pietistisch geprägte Schriftsteller
Jung-Stilling
und der Theologe und Schriftsteller
Jakob
Michael
Reinhold Lenz
. Obwohl von religiös orientierten Freunden umgeben, wandte er sich
in Straßburg endgültig vom Pietismus ab.
[28]
Durch einen Studienfreund wurde er in die Familie des Pfarrers Brion in
Sessenheim
(Goethe
schreibt Sesenheim) eingeführt. Er lernte dabei die Pfarrerstochter
Friederike Brion
kennen
und lieben. Mit dem Abgang von der Straßburger Universität beendete der bindungsscheue
junge
Goethe die Beziehung, was für Friederike freilich erst durch einen Brief Goethes aus
Frankfurt ersichtlich wurde. Wie Nicholas Boyle diese Episode deutet, musste sich Friederike
schwerwiegend kompromittiert fühlen, da Goethe durch sein Verhalten ihr gegenüber als ihr
Verlobter gelten konnte.
[29]
Erschüttert und schuldbewusst nahm Goethe die Nachricht über
ihren gesundheitlichen Zusammenbruch auf, die er ihrem späteren Antwortbrief entnahm.
[30]
Die an Friederike
gerichteten Gedichte, die später als
Sesenheimer Lieder
bekannt wurden (u.
a.
Willkommen und Abschied
,
Mailied
,
Heidenröslein
), sind nach
Karl Otto Conrady
mit dem
Etikett „Erlebnislyrik“ falsch benannt. Die äußere Form der Lyrik biete nichts Neues und auch
der sprachliche Ausdruck gehe allenfalls in Nuancen über die gewohnte Gedichtsprache
hinaus. Gleichwohl trage das Ich in ihnen individuelle Züge
und lehne sich nicht an
„vorgegebene Muster schäferlicher Typen“ an, vielmehr erschienen „sprechendes Ich,
Geliebte, Liebe und Natur in einer bisher nicht gekannten sprachlichen Intensität“.
[31]
Im Sommer 1771 reichte Goethe seine (nicht erhaltene) juristische
Dissertation
ein, die das
Verhältnis zwischen Staat und Kirche zum Thema hatte. Die Straßburger Theologen
empfanden sie als skandalös; einer von ihnen bezeichnete Goethe als „wahnsinnigen
Religionsverächter“. Der Dekan der Fakultät empfahl Goethe, die Dissertation
zurückzuziehen. Die Universität bot ihm jedoch die Möglichkeit, das
Lizenziat
zu erwerben.
Für diesen niedrigeren Abschluss brauchte er nur einige
Thesen aufzustellen und zu
verteidigen.
[32]
Grundlage der
Disputation
am 6. August 1771, die er „cum applausu“ bestand,
waren 56 Thesen in lateinischer Sprache unter dem Titel
Positiones Juris. In der vorletzten
These sprach er die Streitfrage an, ob eine
Kindsmörderin
der
Todesstrafe
zu unterwerfen sei.
Das Thema griff er später in künstlerischer Form in der
Gretchentragödie
auf.
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