4.4.4 Basare
„
Wenn Du die Kultur eines fremden Landes kennenlernen willst,
dann geh dort auf den Basar und den Friedhof.
“
Usbekisches Sprichwort
55
„
Der Basar ist dein Vater, er ist auch deine Mutter.
“
Usbekisches Sprichwort
56
55
Übersetzt von G. R.. Im Original lautet dieser Spruch wie folgt: „Бирор элнинг маданиятини билмоқчи бўлсанг, унинг бозорию
мозорини кўр.“
56
Übersetzt von G. R.. Die Originalfassung lautet: „Отанг бозор, онанг бозор.“
215
Das Wort
Basar
(od.
Bazar
)
57
entstammt dem Persischen
Bāzār
und bedeutet ʻMarktʼ
(vgl. Horn 1893, S. 38). In deutschsprachigen Reiseberichten über Turkestan und die
Usbekische Sowjetrepublik ist die Schreibweise nicht einheitlich: Vámbéry, Moser,
Karutz, Köstenberger und Richter verwenden die Variante mit „z“ also „Bazar“; v.
Schweinitz, Krist, Ross, Kisch und Christ entschieden sich für die Schreibweise
„Basar“.
58
Die Basare in Zentralasien sind als bedeutende Bestandteile des einheimischen
Lebens anzusehen und waren für Europäer von jeher ein Ort der Bewunderung. Viele
Reisende haben über sie gestaunt und den eigenen Emotionen freien Lauf gelassen.
Die Basare werden von Reisenden gerne besucht und sie reflektieren oft über die
Einzigartigkeit und die Vielfalt in den Basaren, sie sind verwundert, begeistert, zugleich
aber auch befremdet von der Atmosphäre.
Vámbéry kannte bis zu seiner Bekanntschaft mit den Basaren in Turkestan auch
orientalische Basare in Teheran, Täbris und Isfahan. Die Basare von Buchara bieten
seiner Meinung nach „
durch die Verschiedenheit der Rassen, Kleider und Sitten dem
Auge des Fremden einen auffallenden, eigentümlichen Anblick dar
“ (Vámbéry 1983
[1865], S. 224). Er wundert sich über das „
bunte Gemisch von Bocharioten, Chiwaern,
Chokandern, Kirgisen, Kiptschaks, Turkmanen, Indern, Juden und Afghanen
“ (ebd.: S.
226) und trotz der aktiven Bewegung der Menschen fand er „
keine Spur des
geräuschvollen Bazarlebens
“ (ebd.), das er in Persien so oft erlebt hatte (vgl. ebd.).
Moser gibt eine detaillierte Beschreibung des Taschkenter Basars, dessen Bedeutung
er besonders betont: Dieser Basar sei „
vielleicht der bedeutendste in ganz
Centralasien
“ (Moser 1888, S. 92). Er umschreibt den Basar als „
den ‚Boulevard‘ des
Sarten
“ (ebd.) und sieht ihn als „
ein Lebensbedürfniss
“ (ebd.) für den Sarten. Moser
gebraucht zahlreiche rhetorische Stilmittel, wie z.B. die Synekdoche („
die ganze
Masse
“ statt „
Menschen
“) und die Allegorie („
Arterien des Bazars
“
),
um der eigenen
Beschreibung Lebendigkeit und Bildhaftigkeit zu verleihen:
57
Duden erlaubt beide Varianten. Siehe dazu:
https://www.duden.de/rechtschreibung/Basar
(Abrufdatum: 25.03.2021).
58
Einen umfassenden Überblick zu diesem Thema bietet das Buch von Mohamed Scharabi „Der Bazar. Das traditionelle
Stadtzentrum im Nahen Osten und seine Handelseinrichtungen“. Der Autor untersucht die Lage, Funktion, Bauformen und das
Ordnungssystem der Handelsanlagen des Bazars. Siehe dazu: Scharabi 1985.
216
„
Die ganze Masse drückt und drängt und staut sich in den grossen Arterien des Bazars;
[…].
“
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