Die Fragen:
1. Welche Bedeutung hatte das Wort „romantische“?
2. Aus welchen Strömungen setzt sich die Epoche der Romantik zusammen?
3. Wer ist Vertreter der Frühromantik?
4. Sagen Sie W. Wackenroders Meinung über den Künstler?
5. Sprechen Sie über L.Tiecks Werk „Franz Sternbalds“ Wanderungen!
6. Worin besteht J.G. Fichtes Philosophie?
7. Welche Autoren gehören zur Spätromantik
19.VORLESUNG
Das Thema: Spätromantik
Gliederung:
1.Volksmärchen und Volksbücher. Jacob Grimm (1785-1863)
Wilhelm Grimm (1786-1859)
2. Kunstmärchen. Wilhelm Hauff (1802-1827)
3. Phantasie und Wirklichkeit
4. Der romantische Künstler. Ernst Theodor Amadeus Hoffmann (1776-1822)
Während die Frühromantik stark philosophisch und kritisch orientiert war, gaben sich die Vertreter der Spätromantik weniger theoretisch und nicht so betont philosophisch. Die Hauptvertreter der Spätromantik sammelten sich seit 1805 in Heidelberg („Heidelberger Romantik“). Sie verbreiteten mit großer schöpferischer Produktivität ihr romantisches Denken und Fühlen auf allen Gebieten der Kunst: in Dichtung. Malerei und Musik. Dabei waren sie viel konservativer, volkstümlicher und heimatverbundener als ihre Vorgänger. Das Revolutionäre, die betonte Opposition zur Klassik fehlte ihnen. Sie verlangten nicht mehr Erneuerung und Universalität, sondern wandten sich lieber der Vergangenheit zu. Dabei stellten sie die überlieferten Werte wie Staat, Volk und Religion in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen. Die mittelalterliche Einheit und Geborgenheit der Menschen in ihren sittlichen Werten und Traditionen galt als erstrebenswertes Vorbild. Die Hoffnung auf ein Anknüpfen an die bedeutende Vergangenheit sollte dem durch die politisch unsichere Zeit (Freiheitskriege 1813-1815) erschütterten Volk Mut und Halt geben. Achim von Armin war einer der eifrigsten Mahner zu geschichtlicher Besinnung.
Große Aufmerksamkeit wurde der Wiederentdeckung, Sammlung und Überarbeitung von Volksbüchern (s.S.45), Volksliedern und besonders Volksmärchen geschenkt. Das Interesse an den Zeugnissen der Vergangenheit ersteckte sich auch auf Übersetzungen der Weltliteratur. Besondere Verdienste erwarben sich hier Tieck und A.W.Schlegel (mit Übersetzungen von Calderon, Petrarca, Dante, Ariost, Tasso, Shakespeare u.a.)
Zusammen mit C.Brentano gab A.von Arnim in den Jahren 1806 und 1808 Des Knaben Wunderhorn heraus, eine Sammlung von alten deutschen Liedern und Gedichten, die die beiden Freunde teilsweise umgedichtet oder ergänzt hatten. Ein weiteres Bekenntnis der Romantik zur mittelalterlichen Kultur und Volksdichtung gab Joseph Görres im Jahr 1807 mit den Deutschen Volksbüchern. Am bekanntesten wurden in diesem Zusammenhang die Brüder Grimm. Ihre Kinder-und Haus-Märchen erschienen 1812 und 1815. Mündliche Überlieferungen, Schwanksammlungen und andere Quellen aus der Zeit seit dem Mittelalter waren die Fundgrube für die Brüder Grimm; sie beteuerten:
Wir haben uns bemüht, diese Märchen so rein als möglich war aufzufassen (…) Kein Umstand ist hinzugedichtet oder verschönert und abgeändert worden.
Die Kinder- und Haus-Märchen, 1822 erstmals in einem Band herausgegeben, wurden nach Luthers Bibel (s.S.43) zum meistgedruckten deutschen Buch.
Die Brüder Grimm waren auch wegweisend für die deutsche Philologie: 1819-1837 erschien die von ihnen erarbeitete Deutsche Grammatik. Ihr 1852 begonnenes Deutsches Wörterbuch wurde erst 1961 vollendet. (An der 2.Auflage wird gegenwärtig gearbeitet). Das Märchen als reinste Form der Poesie bot auch Ausdrucksmöglichkeiten für romantische Schriftsteller. Mit ihren Kunstmärchen verhalfen sie dieser Gattung zu einer Weiterentwicklung und zu Popularität. Als Autor von Kunstmärchen wurde W.Hauff bekannt. Im Märchenalmanach für Söhne und Töchter gebildeter Stände erschienen 1826-1828 seine drei Märchenzyklen Die Karawane, Der Scheik vonAlessandria und seine Sklaven und Das Wärtshaus im Spessart. Die unterhaltsame Gestaltung orientalischer und deutscher Sagenstoffe machte Hauff zu einem Erfolgsschriftsteller des 19.Jhs. Einige dieser Märchen sind zusammen mit den Volksmärchen der Brüder Grimm noch heute Bestandteil der deutschen Jugendliteratur.
Ludwig Tieck, der 1797 in seinen Volksmärchen altdeutsche Volksbücher nacherzählte, veröffentlichte in dieser Sammlung das von ihm erfundene Kunstmärchen Der blonde Eckbert.
Auch die Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl (1817) von C.Brentano trägt märchenhafte Züge, und A. von Arnims Erzählungen von der Einquartierung im Pfarrhaus (1817) und Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau (1818) verbinden die „unerhörte Begebenheit“ einer Novelle mit dem Wunderbaren eines romantischen Märchens. Noch deutlicher wird dies in Adelbert von Chamissos (1781-1838) märchenhafter Erzählung Peter Schlemihl`s wundersame Geschichte (1814) vom verkauften Schatten. Sie wurde in viele Sprachen übersetzt und erlangte Weltruhm.
In der romantischen Kunst existieren wie im Märchen Phantasie und Wirklichkeit nebeneinander; die Phantasie nimmt den Vorrang ein. Die Wirklichkeit darf und kann von der Phantasie nicht getrennt werden.
Nur der sensible Künstler – meist ein Außenseiter der Gesellschaft – kennt beide Welten, und seine Aufgabe ist es zu vermitteln. Er muß den Blick der Nichtsehenden von der rationalen auf die irrationale Welt lenken. Hier wird der Bezug zu der Vermittlerfunktion des Künstlers hergestellt, die Wackenroder in der Frühromantik formuliert hatte.
Die Verflechtung der beiden Welten hat E.T.A.Hoffmann in Der goldne Topf. Ein Märchen aus der neuen Zeit (1814) dargestellt: der Student Anselmus schwankt zwischen Traumwelt und Spießbürgertum hin und her. Er wird erst erlöst, als er – zum Dichter herangereift – selbst das imaginäre Reich Atlantis anerkennt. Er wird selig in der Poesie, der sich heilige Einklang aller Wesen als tiefstes Geheimnis der Natur offenbaret.
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