Verwaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Timur Lenk versuchte sowohl der traditionellen Lebensweise der Nomaden als auch der Stadtkultur gerecht zu werden. Das lag auch darin begründet, dass sich seine Macht sowohl auf turkomongolische als auch in zunehmendem Maße auf iranische Truppenverbände, besonders aus Chorasan, stützte, sowie auf eine iranisch geprägte Verwaltung.
Außerhalb seines Kernlandes hinterließ Timur keine geregelte Verwaltung. Er setzte einige seiner Nachkommen als Fürsten in Persien und Mittelasien ein, beließ aber die Gebiete in Südrussland und Moghulistan bei mongolischen Prinzen und machte auch keine Anstalten zur Verwaltung des Vorderen Orients. Die Statthalterposten im Kernland, das heißt in Iran und Transoxanien, waren uneinheitlich bemessen und organisiert. So gab es große und kleine Statthalterschaften, erblich oder auch nur auf Zeit verliehen, steuerbefreit oder auch nicht. Die Organisation ließ dem Herrscher auch weitreichende Eingriffsmöglichkeiten offen, zum Beispiel indem den Statthaltern nur kleine Kontingente der jeweils ausgehobenen Truppen unterstellt wurden. So wurden offenbar Mängel in der Verwaltung durch die Furcht vor dem Terror, mit dem die Unterworfenen im Falle einer Auflehnung zu rechnen hatten, kompensiert.
Wertung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
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Timur der Eroberer war in erster Linie ein zentralasiatischer Militärführer und selbst für damalige Maßstäbe ein grausamer Zerstörer, aber nicht ohne kulturelle Interessen und geistige Bildung. Er konnte weder lesen noch schreiben, beherrschte aber die osttürkische und die persische Sprache und bediente sich beider, pflegte auch den Umgang mit Vertretern des geistigen Lebens; so gab es z. B. Gespräche mit Ibn Chaldun während der Belagerung von Damaskus 1400/01. Die Beschreibung Ibn Chalduns, der Timur als intelligenten und berechnend argumentierenden Diskussionspartner schildert, aber selbst als einziger Zeitzeuge nicht an einer Idealisierung Timurs interessiert war, weil er nicht sein Untertan war, ließ viele Historiker von dem alten Bild pathologischer Grausamkeit Timurs Abstand nehmen.[16] Offenbar handelte er aus einem bewussten Machtkalkül. Eine längerfristig orientierte Verwaltung schien ihm nicht wichtig gewesen zu sein. Daraus resultierte die Schwäche seiner Dynastie: Die Herrschaft war eine private Verfügungsgewalt und konnte auf militärischem Wege angefochten werden, was gleich nach seinem Tod geschah.
Sämtliche Bemühungen Timurs hoben das Niveau Transoxaniens nur einige Generationen hindurch, denn letztlich wogen die Zerstörungen und Eroberungen der un- und mittelbar angrenzenden islamischen Reiche schwerer und hatten zur Folge, dass das Europa der Renaissance in seiner Entwicklung die islamische Welt ein- und überholte. Konstantinopel, die Hauptstadt des christlichen Byzantinischen Reiches, erhielt eine Atempause vor der osmanischen Eroberung, und das Großfürstentum Moskau wurde durch Toktamischs Niederlage mittelfristig vom Druck der Goldenen Horde befreit und begann seinen langsamen Aufstieg zur Großmacht. Die Denk- und Lebensweise der Nomaden übte einen erneuerten Einfluss im Iran aus, wie man an der mangelhaften Staatsorganisation der Turkmenen im Verlauf des 15. Jahrhunderts sehen kann. Trotzdem war die von Timur begründete Dynastie der Timuriden nicht glanzlos: Sie verzeichnete Persönlichkeiten wie den „Astronomenprinz“ Ulugh Beg († 1449) und herrschte bis Anfang des 16. Jahrhunderts in Transoxanien (bis 1501) und Chorasan (bis 1507). Timurs Urenkel Zahir ad-Din Muhammad Babur gründete 1526 das Mogulreich in Indien.
Künstlerische und literarische Verarbeitung im Westen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Timur diente zur historischen Legitimation unterschiedlicher Herrscher. Er gilt trotz aller Verbrechen und trotz seines eingeschränkten politischen Weitblicks im heutigen Usbekistan als eine Art Nationalheld.
Timur ist auch immer wieder literarisches oder musikalisches Sujet gewesen:
Christopher Marlowe schrieb um 1587 das Drama Tamburlaine the Great. Eine seiner Vorlagen war wahrscheinlich Perondinos Vita Magni Tamerlanis (Florenz 1551). Der Erfolg des ersten Teils von Tamburlaine war so groß, dass eiligst eine Fortsetzung (Teil II) geschrieben und bereits 1587 produziert und in London aufgeführt wurde.
Von Johann Philipp Förtsch stammt die Oper Bajazeth und Tamerlan (1690).
Georg Friedrich Händel schrieb die dramatische Oper Tamerlano (1724); das Libretto stammte von Nicola Francesco Haym.
Antonio Vivaldi schuf 1735 ebenfalls eine Oper Tamerlano/Bajazet, ein Pasticcio, in dem Vivaldi neben eigenen Kompositionen Arien von Johann Adolph Hasse, Geminiano Giacomelli und Riccardo Broschi verwendete.
Goethes West-östlicher Divan enthält ein Buch des Timur, das allerdings nur zwei Gedichte enthält: Der Winter und Timur (es spielt auf den Winter 1404/05 an, in dem Timurs China-Feldzug scheiterte und er selbst starb), und An Suleika, das die Gewinnung des Rosenöls gedanklich mit den unzähligen Opfern Timurs vergleicht.
Rudolf Nelson schuf die Musik und Kurt Tucholsky den Text zu einem gleichnamigen Kabarett-Song („Mir ist heut so nach Tamerlan zu Mut – ein kleines bisschen Tamerlan wär gut“).
Nach dem Besuch des Mausoleums Gur-e Amir in Samarkand schrieb der polnische Dichter Władysław Broniewski das Antikriegsgedicht Grób Tamerlana („Tamerlans Grab“, 1942).
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Beatrice Forbes Manz: The Rise and Rule of Tamerlane. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1989, ISBN 0-521-34595-2 (Cambridge studies in Islamic civilization).
Tilman Nagel: Timur der Eroberer und die islamische Welt im späten Mittelalter. Beck, München 1993, ISBN 3-406-37171-X.
Jean-Paul Roux: Tamerlan. Fayard, Paris 1991, ISBN 2-213-02742-0.
Heribert Horst: Tīmūr und Ḫōğä ‘Alī. Ein Beitrag zur Geschichte der Safawiden (= Abhandlungen der geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz. Jahrgang 1958, Nr. 2).
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
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