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