298 Fest St. Peter und Paul 1899 „Daß ihr in euch alle Fehler ausrottet, so daß die Liebe sich in euch vollends entfalten kann.“
Bei der heiligen Kommunion sah Barbara den Herrn vom Tabernakel herkommen, gekleidet wie ein Priester mit einem weißen Chorrock. Er stellte Sich zwischen Barbara und Lieschen, die nebeneinander knieten und ermutigte sie, die Wallfahrt zu machen.
Jesus: „Wie oft bin auch Ich barfuß gegangen. Wenn Mich ein Gewitter auf Meinen Wanderungen überraschte, und Ich deshalb Meine Schritte beschleunigte, da waren Mir Meine Sandalen hinderlich bei dem lehmigen Boden, und Ich nahm sie deshalb in Meine Hände.“
Am Wallfahrtsort sagte Er:
„Drei Schritte habt ihr zu tun: Der erste ist der, daß ihr geglaubt habt; den habt ihr gut bestanden. Der zweite Schritt ist der, dass ihr im Vertrauen, in der felsenfesten Hoffnung auf Mich, daß Ich trotz aller Anfeindungen die Sache durchführen werde, nicht wankt. Deshalb übertrage Ich euch die Bußwallfahrten, daß ihr immer mehr abgehärtet werdet gegen das Gerede der Menschen, weil solche gerade den Spott und Hohn am meisten erregen. Der dritte Schritt ist schon in diesem zweiten vielfach mit einbegriffen: Daß ihr in euch alle Fehler ausrottet, so daß die Liebe sich in euch vollends entfalten kann.“
Barbara bat den Herrn um die Gnade der Beharrlichkeit. Da breitete die liebe Mutter Gottes Ihren Mantel aus und sagte, Sie werde es nicht zulassen, daß wir nicht ausharren, und Sie umschlang uns fest mit Ihrem Mantel. Sie sagte auch:
Maria: „Seht, wie leicht euch der erste Schritt vorkam, ebenso leicht werdet ihr auch die beiden anderen Schritte tun.“
299 Großes Gebet in der Pfarrkirche von Barbara „Gebt Mir feurige Priester, gebt Mir feurige Priester!“
Als die Prozession aus der Kirche auszog, kam Jesus auf Barbara zu, und sagte:
Jesus: „Leihe Mir dein Herz als einen Thron und liebe Mich für alle diejenigen, die Mich nicht lieben, und die sich nicht beteiligen.“
Barbara: „Ach, so leihe mir doch Dein Herz, damit ich Dich auch so lieben kann, wie Du es verdienst.“ Der Herr gab ihr alsdann Sein Herz und sagte:
Jesus: „So liebe Mich denn mit Meinem Herzen. Siehe, keiner von all denen, die sich beteiligen, geht verloren.“
Als am folgenden Tag in der Kirche die Kinder zum hochheiligsten Sakrament geführt wurden, ging ein Strahl aus Seinem Herzen aus, vor Freude über die unschuldigen Kleinen. Der Herr sagte:
Jesus: „Vor vierzehn Jahren habe Ich dir gezeigt, wie diese Pfarrei darniederlag, und siehe, welch einen Umschwung ein eifriger Priester bewirkt. Gebt Mir feurige Priester! Gebt Mir feurige Priester! Weil der Vater der Menschheit die Verehrung Meines göttlichen Herzens angewiesen hat, hat Er Mir dieselbe gleichsam aufgebunden, und Ich bin noch mehr verpflichtet, alles zu ihrer Rettung aufzubieten. Darum ist aber auch Mein Schmerz noch viel größer, die Menschheit verdammen zu müssen. Fühle den Schmerz mit Mir, daß viele sich gar nicht beteiligen und absolut verlorengehen wollen.“
Er gab Barbara den Schmerz zu fühlen, so daß sie vor Schmerz nicht mehr atmen konnte.
„Fahret nur fort, so entschieden zu sein! Zeigten die Priester eine solche Entschiedenheit, so würde die Kirche zum Sieg gelangen, ohne Blutvergießen. Ihr könnt gar nicht glauben, welch guten Eindruck ihr auf das gewöhnliche Volk macht, wenn sie euch so entschieden eure Wege gehen sehen, insbesondere soll Luise durch Einfachheit der Kleidung vorangehen und sich um Mode gar nicht kümmern.“
Am letzten Tag der Anbetung in der Kirche der heiligen Barbara war der liebe Heiland umringt von einer großen Schar Heiliger, die alle in der Stadt Mainz gelebt, voran der heilige Bonifatius. Dieser führte das Wort. Und Barbara sah, wie in der Luft ein großer Kampf stattfand (gemeint ist ein geistiger Kampf). Er war so heftig, daß die Schwerter auf- und abgingen, wie wenn gedroschen wird. Das Häuflein der Guten war sehr klein, darunter auch Barbara und ihre beiden Freundinnen und die Heiligen der Stadt. Der heilige Bonifatius sagte:
Bonifatius: „Obwohl euer Häuflein so klein ist, braucht ihr euch nicht zu fürchten, denn alle diese Heiligen kämpfen mit euch. Den Priestern der Stadt möchte ich zurufen: Laufet, laufet im Sturmschritt, denn wenn die Priester nicht alles aufbieten, wird, wenn die alte Generation gestorben und die junge groß geworden ist, alles Gute so zertreten werden, daß es darniederliegt. Darum sollten die Priester doch nicht auf den Spott achten; denn der bliebe doch nicht aus. Sie sollten sich um gar nichts bekümmern, sondern laufen, um zu retten, was noch zu retten ist. Wehe, wehe der Stadt Mainz, wir werden mit zu Gerichte sitzen und eure Ankläger sein; denn wir haben uns auf dem nämlichen Boden geheiligt, wo ihr euer Verderben holt. Wehe jenen, die die Gnaden vorbeifließen lassen, ohne sich derselben teilhaftig zu machen!“
Barbara wurde ihre Seele gezeigt mit vielen Fehlern entstellt; sie wurde darüber sehr entmutigt und sagte:
Barbara: „Wie kann denn der Herr mit mir verkehren!“
Da kam die heilige Maria Magdalena, tröstete sie, und sagte:
Maria Magdalena: „Bedenke doch, daß ich die größte Sünderin war, und daß der Herr Sich nicht scheute, mich zu lieben und mit mir zu verkehren. Machet alle drei an meinem Festtag eine Wallfahrt zum Andenken daran, daß ich in einer Felsenhöhle Zuflucht gesucht. Und in der Oktav vom Rochusfest geht an die Gnadenstätte dieses Heiligen.“
300 Großes Gebet in der Pfarrkirche am 3. Juli 1899 „Magst du Fehler begangen haben in deiner Jugend und dein ganzes Leben wie Sandkörner am Meere, sobald du dich in die Arme Meines Sohnes wirfst, demütig, reumütig um Verzeihung flehend, ist alles vergessen, alles verziehen.“
Barbara: „Meine liebe Mutter! Ich grüße Dich durch das allersüßeste Herz Jesu Christi und bitte Dich, ersetze Du, was unserer Armseligkeit abgeht. Noch einmal opfere ich Dir und durch Deinen lieben Sohn den Weg auf, den wir gemacht zu Deinem heiligen Gnadenbild (alle drei in gleicher Kleidung, Lieschen und Barbara barfuß). Alle die Strapazen, die wir durchgemacht, auch all den Spott, den wir freiwillig und mit Freude auf uns genommen, opfere ich Dir auf, in Vereinigung mit dem Weg, den Du zu Deiner Base Elisabeth gegangen bist. Wir haben uns nicht an dieses Geheimnis erinnert, darum bitte ich Dich, daß Du alles der Heiligsten Dreifaltigkeit darbringen möchtest, damit wir Mut und Stärke in all den Leiden und Verachtungen erlangen, auch für die Anliegen der Kirche, die Bekehrung der Sünder und zum Trost der Armen Seelen im Fegefeuer. O daß wir doch so unbekümmert durchs Leben gingen wie Du, denn Dein lieber Sohn und Du seid in die Welt gekommen, uns zum Vorbild, also muß es Menschen geben, die Euch nachfolgen.“
Maria: „Meine Kinder! Ja, freilich sind Wir da, um euch ein Beispiel zu geben. Alles, jeden Schritt und Tritt, den Ich in Meinem Leben getan und den Mein Sohn getan, jedes Wort, das Wir gesprochen, ist nur da, um euch ein Beispiel zu geben, damit ihr Uns nachfolgen könnt. Seht, von Mir spricht man in der Heiligen Schrift wenig, weil das Weib schweigt in der Kirche; aber alles, was Ich getan habe, was notwendig ist, damit viele Mir nachfolgen, ist doch niedergeschrieben und wird bei gewissen Festen euch vorgestellt, zur Nachahmung vorgestellt.
Seht nun, Meine Kinder, wenn die Kirche das Fest Meiner Heimsuchung feiert, wo Ich über das Gebirge eilte zu Meiner Base, um ihr die frohe Botschaft zu bringen, daß der Erlöser eingetreten sei in diese Welt, und daß Er bald öffentlich erscheinen werde; denn die Freude Meines Herzens war so groß, daß Ich es Meiner Base doch nicht länger hätte vorenthalten können, weil Ich durch innere Erleuchtung wußte, daß auch sie empfangen, und daß sie ein Kind gebäre, das Meinem Sohn viele Freude mache, ja, daß er die Wege einschlagen solle, die er Meinem Sohn vorbereiten solle. Denkt euch, mit welcher Freude Ich Meine Schritte beschleunigte!“
Und ich sehe Sie dahinziehen mit Ihrem heiligen Gemahl, nicht aber ein Eselchen. Sie gehen nicht wie bei der Flucht nach Ägypten; Sie gehen einsam des Weges dahin. Jeder hat ein Päckchen auf dem Arm und auf dem Rücken gerade wie wir, wenn wir nach Mainz gehen. Aber ein himmlisches Licht umfließt Sie, eine Helle geht von Ihnen aus, von der lieben Mutter Gottes, mit der der heilige Josef eingeschlossen ist, und die weithin Ihr Licht verbreiten.
Maria: „Es ist dies die göttliche Gnadensonne, Mein Kind, Die in Meinem Schoß noch eingeschlossen ist.“
O wie freudig ist das Angesicht zu schauen. Ja, da ist kein Kummer zu sehen. Das ist, als wenn Sie Beide ins Paradies eintreten, eilen müßten, um recht bald an der Pforte anzukommen. Sie singen und beten abwechselnd auf dem ganzen Weg.
Barbara: „Meine liebe Mutter! Was willst Du uns denn mit dieser heutigen Betrachtung lehren, da ja doch Großes Gebet ist, und Dein lieber Sohn uns immer so schön belehrt über die Herrlichkeit dieses Festes und Seine Freude uns kundtat, wenn die Große Gebetswoche war.“
Maria: „Das hat alles seine Bedeutung. Seht, ihr steht jetzt im Begriff, den zweiten Schritt zu tun auf dem Weg, um in allernächster Nähe Mir und Meinem Sohne nachzufolgen. Darum muß Ich euch heute belehren. Darum bin Ich gekommen, Ich, die Mutter der Schönen Liebe, um euch recht bald zu helfen, daß auch ihr den Schritt zur göttlichen Liebe ganz und vollkommen zurücklegen könnt; denn jetzt steht ihr noch in dem Zeitpunkt, den Schritt eines lebendigen Gottvertrauens zu tun. Der erste Schritt ist zurückgelegt, wie Mein Sohn dir zu wissen tat, als ihr in Mombach waret. Den zweiten Schritt habt ihr begonnen, und deshalb verlangt Mein Sohn, daß ihr außergewöhnliche Werke verrichtet, außergewöhnliche Bußübungen, und heute bin Ich gekommen, um euch zu bestärken und recht zu befestigen, besonders deinetwegen, Meine Kleine, weil du noch in einer Familie stehst, wo du viel abgehalten wirst, und wo man dir manchmal bös entgegentritt, weil du viel aus der Familie heraustrittst, um Meinem Sohn Freude zu machen.
Seht, als wir auf Erden wandelten, gehörten wir der Gesellschaft an wie alle Menschen, unseren damaligen Zeitgenossen. Damals waren schon die drei Hauptfeinde zu bekämpfen, die Augenlust, die Fleischeslust und die Hoffart des Lebens wie jetzt. Ja, es war die höchste Spitze der Zeit gekommen, wo diese drei Hauptfeinde mit aller Wut wüteten, mit aller Energie, um alle Menschen in ihre Garne zu ziehen. Satan hatte sein Reich aufgerichtet wie noch nie und glaubte, die Zeit sei gekommen, wo die ganze Menschheit sich ihm unterwerfen müsse. Da war auch die Augenlust, die Habsucht; da wollte jeder reich sein und keiner arm, und derjenige, der arm war, galt für keinen Menschen, galt als ehrlos. Darum strebte jeder, recht reich zu sein, zu glänzen in der Welt, um ja nicht zu den ehrlosen Armen herabsteigen zu müssen.
Mein Bräutigam, der heilige Josef, war doch ein gewöhnlicher Mensch wie ihr. Er war nicht schon vor der Geburt ein ganz besonderes Gnadenkind, wie dies bei Mir der Fall war, und hatte somit viel auszukämpfen, mehr zu kämpfen als Ich. Und doch hatte er es durch sein fortwährendes Streben, nur Gott allein zu gefallen, nur Ihm allein zu dienen, dahin gebracht, daß er diese drei Hauptfeinde überwand. Wenn er nun einmal merkte, es könne der Wille Gottes sein, eine Wallfahrt zu tun, dann bestrebte er sich aber auch, diese Wallfahrt ganz und voll zu tun. Dies tat er schon, ehe er mit Mir vermählt war. Wenn die Zeit kam, wo die Juden ihre Feste feierten, da schaute er nicht darauf, ob er etwas verlieren könne an seinem Vermögen, ob es auch schicklich sei, daß er fortzöge.
Nein, er beeilte sich, ließ alles, sein Handwerk liegen, und ging. Und als Ich mit ihm vermählt war, und er mehr Sorge hatte, weil er in einer Familie jetzt lebte, und deswegen für sie sorgen mußte, wenn aber die Zeit kam, wo Wir Uns Gott wohlgefälliger erzeigen wollten, und somit alles liegen und stehen ließen, um Ihm allein zu dienen, da brachte er dies Opfer auch ganz und voll. Seht, Meine Kinder, so sollt ihr euch jedesmal erinnern, wenn der Herr euch anspornt, wenn Er durch eines von euch spricht, daß Er verlange, da und dorthin zu gehen, sollt ihr euch jedesmal zu dritt in Vereinigung verbinden, damit ihr so das Geheimnis der Heiligen Familie erneuert, wie Sie Ihre Wallfahrten zurücklegte. So wie Wir der Menschheit so großen Nutzen brachten, obwohl Wir ganz still und verborgen dahinzogen, unbeachtet von anderen und unbekümmert, was sie von Uns denken, zogen Wir dahin, einzig und allein Gott lobend und preisend, und doch, welche Gnaden brachten Wir bei diesen einfachen Wallfahrten der gesamten Menschheit.
Die erste Gnade war, als Wir eintraten in das Haus des Zacharias, Ich und Mein liebes Kind, denn Mein heiliger Bräutigam war wieder zurückgekehrt, daß die ganze Familie sich an Mir erbaute und der Herr das Wunder wirkte, Sich, ehe Ich auch ein Wort sprach, zu erkennen zu geben Meiner Base und ihrem lieben Kind, das sie noch unter ihrem Herzen trug. Seht, bedenkt dieses, wenn ihr wallfahrten geht, still, ohne euch umzusehen, ob jemand lache oder weine, ob jemand sich erbaue oder spotte, unbekümmert, ob ihr etwas versäumt oder vernachlässigt; denn ihr seid Jungfrauen, und eine Jungfrau tut das, was des Herrn ist, damit ihr eure Schritte beschleunigen könnt und mit felsenfestem Gottvertrauen die Hindernisse übersteigt, die euch noch in den Weg kommen. Die Früchte reifen doch, wenn es auch scheint, es sei dieses eine Sache der Nichtnotwendigkeit, man müsse den Kleinen keinen Anlaß geben, zu spotten und zu höhnen. So meinen wohl die Besseren, die Priester und die Gläubigen, die guten Christen.
Aber sagt ihnen, ob Wir denn Rücksicht genommen haben bei Unseren Wallfahrten? Als Ich mit Meinem heiligen Gemahl hineilen mußte, und die Stunde gekommen war, wo Mein göttliches Kind die Welt erblicken sollte, wurde Ich auch viel verspottet, Ich und Mein Gemahl, und man sagte: ‚Dieser Mann muß wohl närrisch sein, daß er eine so junge Frau hinausführt in die Welt unter solchen Umständen. Der wird wohl glauben, bei uns eine Herberge aufzuschlagen‘, und spottend und hohnlachend wiesen sie ihn ab von Tür zu Tür. Erinnert euch daran, wenn ihr seht, daß ihr verlacht und verspottet werdet. Ferner, wo Mein Sohn Sich offenbart, da braucht ihr es nicht zu tun, das heißt, wo Mein Sohn offen Seinen Willen kundtut, da geht und folgt; denn das Opfer, das ihr bringt, genügt und ist besser, als lange hin- und herzufragen, denn der arme Mensch ist von Natur aus angelegt, womöglich wenig zu opfern, und bis er das Opfer in seinem Herzen gebracht hat, ist schon ein großer Schritt getan.“
Barbara: „Liebe Mutter! Sollen wir denn in der Nähe an einen Wallfahrtsort gehen, wenn wir die dritte Wallfahrt machen, oder noch einmal nach M.? O tue es uns doch zu wissen, gern wollen wir das Opfer noch einmal bringen.“
Maria: „Mein Sohn wird es dir schon zu wissen tun; für jetzt warte es noch ab. Höre, was Ich dir sage zu deiner weiteren und zu eurer weiteren Belehrung. Dieses nur zum gestrigen Fest, das die Kirche feierte. Ihr seid nicht berufen, um Wunder zu wirken. Auch will der Herr kein Wunder an euch wirken; denn die Kirche steht in vollem Glanz. Sie ist entfaltet nach allen Richtungen hin, und darum ist es nicht mehr notwendig, außergewöhnliche Zeichen zu geben und die Menschen auf die Kirche aufmerksam zu machen.
Weil ihr aber gestellt seid, vielen zum Vorbild und so, daß alle Menschen euch nachahmen können, und weil die Zeit gekommen ist, wo die Kirche wieder zum Aufschwung, zum Sieg gelangen soll, weil ihr an dem Wendepunkt steht, und viele sich euch anschließen sollen, darum will der Herr, daß ihr den ganz gewöhnlichen Weg geht in betreff eurer Lebensweise. Oft schon hat der Herr euch gesagt, daß Er kein großes Fasten verlange, keine außergewöhnliches Fasten, und dies fühlt ihr ja, ein jedes an sich, daß dem so ist, daß es der Herr von euch nicht verlangt, sonst gäbe Er euch die Kraft dazu. Da ihr aber alle drei merkt, daß die Kräfte schwinden, sobald ihr euch zuviel auferlegt, darum will Ich euch sagen, daß solches der Herr nicht von euch verlangt, und ihr dies demzufolge auch nicht tun sollt. Um eure Kräfte zu erhalten, sollt ihr euch nähren und kräftigen, so oft und sobald es notwendig ist.
Diese Woche ist das Große Gebet hier in der Stadt, wo ihr euch aufreibt und aufreiben wollt; denn inniges und andächtiges Beten fordert Kräfte und Anstrengung. Weil ihr aber durch die Überanstrengung eurer Kräfte alle drei aufgerieben seid, die Natur verlangt nun mal ihr Recht, darum rate Ich euch, bringt das Opfer, die erste Stunde zu missen, denn dieses ist für euch ein großes Opfer, weil ihr Meinen Sohn gern zuerst begrüßen möchtet. Aber deswegen bringt dieses Opfer und wartet, bis die Zeit gekommen ist, wo ihr gewöhnlich aufsteht, damit ihr dann eure Kräfte um so mehr anstrengen könnt in der Zeit, wo andere nicht können.
Euch hat Mein Sohn berufen, außerhalb der Familie zu stehen, damit ihr Ihm Ersatz und Sühne leisten könnt für andere Menschen. Nun gibt es so viele in der Stadt und in der Welt, die gern Meinem Sohn auf den Knien dienen möchten, anbetend vor Ihm knien möchten; aber ihr Beruf und ihr Stand verträgt sich nicht damit. Es sind die Hausmütter und Väter, Jungfrauen, aber sie stehen in der Familie; sie sind im Dienstbotenstand und müssen arbeiten. Für diese alle sollt ihr den Tag über Ersatz und Sühne leisten.
Wenn ihr gekräftigt seid, dann könnt ihr euch voll und ganz Ihm hinschenken und könnt euer Herz erweitern, die ganze Welt im Geist durchwandern und zusammenscharen, und anstatt aller Menschen, Ihm eure Huldigung zu Füßen legen. Dieses aber, wenn der Mensch so abgespannt ist, fällt ihm gar nicht ein. So muß Geist und Fleisch zusammenwirkend vor Ihm knien. Seht, obwohl Mein Sohn euren guten Willen kennt, obwohl Er alles weiß, will Er aber doch wenigstens, daß ihr Ihm in euren Gedanken euch aufopfert. Wenn aber das Fleisch und Gemüt so abgespannt sind, kann man nicht denken an seine Mitmenschen, man denkt nur an seine Armseligkeit und kauert zusammen.
Um dieses die ganze Woche zu verhüten, wollte Ich euch diese Belehrung geben. Ihr werdet sehen, wie gut es ist, auch manchmal der Bequemlichkeit nachzugeben, wie andere meinen. Andere wissen nicht, wie abgehärmt ihr jetzt seid, der Körper jetzt ist; und wenn solche, die noch mehr Kraft haben, bei denen nach einer ruhigen, geschlafenen Nacht alles vorüber ist, und die dann, wenn sie diese Stunde Gott geopfert haben, weiter gehen und den Geist anders zerstreuen, wenn diese auch darüber sprechen sollten, schadet es nichts, dieses Opfer müßt ihr bringen.“
Barbara: „Ich danke Dir, liebe Mutter.“
Maria: „Jener ängstlichen Seele sage, Meinem Sohn dienen, sei das Allervollkommenste, das ein Mensch auf Erden üben könne; sich ganz Ihm hingeben, in heiliger Liebe sich mit Ihm vereinigen. Dieses könne aber nur eine Seele, die ganz aus sich herausgeht, die, weil sie ängstlich angelegt ist, sich ruhig leiten läßt von einem geistlichen Führer und in Abgang dessen, sich oft der Worte erinnert, die Mein Sohn zu Seiner Dienerin gesprochen: ‚Ich vergesse und Ich zähle nicht‘. Magst du Fehler begangen haben in deiner Jugend und dein ganzes Leben wie Sandkörner am Meere, sobald du dich in die Arme Meines Sohnes wirfst, demütig, reumütig um Verzeihung flehend, ist alles vergessen, alles verziehen. Und jetzt raffe dich auf, Meine Tochter, und beeile dich, denn nur noch kurz ist der Weg, den du zu wandeln hast. Beeile dich, den Stein von deinem Grab zu wälzen, der einstens deine irdische Hülle drücken soll, um ihn in deine Krone einzufügen. Siehe, der Herr gab dir zeitliche Güter, damit du sie, weil Er dir dazu auch eine edle Seele und ein gutes Herz gab, verwerten könnest zu Seiner Ehre und Verherrlichung und dir Schätze sammeln könnest für den Himmel mit diesem ungerechten Mammon. Schließe dich an, an Meine Freundinnen und tue, was dein Beichtvater dir sagt. Lege alles ab, was dich bisher zurückhielt, alle die Hindernisse; tue den ersten Schritt, und der zweite Schritt ist schon damit getan, und der dritte wird leicht zu tun sein, wenn der zweite getan ist.
Meine Kinder! Seht, gestern wurde Mein Sohn viel verherrlicht. Die Dompfarrei hat sich glänzend erwiesen, aber nicht allein die Dompfarrei; die Ursache ist, weil alle sich beteiligen, alle guten Katholiken in der ganzen Stadt. Heute ist das Herz Meines Sohnes wieder recht erfreut und erquickt, weil Seine Kinder sich so zahlreich um Ihn versammeln, um Sühne zu leisten. Seht dieses liebende Herz, wie genügsam Es ist, wenn nur noch einige da sind, die Seine Liebe nicht verschmähen, ist Er zufrieden. Darum freuet euch, Ersatz und Sühne zu leisten für all die übrigen, die Ihn verachten und verschmähen.
Und wenn Mein Sohn wieder ein außergewöhnliches Opfer von euch verlangt, ein außergewöhnliches, dann seht euch nicht um und fragt nicht lange, wenn das Opfer nur im Herzen gebracht ist, voll und ganz. Meine Diener, die Diener der katholischen Kirche, die Priester hier in Mainz sind gar zu ängstlich. Es sind ja recht fromme, eifrige Seelenhirten dabei; alle tun ihre Schuldigkeit, aber darüber hinaus wollen sie nichts. Jedes Gespött vermeiden – das geht nicht in dieser Welt! Wie hat die Kirche sich gedrückt und gedemütigt, nachgegeben und immer wieder nachgegeben, und doch spottet man ihrer und spottet Tag für Tag drauflos. Darum auf, Meine Diener! Nicht achten auf den Spott der Welt. Schaut hin auf Meine Kleinen, die sich nicht schämen vor dem Gerede der Menschen. Und wenn sie es ertragen können, ist es dann zuviel, wenn man euch sagt: ‚Ja, solche ziehen diese Priester!‘ Seid ihr ja doch die Schufte, die Schwarzröcke, die Pfaffen euren Feinden gegenüber, die gesonnen sind, lieber heute als morgen euch aus der Welt zu schaffen. Ein bißchen Spott mehr oder weniger; aber auf, schließt euch mit aller Entschiedenheit denen an, die es ernst meinen, die nicht nach dem Spott der Welt fragen, das wäre an der Zeit!
Was war es denn, das Meinen Sohn beliebt machte unter dem kleinen Volk, daß alles Ihm nachlief? Weil Er Strenge und Majestät und Milde mitsammen zu verbinden wußte. Dieses könnt ihr alle, ihr Priester; denn ihr seid ja ein anderer Christus. Anstatt alles zerschneiden zu wollen, um ja nichts herauszufinden, was ein bißchen Spott heraufbeschwören könnte, sollt ihr mutig und entschlossen euch mit einstellen in die Rechte der Kirche; denn diese verteidigen nur die Rechte der Kirche, der heiligen katholischen Kirche. Die heilige katholische Kirche hat von jeher Büßer, Heilige gebildet, und in jetziger Zeit erst recht. Heilige muß sie bilden, Heilige muß sie ziehen. Ja, Heilige gibt es in eurem Jahrhundert viele; viele großmütige Herzen, großmütige Seelen unter allen Klassen von Menschen.“
Barbara: „O liebe Mutter! Schenke mir doch die Seele von N. Sieh, sie hat Dich doch ihr Leben lang sehr geliebt und hatte das ganze Jahr ein Maialtärchen aufgerichtet.“
Maria: „Du mußt aber auch die andere Seite aufziehen. Ich kann sie dir nicht schenken.“
Barbara: „So sage uns zu unserer Belehrung, was sie denn jetzt am meisten bereut.“
Maria: „Weil sie noch so halb und halb mit der Welt liebäugeln wollte. Eine Seele, die der Herr mit Gnaden überhäufte, und der Er Seinen Willen kundgetan, wie dieses hier der Fall war, soll sich aber auch an Ihn anklammern und nicht so sehr der Welt anhängen. Sie hätte nicht mehr der Welt zu gefallen leben sollen und mehr dem Herrn opfern müssen; sie hat aber weder von ihrem Vermögen noch von ihrer Ehre etwas abgeben wollen. Nicht einen Pfennig, nicht einen Pfennig, hat sie von ihrem Kapital dem Herrn geopfert. Sie wollte glänzen vor den Augen der Menschen und ihr Vermögen recht zusammenhalten, nur damit ihre Familie glänze. Dafür muß sie jetzt büßen.
Anstatt sich eine große Glorie und Herrlichkeit zu verdienen, hat sie jetzt eine ganz matte Krone zu erwarten, wie sie jede Ehefrau und jeder Christenmensch zu erwarten hat, der die Gebote Gottes und der Kirche genau beachtet. Eine Jungfrau sorgt für das, was des Herrn ist, während eine Frau sucht, ihrem Mann zu gefallen. Dieses soll eine Jungfrau, die der Herr in solche Verhältnisse gestellt, daß sie es tun kann, sie soll diese Krone sich erkaufen. Die arme Jungfrau aber, die der Herr in Armut darben läßt, kann sich diese Krone erkaufen und verdienen durch ihre Geduld, ihr treues Anhängen an den Herrn und inniges Gottvertrauen. Darauf wollte euch der Herr hinzielen, als Er in Mombach dir sagte: ‚Ihr steht im zweiten Schritt!‘
Du, Meine Kleine, habe ein felsenfestes Gottvertrauen. Der Herr wird alles ersetzen, wenn du auch hie und da einen Tag versäumst. Ja, Er wird alles ersetzen, wie deine Schwägerin es merken kann. Diejenigen, die der Herr dazugestellt, haben denselben Gewinn, wenn sie nur zufrieden sind. Sage nur den zwei Dienstboten, welch herrliche Krone sie sich verdienen, wenn sie mit Geduld die Arbeit verrichten, die du hättest verrichten sollen an dem Tag, wo du abwesend bist. Sage ihnen, welche herrliche Krone der Jungfrau wartet, aber nur der Jungfrau, die Jungfrau ist nach dem eigentlichen Sinn des Wortes; nicht derjenigen, die ihre Bequemlichkeit sucht in der Welt, die Ehre sucht, wenn sie reich ist, und auch nicht derjenigen armen Jungfrau, die nur unzufrieden dahinschleicht und ihren Stand verwünscht und glänzen möchte.“
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