Die Literatur im Exil (1933 bis 1945)
Plan der Vorlesung:
1. Antikriegsromane von A.Seghers.
2. Die Werke von Lion Feutchtwanger.
3. Bertolt Brechts Exillyrik.
Unter dem Begriff “Exilliteratur”, auch als “Emigrantenliteratur” bezeichnet, versteht man alle Werke, die zumeist als Folge politischer Verfolgung im Exil verfasst wurden.
Bekannte Autoren im Exil
Zu den bekanntesten und wichtigsten deutschen Exilautoren zwischen 1933 und 1945 zählen unter anderen Bertolt Brecht, Lion Feuchtwanger, Oskar Maria Graf, Heinrich Mann, Klaus Mann, Thomas Mann, Erich Maria Remarque, Anna Seghers, Franz Werfel.
Die meisten Schriftsteller, die aus politischen oder persönlichen Gründen das Land verließen oder verlassen mussten, rechneten nicht damit, dass sie die nächsten Jahre, manchmal sogar ihre letzten Lebensjahre, im Exil verbringen würden. Viele von ihnen waren schon lange vor Kriegsbeginn, als sie Deutschland verließen, überzeugt oder zumindest zuversichtlich, dass Hitler und sein nationalsozialistischer Machtapparat früher oder später gestürzt werden würden. Man hoffte auf die deutsche Armee oder auf Putschversuche aus der deutschen Bevölkerung und rechnete auf lange Sicht mit dem Zusammenbruch der Diktatur.
Das meiste, was im Ausland von deutschen Autorinnen und Autoren verfasst wurde, war Erzählprosa. Zum einen gab es den so genannten Zeitroman und zum anderen die Autobiografie. Grob lässt sich sagen, dass das komplexe Feld des Zeitromans in erster Linien aus “Deutschlandromanen” (Romane, in denen das gegenwärtige und vorzeitige Deutschland behandelt wurden; gemeint sind hier Werke, die oft dokumentarischen, reportageähnlichen oder aufklärerischen Charakter hatten – siehe z.B. “Eine Jüdin erlebt das neue Deutschland”, geschrieben 1934 von Lilli Körber – und sich schwerpunktmäßig mit der Machtergreifung der Nazis und deren Vorgeschichte befassten) und Exilromanen (in dieser Form des Romans wurde das Erlebte der Emigranten erzählt) zusammensetzte. Wie man anhand der beiden “Henri IV”-Romane von Heinrich Mann exemplarisch zeigen kann, gab es in der Kategorie “Deutschlandroman” auch den historischen Roman, der den jetzigen deutschen Zustand in historischen Entwicklungen und Vergleichen zu begründen versuchte. Die zahlreichen Autobiografien hingegen dienten vielen Autoren vor allem zum Ende des Krieges hin dazu, das Erlebte aufzuarbeiten. Auch stand hier häufig die Zeitwende, die die Epoche des Krieges abschloss, und der Wechsel der Generationen im Mittelpunkt.
Der Exilroman “Transit” von Anna Seghers, der auf authentischen Erfahrungen beruht, spielt 1940 im französischen Marseille kurz nach Beginn der Invasion der Wehrmacht. Die Hafenstadt ist überfüllt mit Flüchtlingen, die auf andere Kontinente gelangen wollen, aber mangels Papieren der unvorstellbaren Bürokratie im Hafen ausgeliefert sind. So belagern sie tagelang öffentliche Einrichtungen und betteln an den Schaltern um ihre Ausreise.
Der Bereich der Lyrik ist während der Exilzeit häufig zu kurz gekommen. Zwar wurden gelegentlich Gedichte veröffentlicht, aber der überwiegende Teil der lyrischen Werke wurde – wenn überhaupt – erst nach Kriegsende publiziert. Hier sind vor allem altbekannte Dichter wie z.B. Else Lasker-Schüler und Bertolt Brecht zu nennen.
Inhaltlich ist die Lyrik, die während der Zeit des Nationalsozialismus entstand, jedoch von großer Bedeutung. So war sie ein einfaches Mittel der Autoren, das eigene Erlebte zu verarbeiten und bewerten. Auch bot sich bei der Lyrik der Reiz, dass sie eine knappe, leicht zu übersetzende und wiederzugebende Form der literarischen Kunst war. So ist es kaum verwunderlich, dass sogar Konzentrationslagerhäftlinge und Gefängnisinsassen lyrische Aufzeichnungen hinterließen. Als beispielhafte Exillyrikerin soll hier Hilde Domin genannt werden.
Wer als deutscher Emigrant Theaterstücke aufzuführen versuchte, hatte es im Ausland besonders schwer. Hier ist vor allem Bertolt Brecht als Ausnahme zu nennen, dem es gelang, in Frankreich und später auch in den USA mehrere Theaterstücke aufzuführen, die sich vor allem kritisch mit Deutschland und der Kriegssituation auseinandersetzten.
Das Exil spiegelt sich auch in den Themen der zeitgenössischen Literatur wieder. Dazu zählen vor allem Fluchtberichte, die Beschreibung des Exillebens mit seinen materiellen Nöten, Einsamkeit, Gedanken über Deutschland und die Sehnsucht nach der Heimat. Manche suchten nach ähnlichen Schicksalen im geschichtlichen Kontext und verfassten historische Romane. Andere führten detailliert Tagebuch und dokumentierten so ihre Einsamkeit und Ohnmacht angesichts der neuen politischen Verhältnisse.
Auch umfangreiche Briefwechsel zwischen Exilanten und ihren Verwandten und Freunden sind überliefert. Sie dokumentieren auf oft erschreckende Weise den Wandel der gesellschaftlichen Atmosphäre in Deutschland und die verschiedenen Sichtweisen in der Heimat und im Gastland.
Auch umfangreiche politische Literatur wurde im Exil verfasst. Sie rief direkt oder indirekt zum Widerstand gegen das heimische NS-Regime auf und lieferte Argumentationen gegen die NS-Ideologie. Politische Romane waren die unumgängliche Folge der Parteilichkeit der Exilanten gegen die Nationalsozialisten. Auch wurde von deutschen Autoren im Ausland erwartet, offen Stellung zu beziehen. “Wertungsfreies” oder unabhängiges Schreiben war für die Exilanten aufgrund ihrer prekären Situation ohnehin nicht möglich.
Viele Lyriker verarbeiteten in ihren Gedichten den Kulturschock, den sie im Exilland erlebten. Das befremdliche Gefühl des Abgeschobenseins, der Hilflosigkeit und die Konfrontation mit fremden Kulturen wurden zu zentralen Themen der Exillyrik. Oft gestalten sich die Gedichte als zusammenhangslose Bestandsaufnahmen oder Notierungen.
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