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Sozial-historische Ursachen der Entlehnung



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Sozial-historische Ursachen der Entlehnung

Die Bereicherung des deutschen Wortschatzes durch Entlehnungen ist mit historischen Tatsachen und mit der Geschichte des deutschen Volkes verbunden. Der Prozeß des Eindringens der fremden Elemente in den deutschen Wortschatz vollzieht sich auf zweierlei Weise: entweder als Resultat der wechselseitigen Entlehnung der Lexik der Sprache des Siegervolkes und der des besiegten oder als Folge verschiedenartiger Beziehungen der Völker zueinander

Im Laufe der geschichtlichen Entwicklung haben verschiedene Sprachen den deutschen Wortschatz bereichert –je nach der Bedeutung,die fremde Völker und Kulturen in bestimmten Zeiten für das deutsche Volk gehabt haben.

Wirtschaftliche,kulturelle,politische Kräfte, geschichtliche Ausstrahlungszentren haben die großen Anstöße zur Übernahme fremden Wortgutes gegeben:

die verfeinerte materielle Kultur des alten Rom,

die christliche Missionierung der Germanen,

das französische Rittertum des Mittelalters,

humanistische Universität und römisches Recht,

das Frankreich des Absolutismus,

italienscher Handel und italienische Musik,

englische Seefahrt und englischer Handel,

und vor allem englische Bürgerrevolution,

die amerikanische Technik,das Filmwesen,der Sport

und russusche Oktoberrevolution.

und sozial-politische Veänderungen in der ganzen Welt.

Urgermanen, die noch Halbnomaden waren, sahen sich gezwungen, zu einer seßhaften Lebensweise überzugehen. Noch in den ersten Jahrhunderten vor unserer Ära lernten sie die viel höhere Kultur der Römer kennen, insbesondere auf dem Gebiete der Landwirtschaft(Pflanze –planta,Korb –corbis,Wein –vinum), der Militärkunst( Kampf –campus,Wall-vallum,Meile –milia) des Handels(Münze-moneta, Markt-merkatus, kaufen -caupones), des Bauwesens (Mauer –murus,Ziegel-tegula, Pforte –porta), der Hauseinrichtung( Tisch-diskus,Pfanne-patina, Kessel- catillus) . Die ältesten Entlehnungen im deutschen Wortschatz stammen schon aus jener Zeit, als die Germanen in enge Berührung mit Kelten und Römern kamen. Keltischen Ursprungs sind: Amt, Eid, Geisel, Glocke, Reich, Zaun.

Die höhere römische Kultur hat den Germanen viele neue Kenntnisse und Begriffe vermittelt und ihren Wortschatz erweitert: Kopf, Spiegel, Kaiser, Kampf, Markt, Münze, Brief, schreiben, Arzt, Straße, Platz, Mauer, Kerker, Keller, Turm, Ziegel, Wein, Birne, Kirsche, Kohl, Pflanze, Frucht, Kochen, Speise, Butter, Essig, Öl. All diese Wörter sind aus der lateinishen Sprache übernommen worden.

Im 5-7 Jahrhundert unserer Zeitrechnung, mit der Verbreitung des Christentums in Deutschland kamen wieder lateinische Wörter in die deutsche Sprache, vor allem wohl im Zusammenhang mit der christlichen Missionierung der Germanen(Kloster-clostra,Mönch –monacus, Nonne-nonna, Kreuz-kruzi). Das mittelalterliche Bildungswesen hatte einen ausgesprochenen Charakter, es stand völlig unter der Herrschaft der römisch-katholischen Kirche und verbreitete die klerikale Ideologie weiter. Sie war die offizielle Sprache der Wissenschaft,der Schule,der Kirche und sogar der Staatskanzleien. Aber das Volk sprach seine Muttersprache und seine Dialekte weiter . Da in der Schule das Latein erfolgte,strömten in die deutsche Sprache die Wörter des Bildungswesens(Schule –scola,Tafel –tabula, Tinte – tincta, Kreide –creta, Meister –magister,Titel –titulus)- Latein blieb bis ins 18.Jahrhundert hinein die offizielle Sprache der Wissenschaft,daher sind folgende Wörter wie Aula,Auditorium,Abiturient,Glossar,Examen,Exkursion,Zensur u.a. Dazu sind auch die juristische Terminologie zu nennen: Prozeß,Klient, Justiz,Jura,Appelation,Advokat, Legalität.

Von den alten Sprachen übte auch das Griechische einen großen Einfluß auf die Entwicklung des deutschen Wortschatzes aus.Das waren hauptsächlich Wörter aus dem Gebiet de Religion,Bildung,Wissenschaft,wie Bibliothek,Chor,Charakter,Kirche,Katheder,Phonetik,Telephon,Vitamin u.a.

Die Wörter französischer Abstammung strömeten schichtenweise in drei verschiedenen historischen Perioden. In den 11-12 Jahrhunderten war Frankreich mit seiner ritterlich-höfischen Kultur, mit seiner Mode, mit der Hofetikette, Kochkunst zum Vorbild in Westeuropa.Das alles ließ einen starken Strom der französischen Wörter in die deutsche Sprache kommen: Palast,Tournier,Lanze,Manier,Flöte,Pavillion,Preis,Abenteuer,parlieren u.a.

Im 17-18 Jahrhundert ,in der Epoche des Absolutismus,wurde Frankreich wieder zum führenden Land Westeuropas und diente dem feudalen Adel als Muster.Man ahmte das Leben des französischen Adels nach,seine Sitten,Moden, höfische Etikette.Alles ,was aus Frankreich kam,war Mode,auch die Sprache.Die Deutschen nennen diese Zeit auch a-la-mode-Zeit:(elegant,mode,kokett,galant,frivol,Armee,Garnison,Kommandeur,Kompanie).

Die dritte Schicht der französischen Entlehnungen fällt in die zweite Hälfte des 18.Jahrhunderts und die erste Hälfte des 19 . Jahrhunderts.Diese wurde durch andere historische Ereignisse bedingt:durch die Ideen der französischen Aufklärer –Diderot,Rosseau,Voltaire -, utopische Sozialisten- Fourier, Saint Simon.Robert Ouen - .Das Aufblühen des politischen Lebens in Frankreich verursachte die Entstehung neuer Begriffe,solche wie revolution,republique,proletaire,social, classe,democrat,constitution,socialisme, communisme u.a.

Bis ins 18. Jahrhundert war in Deutschland die Umgangssprache der ganzen Oberschicht französisch und die Sprache der Wissenschaft lateinisch. Bis Mitte des 19.Jahrhunderts haben die deutschen Gesandten ihre Berichte französisch geschrieben. Im Jahre 1570 waren drei Viertel aller Bücher lateinisch.

Außer lateinischen und französischen Entlehnungen gibt es im deutschen auch italienische aus dem 15 J.h.,aus der Epoche des Humanismus,der italienischen Renaissance.Italienisches Wortgut stammt hauptsächlich aus dem Gebiete des Finanz- und Militärwesen,insbesondere aus dem Gebiete der Kunst.Die meisten dieser Wörter sind ins Deutsche durch das Französische eingedrungen:Oper,Sopran,Baß,Tenor,Fuge,Konzert,Piano,Galerie,Architektur,Korridor,Fassade u.a.

In der deutschehn Sprache lassen sich such englische Elemente aufweisen.Die ersten englische Wörter fallen in das 14-17 Jahrhundert,hauptsächlich Handels- und Seetermini( Boot,Lotse,Kabine,Paketboot,Flagge u.a.)Im 18-19 Jahrhundert wurde England zum führenden Land des industriellem Kapitalismus ,weswegen ins Deutsche auch viele Entlehnungen kamen,aus Technik,Handel, Industrie,Finanzwesen,politischem Leben und Wissenschaft: Logarithmus, Spektrum, Barometer, Darwinismus, Trust, Tunnel ,Export, Import, Scheck; Agitator, Boykott, Meeting,Votum, Trade-Union u.a.

Aus dem Gebiet der Mode und Kochkunst: Grog, Pudding,Whyski, Comfort,



Frack,Bar,Gentleman,Sweater,Clown,Boston,Lunch, Smoking,Punsch, u.a

Bis zum 18. Jahrhundert war der Einfluß des Englischen nur gering. Später wurden aus dem Englischen ziemlich viele Wörter entlehnt:



    1. Bereich Literatur und Kunst: Ballade, sentimental, Elfe, Humor;

    2. Bereich Staats- und Rechtswesen: Parlament, Adresse, Debatte, Thronrede, zur Ordnung rufen;

    3. Bereich öffentliches Leben: Klub, Streik, Boykott, Leitartikel, Heilsarmee;

    4. Bereich Sport: boxen, Sport, paddeln, Trainer, Start, Outsider, Tennis, Matsch, Champion, Hockey, Bobsleigh, Fußball, Juri;

    5. Bereich Mode: Frack, Raglan, Care, Pullover, Sweater;

    6. Bereich Essen: Pudding, Keks, Punsch, Portwein, Roastbeet, Rumsteack;

    7. Bereich Technik: Tunnel, Lokomotive, Lift, Koks, Dampfer, Expreßzug.

Im 20. Jahrhundert wird besonders stark der Strom englischer Entlehnungen in Westdeutschland nach dem 2. Weltkrieg: Killer, Superman, clever (schlau), drink (Schluck), Party, Sex, Thriller, blue jeans, good-looking, Cinema (Film), Producer, Happy-End, Band, Fan, Cup, Team, swimming-pool. Besonders stark war die Entlehnung aus dem Englischen in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts : Internet, chatten, Handy, Hotline, Homestory, Trendscout, Callcenter, browsen, Callingcard, Electronic Commerce, E-mail, mailen, Newsgroup, Pager, Website, Boygroup, Blockbuster, Mystery, Trash, Bodydrill, cruisen, babysitten.

Außer den griechischen, lateinischen, französischen, italienischen und englischen Lehnwörtern gibt es im Deutschen eine menge Entlehnungen, die aus den Sprachen des Fernen Ostens und Zentralasien, aus Afrika und Australien, Portugal und Spanien, aus Amerika entnommen sind. Die Bekanntschaft der Deutschen mit der Kultur dieser Länder, Handelsbeziehungen,geographische Entdeckungen, verschedene Expeditionen und Reisen – das alles brachte viele Wörter dieser Art mit sich, z.B.:




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