Schriftenreihe des törpiner forums e. V. Landwirtschaft Zur Geschichte Vorpommerns Herausgeber


Die Landwirtschaft in den 60er Jahren bis heute



Download 114,99 Kb.
bet2/7
Sana26.06.2017
Hajmi114,99 Kb.
#16759
1   2   3   4   5   6   7

Die Landwirtschaft in den 60er Jahren bis heute

Ganschendorf


Die Mitglieder der bestehenden LPG Typ III bestätigten am 1. März 1960 in einer Vollversammlung die Aufnahme der neuen Mitglieder aus der Typ I, wählten einen neuen Vorstand und eine neue Betriebsleitung.

Als Vorsitzenden bestätigte man Alouis Hartwig, als Wirtschaftsleiter Otto Gielow, als Feldbaubrigadier Ulrich Michael und als Viehzuchtbrigadier Theodor Garske. Es erfolgte eine neue Form der Wirtschaftsorganisation.

Der LPG „Jupp Augenfort“ diente der Kalsowsche Hof als Zentrale. Hier standen auch 20 Arbeitspferde. Auf diesem Hof erfolgte die tägliche Arbeitseinteilung der Kollegen und Gespanne. Auf dem Ausbau mit Breitenlande hatten wir eine Arbeitsgruppe, die von Hermann Michael, später von Erich Engelmann geleitet wurde. Die Arbeitsgruppe hatte 6 Arbeitspferde, die auf dem Hof von U. Michael standen. Die jetzt hinzugekommenen Mitglieder bekamen verschiedene Arbeitsgebiete in der Tier- und Pflanzenproduktion. Es fehlten Kollegen, die Interesse für die Stallwirtschaft hatten, Gespannführer und auch Männer, die mit der Technik umgehen konnten. Für viele Menschen war es ein schwerer Gang. Alte erfahrene Bauern hatten keine Verantwortung mehr und wurden zum Befehlsempfänger der neuen Zeit.

Landwirtschaft in Ganschendorf ab 1960


Auch für mich persönlich war es eine große Umstellung. Ich wurde 1923 in Ganschendorf geboren, auf dem väterlichen Hof aufgewachsen und hatte die Wirtschaftsweise eines 30 ha Betriebes gelernt. Vater und der ältere Bruder mussten bei Ausbruch des Krieges 1939 zur Fahne. Nach dem Polenfeldzug kam unser Vater wieder nach Hause. Ich wurde dann 1942 eingezogen und kam Weihnachten 1949 aus russischer Kriegsgefangenschaft nach Hause.

Vor meiner Einsetzung als Brigadier 1960 hatte ich mich erst geweigert, aber nach gewisser Überzeugungsarbeit durch alte Bauern, Herrn Prejawa und Herrn Wilk, wurde ich dann als Brigadier eingesetzt. Ich besuchte dann in den Winterhalbjahren 1961 bis 1963 die Landwirtschaftsschule und qualifizierte mich zum staatlich geprüften Landwirt.

Die LPG hatte eine Größe von 650 ha Acker und einschließlich der Kälberaufzuchtstation 80 ha Grünland. Auch der Wirtschaftsleiter hatte als Tagelöhner beim Baron gedient, dann als Neubauer eine Siedlung übernommen und hatte jetzt in diesem großen Betrieb auch seine Schwierigkeiten. Der Vorstand tagte in der ersten Zeit sehr oft, denn es gab eine Menge von Problemen, die zur Zufriedenheit der Mitglieder gelöst werden mussten. Die Buchhaltung, geleitet durch Herrn Kurt Eichwald, hatte ihren Sitz in dem Neubauernhaus, welches heute von der Familie Neubus bewohnt wird.

Die LPG Ganschendorf wurde von der Brigade l der MTS Sarow unterstützt, das heißt, es wurden alle Pflug- und Bestellarbeiten der einzelnen Kulturen sowie Erntearbeiten durchgeführt. Die Brigade hatte 4 Traktoren vom Typ Pionier, 2 RS 30, 1 KS 07/02, 2 Geräteträger, 2 Mähdrescher, 2 Strohpressen und 1 LKW H 3A. Der Stützpunkt der Brigade mit Werkstatt war im ehemaligen Gutspferdestall eingerichtet worden.

Die Bewirtschaftung der Ackerflächen des neuen Betriebes war eine schwierige Angelegenheit. Man muss sich die vielen Ackerstücke vorstellen, die wir bestellen und abernten mussten. Der Winterroggen stand auf 65 Teilstücken von 1 bis 5 ha, ähnlich sah es bei anderen Kulturen aus. Wir versuchten gleich bei der Frühjahrsbestellung 1960, die Kartoffeln und Zuckerrüben auf größeren Schlägen zu bestellen. Das hatte den Vorteil, dass weniger Vorgewende war und die Bearbeitung der Schläge schneller ging.

Die Getreideernte 1960 brachte Probleme mit sich. Wie schon erwähnt, hatten wir sehr viele Getreideschläge. Die Mähdrescherkapazität, die nur gering war, zwang uns zu den alten Erntemethoden. Es musste sehr viel Getreide mit dem Mähbinder gemäht, aufgehockt und mit Gespannen zusammengefahren werden. Das Sommergetreide lagerten wir in den Scheunen der Bauernhöfe ein, den Roggen packten wir in große Kornmieten oder machten gleich Hockendrusch. Die Mieten haben wir dann bei günstiger Gelegenheit ausgedroschen, und das Dreschen des Sommergetreides blieb Arbeit für den Winter. In den nächsten Jahren ging alles schon viel besser. Wir arbeiteten schon auf größeren Schlageinheiten und kamen dadurch mit der Arbeit besser zurecht.

Der Hackfruchtanbau hatte auch seine Schwierigkeiten. Die Anbaufläche für Kartoffel betrug 75 ha. Die Lagerung und Sortierung führten wir unter freiem Himmel durch. Das Pflanzen der Kartoffeln erledigten die Frauen durch Handarbeit. Der Kartoffelacker war mit Lochmaschinen vorbereitet dann wurden die Kartoffeln eingelegt und mit Maschinen zugehäufelt. Die Kartoffelernte führten wir nur per Handsammeln durch, Kombinen standen uns noch nicht zu Verfügung. Das Roden führten wir mit Siebkettenroder durch. Alle Frauen und verfügbaren Kräfte halfen beim Sammeln. Wir konnten uns nur gutes Wetter wünschen, um mit der Hackfruchternte über die Runden zu kommen. Den gesamten Transport vom Feld zum Mietenplatz wurde mit Pferdegespannen durchgeführt. In diesem Anbauplan hatten wir auch Kartoffelvermehrung, die wir mit sehr gutem Erfolg durchführten. Das Verladen der Pflanzkartoffeln, die wir an andere Betriebe verkauften, musste auf dem Demminer Bahnhof vorgenommen werden.

Die Lagerung der Kartoffeln erfolgte in den alten herkömmlichen Mieten, 7,5 dt auf dem laufenden Meter. Säuberlich, mit langem Roggenstroh und Erde wurden die Mieten winterfest zugedeckt. Auch hierfür hatten wir Spezialisten. Die Zuckerrüben konnten schon teilweise mit Technik geerntet werden, nur die Futterrübenernte war volle Handarbeit.

Für den Rübenanbau gab es 1960/61 noch keine Möglichkeit, die Bestände mit Spritzmitteln zu behandeln. Die Folgeerscheinung war, dass viele Parzellen, die nicht gut gepflegt waren, bei der Rodung sehr viel Unkraut aufwiesen.

Alle Hand-, Gespann-, sowie Traktorenarbeit mussten nach einem errechneten Normkatalog abgerechnet werden. Die Abrechnung erfolgte über Arbeitseinheiten. Der Wert der AE lag unter 5,00 Mark im Jahr 1960/61.

Der tägliche Verdienst war unterschiedlich zwischen 1 - 2 AE am Tage, im Monat kam bei manchen Mitgliedern ein Auszahlungsbetrag von 150,00 bis 200,00 Mark zusammen.

Als Brigadier erhielt ich eine Abrechnung von 35 AE im Monat, dafür konnte man eigentlich gar keine Verantwortung tragen, und für den Lohn waren andere Mitglieder nicht aus dem Haus gegangen. Nach und nach änderte sich die Wirtschaftlichkeit des Betriebes positiv, auch erfolgte eine bessere Bezahlung. Alle Mitglieder hatten noch eine gute Hauswirtschaft, das heißt, sie konnten die Naturalien von 2 Morgen Acker in Anspruch nehmen, durften eine Kuh halten oder auch Schweine mästen und zur Ablieferung bringen. Die Milch nahm der genossenschaftliche Milchwagen mit zur Molkerei. Jede Familie hatte Hühner, Gänse und Enten. Die Eier brachte man auch zur Ablieferung. Durch diese Hauswirtschaft konnten die Kassen der Familien sehr gut aufgebessert werden. Die Arbeitszeit auf der LPG ging von Montag bis Sonnabendmittags; in der Erntezeit konnte auch Sonntagsarbeit angeordnet werden.

Jetzt einen Überblick über die Viehwirtschaft in der LPG „Jupp Augenfort“ in Ganschendorf. Die Viehwirtschaft wurde von einem Zootechniker (Brigadier), Kollegen Garske und dem Vorsitzenden geleitet. Am 1. April 1962 übernahm Günter Voß das Amt des Zootechnikers.

1959/60 baute man in Ganschendorf 2 Offenställe mit Melkhaus und einen Schweinestall. Im Nachgang bauten man dann auch gleich den zweiten Stall für die Schweinehaltung. Kurz vor Weihnachten 1960 stellten wir den ersten Stall voll Kühe. Dann war es gleich so kalt, dass wir die offene Südostseite mit Stroh zupackten, um die Kühe im Stall vor Wind und Kälte zu schützen. Später mauerte man die Seite vernünftig zu. Mit dem zweiten Offenstall passierte das gleiche. Die Erfindung des Offenstalles war im ganzen Land verunglückt. Die Unterbringung der Rinderbestände war folgendermaßen:

Im ersten Offenstall standen 100 Milchkühe, im zweiten 33 Tbc- und Bangfreie Tiere. Bei Martens hatten wir 35 Tbc- und Bangfreie Kühe untergebracht. Im Stall von Menz betreute man 22 positive Tiere (Bang). Die Jungviehaufzucht war auf dem Baumannschen Hof eingerichtet (Ausbau) und wurde von Herrn und Frau Wilk versorgt. Der Hiddicksche Stall musste 1961 schon stillgelegt werden, weil wir kein Personal zur Betreuung der Tiere hatten. Die Familie Hintz betreute im Stall vom Richard Michaelschen Hof Kühe und Färsen, die sich in Quarantäne befanden. Die Schweine waren in drei neugebauten Ställen untergebracht. Schweinemast war im ehemaligen Pferdestall vom Gut eingerichtet. Als 1965 ein vierter Stall zur Verfügung stand, konnte der Gutsstall für Speicherzwecke frei gemacht werden.

Zu den Pferden, die der Pflanzenproduktion zur Verfügung standen (25 Stück), kamen dann noch 8 Stück dazu, die in den einzelnen Ställen der Tierproduktion zur täglichen Arbeit gebraucht wurden. Bullenmast führte die Familie Liermann auf dem Breitenlande durch, hier betreute man etwa 40 Tiere.

Die LPG „Jupp Angenfort“ baute 1960 eine Hühnerfarm auf, Frau Kopplin und Frau Blödorn betreuten ca. 400 Hühner. 1963 brachten die Hühner nicht mehr den gewünschten Erfolg und wurden abgeschafft. Die Ställe baute man um und nutzte sie für die Schweinehaltung.

1961 erfolgte die leihweise Übergebe der Technik von der MTS. Wir konnten ab jetzt über die Traktoren und Technik als Leitung der LPG verfügen. Durch diese Maßnahme gab der Staat den LPG'n große Unterstützung.

Im April 1963 erfolgte dann auf Beschluss der Parteileitung der SED der Zusammenschluss der LPG „Jupp Angenfort“ mit der LPG „Klement Gottwald“ zur LPG „Ökonomie“ Sarow. Die Sarower LPG wurde von Siegfried Freuling geleitet. Durch diesen Zusammenschluss erfolgte eine Umstellung des Betriebes in der Leitung und auch in der Struktur.

Der Vorsitzende Siegfried Freuling, der 1962 nach Sarow gekommen war, brachte Elan und Vertrauenswürdigkeit unter die Mitglieder. Er war ein kühner Rechner mit viel Optimismus und hatte auch bei den kreislichen Behörden parteilich und wirtschaftlich ein hohes Ansehen. Dieses Ansehen strahlte er auch in der näheren Umgebung aus. Alle Mitglieder der verschiedenen LPG'n schauten damals auf Sarow.

In Ganschendorf wirtschaftete neben der LPG Typ III noch eine LPG vom Typ l mit 21 Siedlungen in der Größe von 250 ha. Die Ackerverteilung der beiden Betriebe war ökonomisch ungünstig.

Im Ortsteil Sarow waren auch im Laufe der Zeit mehrere Siedlungen herrenlos geworden. Diese Siedlungen bewirtschaftete auch der ÖLB unter der Leitung von Herrn Geisler. Auch in Sarow gründete man die erste LPG mit dem Namen „Klement Gottwald“ unter dem Vorsitzenden Max Salzmann. Im Herbst 1959 taten zehn Neubauern den Schritt in die LPG "Klement Gottwald". Sie gehörten bisher zu den besten Bauern und waren sich beim Eintritt bewusst, dass es eine große Umstellung für jeden sein wird. Sie meinten aber optimistisch: Die LPG, auf der größere Flächen bestellt werden, kann nur eine Vorwärtsentwicklung sein und bringt mehr Gewinn. Den Vorsitz der Genossenschaft hatte ab jetzt Herr Tackenberg.

Im März 1960 wurde dann auch aus Sarow ein vollgenossenschaftliches Dorf. In der jetzt 1000 ha großen LPG bleibt Fritz Tackenberg der Vorsitzende. Die Feldwirtschaft wurde von Ulli Labahn und Fritz Kunze geleitet. Eine Arbeitsgruppe gab es in Neu-Sarow unter der Leitung von Erdmann Koß. Zur Verrichtung der Feldarbeiten blieben 6 Pferde auf Neu-Sarow. Im Dorf hatte man 18 Pferde zur täglichen Arbeit. Die Tierproduktion leitete Rudi Krohn als Zootechniker und August Rilling als Brigadier. Der 90er Stall an der Hohenbrünzower Straße war zum Herbst 1960 fertig und konnte genutzt werden. Auch die Offenställe, wie man sie üblicherweise baute, konnten zur Produktion genutzt werden.

Zur Viehwirtschaft gehörte auch eine Hühnerfarm, die von Frau Olsowski betreut wurde. Die Hühner wurden bald wieder abgeschafft und es wurden Enten gehalten. Die Enten brachten auch nicht den gewünschten Gewinn und man schaffte diese ebenfalls ab. Der Stall wurde nun zu einem Ferkel- und Läuferstall umgerüstet. Das LPG Büro war in einem Gebäude an der Hohenbrünzower Straße bis zum Herbst 1964 untergebracht, dann erfolgte der Umzug in das freigewordene Verwaltungsgebäude der MTS. Die Wirtschaft wollte unter der Leitung der LPG nicht recht florieren. Es musste schon gelernt und verstanden sein, diesen großen Betrieb mit über 1000 ha Acker zu bewirtschaften. Die LPG war eben eine neue Einrichtung und es waren auch Mitglieder in die LPG eingetreten, die nicht für die Sache, sondern absolut dagegen waren.

Als es dann wohl gar nicht vorwärts ging, setzte man kreislich den Abteilungsleiter der Landwirtschaft als LPG Vorsitzenden in Sarow ein. Der Genosse Siegfried Freuling wurde von der Vollversammlung in Sarow bestätigt. Als Hauptbuchhalterin hatte Frau Gaedke die Bestätigung.

An den Wirtschaftswegen gab es Siedlungen, die von Typ l und dazwischen wieder Siedlungen, die von Typ III bewirtschaftet wurden. Als unsererseits Gespräche geführt wurden, um einen Flächenaustausch vorzunehmen, kam man in Typ l zu dem Entschluss, sich der LPG „Ökonomie“ anzuschließen. Es mag auch andere Gründe gegeben haben. Typ l war die Form, in der die Pflanzenproduktion gemeinsam geführt wurde, für die Tierproduktion war jeder selbst verantwortlich. Dies bedeutete, dass die Männer mit ihren Frauen frühmorgens ihr Vieh versorgten, dann die gemeinsame Feldarbeit erledigten und am Abend wieder Kühe, Schweine und Pferde versorgen mussten. In dieser Beziehung waren die Mitglieder von Typ III wesentlich freier und besser dran. Am 01.01.1965 erfolgte der Anschluss von Typ l an die Typ III „Ökonomie“ Sarow. In den Jahren 1964/65 bauten wir in Sarow ein Lagerhaus für Kartoffeln. Die Lagerung war in den herkömmlichen Erdmieten in einem 2000 ha Betrieb mit einem Anbau von 200 ha Kartoffeln sehr arbeitsaufwendig und auch mit großem Risiko verbunden. Es wurde der Beschluss gefasst, ein 2000 t Lagerhaus mit Belüftungsanlage und Sortiertrakt zu bauen. Im Herbst 1965 erfolgte die erste Einlagerung. Wenn diese auch in umständlicher Weise und mit viel körperlicher Arbeit erfolgte, so war es doch eine sehr gute Sache und man hatte den größten Teil der Kartoffeln in guter Kontrolle, was bei den Mieten nicht der Fall war. Von Jahr zu Jahr bauten wir Verbesserungen zur Ein- und Auslagerung in die Halle ein, die uns dann auch große Erleichterungen in der täglichen Arbeit brachten. Herr Paul Radtke hat über viele Jahre aufopferungsvoll und verantwortlich den Anbau, die Lagerung und Sortierung betreut. Eine Umkonstruierung der Kartoffelscheune erfolgte 1979 für 725 TM.



Den Antrag zum Anschluss an die LPG Typ III „Ökonomie“ Sarow stellte dann auch der Vorstand der LPG Typ III „Freiheit“ Gehmkow am 01.01.1966. Der Grund zum Anschluss war wie schon einmal erwähnt, die Ausstrahlungskraft von Sarow. Zum anderen war der leichtere Boden, der in Gehmkow vorherrscht, stark von Nematoden (Fadenwurm) befallen und dadurch ein Kartoffelanbau nur bedingt möglich. Es wird hier auch noch andere Gründe zur Auflösung der LPG gegeben haben. Im Mai 1966 brach in Ganschendorf in einem Zuchtstall für Schweine die Maul- und Klauenseuche aus. Dieses hatte zur Folge, dass der gesamte Bestand des Stalles geschlachtet werden musste. Die Maul- und Klauenseuche trat dann von Mai bis Juni in den verschiedenen Rinderbeständen des Betriebes auf. Zuerst war nur Ganschendorf voll gesperrt, später auch Sarow und Gehmkow. An den Dorfausgängen stellte man Schlagbäume auf. Es wurden Wachen eingeteilt, so dass der Personenverkehr vollkommen unterbunden war. Lebensmittel und sonstige Waren und Güter brachte man über Warenschleusen ins Dorf. Für die LPG entstand durch die MKS ein großer Schaden, der wohl vom Staat gestützt und gelindert wurde, aber trotzdem war der finanzielle Ausfall enorm hoch. Die Leitung und der Vorstand der LPG fassten den Beschluss, eine Milchviehanlage für 900 Kühe in Gehmkow zu bauen. Diesem Bau stimmte auch die damalige Kreisverwaltung zu. Der Zeitraum des Bauens war von 1967 bis 1969. Am 12. November 1967 mussten wir bei Schnee und Kälte den ersten Stall belegen, obwohl die Bauarbeiten noch nicht abgeschlossen waren. Der Wert der Anlage lag bei 3,5 Mill. Mark. Zum Jahresende 1969 kam dann ein Antrag zum Anschluss an die LPG Sarow von der LPG „Empor“ Törpin und von der LPG Typ l „Gemeinsame Tat“ Törpin. Die Begeisterung der Sarower über diesen Zusammenschluss war nicht sehr groß, aber bei dem Bau der Milchviehanlage in Gehmkow hatte man Törpin voll mit eingeplant, so dass es kaum eine andere Möglichkeit gab. Seit der MKS war die Stabilität der LPG stark gesunken und der Betrieb hatte eine ständige Rückentwicklung. Im November 1969 war es dann soweit, dass für Oktober kein Lohn gezahlt werden konnte. Die Mitglieder der Feldbaubrigade traten am 03. November nicht zur Arbeit an. Der Rübenkomplex machte nur eine Futterversorgung, dann wurde nur noch diskutiert. Es war eine Stimmung im Betrieb, die gar nicht zu beschreiben ist. Am Abend wurde dann eine Vollversammlung durchgeführt, an der Herr Ritzki (Leiter der landwirtschaftlichen Abteilung beim Kreis) teilnahm. Er gab der Vollversammlung das Versprechen, für die Geldzahlung zu sorgen und wollte auch andere Missstände wieder in Ordnung bringen. Leider war es so, dass der Vorsitzende Siegfried Freuling durch ständigen Alkoholgenus seine Autorität und sein Vertrauen soweit abgebaut hatte, dass der Vorstand und die Parteileitung zum Frühjahr 1970 den Vorsitzenden von seinem Amt entbanden. Kreisleitung und örtliche Parteileitung sahen sich veranlasst, einen neuen Mann zum Vorsitzenden zu werben. Genossen Günter Witt, der Vorsitzender der LPG Sassen und auch Mitglied der Kreisleitung der SED war, konnte man überzeugen, die LPG Sarow zu übernehmen, die zu diesem Zeitpunkt der größte Betrieb des Kreises Demmin mit 2481 ha Acker und 413 ha Grünland war. Im Frühjahr 1970 bestätigte dann der Vorstand, die Parteileitung und auch die Vollversammlung den Genossen Günter Witt als Vorsitzenden der LPG „Ökonomie“ Sarow.

Der Tierbestand der LPG war beim Wechsel der Vorsitzenden folgender: 1140 Milchkühe, 900 Jung- und Masttiere, 500 Schafe, 2000 Schweine, davon 160 Zuchtsauen.

Das Jahr 1970 war für die Landwirtschaft ein kompliziertes Jahr, besonders für die Sarower LPG. Durch einen langen Winter mit viel Schnee und ein spät einsetzendes Tauwetter, war eine Frühjahrsbestellung erst Ende April bis in den Mai möglich. Das Hochwasser machte uns sehr viel zu schaffen. Die Sarower Wiese mit dem Schlossteich war eine riesengroße Wasserfläche. Die Häuser Wickert und Klinke waren vom Wasser bedroht, so dass wir großvolumige elektrische Pumpen einsetzten. In Tag- und Nachtarbeit wurde das Wasser über die Straße gepumpt, um die Wassermassen vom Dorf zu entfernen. Ähnlich war es in der ganzen Feldmark, alle Wiesen und Wasserlöcher waren überschwemmt. Am Ganschendorfer Dorfteich musste sehr viel getan werden, damit die Häuser in unmittelbarer Nähe vom Wasser verschont blieben. Die Kreisstadt hatte an den Tollense- und Peenewiesen zusätzlich Deiche von Sandsäcken gebaut, um die Stadt vor dem Eindringen des Wassers zu schützen. Am 27. Juni 1970, einem Sonntagnachmittag, zog ein sehr starkes Gewitter über das Dorf. Ein Blitz traf eine ehemalige Gutsscheune, die mit Rohr gedeckt war und als Stall genutzt wurde. Sie brannte rettungslos nieder. In dem Gebäude standen 80 Mastbullen, ein Teil davon schon ablieferungsfähig, 30 Kälber, sowie 7 Arbeitspferde. Männer, die im ersten Moment zur Stelle waren, konnten nicht helfen. Alle Türen waren mit Schlössern gesichert. Das mit Schilf gedeckte Dach war großflächig vom Blitz entzündet worden, kein Mensch konnte an das Gebäude heran. Alle Tiere, die im Stall waren, mußten elendig in der Hitze und im Feuer umkommen. Der LPG war wieder ein beträchtlicher Schaden entstanden, wenn auch eine Versicherungsentschädigung erfolgte. Der Herbst des Jahres 1970 machte uns mit der schlechten Witterung und dem vielen Regen große Schwierigkeiten. So mußten Ernte- und Bestellarbeiten mit viel Aufwand und hohen Kosten getätigt werden. Die LPG hatte zu diesem Zeitpunkt einen sehr schweren Stand. Herr Witt der im Frühjahr den Betrieb übernommen hatte, sowie alle Mitglieder mußten einen schlechten Jahresabschluss hinnehmen. Zu dieser Zeit waren eine Sporthalle und eine Lagerhalle für Kohl im Bau. Dieses Baugeschehen brachte zusätzliche Belastungen für den Betrieb. Die Einweihung der Sporthalle erfolgte mit einem Betiebsfest am 30. Januar 1971.

Durch die fleißige Arbeit aller Genossenschaftsmitglieder konnten die Jahre 1971/72 wieder erfolgreicher gestaltet werden. Die Erträge der pflanzlichen Produktion stiegen wieder und auch die Leistungen der tierischen Produktion, insbesondere die der Schweineproduktion. Dadurch verbesserte sich auch die finanzielle Lage der LPG und das Einkommen der Genossenschaftsbauern entwickelte sich wieder, wenn auch langsam, so doch positiv. Die Steigerung der Produktion wurde vom Staat mit großzügigen Kreditstreichungen belohnt. Schlussfolgernd aus den nassen Jahren 1970 und 1972 wurden wieder Meliorationsprogramme erarbeitet und durchgeführt. Großräumige Meliorationsmaßnahmen auf 400 ha von 1967 bis 1969 erwiesen sich als erfolgreich, und die angefangenen Baumaßnahmen stellte man in den 70er Jahren fertig. Die staunassen Flächen ließen sich wieder besser bearbeiten und waren ertragreicher. Die in der damaligen DDR begonnene Spezialisierung der Landwirtschaft, die in der Trennung von Pflanzen- und Tierproduktion und der Herauslösung der agrochemischen Arbeit aus den Landwirtschaftsbetrieben ihren Ausdruck fand, machte auch um Sarow keinen Bogen. So wurde ab 1. Februar 1973 laut Beschluss der Vollversammlung die Pflanzenproduktion aus der LPG Sarow, Beggerow und Glendelin herausgelöst und in der Kooperation Abteilung Pflanzenproduktion Sarow (KAP) gemeinsam betrieben. Die drei LPG'n verblieben vorerst selbständig, die KAP war ihnen rechenschaftspflichtig, die Zusammenarbeit wurde vom Kooperationsrat koordiniert. Die Jahre 1973/74 waren für die KAP erfolgreiche Jahre, es konnte sowohl das Ertragsniveau erhöht werden, als auch ein gutes finanzielles Ergebnis erreicht werden. Nach den Schritten zur Konzentration im Pflanzenbau erfolgte im Jahre 1975 auch die Konzentration in der tierischen Produktion. So vereinigten sich die LPG Beggerow und Glendelin und danach erfolgte per 01 01.1976 der Zusammenschluss der LPG Sarow und Beggerow zur LPG Tierproduktion Beggerow. Die KAP Sarow bewirtschaftete eine Landwirtschaftliche Nutzfläche von 4400 ha. Zum Ende des Jahres 1974 wurde an die KAP von den kreislichen Leitungsorganisationen der Plan herangetragen, ab 01.01.1975 die Pflanzenproduktion der Kooperation Lindenberg mit zu übernehmen. Sie bestand aus der Pflanzenproduktion Lindenberg, Hohenbollentin, Alt- und Neu Kentzlin. Nachdem alle beteiligten LPG'n zugestimmt hatten, zum Teil mit Skepsis, erfolgte im Januar 1975 der Zusammenschluss der pflanzlichen Produktion in der KAP Sarow.

Die KAP Sarow hatte nun eine Größe von 7069 ha. Sie erlangte eine größer werdende finanzielle und ökonomische Selbständigkeit, was zur Gründung eines juristisch selbständigen Betriebes führte. Nachdem alle beteiligten Betriebe zugestimmt hatten, erfolgte in einer Vollversammlung der Beschluss zur Gründung der LPG Pflanzenproduktion Sarow ab 01.01.1976. Die Produktion und die Technik waren konzentriert in den Abteilungen Sarow, Beggerow und Lindenberg, sowie die Abteilung Technik und Instandhaltung und die Abteilung Gartenbau. Zu Beginn der gemeinsamen pflanzlichen Produktion erhielt jede Abteilung einen spezialisierten Produktionsauftrag. So war die Abteilung l Sarow verantwortlich für die Getreide- und Rapsernte, sowie für die Pflugarbeiten in der ganzen LPG. Die Abteilung II Beggerow war für die gesamte Kartoffelproduktion verantwortlich, gab dem Gartenbau Unterstützung, der auf 50 ha produzierte und räumte das gesamte Stroh in der LPG. Die Abteilung III Lindenberg machte die gesamte Futterproduktion, bewirtschaftete sämtliches Grünland der LPG und war weiterhin für die Zuckerrübenproduktion verantwortlich. Die Pflege der Rüben wurde von den Abteilungen organisiert. Diese Produktionsorganisation war auf die Dauer zu aufwendig und führte auch zum Desinteresse der Genossenschaftsbauern am Geschehen im Ort. Infolgedessen führten wir ab 1981 wieder schrittweise eine territorial bezogene Betriebsorganisation ein. Die Arbeitskollektive brauchten nicht mehr über die Dörfer und es wurde an Zeit Material und Kraftstoff gespart. Die Abteilungen standen im gegenseitigen Wettbewerb und dieser führte zur Produktionssteigerung und Kosteneinsparung. Ab 01.04.1977 war die Abteilung Technik und Instandhaltung in den Kreisbetrieb für Landtechnik Kletzin übergeben worden. Ziel war es, eine bessere technische Betreuung und eine Entlastung von der Ersatzteilbeschaffung zu erreichen. Diese Zielstellung wurde nicht erreicht. Sorgen bereitete dem Betrieb auch die Entwicklung der Agrochemie in der großen LPG. Während bis zum Bestand des ACZ Sternfeld eine gute agrochemische Betreuung gewährleistet wurde, brachte die Gründung des ACZ Demmin keine Erfolge, im Gegenteil. Es lief vieles verkehrt und gab dementsprechend Ärger. In der LPG hatten wir einen sehr großen Bestand an Technik, die vielen Traktoren. Feldhäcksler, Schwadmäher, Mähdrescher und LKW brauchten ihre regelmäßige kontrollierte Pflege. 1983 wurde ein Pflegestützpunkt im Werte von 885 TM fertig gestellt und übergeben. Zur gleichen Zeit erfolgte auch die Fertigstellung einer Maschinenhalle für 737 TM. Die Gemüseproduktion spielte für die LPG und auch kreislich eine große Rolle. Der hohe Anbau von Weiß- und Rotkohl verlangte sehr viel Handarbeit in der Pflege und Aufbereitung. Zur Erleichterung der Aufbereitung des Kohls musste eine moderne Anlage installiert werden. Die Rekonstruktion kostete 867 TM und kam 1984 zu Anwendung.

Im Rahmen der LPG konnte eine Steigerung der Produktion erreicht werden, konnte man zum Beispiel 1977 nur 44 dt Getreide pro ha Landwirtschaftlicher Nutzfläche (LN) abrechnen, erreichten wir 1989 bereits 53 dt Getreide pro ha und 1990 wurde dieses Ergebnis noch überboten. Dabei muss erwähnt werden, dass die Jahre 1980, 1981 und 1983 witterungsbedingt Rückschläge mit sich brachten. Sie konnten aber in den Folgejahren, nicht zuletzt durch die guten Leistungen in den Abteilungen, aufgeholt werden. Weitergeführt wurden in der LPG (P) die Meliorationsmaßnahmen. Insgesamt investierte man seit 1975 über 20 Mill. Mark für den Meliorationsbau, hinzu kommen 21 km Wirtschaftswege. Neben dem Bau und der Erhaltung von Produktionsbauten, der Modernisierung betrieblicher Wohnungen durch die betriebliche Baubrigade, gab man auch der Gemeinde und der Bevölkerung Unterstützung im Bauwesen. Für die Gemeinde baute man eine komplette Verkaufsstelle in Sarow. Diese Einrichtung wurde vom Konsum genutzt und nach der Wende dient sie weiter als Verkaufseinrichtung in privater Hand. In Ganschendorf baute man von 1987 bis 1988 eine großräumige Beregnungsanlage. In der ehemaligen Koppel und Wiese von Hermann Michael wurde der Strehlower Bach mit einem Stauwerk versehen, ein Staubecken und eine elektrische Pumpenstation gebaut. Von hier aus verlegte man bis an den Ort Ganschendorf ein Rohrsystem unterirdisch auf 350 ha Acker und selbst die Gärtnerei am Ort bekam einen Wasseranschluss bis an die Treibhäuser. Eine großzügige Plattenstraße, als Ringstraße durch die Feldmark auf 5,5 km Länge gebaut, gab der Beregnungsanlage die Vollständigkeit. Die Hauptstränge sind mit Hydranten bestückt, so dass man von hier aus mit Rollregnern arbeiten kann. Leider ist durch die Wende 1989 die ganze Anlage, außer der Plattenstraße, eine Fehlinvestition. Der Wert der Anlage einschließlich der Plattenstraße betrug 3,5 Mill. Mark.

Alle Investitionen, die getätigt wurden, sind aus eigenen Mitteln finanziert. Kredite mußten nicht übernommen werden. Durch die Größe des Betriebes konnten Baumaßnahmen finanziell gut getragen werden. Auch in den Abteilungen II und III führte man Wegebau, sowie Bau- und Meliorationsmaßnahmen durch. Eine weitere positive Entwicklung konnten ebenfalls die Betriebe der Tierproduktion verzeichnen, sie konnten ihre Leistungen erhöhen und ihre finanzielle Lage stabilisieren. Mit der Angleichung der territorialen Betriebsorganisation zwischen Pflanzen- und Tierproduktion seit Mitte der 80er Jahre verbesserte sich die Zusammenarbeit zwischen Pflanzen- und Tierproduktion wesentlich. Die Wende brachte auch das Aus für viele LPG'n in unserem Lande. So zerfiel auch die LPG (P) Sarow im Juni 1990 wieder in drei Teile. Eine Vermögensteilung für Lindenberg, Beggerow und Sarow wurde vorgenommen.

Zum Herbst 1990 bildeten Wiedereinrichter neue kleine Betriebe. Sarow selbst, mit den Ländereien der alten „Ökonomie“, wurde zum „Agrarhof“ umbenannt und bewirtschaftet etwa 1900 ha.

Die Optimisten, die noch nach der Wende glaubten, so ein stabiler Betrieb könne weiter bestehen wurden bald eines Besseren belehrt.

An dieser Stelle möchte ich die Geschichte „30 Jahre LPG“ beenden. Die Geschichte .soll nur ein kleiner Rückblick für unsere Nachkommen sein. Sie soll das Leben und Wirken unserer Dorfbevölkerung in „30 Jahre LPG in der DDR“ darstellen.



Download 114,99 Kb.

Do'stlaringiz bilan baham:
1   2   3   4   5   6   7




Ma'lumotlar bazasi mualliflik huquqi bilan himoyalangan ©hozir.org 2024
ma'muriyatiga murojaat qiling

kiriting | ro'yxatdan o'tish
    Bosh sahifa
юртда тантана
Боғда битган
Бугун юртда
Эшитганлар жилманглар
Эшитмадим деманглар
битган бодомлар
Yangiariq tumani
qitish marakazi
Raqamli texnologiyalar
ilishida muhokamadan
tasdiqqa tavsiya
tavsiya etilgan
iqtisodiyot kafedrasi
steiermarkischen landesregierung
asarlaringizni yuboring
o'zingizning asarlaringizni
Iltimos faqat
faqat o'zingizning
steierm rkischen
landesregierung fachabteilung
rkischen landesregierung
hamshira loyihasi
loyihasi mavsum
faolyatining oqibatlari
asosiy adabiyotlar
fakulteti ahborot
ahborot havfsizligi
havfsizligi kafedrasi
fanidan bo’yicha
fakulteti iqtisodiyot
boshqaruv fakulteti
chiqarishda boshqaruv
ishlab chiqarishda
iqtisodiyot fakultet
multiservis tarmoqlari
fanidan asosiy
Uzbek fanidan
mavzulari potok
asosidagi multiservis
'aliyyil a'ziym
billahil 'aliyyil
illaa billahil
quvvata illaa
falah' deganida
Kompyuter savodxonligi
bo’yicha mustaqil
'alal falah'
Hayya 'alal
'alas soloh
Hayya 'alas
mavsum boyicha


yuklab olish