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“Young Scientist”
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# 24.2 (158.2)
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June 2017
Спецвыпуск
drücken, kann man den Fremdsprachen-Lernern nicht ein
Inventar an sprachlichen Mitteln an die Hand geben, mit
denen sie jeweilige Sprachhandlungen vollziehen können.
Eine Ausnahme bilden die Ritualia in Alltagssituationen, z.
B. das GRÜSSEN,
DANKEN, EINLADEN etc. Diese sind in jedem Lehr-
werk zu finden und mit einer Reihe von Aufgaben wird der
Lerner aufgefordert, das durch kulturelle Normen geprägte
Verhalten einzuüben. Anders sieht es schon aus, wenn es um
komplexe Sprachhandlungstypen geht, wie sie im fachlichen
Bereich auftreten, z. B. das DEFINIEREN, SCHLUSSFOL-
GERN und BEWEISEN, die für den Erwerb besonders der
fachsprachlichen Kompetenz von Bedeutung sind.
Als nächstes möchte ich darauf eingehen, welche ele-
mentaren Sprachhandlungstypen außer denen, die in
der dialogischen Alltagsinteraktion auftreten, für einen
Fremdsprachen-Lerner wichtig sind und daher im DaF-
Unterricht behandelt werden sollten (vgl. Jahr 2005). Es
gibt verschiedene Sprachhandlungstypologien mit eine-
mumfangreichen Inventar an spezifischen Sprachhand-
lungen, die jeweiligen Kategorien zugeordnet sind. Am
Bekanntesten ist die Typologie von John Searle (vgl. Rolf
1999) mit den fünf Grundtypen den Assertiva (z. B. FEST-
STELLEN), Kommissiva (z. B. VERSPRECHEN), Di-
rektiva (z. B. AUFFORDERN), Deklarativa (z. B. ER-
NENNEN) und Expressiva (z. B. SICH FREUEN). Es ist
aber selbst für einen Muttersprachler nicht immer einfach,
die Nuancierung der einzelnen Sprachhandlungen inner-
halb einer Kategorie zu erfassen. Für Fremdsprachen-
Lerner ist die Differenzierung natürlich noch schwieriger
vorzunehmen, sofern sie nicht über sehr gute Deutsch-
kenntnisse verfügen. Daher stellt sich die Frage, welche
Sprachhandlungen — über die Ritualia hinaus — vermit-
telt werden sollen, um die Kommunikationsfähigkeit der
Lerner zu verbessern. Mein Vorschlag ist, in der Unter-
richtspraxis pragmatisch vorzugehen und eine Unterschei-
dung der Sprachhandlungstypen nur so weit vorzunehmen,
wie sie für die Lerner ohne weiteres einsehbar ist. Das be-
deutet, sich zunächst auf eine begrenzte Zahl an Hand-
lungstypen zu beschränken.
Für eine praktikable Handhabe im DaF-Unterricht habe
ich bereits ein Basis-Inventar an Sprachhandlungstypen vor-
geschlagen, die zur Beschreibung der Handlungsstruktur
von Texten eine zentrale Rolle einnehmen (Jahr 2005: 217).
Zu diesem Basis-Inventar gehören:
Assertiva
: FESTSTELLEN, BEHAUPTEN, VER-
MUTEN, BEZWEIFELN, EINEN EINWAND MACHEN,
WIDERSPRECHEN, BEGRÜNDEN, ZUSTIMMEN,
VERALLGEMEINERN, BEFÜRCHTEN, EINE ABSICHT
BEKUNDEN, SCHLUSSFOLGERN,
Kommissiva
: VERSPRECHEN, EINVERSTANDEN
SEIN,
Direktiva
: EMPFEHLEN, AUFFORDERN, WARNEN,
VERBIETEN.
Die Aufzählung bedeutet nicht, dass in Abhängigkeit vom
konkreten Textbeispiel nicht auch weitere Sprachhandlungs-
typen wichtig sein können. Das Basis-Inventar kann bei Be-
darf erweitert oder spezifiziert und für bestimmte Textsorten
etwas anders angesetzt werden. Die Auflistung wurde unter
dem Aspekt vorgenommen, dass eine Abgrenzung der Typen
untereinander gut möglich und für den Fremdsprachen-
Lerner auch ohne langwierige Erklärungen leicht nachvoll-
ziehbar ist. Das bedeutet allerdings, dass die Sprachhand-
lungstypen solch eines für Unterrichtszwecke aufgestellten
Basis-Inventars dann oft globale Typen darstellen, in denen
die feineren Unterschiede mehrerer ähnlicher Typen einge-
ebnet sind.
Im fachsprachlichen DaF-Unterricht sollten aber noch
gezielt andere Handlungstypen vermittelt werden, solche mit
denen die fachliche Kommunikation vollzogen wird. Sprach-
handlungstypen im fachsprachlichen Bereich sind vor allem:
DARLEGEN, ARGUMENTIEREN, VERALLGE-
MEINERN, SCHLUSSFOLGERN, BEWEISEN, BE-
GRÜNDEN, EXPLIZIEREN, DEFINIEREN und KLASSI-
FIZIEREN.
In Abhängigkeit vom Einzeltext und von der Textsorte
können ebenfalls noch weitere Sprachhandlungstypen auf-
treten. Entscheidend ist wieder, dass der Fremdsprachen-
Lerner die verschiedenen Typen in ihrer Bedeutung richtig
erfasst und in der Lage ist, sie bei der Sprachproduktion ad-
äquat einzusetzen. Darüber hinaus soll der Lerner erkennen,
dass fachsprachliche Texte über eine spezifische Sprach-
handlungsstruktur verfügen, die nicht beliebig ist. Zum
Beispiel gehen dem BEWEISEN bestimmte andere Hand-
lungstypen voraus.
Für eine umfassende kommunikative Kompetenz eines
Fremdsprachen-Lerners ist es erforderlich, nicht nur die
Grammatik und Lexik eines Textes zu behandeln, sondern
auch die pragmatische Dimension des Textes, die Informa-
tionsstruktur und Handlungsstruktur, zu berücksichtigen.
Es wird ein Unterrichtsmodell vorgeschlagen, wie beide As-
pekte der Textstruktur im FSU vermittelt werden können,
und wie sich die Handlungsstruktur eines Textes aus Teil-
handlungen aufbaut. Das bedeutet, gängige Sprachhand-
lungen und deren sprachliche Realisierung bewusst zu ma-
chen und einzuüben.
Literatur:
1. Brandt, Marga; Rosengren, Inger (1991a): Zur Handlungsstruktur des Textes. In: Sprache und Pragmatik (Lund)
24, 3–46.
2. Brandt, Marga; Rosengren, Inger (1991): Handlungsstruktur und Informationsstruktur — zwei Seiten einer Münze.
In: Sprache und Pragmatik (Lund) 24, 120–139.
3. Farenkia, Bernard Mulo (1999): Sprechaktkompetenz als Lernziel. Frankfurt/M. u. a.
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