2. Informatik und Informations- und
Kommunikationstechnik
”
Informatik wurde in der Vergangenheit zun¨
achst als Spezialgebiet
innerhalb anderer wissenschaftlicher Disziplinen betrieben, sp¨
ates-
tens seit 1960 kann sie jedoch nicht mehr nur als Ansammlung von
aus anderen Wissenschaften (z. B. Logik, Mathematik, Elektrotech-
nik) entliehenen Methoden und Regeln aufgefasst werden; vielmehr
hat sich die Informatik zu einem zusammenh¨
angenden, theoretisch
fundierten Geb¨
aude, also zu einer neuen Grundlagenwissenschaft ent-
wickelt, die auf andere Wissenschaften ausstrahlt. Zugleich f¨
uhrten
Einsatz und Anwendungen zu einer F¨
ulle von Erkenntnissen, Metho-
den und Techniken.
Heute stellt sich die Informatik als eine Ingenieurwissenschaft dar,
die (anstelle der Grundelemente
’
Materie‘ und
’
Energie‘) den Roh-
stoff
’
Information‘ modelliert, aufbereitet, speichert, verarbeitet und
einsetzt.“ (Engesser (1993))
In diesem Kapitel werden einige Grundlagen der Informatik und der Infor-
mations- und Kommunikationstechnik dargestellt.
1
Entsprechende Erkennt-
nisse und Methoden stellen eine wesentliche Basis f¨
ur die Wirtschaftsinfor-
matik dar.
Der Duden Informatik (Engesser (1993)) definiert Informatik als
”
Wissen-
schaft von der systematischen Verarbeitung von Informationen, besonders der
automatischen Verarbeitung mit Hilfe von Digitalrechnern (Computern)“.
2
Die im Eingangszitat dieses Kapitels vorgenommene Einordnung der Informa-
tik als Ingenieurwissenschaft ist nicht unumstritten.
3
So hat etwa die theo-
1
Eine umfassende allgemeinverst¨
andliche Beschreibung von Informations- und
Kommunikationstechnik findet sich z. B. in Petzold (1999) sowie Nisan und
Schocken (2005).
2
Demzufolge wird der Begriff Information in den Mittelpunkt gestellt. Dies erfor-
dert eine entsprechende Auseinandersetzung mit diesem Begriff; vgl. hierzu das
entsprechende Stichwort in Engesser (1993) sowie Kapitel 3.
3
In diesem Zusammenhang sei auch auf die Divergenz zwischen den Inhalten
einer Hochschulausbildung Informatik und dem praktischen Berufsbild hinge-
wiesen. Die klassischen T¨
atigkeiten eines Informatikers in der Praxis (Konzep-
tion, Erstellung und Betrieb von Informationssystemen) sind durchaus als Inge-
nieurt¨
atigkeiten zu verstehen.
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2. Informatik und Informations- und Kommunikationstechnik
retische Informatik viele Gemeinsamkeiten mit der als Formalwissenschaft
klassifizierbaren Mathematik:
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• Abstraktheit mit vielen verschiedenen Abstraktionsniveaus
• Pr¨azision und logische Strenge
• quantitative Aussagen
• breites, nahezu universelles Anwendungsgebiet
Anders als die Mathematik sind die betrachteten Strukturen aber im We-
sentlichen dynamisch; Algorithmen (anstatt statischer Beziehungen) stehen
im Mittelpunkt. Demzufolge sprechen Aho und Ullman (1996), S. 19, auch
treffend von der Informatik als der Wissenschaft von der
”
Mechanisierung
der Abstraktion“. Diese Charakterisierung erlaubt eine Interpretation, die
die traditionellen Teilgebiete der Informatik (theoretische, technische und
praktische Informatik) umfasst. Es ist jedoch zu konstatieren, dass die In-
formatik als relative junge, heterogene Wissenschaftsdisziplin eine eindeutige
und klar umrissene Definition und Abgrenzung (noch) nicht zul¨
asst.
Im n¨
achsten Abschnitt werden einige wesentliche theoretische Grundla-
gen der Informatik in vereinfachter Form dargelegt. Dabei wird sich ins-
besondere zeigen, dass es auch unter Nutzung leistungsf¨
ahigster Rechner
prinzipielle
”
Grenzen des Machbaren“ gibt. Das heißt, auch eine Fortset-
zung der raschen Entwicklung der Informations- und Kommunikationstech-
nik (gebr¨
auchlicherweise abgek¨
urzt durch IT) wird nur sehr bedingt zu einer
universellen Probleml¨
osungsf¨
ahigkeit f¨
uhren. Hingegen bietet die IT insbe-
sondere ein
”
erm¨
oglichendes Instrumentarium“ f¨
ur eine Neugestaltung und
(Teil-)Automatisierung von Prozessen (Enabling-Funktion) im Hinblick auf
das von Mertens (1995) formulierte Langfristziel der Wirtschaftsinformatik,
der sinnhaften Vollautomation.
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