3. Authentische Texte im Deutschunterricht
Die authentischen Texte gewinnen in den letzten Jahren im Fremdsprachunterricht immer mehr an Bedeutung. Diese Einigkeit über die Notwendigkeit ihres Gebrauches geht jedoch nicht mit einer eindeutigen Definition einher. So herrscht eine weitgehende Diskordanz darüber, was überhaupt der Begriff „authentisch“ bedeutet und wie man die Erkenntnisse über die Authentizität in der Fremdsprachendidaktik einsetzen soll.[12]
3.1. Welche Texte sind authentisch?
Christoph Edelhoff hält einen Text für authentisch, wenn er an und für sich dokumentarisch, echt und real ist. Demgegenüber sind Antonyme wie „gemacht“, „fabriziert“ und „unecht“ zu stellen. Die Authentizität im Fremdsprachenunterricht bedeutet somit, dass sich ein Lernender in eine Situation in einem fremden Land versetzen und davon ausgehen kann, dass der vorliegende Text in solcher Form von einem Muttersprachler gebraucht werden könnte.[13] Dies verdeutlicht folgende Passage aus dem Artikel von Christoph Edelhoff:
„Für die Auswahl von sprachlichen Vorgaben und Kommunikationsanlässen im Fremdsprachenunterricht gilt Authentizität als Begriff für das Gebot, von Muttersprachlern verfasste oder gesprochene Texte zu verwenden anstatt solcher, die im Fremdsprachenausland, meist von Nicht-Muttersprachlern, eigens für den Fremdsprachenunterricht hergestellt oder bearbeitet werden.“[14]
Dieses Zitat impliziert, dass die authentischen Texte sowohl in der geschriebenen als auch in der gesprochenen Form dem Spracherwerb dienen. Nicht nur durch das Sprechen, sondern auch durch das Schreiben kann man vielfältig kommunizieren.[15]
Im Fachlexikon Deutsch als Fremdsprache werden die authentischen Texte als „bedeutungsvoll“ und „intentional“ genannt.[16] Authentisch konzipiertes Unterrichtmaterial hat somit „außerhalb der Unterrichtsituation Adressaten und Funktionen und enthält relevante, wiedererkennbare textsortenspezifische Merkmale.“[17]
Christoph Edelhoff spricht in seinem Artikel über Authentizität im sprachlich-linguistischen und pädagogisch-situativen Kontext. Dies sind zwei Aspekte der Authentizität, die in der Hinsicht auf einen gelungenen Fremdsprachenunterricht von großer Bedeutung sind. Die erste Bedeutung bezieht sich auf die Entscheidung, welche Texte und in welcher Form im Unterricht eingesetzt werden, die zweite befasst sich mit der pädagogischen Seite, also der interaktiven Umsetzung der authentischen Materialien. Hervorzuheben ist die Tatsache, dass man hier nicht nur die Authentizität der Texte betrachtet, sondern die der ganzheitlichen Lernsituation, die durch den Text ausgelöst wird. Hierbei ist die Lernerorientierung sehr wichtig, d.h. die kommunikativen Handlungen sollen auf die Bedürfnisse, Kenntnisse, Erfahrungen und Lernmöglichkeiten der Lernenden bezogen werden.[18]
An dieser Stelle ist zu klären, was der Begriff einer Textsorte beinhaltet und warum die Lernenden sich mit den Textsorten auseinandersetzen sollen.
Als Textsorten wird eine Gruppe von Texten mit bestimmten, gemeinsamen Textmerkmalen bezeichnet, die durch ihre Textfunktion, Kommunikationssituation, den Inhalt des Textes und durch traditionelle Textmuster bedingt sind.[19] Beispiele für Textsorten im Deutschen sind unter anderem: Reiseführer, Lexikonartikel, Leserbrief, Wetterbericht, Anzeige, Horoskop und viele andere.[20] Das folgende Zitat gibt den linguistischen Textsortenbegriff von Klaus Brinker wieder: „Textsorten sind konventionell geltende Muster für komplexe sprachliche Handlungen und lassen sich als jeweils typische Verbindungen von kontextuellen (situativen), kommunikativ-funktionalen und strukturellen (grammatischen und thematischen) Merkmalen beschreiben.“[21]
Die Auseinandersetzung mit den Textsorten ist für den Unterricht wichtig, weil die Lernenden auf diese Weise Kenntnis davon bekommen, ob ein Text im natürlichen Sprachgebrauch vorkommt, welche Informationen er vermittelt und was für ihn charakteristisch ist.[22] Die spezifischen Merkmale der jeweiligen Textsorten machen die Form des Textes authentisch und sind notwendige Stützen, wenn die Lernenden eine eigene Textproduktion erbringen sollen. Sie stellen den Lernenden eine Reihe von Orientierungsmustern zur Verfügung, die ihnen die Produktion und Rezeption von Texten erleichtern.[23]
Die wichtige Rolle der Textsorten im Deutschunterricht fasst das folgende Zitat von Christian Fandrych und Maria Thurmair zusammen: „Die Kenntnis von Textsorten bzw. der mehr oder weniger stark vorgeprägten Muster stellt also ein wesentliches Element für kommunikativ erfolgreiches sprachliches Handeln dar und ist ein wichtiger Baustein im Erwerb einer umfassenden Sprachkompetenz – für Muttersprachler, wie für Fremdsprachler.“[24]
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