Словарь
к т е к с т у
aussehen — выглядеть
begehren — желать
bemtihen sich (um Akk.) — тру
диться над (чем-либо)
das Einlafi — впуск, доступ
das Freudenhaus — дом терпимо
сти
das Irrenhaus — дом для умали
шенных
das Lahme — хромой
der Kriippel — калека
der Lorbeer — лавр
der Strolch — бродяга
der Trieb — склонность (к чему-
либо)
der Umblick — взгляд, брошен
ный вокруг себя
die Anwesenheit — присутствие
die Gesichtszflge
черты лица
die Parze — богиня
die Pflegerinnentracht — одежда
санитарки
die Scham— стыд
die Urzeit — глубочайшая древ
ность
ergeben sich — отдаваться
im eigenen Wesen verborgen —
погружённый в себя
traumen — мечтать
unschuldig — невинно
verlocken — заманивать
verlottert — оборванный
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Вопросы к тексту
1. Wie alt war Rebekka Furafahr?
2. War es ein schones Madchen?
3. Wovon traumte Rebekka?
4. Wo war der Friihling?
5. Warum wurde Rebekka Tag und Nacht weinen?
6. Was hat ein anderes Madchen gemacht, als sechzehnjarige
Rebekka zum ersten Mai zufallig allein durch die Strafien der Stadt
ging?
7. Was fur einen sonderbaren Trieb hatte Rebekka Fumfahr?
8. Wessen Tochter war verrucktes Madchen?
Die Ungliicksfalle des Studenten Anselmus. — Des
Konrektors Paulmann Tabak und die goldgriinen
Schlangen
(Nach Ernst Theodor Amadeus Hoffmann: „Der goldne Topf: Ein
Marchen aus der neuen Zeit“)
Es war das Fest der Himmelfahrt Cristus. Nachmittags um drei
Uhr, rannte ein junger Mensch in Dresden durchs Schwarze Tor und
trat geradezu in einen Korb mit Apfeln und Kuchen, die ein altes
haBliches Weib verkaufte. Ein Teil des Korbinhalts fiel zur Freude der
Strafienj ungen hinaus. Die Alte begann zu schreien, und die anderen
Vekauferinnen verlieBen ihre Ladentische, umringten den jungen
Menschen und schimpften bose auf ihn. Der junge Mensch, vor Arger
und Scham verstummend, gab dem Weib seinen hageren Geldbeutel
hin und eilte weg. Die Alte rief ihm nach: ,,Ja, renne — renne nur
zu, Satanskind — ins Kristall bald dein Fall — ins Kristall!“ — Die
gellende, krachzende Stimme des Weibes hatte etwas Entsetzliches,
so daB die Spazierganger verwundert stillstanden. — Es wurde dem
Studenten Anselmus (niemand anders war der junge Mensch) angst.
Er horte ihn iiberall murmeln: „Der arme junge Mann — Ei! —
liber das verdammte Weib!“ — Auf ganz sonderbare Weise hatten
die geheimnisvollen Worte der Alten dem lacherlichen Abenteuer
eine gewisse tragische Wendung gegeben. Man begann dem Jungen
mitzuleiden.
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Ais der Student schon beinahe das Ende der Allee erreicht, die
nach dem Linkischen Bad fiihrt, fiihlte er sich sehr schlecht. Er
ging langsamer. So war er bis an den Eingang des Linkischen Bades
gekommen. Da war es lustig. Die Tranen waren dem armen Studenten
Anselmus beinahe in die Augen getreten, denn auch er wollte am
Himmelfahrtstag feiem. Aber hatte er mehr kein Geld. An Kaffec,
an Doppelbier, an Musik, an den Anblick der geputzten Madchen —
kurz! — an alie getraumten Geniisse war nicht zu denken; er schlich
langsam vorbei und schlug endlich den Weg an der Elbe ein, der
gerade ganz einsam war. Unter einem Holunderbaum fand er ein
freundliches Rasenplatzchen; da setzte er sich hin und rauchte. —
Dicht vor ihm platscherten und rauschten die goldgelben Wellen
des schonen Elbstroms, in der Nahe lag Dresden mit seinen lichten
Tiirmen. Die herrliche Stadt umgaben blumige Wiesen und frisch
gmnende Walder. Aber war der Student Anselmus unlustig, und er
sprach laut iiber seine Ugliickheit. — Dafi ich niemals Bohnenkonig
geworden, dafi mein Butterbrot immer auf die fette Seite gefallen,
von allem diesen Jammer will ich gar nicht reden; aber ist es
nicht ein schreckliches Schicksal fiir mich, einen Studenten, dafi ich
ein Kummelturke sein und bleiben mufite? Immer soli ich nur die
Unannehmlichkeiten bekommen. Ich wurde bestimmt unter einem
Unstem geboren.
— Nur noch heute! — Ich wollte das Fest recht in der Gemiitlichkeit
feiem. Ich sparte etwas Geld. Ich hatte bis spat abends sitzen konnen
und noch dazu schone Madchen kennenlemen.
Ich ware ein ganz anderer Mensch geworden. Ich hatte gesagt:
„Erlauben Sie, Mademoiselle, Ihnen zu dienen, es ist die Ouvertiire
aus dem Donauweibchen“, — oder: „Es wird gleich sechs Uhr
schlagen“. — Ware es iibel sein? — Nein! — sage ich. Aber da
fiihrt mich der Satan in den verwtinschten Apfelk'orb, und nun mufi
ich in der Einsamkeit meinen Tabak rauchenh Da horte Anselmus
einen |Larm. Es war, ais ertonten die Bluten wie aufgehangene
Kristallglockchen. Anselmus horchte und horchte und horte Kristall-
geklingel und Gefliister:
„Zwischendurch — zwischenein — zwischen Zweigen, zwischen
schwellenden Bluten, schwingen, schlangeln, schlingen wir uns —
Schwestcrlein — Schwesterlein, schwinge dich im Schimmer
schnell, schnell herauf — herab — Abendsonne schiefit Strahlen,
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zischelt der Abendwind — raschelt der Tau — Bliiten singen
rtihren
wir Ziinglein, singen wir mit Bliiten und Zweigen — Sterne bald
glanzen — mtissen herab zwischendurch, zwischenein schlangeln,
schlingcn, schwingen wir uns Schwesterlein.“
Er schaute hinauf und erbliekte drei in griinem Gold erglanzende
Schlanglcin, die sich um die Zweige gewickelt hatten und die
Kopfchen der Abendsonne entgegenstreckten. „Das ist die Abend-
sonne, die so in dem Holunderbusch spielt“, dachte der Student
Anselmus, aber da ertonten die Glocken wieder, und Anselmus sah,
wie eine Schlange ihr Kopfchen nach ihm herabstrecktc. Da fliisterte
und lispelte es von neuem in jenen Worten, und die Schlanglein
schliiptten und kosten auf und nieder durch die Blatter und Zweige,
und wie sie sich so schnell riihrten, da war es, als streue der
Holunderbusch tausend funkelnde Smaragde durch seine dunklen
Blatter. Durch alle Glieder fuhr es ihm wie ein elektrischer Schlag.
Er starrte hinauf, und ein Paar herrliche dunkelblaue Augen blickten
ihn an mit unaussprechlicher Sehnsucht, so dafi ein nie gekanntes
Gefiihl der hochsten Seligkeit und des tiefsten Schmerzes seine Brust
zersprengen wollte. Und wie er voll heifien Verlangens immer in die
holdseligen Augen schaute, da ertonten starker in lieblichen Akkorden
die Kristallglocken, und die funkelnden Smaragde fielen auf ihn
herab.
Der Holunderbusch rtihrte sich und sprach: „Du lagst in meinem
Schatten, mein Duft umflofi dich, aber du verstandest mich nicht.
Der Duft ist meine Sprache, wenn ihn die Liebe cntziindet.“ Der
Abendwind strich vortiber und sprach: „Ieh umspielte deine Schlafe,
aber du verstandest mich nicht, der Hauch ist meine Sprache, wenn ihn
die Liebe entziindet“ Die Sonnenstrahlen brachen durch das Gewolk
und redeten genau dieselbe Worte. Den Studenten umfasste heifie
Sehnsucht. Da regte und bewegte sich alles, wie zum frohen Leben
erwacht. Blumen und Bliiten dufteten um ihn her, und ihr Duft war
wie herrlicher Gesang von tausend Flotenstimmen. Aber als der letzte
Strahl der Sonne schnell hinter den Bergen verschwand, da horte
der Junge wie aus weiter Feme, eine rauhe tiefe Stimme. Und diese
Stimme forderte voile Stille. Es war still, und Anselmus sah, wie die
drei Schlangen schimmemd und blinkend durch das Gras nach dem
Strome schliipften und in die Elbe sich stiirzten.
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Do'stlaringiz bilan baham: |