11.VORLESUNG
Das Thema: Literatur der Bundesrepublik Deutschland
Gliederung:
1. Nullpunkt in der Literatur?
2. Versuche der Vergangenheitsbewältigung
3. Gruppe - 47
4. Dokumentarische Literatur
5. Frauenliteratur
Grundbegriffe:
Die Kriegsende und Kapitulation; isoliert sein; „Nullpunkt“; drei Linien der Nachkriegsliteratur; Natur- und Landschaftslyrik; das Hörspiel; nüchterne Bestandsaufnahme; Kurzgeschichten; der barocke Sprachspiel; Betrachtung der Nachkriegszeit; das Dokumentartheater; polirisch engagierte Lyrik; Erinnerung und Bewältigung
Literatur der Bundesrepublik Deutschland
Kriegsende und Kapitulation des Deutschen Reiches am 8. Mai 1945 bedeuteten für alle Lebensbereiche einen tiefen Einschnitt. Die deutsche Literatur erhielt wieder neue, lang unterdrückte Wirkungsmöglichkeiten. Das deutsche Publikum war 1933-1945 völlig isoliert von der literarischen Entwicklung anderer Länder. Auch die Werke der Exilautoren waren im Ausland erschienen und in Deutschland nicht bekannt.
Dennoch gab es keinen “Nullpunkt” für die deutsche Literatur : vielmehr kann man von einem ausserordentlichen grossen Nachholbedarf sprechen. Trotz zerstörter Städte, und damit auch zerstörter Theater, trotz Papierknappheit und zahlreicher Beschränkungen im täglichen Leben zu entwickeln.
Die Literatur, die unmittelbar nach Kriegsende erschien, war zutiefst beeinflusst vom Erlebniss des Krieges, von dem Versuch, das Grauen in Sprachen zu fassen. Auch die Frage nach der Schuld und Verantwortung des deutschen Volkes wurde bald gestellt und bis heute nicht aus der deutschen Literatur wegzudenken.
Es gab drei Linien inder Nachkriegsliteratur:
Literatur der zurückkehrenden Emigranten
Literatur der “inneren Emigranten”
Literatur der jungeren Generation.
Sie bestimmen noch bis in die 50 er Jahre das Bild. Drei Theaterstücke stehen stellvertretend für die verschiedenen Tendenzen: Carl Zuckmayer war 1945 aus amerikanischem Exil in die Schweiz zurückgekehrt. 1946 wurde in Zürich sein Drama "Des Teufels General“ uraufgeführt, das auch in den folgenden Jahren grossen Erfolg beim Publikum hatte. Ein zweites erfolgreiches Stück wurde 1946 in Berlin uraufgeführt. Das war Gunther Waisenborns “Die Illigalen. Dramen aus der deutschen Wiederstandsbewegung”.
Wolfgang Borchert repräsentierte die ganz junge Generation. Ihre Autoren hatten am Krieg teilnehmen müssen und hatten in jungen Jahren schon Erfahrungen gemacht, die anderen Generationen erspart blieben. Borcherts Drama “Draussen von der Tür” ist ein bitterer und gequälter Bericht eines heimkehrenden Soldaten.
Einige Dramen erschien zuerst als Hörspiel. Hörspiele sind allein auf die akustischen Möglichkeiten des Rundfunks angewiesen und können dramatische Elemente mit epischen Elementen kombinieren. Durch Geräusche und verschiedene Stimmen erhält ein Hörspiel eine zusätzliche Wirkungsmöglichkeit. Die Lyrik der Nachkriegszeit ist zum grössten Teil eine Natur- und Landschaftslyrik.
Marie Luise Kaschnitz (1901-1974) Sammlung “Totentanz” und “Gedichte zur Zeit “ (1947) und Elisabeth Langgässers (1899-1950) “Der Laubmann und die Rose ” (1947) spiegeln den Ruckzug in das Gedicht der schonen Form. Weitere wichtige Lyriker der Nachkriegszeit sind Gottfried Benn (1886-1956).
Peter Huchel und Günter Eich (1907-1972). Eich schrieb nach dem Krieg auch Natur – und Landschaftsgedichte, doch er versuchte bald, die Gegenwart ganz direkt in seine Gedichte einzustellen. Dafür ist sein Gedicht “Inventur” aus den “Abgelegenen Geholfen” (1948) ein Beispiel : S.236.
Die Autoren versuchten das Kriegserlebnis zu artikulieren, es dauerte eine ganze Weile, bis sie mit erzählender Prosa und Romanen nach dem Krieg wieder an die Öffentlichkeit traten. Durch den 1946 an Hermann Hesse verliehende Nobelpreis erfuhr die deutsche Literatur zwar wieder internationale Anerkennung. Bis in die 50-er Jahre blieben die Werke der Emigranten Massstab der Literatur.
1947 rief Hans Werner Richter (1908-1993) im Allgau einige junge Dichter und Kritiker zusammen. Man las aus unveröffentlichten Manuskripten vor, diskutierte, kritisierte und versuchte, Literaturbetrieb Fuss zu fassen. Daraus entstand die Gruppe-47, die bis in die späten 60-er Jahren die wichtigste Rolle für die Literatur nach 1945 spielte. Es war eine lockere Gruppierung von Autoren ohne festes politisches oder ästhetisches Programm, was nach der Zeit des Nationalsozialismus für die junge Generation eine umschätzbare Möglichkeit zur Entfaltung einer eigenen Individualität wurde.
Die Vertreter dieser Gruppe sind:
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