Angebotene Literatur zur Vorlesung:
1. Sh.Karimov, Olmon adabiyoti tarixi, T.2010
2. W.Beutin, Deutsche Literaturgeschichte, Stuttgart, 1992.
3. Ernst K. Schulbuchverlag, Epochen der deutschen Literatur, Stuttgart, 1989.
4. Kohl, Stephan, Realismus: Theorie und Geschichte, München 1977
5. Rothmann, Kurt, Kleine Geschichte der deutschen Literatur, Stuttgart 1978
6. Watt, Ian, Der bürgerliche Roman, Aufstieg einer Gattung, Defoe-Richardson-Fielding, Frankfurt a.M. 1974
Thema: Antikriegsthema in der deutschen Literatur
Plan der Vorlesung:
1. Antikriegsthema in der Literatur.
2. Antikriegsromane von Lion Feuchtwanger.
3. Erich Maria Remarque:”Im Westen nichts Neues”.
Stichwoerter zur Vorlesung:
Die Zwischenkriegszeit, der erste Weltkrieg, das Antikriegsthema in der Literatur, die Roman-Tetralogie “Joseph und seine Brueder” (“Die Geschichten Jakobs” 1933; “Der junge Joseph” 1934; “Joseph in Aegypten” 1936; “Joseph der Ernaehrer” 1943) von Thomas Mann, “Die Kriegsgefangenen”(1919), die “Wartesaal”-Trilogie, die “Josephus”-Trilogie, “Im Westen nichts Neues” (1929)
Eines der wichtigsten Themen der Literatur der Zwischenkriegszeit ist das Antikriegsthema. Ludwig Renn veroeffentlicht 1927 den Roman “Krieg”; 1929 erscheint der Roman von Erich Maria Remarque “Im Westen nichts Neues”; Arnold Zweig publiziert den Antikriegsroman “Der Streit um den Sergeanten Grischa”.Diese Werke sind meist im pazifistischen Geist geschrieben und zeigen keinen kaempferischen Ausweg aus katastrophalen Lage der Welt. Aber auch auf diese Weise erfuellten diese Schoepfungen der kritischen Realisten in dieser Zeit der waechsenden Aufruestung und Kriegshetze eine grosse Aufgabe: sie warnten vor der Grausamkeit, Aussichtslosigkeit und Sinnlosigkeit des Krieges.
Zu den Werken, in denen das Antikriegsthema im Vordergrund stand, koennen auch die Roman-Tetralogie “Joseph und seine Brueder” (“Die Geschichten Jakobs” 1933; “Der junge Joseph” 1934; “Joseph in Aegypten” 1936; “Joseph der Ernaehrer” 1943) von Thomas Mann, “Mutter Courage und ihre Kinder”1939 von Bertolt Brecht, “Professor Mamlock” 1933 von Friedrich Wolf gerechnet werden.
Einer der bekanntesten Vertreter der deutschen Antikriegsliteratur ist Lion Feuchwanger. Er wurde 1884 in Muenchen in einer judischen Familie geboren. Schon mit fuenf Jahren lernte er hebraeisch. In Muenchen und in Berlin studierte er germanische Philologie, Philosophie, Antropologie und Sanskrit. Von seinem Studium erzaehlte er in humoristischer Weise selbst: “Er wurde von insgesamt 98 Lehrern in 211 Disziplinen unterrichtet...”
Schon waehrend seiner Studienzeit versuchte er , sich schriftstellerisch zu betaetigen. 1907 bekam er den Doktortitel fuer eine philosophisch-historische Studie ueber Heinrich Heine “Der Rabbi von Bacharach”. Er unternahm einige Auslandsreisen nach Italien und Frankreich und gab 1908 eine eigene literarische Zeitschrift mit dem title “Der Spiegel” heraus. Nach den Universitaetsjahren gehoerte seine Neigung fast ausschliesslich dem Theater. Er wurde Theaterkritiker an der “Schaubuehne”. Feuchtwangers erste dichterische Versuche (die Dramen “Der Fetisch”, “Julia Farnese” u.a.) sind Produkte der damaligen Mode. Nicht der Inhalt, sondern die Form der Darstellung wird hier als ausschlaggebend angesehen.
1912 heiratete er Martha Loeffler, die Tochter eines Muenchener Kaufmanss. Der Ausbruch des ersten Weltkrieges ueberraschte den 30-jaehrigen Feuchtwanger in Tunis, wo er interniert wurde. Er fluechtete aus der franzoesischen Gefangenschaft und diente fuenfeinhalb Monate in der deutschen Armee, aus der er schliesslich wegen seiner Kurzsichtigkeit entlassen wurde. Diese Zeit und seine Kriegserlebnisse erzeugten in ihm einen lebenslaenglichen tiefen Widerwillen gegen den Militarismus.
Einige Werke von Feuchtwanger aus dieser Zeit sind bereits gegen den Krieg gerichtet. Zum Beispiel, die Nachdichtungen der “Perser” von Aischilos des “Frieden” von Aristophanes und das eigene Schauspiel “Die
Kriegsgefangenen”(1919). Dieses Drama schildert die Tragoedie einer Liebe zwischen der Tochter eines deutschen Adligen und einem franzoesischen kriegsgefangenen Ingeneur. Dieser wird von dem Verlobten des Maedchens, einem deutschen Offizier, erschossen, das Maedchen geht seelisch und gesellschaftlich zugrunde. Obwohl die Ursachen des Krieges hier nicht erfasst werden, ist doch die kuenstlerische Gestaltungsabsicht deutlich spuerbar, dass Liebe und Menschlichkeit ueber den kuenstlich erzeugten Hass zwischen den Nationen triuphieren sollen. Die Liebe zwischen einem deutschen Maedchen und einem Franzoesen symbolisiert Feuchtwangers Protest gegen den deutschen Nationalismus. Die ganze Sympathie des Schriftstellers gehoert den russischen und franzoesischen Kriegsgefangenen – also den “Feinden”. Eine derartige Parteinahme bedeutete damals bereits sehr viel, obwohl sie in ihr nur eine pazifistische Weltanschauung wiederspiegelt, nicht mehr.
Ab 1920 wird der Faschismus zum Hauptgegenstand der Kritik Feuchtwangers. Der Dichter gehoert zu den ersten deutschen Intellektuellen, die diesen Kampf aufgenommen haben. Mit ihm war fuer Feuchwanger vordringlich das Problem des Antisemitismus verbunden. 1920 erscheinen seine “Gespraeche mit dem Ewigen Juden”, in denen er die Unsinnigkeit des Antisemitismus , aber auch seine Gefaehrlichkeit als faschistische Lehre der Volksdummung mit Mitteln der Satire an den Pranger stellt. Spaeter erkennt er den Ernst dieser Gefahr noch deutlicher und versucht sowohl in den Romanen “Die haessliche Herzogin” (1923) und “Jud Suess” (1925) als auch in dem Essay “Nationalismus und Judentum” die oekonomischen und historischen Wurzeln dieser Weltplage blosszulegen.
Im ersten Roman (“Die haessliche Herzogin”) wird die Uebergangszeit vom Mittelalter zum Fruehkapitalismus geschildert. In dieser Zeit spielt der Landerwerb durch Krieg und Eheschliessung eine entscheidenede Rolle. Die haessliche Herzogin Margarete, genannt Margarete Maultasch, einzige Erbin des letzten Grafen von Tirol, ist ein wichtiges Objekt dynamischer Politik, sie will aber ihr eigenes Schicksal und das ihres Landes selbst in die Haende nehmen. Sie steht auf Seiten der Staedte und des aufstrebenden Buergertums. Ihre schoene Nebenbuehlerin , die Grafin Agnes, ist als Vertreterineiner hochmutigen , unsozialen, geschichtlich bereits zum Untergang verurteilten Lebensform dargestellt. Damit ist der Kampf diser beiden Frauen zum Sinnbild einer grossen geschichtlichen Auseinandersetzung geworden. Das Volk tritt als bloss triebhafte Masse auf, aber zugleich diejenige Masse, die an den Bauernaufstaenden der Zeit Anteil nimmt. Mit bewundernswerter Praezision aeussert hier der Dichter seine Gedanken ueber den Widerspruch zwischen einer fortschrittlichen Persoenlichkeit und der historisch zu erklaerenden Passivitaet des Volkes. Die einsame Herzogin erleidet eine Niederlage. Ihr haessliches Aeussere verhuellt dem Volk den progressiven Sinn ihres Kampfes.
Die entscheidende Auseinandersetzung Feuchtwangers mit dem Faschismus vollzieht sich in der “Wartesaal”-Trilogie. Der “Wartesaal” ist ein Symbol. Die Menschen warten auf das Ende der boesen Maechte des Faschismus. Die besondere Leistung des Schriftstellers besteht im ersten Teil der Trilogie, in dem Roman “Erfolg”, darin, dashier, also bereits 1930, mit fast wissenschaftlicher Gruendlichkeit drei Gruppierungen innerhalb des deutschen Faschismus, die Anfuehrer, ihr Gefolge und ihre Hintermaenner vorgestellt sind, dass die Ziele der Nazipartei und dei Gefahr, die mit dem Hitlerismus fuer die Voelker heranwaechst, charakterisiert werden.
1933 erschien der zweite Teil der Trilogie, “Die Geschwister Oppermann”, in dem vom Schicksal einer juedischen Berliner Familie vor und nach der faschistischen Machergreifung berichtet wird. Der Autor schildert hier die faschistischen Exzesse, die Gestapoverhoere, den Judenboykott, die Konzentrationslager, die Naziherrschaft anprangend und das Gewissen der Welt aufrufend. Bemerkenswert ist, das Feuchtwanger das deutsche Buergertum, die Intelligenz von einer Mitschuld an der Machtergreifung des Faschismus nicht freispricht.
Den Hoehepunkt seines Kampfes gegen den Hitlerismus stellt der dritte Teil der “Wartesaal”-Trilogie mit dem Titel “Exil”(1940) dar. Die Handlung dieses Romans spielt inParis. Feuchtwanger schildert das Leben deutscher Emigranten. Der talentvolle Komponist Sepp Trautwein glaubte zuerst, dass man die Welt mit Hilfe der Kunst veraendern koenne, gelangt aber dan zu der Ueberzeugung, dass Musik ohne Politik nicht existieren kann. “Doe Wartesaal-Symphonie”, die er komponiert, fast er nun als seinen Beitrag zum Kampf gegen die faschistische Barbarei auf.
Als eines der bedeutendsten Werke Feuchtwangers muss die “Josephus”-Trilogie angesehen werden (“Der juedische Krieg”, 1932; “Die Soehne”, 1935; “Der Tag wird kommen”, 1942). Der wesentliche Inhalt des ersten Buches ist der Freiheitskampf des juedischen Volkes gegen Rom, in welchem der Geschichtsschreiber Josephus Flavius eine fuehrende Rolle gespielt hat. Josephus schwankt zwischen der Hinwendung zu Rom , dessen brutale Macht ihn blendet, abstoesst und zugleich anzieht, und der leidenschaftlichen Liebe zu seinem Volk. Am Ende seines Lebens entscheidet er sich fuer den Kampf gegen Rom, also fuer das Volk.Der Autor, in der Gestalt des Josephus die Widersprueche der Epoche darstellend, zeigt den Weg des Intellektuellen zum Volk. Es ist auch dismal der Weg von der Macht zum Geist, vom engen Nationalismus zum Weltbuergertum.
Erich Maria Remarque wurde 1898 in Osnabrueck in der Familie eines Buchbinders geboren. Direkt von der Schulbank kam er in den ersten Weltkrieg, der das entscheidende Erlebnisseines Lebens wurde.Den Krieg nahm er zum Thema seines ersten Buches “Im Westen nichts Neues” (1929), das ihm sofort Weltruhm einbrachte.
In diesem Roman wird das Schicksal einer Gruppe junger Soldaten geschildert, die der Krieg physisch und moralisch vernichtet. Der Krieg oeffnet ihnen die Augen, zeigt ihnen den Unterschiedzwischen einer “patriotischen” Schulweisheit und den Greueln der Vernichtung im Krieg. Das Schreckliche fuer dies jungen Menschen ergibt sich daraus, dass sie nicht verstehen, warum und wozu sie in den Krieg geschickt wurden, um Franzoesen und Russen , die genauso wie sie selbst am Leben haengen, zu toeten. Haupheld des Romans ist Paul Baeumer, der Fuersprecher der irregefuerten Kriegsjugend. Seine Seele wird von den Zweifeln zerrissen. Auch der Urlaub, den er im Vaterhaus verlebt, bringt ihm keine Beruhigung und keine Antwort auf die Fragen, die ihn quaelen. Das ruhige Leben in der Heimatstadt, seine Manuskripte, an denen er frueher gearbeitet hatte, die Gespraeche der Buerger ueber den Krieg klingen in seinen Ohren falsch, laecherlich und philisterhaft. Er kehrt an die Front zurueck und fuehlt , dass er alles verloren hat, nicht nur die Zukunft, sondern auch das , was ihn an die Vergangenheit bindet. Das einzige, was ihm geblieben ist, ist die Front, der Tod seiner Freunde, der Schrecken vor dem eigenen Ende. Remarque und sein Held sehen keinen Ausweg aus der schrecklichen Lage. Der Held des Romans wird nicht im Gefecht erschlagen. Er findet den Tod gerade in einem Moment, in dem die Presse meldet: “An der Westfront nicht Neues”. Um so erschuetternder ist das Ende des Romans, dessen Held unnuetz und zufaellig stirbt. Trotz vereinzelter Schwaechen ist der Roman ein grosses Zeugnis kritisch-realistischer Literatur. Er wirkt anklagend und entlarvend und nimmt in der Reihe der Antikriegsromane einen wichtigen Platz ein.
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