du ja wissen“, anwortete Rotkappchen. Da kam der Wolf ein Weilchen
mit, dann sprach er: „Rotkappchen, sieh einmal die schonen Blumen,
die ringsumher stehen, warum guckst du dich nicht um? Ich glaube,
du horst gar nicht, wie die Vdglein so lieblich singen? Eile nicht und
bewundere solche Schonheit!“
Rotkappchen schlug die Augen aut, und ais es sah, wie die
Sonnenstrahlen durch die Baume hin und her tanzten und alles voll
schoner Blumen stand, besehloss sie der Grofimutter einen ffischen
Straufi mitzubringen, um ihr Freude zu machen. Es lief vom Wege
ab in den Wald hinein, sammelte die Blumen und geriet immer tiefer
in den Wald hinein. Der Wolf aber ging geradeswegs nach dem Haus
der Grofimutter und klopfte an die Ture. „Wer ist draufien?“, firagte
alte Frau. „Rotkappchen, das bringt Kuchen und Wein, mach auf.“
„Driick nur auf die Klinke“, rief die Grofimutter, „ich bin zu schwach
und kann nicht aufstehen.“ Der Wolf driickte auf die Klinke, die Tiire
sprang auf, und er ging, ohne ein Wort zu sprechen, gerade zum Bett
der Grofimutter und verschluckte sie. Dann tat er ihre Kleider an,
setzte ihre Haube auf, legte sieh in ihr Bett und zog die Vorhange vor.
Ais Rotkappchen zum Hauschen der Grofimutter kam, wunderte
sieh, dafi die Tiire aufstand. Es trat in die Stube und rief: „Guten
Morgen!“ Es bekam aber keine Antwort. Die Enkelin gang zum
Bett und zog die Vorhange zuriick: da lag die Grofimutter und hatte
die Haube tief ins Gesicht gesetzt und sah sehr seltsam aus. „Ei,
Grofimutter, was hast du fur grofie Ohren!“ rief das Madchen. „Dafi
ich dich besser horen kann“, antwortete der Wolf. „Ei, Grofimutter,
was hast du fur grofie Augen!“ „Dafi ich dich besser sehen kann.“
„Ei, Grofimutter, was hast du fiir grofie Hande!“ „Dafi ich dich besser
packen kann.“ „Aber, Grofimutter, was hast du fiir ein entsetzlich
grofies Maul!“ „Dafi ich dich besser fressen kann!“ Danach tat er einen
Satz aus dem Bette und verschlang das arme Rotkappchen. Dann legte
er sieh wieder ins Bett, schlief ein und schnarchte uberlaut.
Der Jager gang eben an dem Haus vorbei und horte das Schnarchen.
Da trat er in die Stube, kam vor das Bette und sah, dafi der Wolf darin
lag. „Ei, du alter Sunder“, ffeute er sieh, „ich fand dich, ich habe lange
dich gesucht!“ Mit der Schere schnitt der Jager dem schlafendcn Wolf
den Bauch. Und dann kamen das Madchen und die alte Grofimutter
aus dem Leib des Wolfes noch lebendig heraus.
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