Plan: Begriffsgeschichte



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Gedichte


Gedichte
Plan:

  1. Begriffsgeschichte

  2. Kriterien der sprachlichen Form

  3. Aspekte der Form

Verweis

Lyrik
Die Unterscheidung der literarischen Gattungen Lyrik, Epik und Dramatik geht auf die griechische Antike, insbesondere auf die Poetik des Aristoteles zurück. Der Ordnungsbegriff Lyrik (in der Form lyrische Poesie) wird seit dem 18. Jahrhundert als Gattungsbezeichnung verwendet, seit dem 19. Jahrhundert wird er zudem oft synonym mit Poesie, Gedicht und (seltener) Dichtung gebraucht. Der Verfasser poetischer Texte formuliert Gefühle und Gedanken eines lyrischen Subjekts (siehe auch lyrisches Ich), das der Perspektive des Autors entsprechen kann, aber nicht muss. Beziehungen zwischen Subjekt und der es umgebenden Welt werden dabei oft in hohem Maße reflektiert und abstrahiert. Lyrische Texte sind in der Regel reich an rhetorischen Stilmitteln (Tropen und Figuren), rhythmisiert, manchmal gereimt und gelegentlich auch mit Musik verbunden, was auf ihren Ursprung verweist: Im antiken Griechenland wurde der Vortrag von Dichtung in der Regel von einer Lyra oder Kithara begleitet.

Gedicht
Mit dem Begriff „Gedicht“ wurde ursprünglich alles schriftlich Abgefasste bezeichnet; in dem Wort „Dichtung“ hat sich noch etwas von dieser Bedeutung erhalten. Seit etwa dem 17. Jahrhundert wird der Begriff im heutigen Sinn nur noch für poetische Texte verwendet, die zur Gattung der Lyrik gehören. Erstmals wurde der etymologisch verwandte Begriff „geticht(e)“ von Martin Opitz in dessen 1624 veröffentlichten Buch von der Deutschen Poeterey als Texte, die durch eine Versdichtung gekennzeichnet sind, verwendet.[1]

Ein umfangreiches (oft auch mehrteiliges) lyrisches Werk mit unter Umständen auch epischen Elementen wird als Langgedicht bezeichnet, ein zyklisch angelegtes als Gedichtzyklus. Eine historische Sonderform des Langgedichts ist das Poem.

Kriterien der sprachlichen Form
Lyrische Texte unterscheiden sich sprachlich-formal von epischen und dramatischen vor allem durch ihre Kürze, ihre strengere sprachliche Form, ihre semantische Dichte (Ausdruckskraft) und sprachliche Ökonomie (Prägnanz), ihre Subjektivität und ihren Bezug auf ein lyrisches Subjekt (z. B. ein lyrisches Ich, Du oder Wir). Dazu werden in erhöhtem Maße und auf verschiedenen Ebenen rhetorische und formale Ausdrucksmittel verwendet (siehe beispielsweise Reim, rhetorische Figur, Metapher), was nicht selten zu einer vom Gewohnten abweichenden Anordnung von Wörtern, Wortgruppen und Sätzen führt. Eine besondere Rolle spielen zudem die lautlichen Qualitäten des verwendeten Sprachmaterials, von einfachen Assonanzen bis hin zu Formen der Onomatopoesie; im 20. Jahrhundert entwickelten sich zahlreiche Formen der Lautpoesie, die diesen Aspekt in den Mittelpunkt stellen. Bei einzelnen Autoren der antiken und mittelalterlichen Lyrik, vor allem jedoch in der Lyrik des Barock und später in literarischen Avantgarden des 20. Jahrhunderts, etwa der konkreten Poesie, wird die graphische Gestalt des Textes zu einem eigenständigen, teilweise dominanten Formelement erhoben (siehe auch Visuelle Poesie).

In der Regel unterscheiden sich lyrische Texte von solchen der Prosa auch durch ihre äußere Form (Vers, Versmaß, Strophenbau). Im Lauf der Gattungsgeschichte verlor dieses Kriterium allerdings an Bedeutung; so finden sich bereits in Goethes Dichtung Gedichte ohne Reim und mit freien Rhythmen, die dann im 19. Jahrhundert in Frankreich als vers libre kultiviert wurden. Mit dem weitgehenden Verzicht auf die Regeln der Metrik und der Orientierung an der lebendigen Rede nähert sich der freie Vers der Prosa an. Zentrales Distinktionsmerkmal und Formelement lyrischer Texte bleibt letztlich der Vers selbst, der durch absichtsvollen, sinnstiftenden Zeilenumbruch (u. a. in Form des Enjambements) entsteht – im Unterschied dazu sind die Zeilenumbrüche in Prosatexten rein technisch erzeugt, folgen keiner textimmanenten Logik und sind für die Konstitution der Textbedeutung irrelevant.

Aus der Sicht eher linguistisch orientierter Lyriktheorien wird ein lyrischer Text als überstrukturierter Text aufgefasst. Diese Überstrukturierung bezieht sich auf die in der Sprachwissenschaft angesetzten Ebenen jeder sprachlichen Äußerung wie Phonologie, Semantik oder Syntax. So werden Reime als phonologische Überstrukturierung aufgefasst, Metaphern als semantische usw.[2]

Aspekte der Form


Poetische Texte treten in zahlreichen sprachlichen Formen auf. Auf verschiedenen Ebenen der sprachlichen Gestaltung unterscheidet man Versfuß (Anapäst, Daktylus, Jambus, Trochäus u. a.), Versmaß (Alexandriner, Blankvers, Hexameter, Pentameter u. a.), Strophenform (Odenstrophen wie Alkäische Strophe, Asklepiadeische Strophe und Sapphische Strophe, Chevy-Chase-Strophe, Distichon, Sestine, Stanze (mit Sonderformen wie Siziliane, Nonarime, Huitain, Spenserstrophe), Terzine u. a.) und – formal verschieden streng definierte – Gedichtformen (Ballade, Elegie, Epigramm, Ghasel, Haiku und Senryū, Hymne, Lied, Ode, Ritornell, Sonett, Villanelle u. a.).

Hinzu kommen poetische Texte, die sich aus dem Umgang mit Sprache als Material ergeben, etwa der sprachlichen Collage und Montage, Formen des Listengedichts und Flarf, sowie Formen, die sich aus einer bestimmten Organisation des Textes ergeben, etwa Anagramm, Lipogramm und Palindrom, Akrostichon, Bildreihengedicht, Rollengedicht und Formen des Prosagedichts.

Über den einzelnen Text hinaus geht etwa die 14 Sonette und ein „Meistersonett“ umfassende Form des Sonettenkranzes, über den einzelnen Autor z. B. das japanische Kettengedicht. Gedichte, die sich diesen und ähnlichen Bestimmungen entziehen, haben nicht selten eine explizit offene Form.

Historische, heute kaum noch verwendete Gedichtformen sind u. a. Dithyrambos, Kanzone, Madrigal und Rondeau.

Genres und Subgenres
Thematisch und/oder stilistisch bestimmte Genres und Subgenres von Lyrik sind u. a. Confessional Poetry, Dinggedicht, Kinderlyrik, Liebeslyrik, Naturlyrik und politische Lyrik. Hinzu kommen zahlreiche, meist auch formal bestimmte Spielarten der sog. Unsinnspoesie (z. B. Clerihew, Klapphornvers, Leberreim, Limerick, Wirtinnenvers) und der Gelegenheitsdichtung.

Historische lyrische Genres sind u. a. Trobadordichtung, Minnesang, Sangspruchdichtung, Bukolik bzw. Schäferdichtung und Meistersang, sowie zahlreiche zeitgebundene Subgenres, etwa die Makkaronische Dichtung.

Genreübergreifende Formen gebundener Rede sind beispielsweise Ballade, Romanze und Haibun. Zeitgenössische Mischformen finden sich u. a. im Spoken Word. Auch Liedtexte (aller Genres) sowie Hip-Hop und Rap haben Gemeinsamkeiten mit poetischen Texten.

Geschichte der Lyrik



In diesem Artikel oder Abschnitt fehlen noch folgende wichtige Informationen:
Dieser Teil des Artikels müsste deutlich ausgebaut werden. Altertum und Antike ist nur eine rudimentäre Liste, das Mittelalter ist auf europäische Literaturen beschränkt.
Hilf der Wikipedia, indem du sie recherchierst und einfügst.
Die Lyrik ist eine der frühen literarischen Formen. Wenn auch die frühesten überlieferten lyrischen Texte nicht als Gedichte im heutigen Sinne verstanden wurden – das Vorkommen von Reim bzw. Alliteration, einer Metrik oder eines sprachlichen Rhythmus genügt, um etwa die Merseburger Zaubersprüche oder frühe religiöse Texte als lyrische Texte einzustufen.

Der heutige Begriff von Lyrik geht auf den antiken griechischen Kulturkreis zurück; dort war die Lyrik zunächst das zur Lyra gesungene Lied, das in den Chorgesängen der antiken Dramen und im religiösen Kultus seinen „Sitz im Leben“ hatte. Bis heute steht Lyrik in einer gewissen Beziehung zur Musik und zum Lied.

Altertum und Antike
der Aton-Hymnus des ägyptischen Pharaos Echnaton aus dem 14. Jahrhundert v. Chr.
die Bücher der Hebräischen Bibel Buch der Psalmen und Hoheslied ab dem 10. Jahrhundert v. Chr.
die Werke der altgriechischen Dichter Alkman, Archilochos und Terpandros im 7., Alkaios von Lesbos im 7. bis 6., Stesichoros, Sappho, Ibykos und Anakreon im 6., Bakchylides, Pindar und Simonides von Keos im 5. und Kallimachos im 4. Jahrhundert v. Chr. (siehe auch Kanon der neun Lyriker).
die Werke der lateinischen Dichter des Römischen Reiches Catull, Horaz, Properz, Tibull und Ovid im 1. Jahrhundert v. Chr.[3]
Europäisches Mittelalter
Im volkssprachlichen Mittelalter treten Individualpersönlichkeiten vor allem im Minnesang und in der Spruchdichtung hervor: die provencalischen Trobadours ab dem Ende des 11. Jahrhunderts, Heinrich von Veldeke, der als erster deutschsprachiger Dichter[4] gilt, und Walther von der Vogelweide im 12. Jahrhundert, Heinrich von Morungen und Frauenlob im 13. Jahrhundert, Oswald von Wolkenstein im – spätmittelalterlichen – 15. Jahrhundert. Hauptsächlich wurde die mittelalterliche Lyrik gesungen und mündlich tradiert; die Quellen, zunächst Handschriften und später auch Drucke, auf denen das heutige Wissen über die Lyrik des Mittelalters beruht, sind häufig erst lange nach der Entstehung der Texte entstanden. Deren Urfassungen sowie die Transformationen, denen sie vor ihrer Niederschrift unterlegen haben, lassen sich nur selten durch Quellenvergleiche rekonstruieren. Geistliche Lyrik (z. B. die Sequenzen) und die lateinische Vagantendichtung sind oft anonym in größeren Sammlungen überliefert, etwa der Carmina Burana (11./12. Jahrhundert). Die Meistersinger des ständisch geprägten Spätmittelalters (u. a. Hans Sachs, 16. Jahrhundert) inszenierten ihre Dichtung als ein lern- und abprüfbares Silben- und Töne-Handwerk.

Entwicklungen ab dem Spätmittelalter


Deutschsprachige Lyrik
→ Hauptartikel: Deutschsprachige Lyrik
Englischsprachige Lyrik
Im altenglischen Epos Beowulf singt ein Skop von der Weltschöpfung. Das Gedicht The Battle of Maldon (Schlacht um Maldon) lässt sich bereits auf das 11. Jahrhundert datieren. Nach der Christianisierung Englands entstanden zahlreiche religiöse Gedichte, wobei sich an manchen Elegien wie im The Wanderer noch die Umbrüche der Zeit bemerkbar machen. Naturgedichte wie The Seafarer beinhalten heidnische und christliche Motive. Einer der ersten namhaften Lyriker ist Cynewulf. Nach der Eroberung Englands durch normannische Truppen im Jahre 1066 verschwand das Altenglische als allgemeine Literatursprache. Das in mittelenglischer Sprache verfasste Werk Brut des Dichters Layamon gehört zu den wichtigsten Dichtungen des 13. Jahrhunderts. Es ist nicht nur mit angelsächsischem Vokabular durchsetzt, sondern steht am Anfang der literarischen Artus-Rezeption in England, zu der auch die bekannte Versdichtung Sir Gawain and the Green Knight zählt. Im 14. Jahrhundert entstehen Allegorien und Gedichte wie Piers Plowman, Patience und Pearl.

Als Formerneuerer ersetzte Geoffrey Chaucer im 15. Jahrhundert den germanischen Stabreim durch den Endreim und passte den ursprünglich französischen Balladenvers der englischen Sprache an. Dieser Rhyme royal besteht aus sieben Versen, jambischen Fünfhebern und dem Reimschema [ababbcc]. Die starke Wirkung Chaucers zeigte sich in der hohen Zahl seiner Nachahmer, zu denen u. a. John Gower, John Lydgate und John Hoccleve zählen. Selbst der schottische König James I. verfasste Gedichte im Stil Chaucers.

Im 16. Jahrhundert schrieb Sir Thomas Wyatt die ersten Sonette in englischer Sprache. Sir Phillip Sidneys Sonettzyklus Astrophel and Stelle setzte das schon in Wyatts Dichtung angelegte englische Sonett schließlich durch. Daneben verfasste der Jesuit Robert Southwell religiöse Gedichte und Thomas Campion Lieder. Die englische Sonettdichtung fand ihren Höhepunkt mit William Shakespeare. Weitere Sonettdichter sind Walter Raleigh, Michael Drayton und Samuel Daniel. Edmund Spenser schrieb die Versepen The Shepheardes Calender und The Faerie Queene.

John Donnes metaphysische Dichtung grenzte sich im 17. Jahrhundert von der starren Sonettdichtung der englischen Renaissance ab. Die Cavalier poets Ben Jonson, Richard Lovelace und Edmund Waller nahmen sich weltlicher Themen an. Im späten 18. Jahrhundert überwanden Thomas Gray und Robert Burns die Auswirkungen der Restauration, deren Dichtung sich hauptsächlich auf die Übersetzung lateinischer Klassiker beschränkte, und besonders der spätere Nationaldichter Schottlands Burns ebnete den Weg zur englischen Romantik. Die Romantik repräsentieren die Dichter William Blake, William Wordsworth, Samuel Taylor Coleridge, Percy Bysshe Shelley, Lord Byron und John Keats. Zur viktorianischen Epoche werden Alfred Tennyson und Robert Browning gezählt. Hauptvertreter des Symbolismus war der Ire William Butler Yeats, aber auch spätere Dichter der Moderne wie der Waliser Dylan Thomas können teilweise zu dieser Richtung gerechnet werden.

Bedeutende US-amerikanische Lyriker sind u. a. Edgar Allan Poe, Walt Whitman und Emily Dickinson im 19. Jahrhundert, Wallace Stevens, E. E. Cummings, William Carlos Williams, Ezra Pound, Elizabeth Bishop, Sylvia Plath, Ann Sexton, Allen Ginsberg und John Ashbery im 20. Jahrhundert. Eine wichtige Rolle spielte die Lyrik auch in der Popkultur seit den 1960er Jahren, etwa bei John Lennon, Cat Stevens, Bob Dylan, Leonard Cohen und anderen Songwritern.

Französischsprachige Lyrik


Die französischsprachige Lyrik beginnt mit den Trouvèren im 12. Jahrhundert, deren Werke auf altfranzösisch verfasst wurden. Die Trobadordichtung im Süden Frankreichs wurde in provenzalischer Sprache geschrieben. Marie de France verwendete Versformen für ihre Lais, Chrétien de Troyes für seine Verserzählungen Erec et Enide und Le Conte du Graal ou le Roman de Perceval. Guillaume de Lorris und Jean de Meung, die Autoren des Le Roman de la Rose, nutzten paarweise reimende Verse für ihren Roman. Im 14. Jahrhundert verfasste Eustache Deschamps über tausend Balladen, manchen gilt er gar als Begründer dieser Form. Zu seiner Dichtung werden traditionelle Liebesdichtungen, Satiren und Sentenzen gezählt, sowie die Poetik L'art de dictier et de fere chançons, ballades, virelais et rondeau. Als bedeutendster Dichter der Zeit gilt François Villon. Sein Hauptwerk Le Testament, das sechzehn Balladen und drei Rondeaus enthält, wurde auch außerhalb des französischen Sprachraums über Jahrhunderte hinweg rezipiert. Sein Dichtung beeinflusste Mitte des 19. Jahrhunderts die Präraffaeliten und im 20. Jahrhundert die deutschsprachigen Naturalisten, später die Expressionisten und prägte die Gelegenheitsdichtung. Charles de Valois, duc d’Orléans, der Villon in seinem Schloss aufnahm und ihn später wegen eines Spottgedichtes in den Kerker werfen ließ, dichtete selbst in englischer und französischer Sprache.

Bedeutende Lyriker der Renaissance waren Pierre de Ronsard und Joachim Du Bellay, für die französische Klassik ist François de Malherbe, für die Aufklärung Jacques Delille zu nennen. In der Romantik sind Alphonse de Lamartine, Alfred de Musset und Victor Hugo von Bedeutung, etwa zeitgleich schrieben die „Parnassiens“ Théophile Gautier und Théodore de Banville. Die großen französischen Dichter der frühen Moderne (Symbolismus) sind Charles Baudelaire, Arthur Rimbaud, Paul Verlaine und Stéphane Mallarmé. Bedeutende Lyriker zu Beginn des 20. Jahrhunderts sind Guillaume Apollinaire und Paul Valéry, später André Breton, Paul Éluard, Ivan Goll, Tristan Tzara, Yves Bonnefoy u. a. m.

Griechische Lyrik
Die wichtigsten (neu-)griechischen Lyriker der Moderne waren Konstantinos Kavafis, Kostis Palamas, Odysseas Elytis, Giorgios Seferis und Giannis Ritsos.

Italienische Lyrik


In Italien waren die Lyriker der Renaissance Dante Alighieri (13. Jahrhundert) und Petrarca (14. Jahrhundert) bahnbrechend, weitere wirkmächtige Lyriker waren Michelangelo (15. Jahrhundert) und Torquato Tasso (16. Jahrhundert). Giacomo Leopardi (Anfang 19. Jahrhundert) und Gabriele D’Annunzio (19./20. Jahrhundert) waren jeder auf seine Weise Erneuerer der italienischen Dichtung; im 20. Jahrhundert waren Giuseppe Ungaretti, Eugenio Montale und Andrea Zanzotto – auch international – wegweisend.

Polnische Lyrik


Der Nationaldichter Polens ist Adam Mickiewicz (19. Jahrhundert). Die wichtigsten polnischen Lyriker des 20. Jahrhunderts waren Czesław Miłosz, Zbigniew Herbert, Tadeusz Różewicz und Wisława Szymborska; ein bedeutender Gegenwartsdichter ist Adam Zagajewski.

Portugiesische Lyrik


Der Nationaldichter Portugals ist Luís de Camões (16. Jahrhundert), ihm ist auch der Nationalfeiertag gewidmet;[5] neben ihm steht António Ferreira. Einflussreiche Lyriker des 19. Jahrhunderts sind der Romantiker Soares de Passos und die symbolistischen Dichter Antero de Quental und Cesário Verde. In der portugiesischen Lyrik des 20. Jahrhunderts ist Fernando Pessoa die wichtigste Stimme; ein weiterer Dichter von Weltrang ist Eugénio de Andrade.

Russische Lyrik


Nach den russischen Nationaldichtern des 19. Jahrhunderts Alexander Puschkin und Michail Lermontow waren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor allem Sergei Jessenin, Osip Mandelstam, Anna Achmatova, Marina Zwetajewa, Boris Pasternak und Wladimir Majakowski herausragende russische Dichter. Für die Entwicklung des russischen Futurismus und nachfolgende Avantgarden sind Velimir Chlebnikov und Alexei Krutschonych entscheidend. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts lebten viele bedeutende russische Lyriker außerhalb des Landes, etwa Joseph Brodsky in den USA und Alexeij Parschtschikov in Deutschland.

Slowenische Lyrik


Als slowenischer Nationaldichter gilt France Prešeren, weitere bedeutende Lyriker des 19. Jahrhunderts waren Dragotin Kette und Josip Murn. Im 20. Jahrhundert sind Srečko Kosovel und Matej Bor zu nennen, die bedeutendsten Dichter waren Dane Zajc und Tomaž Šalamun.

Spanischsprachige Lyrik


Luis de Góngora und Francisco de Quevedo (16./17. Jahrhundert) sind die wichtigsten Lyriker des spanischen Barock. Bedeutende Lyriker des 20. Jahrhunderts sind u. a. Juan Ramón Jiménez, Antonio Machado sowie die Lyriker der Generación del 27 Ramón Gómez de la Serna, Rafael Alberti, Vicente Aleixandre, Jorge Guillén, Pedro Salinas, Miguel Hernández und Federico García Lorca.

Bedeutende spanischsprachige Lyriker Chiles sind Pablo Neruda und Nicanor Parra. Der bedeutendste spanischsprachige Lyriker Mexikos ist Octavio Paz, der Perus César Vallejo.

Tschechische Lyrik
Bedeutende tschechische Lyriker des 20. Jahrhunderts sind u. a. Jiří Wolker, Vítězslav Nezval, Konstantin Biebl, Jiří Orten, František Halas, Vladimír Holan, Jaroslav Seifert, Jan Skácel und Jiří Kolář, in jüngerer Zeit u. a. Jáchym Topol und Petr Borkovec.

Japanische Lyrik


→ Hauptartikel: Japanische Poesie
Der allgemeine Begriff für Gedicht im Japanischen ist uta (歌, in Zusammensetzungen auch -ka oder 唄), was auch „Lied“ bedeutet. Traditionell unterscheidet man japanische Gedichte (Waka) und chinesische Gedichte (Kanshi). Die Hauptformen des Waka sind das Kurzgedicht, Tanka, mit 5-7-5-7-7-Moren und das Langgedicht, Chōka, mit 5-7-5-7- … -5-7-7-Moren. Aus der Verkettung von Tanka entstand das Kettengedicht, Renga, dessen Eröffnungsvers mit 5-7-7-Moren später zur eigenständigen Gedichtform Haiku wurde. Ähnlich kurz ist auch das Senryū, das außerhalb Japans nach dem Haiku die bekannteste Form japanischer Poesie darstellt.

Gedichte sind bereits in den beiden ältesten überlieferten japanischen Werken, den Reichschroniken Kojiki und Nihonshoki von 712 bzw. 720 n. Chr. enthalten. 759 n. Chr. erschien mit dem Man’yōshū die erste Gedichtanthologie, die knapp 4500 Gedichte umfasst, wobei ein Teil der Gedichte bis in das frühe 6. Jahrhundert n. Chr. zurückreicht. Obwohl die Werke im Man’yōshū zum Großteil der Hofdichtung zuzuordnen sind, finden sich darin auch Gedichte aus dem einfachen Volk, etwa Soldatengedichte. Die japanischen Kaiser ließen von 905 mit dem Kokin-wakashū bis 1439 mit dem Shinshokukokin-wakashū regelmäßig Waka-Anthologien wie die Sammlungen aus einundzwanzig Epochen zusammenstellen.

Die bedeutendsten Dichter bis ins 12. Jahrhundert wurden als „Die Sechsunddreißig Unsterblichen der Dichtkunst“ bezeichnet. Als die bedeutendsten Dichter der Edo-Zeit (17.–19. Jahrhundert) gelten Matsuo Bashō, Yosa Buson und Kobayashi Issa, während für die Moderne Hagiwara Sakutarō, Ishikawa Takuboku, Masaoka Shiki, Miyazawa Kenji, Ogiwara Seisensui, Takamura Kōtarō und Yosano Akiko zu nennen sind.

Persische Lyrik


Zu den bedeutendsten persischen Dichtern gehört Abū ʾl-Qāsim Firdausī (940–1020). Das von ihm verfasste Epos Schāhnāme (persisch شاهنامه, DMG 'Šāhnāma, auch Šāhnāmeh, „Königsbuch“ oder „Buch der Könige“) gilt als Nationalepos der persischsprachigen Welt. Mit nahezu 60.000 Versen ist es mehr als doppelt so umfangreich wie Homers Epen und mehr als sechsmal so lang wie das Nibelungenlied. Ein weiterer herausragender Dichter ist Hafis (14. Jahrhundert), dessen Werk unter anderem Goethe zu seinem West-östlichen Divan inspirierte. Auf diesem Weg nahm Hafis Dichtung nachhaltig Einfluss auch auf die europäische Lyrik. Weitere bekannte klassische Dichter sind Saadi, Nezami, Rūmī sowie der Mathematiker Omar Chayyām. Im 20. Jahrhundert gilt Forugh Farrochzad als eine der bekanntesten iranischen Dichterinnen.
Im Koran ist den zumeist schicksalsgläubigen altarabischen Dichtern ein eigener, kritischer Abschnitt gewidmet. Die letzten vier Verse der „Die Dichter“ (asch-Schuʿara) genannten Sure 26 setzen sie mit Wahrsagern und ziellos Umherirrenden gleich, die von Dschinn oder gar dem Satan selbst besessen seien und ihren Einfluss auf das Stammesleben falsch nützten. Der Prophet Mohammed grenzt sich zwar von ihnen ab, bescheinigt aber (in den letzten beiden später offenbarten bzw. hinzugefügten Versen) zumindest einigen unter ihnen Rechtgläubigkeit. Der Gesamtinhalt der Sure ist eine Zusammenfassung der wichtigsten Prophetengeschichten des Islam, die Mohammed trösten und die Ungläubigen warnen sollen. Die muslimisch-arabischen Dichter erfreuten sich nach Mohammed unter den Umayyaden höchster Protektion, sofern sie die Quraisch glorifizierten und halfen, die Nichtaraber zu arabisieren. Hauptthema der Dichtung vor bzw. bis Mohammed war die Suche des liebenden (und deshalb umherirrenden) Dichters nach der verlorenen Geliebten.

Gegenwart


Weltweit hat Lyrik auch im 21. Jahrhundert eine große Bedeutung, vor allem in der arabischen Literatur, aber auch in vielen anderen Kulturkreisen. Im deutschen Sprachraum hatte Lyrik nie einen solchen Stellenwert, im 20. Jahrhundert ging ihre Rezeption eher noch weiter zurück bzw. verharrte auf niedrigem Niveau. Unabhängig davon entwickeln sich beständig neue Formen von Lyrik und poetische Sprechweisen, zuletzt z. B. im Internet und in den Jugendkulturen (Spoken Word, Hip-Hop, Sprechgesang). Auch die Lyrik im engeren Sinn hat sich in den vergangenen Jahrzehnten tiefgreifend verändert und bezüglich ihrer Formen, Mittel und Gegenstände erweitert. Eine Wiederaufnahme metrischer und gereimter Dichtung zeigt sich im amerikanischen Neuen Formalismus.

Verweis
Dieter Burdorf: Einführung in die Gedichtanalyse. 3. Auflage. J.B. Metzler, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-476-02227-1, S. 2.


Jürgen Link: Lyrik als Paradigma des überstrukturierten Textes. In: Helmut Brackert und Jörn Stückrath (Hrsg.): Literaturwissenschaft. Grundkurs 1. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg: 1978, S. 196 f.; 201 f.
Römische Lyrik – Lateinisch/Deutsch, Hrsg.: Bernhard Kytzler, Philipp Reclam jun., Stuttgart 1994, ISBN 3-15-008995-6
Gottfried von Straßburg: Tristan. Hrsg. von Rüdiger Krohn, 3 Bände, Reclam, 3. Aufl. Stuttgart 1984, Vers 4738 f. („er inpfete daz erste rîs in tiutscher zungen“).
The Lusiads. In: World Digital Library. 1800–1882. Abgerufen am 31. August 2013.
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