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ZUR PHRASEOLOGISCHEN VARIATION



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DIPLOMARBEIT

2.1 ZUR PHRASEOLOGISCHEN VARIATION

Die Varianten bestehen vor allem in der morphologischen und teilweise auch syntaktischen Veränderung einzelner Komponenten. Wir können hier über grammatische Varianten sprechen. Diese Veränderungen können sich z. B. beziehen auf:



  • Numerus (seine Hand / Hände im Spiel haben)

  • Gebrauch des Artikels u. ä. determiniertender Elemente (das / sein Herz auf der Zunge tragen)

  • das Diminutivum (j-m kein Haar / Härchen krümmen)

  • die Art der Negation (j-m keinen / nicht den Bissen Brot gönnen)

Diese Varianten verändern weder die Bedeutung noch die stilistische Markiertheit der Konstruktion.
Die zweite Möglichkeit besteht in einem Austausch einzelner lexikalischer Komponenten des Phraseologismus. Auf diese Weise entstehen in der Regel entweder phraseologische Synonyme (auf den Arm / die Schippe nehmen) oder phraseologische Antonyme (mit dem / gegen den Strom schwimmen). Im Unterschied zu den grammatischen Varianten sind in diesen Fällen mit der Veränderung meist Differenzierungen in der Bedeutung oder in der Konnotation verbunden. Fleischer (1982, S. 212) spricht hier von variierten Phrasologismen oder phraseologischen Variationen.
Ich kann ein paar Beispiele aus den Wochenmagazinen DER SPIEGEL und DIE ZEIT zeigen. Bei folgenden Beispielen führt DUDEN 11 (2002) zwei oder mehr Varianten an. Der Journalist kann eine Variante wählen. Zuerst führe ich konkrete Beispiele grammatischer Varianten an:
(1) Keine Spur mehr vom Herrn Generaldirektor. (Generation jetzt, DIE ZEIT, Nr. 26 / 22. Juni 2006, S. 1) („keine Spur / nicht die Spur“ = überhaupt nicht)
(2) (...) und die Polizei bei Ausschweifungen nicht länger für ein bisschen Geld beide Augen zudrückt, können die Reichen dort nicht mehr ungestört reich sein (...) (Tanger erwacht, DIE ZEIT, Nr. 27 / 29. Juni 2006, S. 66) („ein Auge / beide Augen zudrücken“ (ugs.) = etw. nachsichtig, wohlwollend übersehen)

(3) Seit sie ihre Arbeit im Jemen 1976 aufgenommen haben, vertrauen die deutschen Wissenschaftler auf den Schutz der stolzen Stammesleute. Noch keinem von ihnen wurde auch nur ein Haar gekrümmt. (Der Schatz im Wüstensand, DIE ZEIT, Nr. 26 / 22. Juni 2006, S. 27) („niemandem / keinem ein Haar / ein Härchen krümmen“ = niemandem etw. zuleide tun)


Wir können sehen, dass die grammatischen Varianten kaum einen Einfluss auf die Bedeutung oder z. B. auf die Stilfärbung des Phrasems haben. Diese Varianten können wir beiseite lassen.
Was die lexikalischen Varianten betrifft, ist die Situation ein bisschen anders. Der Journalist kann zum Beispiel zwischen einem umgangssprachlichen und einem neutralen Wort oder unter mehreren territorialen Varianten wählen. In einem bestimmten Kontext kann sich die ausgewählte Variante an der expressiven Wirkung des Textes beteiligen. Führen wir einige konkrete Beispiele an:
(1) ...steht die Republik sogar mit 4,4 Billionen Euro in der Kreide. Wollten die Politiker diesen Kreditberg auf einen Schlag abtragen,... (Berliner Rollenspiele, DER SPIEGEL, Nr. 18/ 29. 4. 2006, S. 30) („in der Kreide stehen / sein“ = Schulden haben)
(2) Der Gestaltungswille der Politik treibt die seltsamsten Blüten. (Der Mehrwertsteuerwahn, DER SPIEGEL, Nr. 18/ 29. 4. 2006, S. 28) („seltsame / wunderliche Blüten treiben“ = seltsame / wunderliche Formen annehmen)
(3) Er käme nicht so schnell auf die Idee, Journalisten die Staatsanwälte auf den Hals zu hetzen, weil sie mit vertraulichen Polizeiunterlagen hausieren gingen. (Der Provokateur, DER SPIEGEL, Nr. 18/ 29. 4. 2006, S. 39) („j-m j-n auf den Hals hetzen / schicken“ (ugs.) = j-m, der unerwünscht ist, zu j-m schicken)
(4) Es ist ein Trauerspiel. Er redet sich um Kopf und Kragen. Schauerte verkörpert in diesem Moment das ganze Elend der Koalition. Man würde ihn gern trösten. (Die Gegenstimme; DER SPIEGEL Nr. 27 / 3.7.2006, S. 45) („sich um Kopf und Kragen bringen / reden“ (ugs.) = durch unvorsichtiges Handeln / Reden sein Leben, seine Existenz verlieren. In diesem Artikel wirkt das ganze Phrasem sehr sarkastisch.)
(5) Die WHO will – und da ist die Jagd nach H5N1 ein Modell für die Zukunft – die Launen der Natur in den Griff bekommen. (Die Virenjäger, DER SPIEGEL, Nr.19 / 8.5.2006, S. 81)

(„etw. in den Griff bekommen / (ugs.:) kriegen“ = in der Lage sein, etw. zu meistern; lernen, mit etw. gut umzugehen)


(6) (...) ist die Mischung aus Ironie und Selbstbewusstsein der Königsweg, um nationalen Hochmut zu entgiften und ihm politisch die Stacheln zu ziehen. (Magie der Heiterkeit, DIE ZEIT, Nr. 25 / 14. Juni 2006, S. 1) („einer Sache die Spitze / den Stachel (veraltend) nehmen“ = einer Sache die Schärfe, die Gefährlichkeit nehmen)
In den ersten vier Beispielen gehören beide Varianten zur gleichen Stilschicht und haben gleiche Stilfärbung. Es ist also egal, welche Variante der Autor wählt. Zwischen der Variante „seltsame Blüten treiben“ und der Variante „wunderliche Blüten treiben“ gibt es keinen Unterschied. Die Beispiele Nummer fünf und sechs sind ein bisschen anders. Im fünften Beispiel konnte der Autor des Artikels zwischen zwei Synonymen wählen: „bekommen“ oder „kriegen“. Die erste Variante ist neutral, die zweite hat im Wörterbuch Markierung „umgangssprachlich“. Der Autor hat lieber die neutrale Variante gewählt, weil es sich in diesem Artikel mit der Schlagzeile „Die Virenjäger“ um ein ernstes Thema handelt. Die umgangssprachliche Variante könnte auf die Leser im Kontext des ganzen Artikels ironisch wirken. Ironie oder Humor wären hier aber unpassend. Anders ist es beim sechsten Beispiel. Hier hat man wieder zwei Varianten zur Auswahl. Die eine ist wieder neutral, die andere schon veraltend. Der Autor des Artikels „Magie der Heiterkeit“ (siehe Anlage Nr. 1) hat absichtlich das veraltende Wort gewählt. Fleischer (1982, S. 212) führt an, dass Wörter, die im Lexikon als „veraltete“ oder „veraltende“ markiert sind, oft die ironisch getönte Distanzierung oder negative emotionale Wertung signalisieren. Das ist gerade der Fall dieses Artikels. Der Autor schreibt mit ironischem (und auch ein bisschen sarkastischem) Abstand über die Fuβball-Weltmeisterschaft und über deutschen Nationalismus und Patriotismus. In diesem Artikel erscheinen auch Modifikationen der Phraseologismen, die auch zur Ironie beitragen (siehe unten, S. 41).

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