1. Gegenstand der Sprachgeschichte
Die Sprachgeschichte ist ein kompliziertes, aber wichtiges und interessantes Fach. Das gründliche Studium der Gesetze der Entwicklung einer Sprache hilft dem Lehrer seine Stunden interessanter zu gestalten, den Schülern die Liebe zur Sprache beizubringen.
Das Studium der Sprachgeschichte verfolgt zwei Ziele:
1. das praktische Ziel: gründliches Beherrschen der Sprache, Entwicklung des Sprachgefühls, tiefes Verstehen der Herausbildung der deutschen gegenwärtigen Sprache;
2. das theoretische Ziel: die Erweiterung des allgemeinen linguistischen
Gesichtskreises, das Unterscheiden der entwickelnden Formen der
Sprache von den unentwickelnden, veralteten .
In der deutschen Sprache gibt es viele spezifische Merkmale, die nur historisch zu erklären sind. Dazu gehören z.B. solche phonetischen Gesetze wie Umlaut, die Brechung, solche grammatischen Gesetze wie die Pluralbildung der Substantive, schwache und starke Konjugation der Verben, die Wortfolge im Satz u.a.
Eine richtige Erklärung vieler Erscheinungen und Besonderheiten der Sprache liefert nur eingehendes Studium ihrer historischen Gesetze.
Gegenstand der deutschen Sprachgeschichte ist die Entstehung und Entwicklung der deutschen Gegenwartssprache, ihrer Phonetik, ihrer Grammatik und ihres Wortbestandes.
Die Sprache ist eine gesellschaftliche Erscheinung. Jede Erscheinung des gesellschaftlichen Lebens muss historisch betrachtet werden, das heißt, man soll untersuchen, wie diese Erscheinung entstanden ist und welche Entwicklungsstufen sie durchgemacht hat, nur dann wird sie uns in ihrem heutigen Zustand klar und verständlich.
2. Verwandtschaft der Sprachgeschichte mit anderen Fächern
Die Sprachgeschichte ist aufs engste mit anderen Fächern verbunden.
In erster Linie betrifft das die Geschichte des Volkes, dessen Sprache wir studieren. Die Sprache entwickelt sich mit der Gesellschaft und stirbt mit ihr ab, deshalb können eine Sprache und Gesetze ihrer Entwicklung nur dann verstanden werden, wenn sie unzertrennbar, unzertrennlich mit der Geschichte des Volkes betrachtet werden. Der Prozess der Bereicherung des Wortschatzes durch die Entlehnungen, Neubildungen usw. ist sehr eng mit der Geschichte des Volkes, der Entwicklung des wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Lebens verbunden,
z.B.: Tinte, Mauer, Wein sind lateinische Entlehnungen, aber sie sehen
jetzt als echte deutsche Wörter aus.
lateinisch deutsch
scola - Schule
murus - Mauer
Das Studium der fränkischen Mundart half den Gelehrten einige Unklarheiten in der Geschichte der fränkischen Stämme festzustellen.
In zweiter Linie betrifft das die Geographie des Landes, in dem es lebt.
Kenntnisse in der Geographie spielen beim Erlernen der Besonderheiten der Dialekte eine groβe Rolle.
Drittens betrifft das die Literatur des entsprechenden Landes, weil
die Sprache, besonders in ihren uralten Perioden, an den schriftlichen
Denkmälern studiert wird.
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