296 Dritter Freitag im Juni 1899 „Habe Ich nicht den Armen wie den Reichen erschaffen und ist nicht der Arme mein Liebling ebenso wie der Reiche, der Mir mit freudigem Herzen dient?“
Lied: Selig sind, die arm im Geiste ...
Barbara: „Gelobt sei Jesus Christus!“
Jesus: „Recht so, Meine Kinder! Seht, wie Meine Jünger und Meine Apostel sich vereinigten und mit Meiner heiligen Mutter einschlossen, um auf die Ankunft des Heiligen Geistes zu warten; wie sie es aus freien Stücken taten, weil es kein Gebot war; wie sie von der Welt abgeschieden in stiller Einsamkeit Mir dienten in frommen Gesprächen und Gebeten; wie sie sich gegenseitig erbauten und die Worte, die Ich zu ihnen gesprochen, beherzigten und erwogen, um sie dann in sich zu verwerten und sich zu vervollkommnen. Weil sie ja bis dahin nicht wußten, daß die ganze Welt ihnen glauben werde und sich ihnen zu Füßen legen werde, wollten sie bis zur Ankunft des Heiligen Geistes in sich selbst arbeiten, sich selbst recht vervollkommnen. So tut ihr jedesmal, wenn ihr euch versammelt, um Meines Geistes zu harren. Die Zeit, die ihr dafür benutzt, ist die beste Zeit eures Lebens. So wie ihr in dieser Stunde eure Geschäfte beiseite setzt und die Welt mit Füßen tretet, so müßt ihr dereinst, ob gern oder ungern, die ganze Welt verlassen, alle eure Geschäfte bleiben liegen, und die Welt bleibt die Welt, ob ihr noch in derselben arbeitet oder nicht. Ihr aber habt euch unterdessen viele Verdienste für die Ewigkeit gesammelt, weil die Vorbereitung auf Meine Ankunft doch immer mit Gebet ausgefüllt werden soll und muß, und die Gespräche, die ihr da führt, sollen nur eine Ermahnung, eine Zurechtweisung für euch sein, daß ihr euch stärkt in der Erfüllung alles dessen, was Ich von euch verlange.
Darum, Meine Kinder, müßt ihr nicht hören auf die Stimme der Welt, welche euch vorwirft, daß ihr die Arbeit liegen laßt, besonders du, Meine Kleine, die du in einer Familie stehst, wenn man dir Vorwürfe macht, daß du so wenig Sorge für die Welt hast. Ja, ja, es ist aber so Mein Wille, ihr Kinder der Welt. All Meine Diener und Dienerinnen, die Ich Mir erwählte, haben die Welt mit Füßen getreten, haben die meisten weitaus ihre Geschäfte verlassen und haben andere Geschäfte auf sich genommen, Geschäfte des ewigen Heiles.
Und wenn Ich auch hie und da eine Seele mitten in der Welt, in der Beschäftigung, zur Heiligkeit führte, so soll dieses nur den übrigen Weltmenschen ein Beweis sein, daß man auch im Getöse der Welt, im Trubel der Welt und in den Bekümmernissen sich heiligen kann, wenn man alles dies Mir zuliebe tut und aufopfert, wie eine heilige Zita, eine heilige Notburga, die Dienstmägde waren, ein heiliger Isidor, der Bauer war, ein heiliger Wendelinus. Sie alle waren in der Welt beschäftigt mit vielen Arbeiten, aber nur, um anderen ein Vorbild zu sein. Die meisten aber habe Ich herausgeführt aus ihren Geschäften und Arbeiten, entweder in ein stilles Kloster, wo sie mehr ein beschauliches Leben als ein arbeitsames Leben führten, oder Ich habe ihre Verhältnisse so gestellt, daß sie Mir mehr dienten als der Welt und wenig Bedürfnisse dieses armseligen Lebens zu haben brauchten; denn eine Seele, die Ich Mir erwähle, braucht nicht viel, weil sie gar wenige Bedürfnisse hat. Sie hat die Welt mit Füßen getreten, und das Allernotwendigste, das sie braucht, verschaffe Ich ihr von Tag zu Tag.
Also, Meine Kinder, dieses nur zur Einleitung, weil man euch allerlei nachsagt, so viel, als sei das für die Welt nicht passend, man müsse so tun, wie andere tun, damit man kein Sonderling sei, man verbietet euch das, was Ich von euch verlange, weil man keine Sonderlinge ziehen will, und doch sind alle Meine Diener und Dienerinnen Sonderlinge gewesen, von Meiner heiligen Mutter angefangen bis hierher zu dieser Stunde, zum letzten Meiner Diener, der in Meine Herrlichkeit schon eingegangen ist. Auch ihr müßt Sonderlinge werden gegenüber der Welt, die da nur genießen und besitzen will, die da nur Vergnügen sich verschaffen will, Freude über Freude.
Aber da diese Freude, diese sinnlichen Freuden der Weltmenschen nur zu Bitterkeiten führen und dann schließlich zum unglücklichsten, zum bittersten Tode, so will Ich durch euch den Weltmenschen zeigen, daß die wahre Freude nur zu finden ist, indem man die Welt mit Füßen tritt, sich ihr gegenüberstellt wie ein Tor, wie ein Narr, wie die Welt sagt. Dann hat man die wahre Freude gefunden, die nie endende Freude, die keine Bitterkeit mit sich führt, die nicht zu einem unglücklichen Tode führt. Nein, nein, Meine Kinder! Glücklich soll der Tod sein, den ihr dereinst empfinden werdet, glücklich, um allen zu zeigen, wie wahr es ist, was Ich in euch bewirke.
Wenn Ich euch sage, daß ihr euch öffentlich zeigen sollt vor der genußsüchtigen, putzsüchtigen Welt in einem armen, geringen Aufzug, und man euch darüber verspottet, dann freut euch. Denn seht, warum tadelt man nicht diejenigen, die arm in der Welt stehen, die keine besseren Kleider haben, als ihr sie tragt an diesen Tagen, die Ich euch angebe. Nicht wahr, diese tadelt man nicht, weil man ihnen nicht zu besseren Kleidern verhelfen will. Wozu tadelt man euch, wenn ihr euch den Armen gleichstellen wollt? Habe Ich nicht den Armen wie den Reichen erschaffen, ist nicht der Arme mein Liebling ebenso wie der Reiche, der Mir mit freudigem Herzen dient? Im Himmel sollen alle diejenigen, die jetzt euch gegenübertreten, sehen, welcher Unterschied war in der Welt, ob Ich den Unterschied schuf, oder ob es ein Erzeugnis der Weltmenschen ist.
Wahrhaftig habe Ich den Unterschied nicht erschaffen, denn als Ich den Menschen in das Paradies hineinstellte, war er nackt, ein Mensch wie der andere, und weil Ich ihn in der Unschuld erschuf, sah keiner, ob der andere nackt sei. Seht, ein Vorbild für alle, die da glauben, man müsse einen Unterschied haben in der Person. Der Reiche, der Geld besitzt, müsse sich als solcher zeigen und mit Verachtung auf den Armen herabsehen. Diesen Unterschied möchte Ich ausgleichen, indem Ich bessere, reichere Glieder der menschlichen Gesellschaft den Armen gleichstelle, indem Ich ihnen eingebe, sich zu kleiden wie die Armen, um der Welt zu zeigen, was Ich halte von diesem Moder und Staub. Darum freut euch, Meine Kinder; denn das ist eure Ernte, daß man euch verlacht, verspottet und sich vor euch fürchtet.
Nun aber kommt mit Mir! Seht, Meine Kinder, die erste Hälfte des Kirchenjahres ist vorüber. Die herrlichen Feste, die Meine Kirche in der ersten Hälfte Meinem Leben, Meinem Leiden und Meiner Wirksamkeit widmete, habt ihr jetzt wieder hinter euch. Nun führt sie euch hinein, um euch zu zeigen, wie sie Meine Diener und Freunde ehrt. Seht da, wie weise diese Mutter ist, eure heilige katholische Kirche, wie sie, vom Heiligen Geist geleitet, alles so anordnet, daß alles sich um Mich dreht und wendet. Die Erstlinge der Früchte Meines Leidens und Sterbens kommen auch in erster Linie. Gleich nachdem man die hohen Feste gefeiert, die sich auf Mich beziehen, fängt Meine jungfräuliche Braut an, die Feste derjenigen Meiner Diener zu feiern, die in nächster Nähe um Mich gestellt waren, ja, die noch mit Mir lebten, in derselben Zeit lebten, als Ich diese Erde betreten. Sie feiert jetzt das Fest Meines Vorläufers, des heiligen Johannes des Täufers, der größte unter allen Heiligen. Weil sein ganzes Leben nichts war als eine einzige Vorbereitung innerlich und äußerlich, weil er Meine große Mission einleitete, kommt er am nächsten nach Meiner heiligen Mutter; denn Ich bin ja der Erlöser der Menschheit, also war Mein Leben eine einzige Mission, die Ich zu erfüllen hatte, die Mir Mein Vater auftrug, und um dessentwillen Er Mich in die Welt sandte.
Dieser Mission mußte aber eine Vorbereitung vorausgehen, damit das Erdreich aufgelockert sei, und das Herz der Menschen, wenn Meine milde Stimme erschalle, damit schon durch den ernsten Ton der vorausgehenden Stimme, einer Donnerstimme, die Welt geweckt, erschrocken und erschüttert sei. Wenn so der Mensch in Schrecken versetzt ist, wenn er sich fürchtet vor einer Strafe, dann ist er leichter zu gewinnen, wenn dann der Vater ein gutes Wörtchen spricht zu dem Kind, ist das Kind gleich gedemütigt, gleich bereit, dem Vater zu folgen. Dieses war die Aufgabe Meines Lieblingsjüngers Johannes. Mit einer Donnerstimme rief er der sündigen Menschheit zu: ‚Tuet Buße, das Himmelreich ist nahe! Wacht auf, ihr Schläfer, das Gericht kommt!‘ Und die erschrockene Menschheit, die sich da einander zuflüsterte, was will wohl dieser Abgetötete, dieser Mensch, der da vor uns aufsteigt wie eine Erscheinung aus der anderen Welt; sie wußten nicht, woher er sei und wohin er gehe, sie hielten ihn für einen Engel Gottes. Diesem folgte Ich mit der milden, zärtlichen, süßen Stimme eines Gottmenschen. Darum, weil Johannes so innig verknüpft ist mit Meinem Leben, muß er gleich gefeiert werden, nachdem die Kirche das Herz-Jesu-Fest gefeiert hat, die ja fortwährend Mein Leben mitlebt; in ihr lebe Ich fort und fort bis zum Ende der Zeiten. Wer das Leben der Kirche mitlebt, führt Mein Leben fortwährend mit; denn Meine Kirche ist Mein Leben.
Darum hat der Heilige Geist angeordnet, daß dieser jungfräuliche Johannes sogleich, nachdem die Festoktav vorüber ist, wo Meine Kirche den Schlußstein setzt auf die Feste, auf die hohen Feste, die sie Mir eingesetzt der Reihe nacheinander: Das Osterfest, das Fest Meiner Auffahrt in den Himmel; das heilige Pfingstfest; das hochheilige Fronleichnamsfest und das allerneueste Fest Meines liebenden, göttlichen Herzens, dies liebe, schöne, eigene Fest, das Mir die Kirche gesetzt; gleich darauf das Fest dieses Meines Vorläufers gefeiert wird. Alles nicht ohne Grund, Meine Kinder, denn dies alles leitet der Heilige Geist, Der da weht und waltet in Meiner Kirche, so, damit sich die treuen, die liebsten Kinder Meines Herzens, fortwährend erfreuen sollen, weil sie darin erkennen, wie nahe Ich will, daß diejenigen stehen, die Mir am nächsten stehen auf der ganzen Welt, Ich der Welt zeigen will, daß so, wie sie Mir am nächsten stehen im Himmelreich, auch schon hier auf Erden nahestanden, weil dadurch der Welt gezeigt wird, daß sie Mir nahestehen, weil sie Mir in allernächster Nähe gefolgt sind, um Meinen Kindern und allen in späteren Jahrhunderten zu zeigen und Mut einzuflößen, wie man Mir dienen soll und muß, um Mir zu gefallen.
Es kommt in diesen Tagen das Fest, das liebe Fest Meiner heiligen Apostelfürsten Petrus und Paulus, weil Ich dem Petrus die Schlüssel des Himmelreiches übergeben, und Paulus, weil aus diesem Verfolger ein treuer Nachfolger Meines lieben Herzens geworden ist, weil er mehr wirkte als alle übrigen Apostel. Darum wollte der Heilige Geist, daß dies Fest sogleich gefeiert werde, nachdem Meine heiligen Feste aufhörten.
Seht, auch nicht umsonst ist es, daß das Fest Meines heiligen Nährvaters, der doch auch mit Mir in so nahe Verbindung getreten ist, gewöhnlich vor Ostern oder um die Osterzeit gefeiert wird, weil dieser Mein guter Nährvater zu schwach gewesen wäre, weil er eine solche Liebe zu Mir hatte, daß er es nicht über sich gebracht hätte, unter dem Kreuz stehen zu müssen; das Herz wäre ihm zersprungen. Darum mußte er, bevor Ich in dieses Leiden eingeführt wurde von Meinem himmlischen Vater, diese Welt verlassen. Seht, wie lieb, wie gut Meine Kirche dieses aufgefaßt. Darum feiert sie auch, bevor sie anfängt, Meine Leiden zu begehen, das Fest Meines Nährvaters. Diese sind so die Nächsten, die Mir aufs innigste verknüpft standen hier auf Erden. Das Fest Meiner heiligen Großmutter feiert man auch in diesen Tagen, an den übrigen Tagen die Feste der Millionen und Milliarden Meiner Diener und Dienerinnen, die da eingegangen sind in Meine Herrlichkeit.
Aber, Meine Kinder, sie alle waren Sonderlinge, sie hielten es nicht mit der Welt. Darum freut euch, freut euch, daß ihr den Stein gefunden habt, den Stein der Weisen, und geht hin und verkündigt allen, die mit euch verkehren wollen, daß sie in allernächster Nähe euch nachfolgen müssen und nachfolgen sollen, wenn auch nicht in dem Grad, wie Ich es von euch verlange. Jedes hat seine eigenen Wege. Der Ehegatte, die Ehefrau hat wieder ihre eigenen Wege; sie ist gestellt in die Familie, und kann nicht wie ihr, sich losreißen, wenn sie will. Die Klosterfrau, der Ordensmann kann nicht wie ihr; er hat seine Statuten, seine Regeln, und diese muß er befolgen, aber er muß sich losreißen von dem großen Haufen, er muß glauben, daß Ich ihm alles belohne, was er tut aus Liebe zu Mir, auch wenn er hie und da einen Tadel einstecken muß von seinen übrigen Mitgenossen oder von seinem Oberen.
Dieses alles gehört zu den Sonderlichkeiten; denn diese werden getadelt. Was aber der Mensch tut aus Liebe zu Mir, und um Mir Freude zu machen, werde Ich ihm überaus belohnen, auch wenn es manchmal scheint, es sei besser gewesen, wenn er getan hätte wie alle übrigen Menschen; denn Ich bin ein gar guter Gott, ein gar reichlicher Bezahler. Ich habe ein Gedächtnis, das nichts vergißt. Jeder Schritt und Tritt, den ihr tut aus Liebe zu Mir, er bleibt in Meinem Gedächtnis, und in der Ewigkeit führt dieser Schritt euch um so näher, je mehr ihr um Meinetwillen und für Mich getan habt.“
Barbara: „Mein Jesus! Ich bitte Dich auch für alle Anliegen meines Herzens, Du weißt sie. Meine arme Schwester in A., o tröste Du sie, da sie mich nicht besuchen darf. Lenke und leite das Herz der Oberin, daß sie doch Mitleid mit meiner armen Schwester hat, die Dich so liebt und ein liebes Wörtchen von Dir hören möchte. O erbarme Dich ihrer. Sieh, wir sind Zwillingsschwestern, wenn auch nicht leiblich, sondern geistig. Du hast uns zusammen an Dich gekettet, ein Herz und eine Seele unter uns gebildet. O laß sie teilnehmen an den Gnadenschätzen, welche Du über uns ausgießest, damit sie, nachdem sie keine andere Freude mehr kennt, doch auch die Freude mit mir genießen darf. O ich grüße Dich in ihrem Namen.“
Jesus: „Dein liebes Schwesterchen soll nur noch ein wenig Geduld haben. Sie wird dich hienieden noch einmal sehen, und in der Ewigkeit werdet ihr wahrhaftig Zwillingsschwestern werden. Grüße mir auch recht herzlich ihre Oberin. Sie hat ein gutes Herz und guten Willen, aber sie hat eine Bürde zu tragen, die ihr viel Sorge und Kummer bereitet. Sie soll aber überzeugt sein, daß Ich Freude an ihr habe, daß sie eingegangen ist in die Rechte Meiner Bräute. Verstehst du Mich? Die Rechte Meiner Bräute sind, daß sie einen vertrauten Umgang mit Mir haben, daß sie nichts fürchten, auch wenn es manchmal scheint, es sei sehr viel zu fürchten, fürchten Meine Bräute nichts, weil sie wissen, daß sie Mein Herz bewohnen. Und eine Braut, wenn sie auch sieht, wie Ihr Bräutigam die Stirne faltet und Unwillen auf Seiner Stirn sich zeigt, sie fürchtet sich dennoch nicht vor Ihm, weil sie weiß, daß sie mit einem einzigen, zärtlichen Wort diesen Unwillen wieder besänftigt und wieder an Meinem Herzen ruhen darf.
Dies sind die Rechte Meiner Bräute, auch wenn sie sich verfehlen, wenn sie auch hie und da, weil sie schwache Geschöpfe sind, Mir den Unwillen auf die Stirne treiben, so wissen sie, wie dieser allsogleich besänftigt ist; wenn sie Mir entgegenkommen mit einem reumütigen, gedemütigten Herzen, dann ist alles wieder vergessen. Der Blick ist wieder freudig auf sie gerichtet, und sie ruhen wieder an Meinem Herzen. So diese Oberin, die Ich euch nur schildern wollte, damit ihr auch wißt, daß sie mit deiner Schwester Hand in Hand geht. Sie hat noch viele Seelen zu leiten und darunter auch kleine Seelen. Versteht ihr Mich? Die Kleinen, die noch mit Milch müssen genährt werden, die noch nicht an harte Brotkrusten gewöhnt sind. Also seid zufrieden, wenn es auch noch einige Jahre dauert. Dein liebes Schwesterlein soll die Freude noch einmal erleben, an deinem Herzen und mit deinem Herzen an Meinem Herzen zu ruhen. Fahret fort, Meine Kinder, Mich zu lieben und Mir zu dienen.
Fahret fort, auch wenn man euch verfolgt und verlacht, auch wenn wieder ein Platzregen kommen sollte. Seht, der Eichbaum fürchtet sich nicht; er bietet dem Platzregen, dem Sturmwind und dem Wolkenbruch seine Stirn. Er bleibt stehen, wenn ihm auch hie und da der Blitzschlag einen Ast abschlägt. Er bleibt dennoch stehen, weil sein Stamm eingewurzelt ist in tiefer Erde. So müßt auch ihr stehen wie Eichbäume, womit Ich die Priester schon so oft verglich, daß sie die Eichbäume sein sollen in Meiner Kirche; aber auch ihr müßt sie sein, indem Ich Großes von euch verlange.“
Barbara: „O mein Jesus! Ich bitte Dich noch für die Klosterfrau, die heute beerdigt worden ist. O mein Jesus! Siehe diese Bräute Deines Herzens, obwohl sie tun, als glaubten sie nicht, daß Du auch mit einer armen, von der Welt zurückgestoßenen, verachteten Person verkehrst. Du weißt aber, daß es meine Sitte ist, für alle Menschen zu beten, alle Menschen in mein Herz einzuschließen, am allermeisten aber die liebsten Bräute Deines Herzens.
Siehe, Du hast mir einmal gezeigt, wie durch dieses Haus (Schwestern von der ewigen Anbetung) viel Segen fließt über die Stadt Mainz, weil sie Tag und Nacht vor Dir auf den Knien liegen und Dich anbeten. Siehe, diese sind auch von der Welt so gehaßt und verfolgt, weil man sagt, sie seien Faulenzer. O darum bitte ich Dich, weil sie teilnehmen müssen an Deiner Schmach und Verachtung, darum zeige mir, daß Du ihnen mehr Huld zukommen lässest als anderen, die nicht so verachtet sind vor den Menschen, wie die Orden, die Werke der Nächstenliebe üben. O mein Jesus! Barmherzigkeit für alle, die in Deiner Gnade sterben. Gegrüßet seist Du, Maria!“
Ich sehe diese Schwester weiß, ganz weiß gekleidet wie eine Braut Jesu Christi, aber sie steht noch vor der Türe. Der Raum, wo die Seligen sich befinden, ist ihr noch nicht geöffnet. Sie wartet noch vor der Türe.
„Mein Jesus Barmherzigkeit! Warum hältst Du sie zurück? O Jesus, durch Deinen Tod und Blut, erlöse sie aus der heißen Glut!“
Jesus: „Ja, sie ist nicht in der heißen Glut! Nein, nein, Meine Kinder! Sie darf Mich aber noch nicht sehen. Meines lieben Angesichts ist sie noch beraubt, weil sie doch nicht ganz vollkommen ihren Willen Meinem göttlichen unterworfen; ein einziger Willensakt fehlte noch. Seht, Meine Kinder, euch allen rufe Ich zu, ihr, die ihr vor Meinem Thron kniet wie die Seraphim, und die Engel auf Erden sein sollt, und weil Ich die Welt anlocken und anziehen will, weil Ich die ganze Welt, alle guten, treuen Christen herbeiführen möchte vor das Allerheiligste Sakrament, weil es Mein Wille ist, und Ich diesen Willen Meiner Kirche kundtue, daß Ich die Christen um Mich geschart wissen will, um Meine Altäre, und ihr die Stellvertreter all dieser Christen seid, ihr seid die Vertreter der Menschheit in der Schöpfung.
Wie die Engel im Himmel Mich anbeten Tag und Nacht, so seid ihr um Meine Altäre geschart Tag und Nacht, um die sündige Menschheit zu vertreten. Darum sollt ihr das ganz besondere Privileg haben – falls ihr euch unumwunden Mir schenkt, mit freiem Willen Mir schenkt, das heißt, wenn ihr euch einmal in diesem Orden befindet, den Versuchungen des bösen Feindes kein Gehör mehr schenkt, auch wenn der Versucher euer ganzes Leben euch zusetzt, denn dieses alles kann euch noch kein Haar krümmen, wenn euer guter Wille nicht mit einstimmt, wenn ihr mit freiem Willen, wenigstens mit gutem Willen vor Mir kniet, um Mich anzubeten, wie die Seraphim es tun vor Meinem Angesicht, und in dieser Gesinnung dann euer Leben Mir zum Opfer bringt, sei es früh oder spät, wenn Ich dann an euch herantrete durch den Tod, und ihr durch euren Willensakt ganz eingegangen seid in Meinen göttlichen Willen –, daß ihr sofort von diesem Leben hinweg zu Meiner Anschauung gelangen sollt. Dies soll ein besonderes Privileg sein für euch, daß ihr alle Sünden, die ihr begangen, abbüßen könnt durch diese fortwährende, immerwährende Anbetung, weil ihr Vertreter der sündigen Menschheit seid und sein sollt, und wenn ihr dann bei eurem Tod diesen Willensakt erneuert, so daß ihr vollständig euch hingebt Meinem göttlichen Willen, so wie im Leben jetzt auch im Sterben, dann ist alles getilgt.
Darum freuet euch, nehmt teil an diesen Gnadenschätzen, die Ich ausgieße über Meine kleine Dienerin. Seht, wenn Ich durch euch gesprochen hätte zu der Welt, man hätte wahrhaftig es nicht geglaubt. Man hätte gesagt: ‚Ja, diese tun nichts, als daß sie über solche Dinge nachdenken‘, und niemand hätte ein Gewicht darauf gelegt. Da Ich mir aber eine Seele erwählte, die mit schwerer Arbeit zu kämpfen hat, die nie Zeit hat, um nachzudenken über solche Dinge, hat niemand, auch nicht der Bischof, dem Ich sie unterstellt, eine Ausrede. Wenn er auch sagt und tut, als glaube er nicht, wenn er aber der Sache auf den Grund schaut, muß er bekennen, daß es unmöglich ein Menschenwerk ist, daß es nur ein Werk Meiner Gnade sein kann und ist.“
Barbara: „O mein Jesus! Ich opfere Dir auf alle Gebete, Werke und Leiden dieses Tages in jener Meinung, in der Du unablässig betest und Dich auf unseren Altären opferst, besonders für die heilige Kirche, für unseren Heiligen Vater, den Papst, und die Armen Seelen. O schenke uns diese Schwester, die da gestorben ist, o laß sie eintreten, sie steht vor der Pforte des Himmels.“
Jesus: „Meine Kinder! Seht, damit alle, die Ich einführe, glauben, daß Ich es bin, ja damit alle sehen, daß Ich wirklich derjenige bin, Der die Macht hat über alle Seine Geschöpfe, Der aber auch die Güte besitzt, alles Gute anzuerkennen um des Gebetes dieser frommen Klosterfrauen willen und um der heiligen Meßopfer willen, die heute gelesen werden, um der heiligen Kommunionen willen, die heute, besonders aber in den beschaulichen Orden, empfangen worden sind, will Ich sie euch schenken.“
Barbara: „So bitte ich Dich denn, mein Jesus, und opfere Dir dies alles zur Sühne für diesen Fehler, der dieser Klosterfrau noch angerechnet wird, und schenke uns auch das verstorbene Mädchen. O mein Jesus! O mein liebster Jesus! O Du Bräutigam meiner Seele! Gelobt sei Jesus Christus! Gelobt sei Jesus Christus! Gelobt sei Jesus Christus!“
Die Klosterfrau ist eingegangen, sie hat ein Kleid an, ganz durchschimmernd wie mit lauter Kristallgläschen besetzt. Jedes Gläschen hat einen eigenen Glanz.
Jesus: „Das sind alle die Stunden, die sie vor dem Tabernakel zugebracht hat; mit den Stunden wird ihr Kleid geschmückt, die ganze Ewigkeit hindurch.“
Barbara: „O mein Jesus, o schenke uns doch auch das Mädchen.“
Jesus: „Den ersten Freitag im Monat; für heute noch nicht. Sie hat noch allerlei Mäkelchen und Flecken an sich und ist gestorben ohne allen Zuspruch und hat, weil sie ganz allein war, sich nicht helfen können. Aber den ersten Freitag im Juli sollt ihr sie haben; sie war eine recht gottinnige Seele, hat viel Gutes getan, auch eine gläubige Seele.“
Barbara: „O liebe Mutter! Tröste sie doch. O mein lieber, heiliger Schutzengel, ich grüße dich durch das allersüßeste Herz Jesu Christi. Gehe hin und sage ihrem Schutzengel einen recht freundlichen Gruß, wir wollen alle Tage für sie beten; die Beängstigungen müssen von ihr weichen.“
Jesus: „Es ist gar so wichtig die Sterbestunde. Deswegen, wenn eine fromme Seele es auf sich nimmt, dem Kranken beizustehen, so ist dieses etwas Großes. Und wenn auch Ich, der Herr über Leben und Tod, jeden glücklich machen will, so muß der freie Wille eines Menschen doch ganz übereinstimmen mit Meinem göttlichen Willen, und der freie Wille ist in ihm, solange der Atem in ihm aus- und eingeht, und Ich darf diesen freien Willen nicht beeinträchtigen, nicht beeinflussen, Ich darf es nicht tun, Meine Gerechtigkeit verlangt es so, weil ihr die ganze Ewigkeit mit Mir herrschen und triumphieren sollt. Solange der Atem aus- und eingeht, hat der Mensch seinen freien Willen, und wenn er ihn nicht ganz zum Opfer bringt, muß er die Fehler abbüßen im Reinigungsort.
Seht darum, wie notwendig es ist, daß ein Priester dabei ist, oder der Sterbende hat eine fromme Seele, die ihm zuspricht, damit er sich an Mich erinnert und sich von sich selbst nicht so beeinflussen läßt, von seinen eigenen Gefühlen und Schmerzen und Satan ihm nicht so viel anhaben kann. Wohl mache Ich eine Ausnahme bei Fällen, wo er schnell stirbt, oder wo es gar nicht möglich ist, auf ihn einzuwirken; aber wo es tunlich ist, sollte man doch dafür sorgen, daß andere gutgesinnte Menschen dem armen, leidenden Sterbenden zu Hilfe kommen. Dieses noch zum Schluß, Meine Kinder! Und nun lebt wohl!“
Barbara: „Mein Jesus! Macht es Dir Freude, wenn wir einen solchen Bußgang machen nach Mombach oder nach Wiesbaden?“
Jesus: „Geht nicht nach Wiesbaden, wie Lieschen meinte. Diese üppige Stadt würde nichts Gutes daraus ziehen; geht in dem Aufzug nach Mombach. Ich will aber, daß ihr unter solche Menschen treten sollt, denen ihr nützen könnt; denn beeinflussen könnt ihr durch solchen Aufzug nur die guten, treuen Seelen. Die Weltmenschen verhärten sich um so mehr, je mehr sie sehen, wie die Guten sich beherrschen. Ich werde euch sagen, wann ihr wieder gehen sollt. Für jetzt seid zufrieden und geht ruhig nach Mombach in demselben Aufzug. Wenn ihr am Bahnhof aussteigt, dann geht ungeniert durch das Dorf und zieht so ein in Mombach, unbekümmert über andere; denn ihr müßt wissen, daß ihr da nicht eure Freude suchen sollt. Wenn ihr in Wiesbaden auch mehr Predigt und Andacht für euch hättet, wo bleibt aber Mein Gewinn? Ich will gewinnen und da müßt ihr alles hintansetzen, und wenn ihr keine Predigt hören könnt dort, so ist das Opfer Mir mehr wert, als wie wenn ihr mehr Genuß für euch hättet.
Seht, als Mein Diener Franziskus auf Erden wandelte, und er anfing, auf alle mögliche Weise sich abzutöten, als er von Tür zu Tür betteln ging und er in einem außergewöhnlichen Kleide sich zeigte, barfuß ging, da hielt man ihn auch für einen Narren, für einen Toren. Er verachtete die Welt, verschleuderte sein Vermögen; infolge dieses Auftretens enterbte ihn sein Vater. Da hielt man ihn auch nicht für einen Heiligen. Man hielt ihn für einen simpelhaften Menschen, der da der Welt etwas vormachen wolle. Einige hielten ihn für einen Narren, andere für einen überspannten, hochmütigen Menschen, der gerade durch diesen Auftritt jetzt der Welt zeigen wolle, wie er sein bisheriges Leben jetzt umsetzen wolle in dieses verachtete Leben, um sich der Welt als Heiliger aufzuspielen, die Rolle eines Heiligen aufzuführen. Und man verachtete ihn von allen Seiten.
Die sinnlichen, weltlichen Menschen hielten ihn für einen Narren, die anderen, bessergesinnten, hielten ihn für einen überspannten, frommen, hochmütigen Menschen. Er konnte keine großen Almosen mehr spenden, weil er selbst nichts hatte. Aber gerade durch diesen Aufzug, daß er dadurch die Blicke der ganzen Welt, aller Menschen auf sich zog, und Mir zuliebe diese Verachtung, diese verschiedenen Meinungen mit Geduld ertrug, wurde er derjenige, den ihr jetzt an ihm bewundert, ein Heiliger. Wenn Ich nun von euch verlange, daß ihr stundenlang Meiner wartet, daß die Arbeit liegen bleibt deinetwegen, wenn Ich von euch verlange, daß ihr Mir außergewöhnliche Wallfahrten machen sollt, dann müßt ihr alles hintansetzen, all das Gerede der Menschen nicht beachten und ruhig Meinen Willen ausführen. Frage deswegen nicht bei deinem Beichtvater, frage bei deinem Seelenführer, weil der Gehorsam eure ganze Aufgabe würzen soll.“
Barbara: „Gelobt sei Jesus Christus!“
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