superkurzen, hautengen Kleidchen
, er mit
Schlaghose
– so wie hier auf dem
Kurfürstendamm in Westberlin präsentierte sich die Mode der 1970er-Jahre.
1960er-Jahre
Die gesellschaftlichen Entwicklungen veränderten Stellung und Rolle der
Frau und die Bedeutung der Mode: Modische Trends wurden in den
Jugendbewegungen und „auf der Straße“ kreiert, um dann von
Modedesignern „geadelt“ zu werden. Der Minirock eroberte von England
aus den Kontinent. Die Hose wurde auch für die Damen salonfähig. Die
Nylonstrumpfhose löste die bis dahin üblichen Nylonstrümpfe mit
Strumpfhalter ab.
1970er-Jahre
Frech, poppig, originell: Die Mode der 1970er-Jahre schuf Raum für
modische Extreme: Superkurz oder superlang, hauteng oder
schlabbernd, in jedem Fall farbenfroh und bunt gemixt musste sein, was
die deutschen Konsumentinnen modisch bevorzugten. Riesige Kragen
und breite Revers, üppige Manschetten, Schlaghosen, aber auch Batik-
und Patchworklooks sorgten für eine nie gekannte Farbigkeit.
1980er-Jahre
Aussehen wie die Trendsetterinnen amerikanischer Fernsehserien:
Dieser Wunsch führte in der Mode der 1980er-Jahre zu gewagten
Material- und Stilkombinationen, zu großen Schulterpolstern und
Oversize-Trends, zu breiten Gürteln und Neon-Accessoires. Markenmode
zu tragen galt als Ausdruck wachsenden Wohlstands. In der Freizeitmode
wurden T-Shirts, Leggings, Stulpen und Stirnbänder populär.
Mode in der DDR
In der DDR konnte sich kein nennenswerter eigener Modestil entwickeln.
Vorbild war immer die westliche Mode. Allerdings fehlte es häufig an
entsprechend hochwertigen Stoffqualitäten.
Die Versuche der Textilindustrie, alternative preiswerte Textilgewebe zu
entwickeln, waren nicht von Erfolg gekrönt. Das 1970 gegründete
Produktions- und Handelsunternehmen „Exquisit“ mit streng
kontingentierten Modellen und Stückzahlen bot nur den wohlhabenderen
DDR-Bürgern modernere Kleidung und bessere Qualität.
Mode seit den 1990er-Jahren
Der Vormarsch internationaler Modeketten, weltweite Shopping-
Möglichkeiten via Internet, aber auch eine gewisse Ermüdung hinsichtlich
originärer neuer Trends führten seit den 1990er-Jahren zu einer
wachsenden Diversifizierung und Individualisierung von Trends und
Stilen. Die Übergänge zwischen Business- und Freizeitmode gestalteten
sich fließender Retrotrends beschworen mit neuen Akzenten die Mode
der 1960er- oder 1970er-Jahre. Deutsche Modeunternehmen setzten
verstärkt auf „grüne Mode“, auf Naturfasern, nachhaltige
Herstellungsverfahren und kontrollierte Arbeitsbedingungen in
Herstellerländern.
Veränderung der durchschnittlichen Damenmaße zwischen 1994 und 2007:
Körperhöhe
plus 1,0 cm
Brustumfang
plus 2,3 cm
Taillenumfang
plus 4,1 cm
Hüftumfang
plus 1,8 cm
Blue Jeans
Die Hosen aus Blue Denim, im Westen auch „Texashosen”, im Osten
„Niethosen” genannt, entwickelten sich nach dem Krieg schnell zum
Kultobjekt all derer, die modisch ihren Protest gegen Konventionen und
Traditionen der Vorfahren artikulieren wollten. Zum modischen
Trendartikel avancierten Jeans in den späten 1970er-Jahren – durch
Aufnahme in die Designerkollektionen und Erweiterung des Programms um
Jacken, Röcke und Kleider aus Denim. Nach einer Krise auf dem Jeansmarkt
Ende der 1990er-Jahre erlebte die Jeans zu Beginn des 21. Jh. ein
hochmodisches Comeback – auch im anspruchsvolleren Segment.
SCHLAGZEILE
SizeGERMANY: Deutsche werden größer!
Um Mode „von der Stange“ kaufen zu können, bedarf es einheitlicher genormter
Größen. Seit 1957 führt das Hohenstein Institute regelmäßig Reihenmessungen
an Männern und Frauen durch, um durchschnittliche Körpermaße und
Größenangaben zu überprüfen. Die jüngsten Erhebungen fanden 1994 und 2007 –
unter dem Titel „SizeGERMANY“ – statt und brachten den Nachweis, dass der
deutsche Durchschnittsmann ebenso wie die Durchschnittsfrau größer und
kräftiger werden.
Mode, Marken, Models
Deutsche Designer und ihre Kollektionen haben die Modetrends
seit den 1980er-Jahren nachhaltig geprägt. Markenmode wurde
zum Ausdruck von Wohlstand und Erfolg und unterstrich die
fortschreitenden Individualisierungstendenzen.
Von Düsseldorf nach Berlin
1949 schlossen sich mehrere deutsche Modemacher zusammen und
gründeten die IGEDO, die „Interessengemeinschaft
Damenoberbekleidung“. Ihre erste Modenschau fand im selben Jahr auf
der Düsseldorfer Königsallee statt. Die parallel dazu organisierte
Modefachmesse entwickelte sich in den folgenden Jahren zum weltweit
größten Modemarkt. Von 1982 an wurde sie unter dem Namen „Collection
Premiere Düsseldorf (CPD)“ geführt. Seit den 1990er-Jahren avancierte
Berlin zu einem Mekka junger Mode. 2007 fand die erste „Berlin Fashion
Week“ statt. Sie und die „Streetwear“-Messe „Bread & Butter“ ließen
Berlin in die Premiumliga der internationalen Modemetro polen
aufsteigen. 2012 endete die Ära der CPDs in Düsseldorf. Die einst größte
Modemesse der Welt wechselte nach Berlin.
Steckbrief
Veruschka
Sie war schon in den 1960er-Jahren eine Modeikone: Vera Anna Gottliebe Gräfin
Lehndorff, (*1939), 1,83 m groß, hager, knochig und herb, machte unter dem
Künstlernamen „Veruschka“ Modelkarriere, wurde von der „Vogue“ groß herausgebracht
und war Muse u. a. von Dalf, Richard Avedon und Horst P. Horst. Sie galt als Inkarnation
eines glamourösen, weltläufigen, hedonistischen Lebensstils und wirkte damit prägend
für die nachfolgenden Jahrzehnte.
Modedesign made in Germany
Seit den frühen 1980er-Jahren machten auch deutsche Modedesigner
international von sich reden: Wolfgang Joop (*1944), der 1982 seine erste
Damenund 1985 seine erste Herrenkollektion präsentierte; Jil Sander
(*1943), die bereits 1968 ihr Hamburger Modeunternehmen gründete,
aber erst nach 1989 den internationalen Durchbruch schaffte; nicht
zuletzt Karl Lagerfeld (*1933), der dank seiner unverwechselbaren
Kreationen, insbesondere für das Haus Chanel, als einer der
renommiertesten und populärsten Modemacher der Welt gilt. Daneben
und in der Folge gelang es auch anderen deutschen Modelabels, sich
national und international zu etablieren (Escada, Hugo Boss, Strenesse
etc.). Die Diversifizierung der Modeszene führte am Ende des 20. Jh. zu
einer Vielzahl junger neuer Designunternehmen, von denen sich viele in
Nischen mit Spezialangeboten einrichteten.
Deutsche Starmodels
Auf den Laufstegen der renommierten Modehäuser waren ab den 1980er-
Jahren auch deutsche Topmodels gefragt: Als das Topmodel der 1980er-
und 1990er-Jahre galt Claudia Schiffer (*1970). Nadja Auermann (*1971)
erhielt wegen ihrer langen Beine einen Eintrag im Guinness-Buch der
Rekorde. Heidi Klum (*1973) schaffte es, ihren Namen nicht nur in
Deutschland, sondern auch in den USA als Marke zu etablieren. Von den
Models des 21. Jh. gelang u. a. Julia Stegner (*1984), Toni Garrn (*1992),
Carola Remer (*1991) und Anna Vanessa Hegelmaier (*1987) der Sprung
in die internationale Szene. Mit Eva Padberg (*1980) eroberte 1995 das
erste Model aus dem deutschen Osten das internationale Modeparkett.
Mode für den Mann
Auf den deutschen Laufstegen stand gehobene, innovative Männermode
immer im Schatten der Damenkollektionen. 1954 fand in Köln die erste
Herrenmodewoche statt. 2002 wurde sie eingestellt. Wenig später wagte
Berlin, 2006 dann Düsseldorf den Versuch einer internationalen Messe
für Männermode. Für deutsche Designer wie Wolfgang Joop oder Jil
Sander war Männermode meist nur ein zweites Standbein neben der
Damenmode, modische Revolutionen blieben aus.
Krawatte und Krawattenmänner
Anfang der 1970er-Jahre kauften deutsche Männer noch 40 Mio.Schlipse. In
den 1990er-Jahren reduzierten sich die Verkaufszahlen auf 20, weitere zehn
Jahre später (2005) auf gerade noch 10 Mio. Exemplare. Zu Beginn des 21. Jh.
gab es in Deutschland gerade noch zwei Manufakturen, in denen die Binder
von Hand produziert wurden. Seit 1965 wird in Krefeld alljährlich der
„Krawattenmann des Jahres“ ausgezeichnet. Zu den Preisträgern zählen u. a.
Hans-Joachim Kuhlenkampff (1921–98), Willy Brandt (1913–92), Roy Black
(1943–91), Günther Jauch (*1956) und Hape Kerkeling (*1964).
Models auf dem Laufsteg bei der
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