Im nördlichen Raum zwischen Elbe und Oder besiedelten von Südpolen her die “Obodriten“ das Land, wo sich später das Herzogtum Mecklenburg entwickelte, und die „Wilzen“, die Bewohner des späteren Vorpommerns. Mit Beginn des 10. Jh. nach Unterwerfung durch Karl den Großen wurden die „Wilzen“ auch ,,Lutizen“ genannt. Die „Wilzen“ hatten verschiedene Stämme. Südlich der Peene waren es die „Mizerez“, nördlich der Tollense die „Ploth“ und im Bereich der Gemeinde Sarow zwischen Tollense und Kummerower See die „Tollenser“. Westlich von Demmin (Dimin) siedelten die „Zirzipanen“ und „Kessiner“, im Neustrelitzer Bereich die „Rhedarier“. Auf Rügen siedelten die „Raner“, die wahrscheinlich ihren Namen von den germanischen Rugieren übernommen hatten.
Ihre religiösen Anschauungen und der damit verbundene Kult unterschieden sich nicht wesentlich von den anfangs in der Urgemeinschaft lebenden Germanen. Sie hatten Stammes- und Hausgötter. In der Tollense fand man eine hölzerne doppelköpfige Gottesdarstellung.
Die slawischen Küstenbewohner zwischen Weichsel und Unterlauf der Oder, (südlich der Ostsee und rechts der Oder) nannten sich „Pomoranen“, d.h. „die am Meer Wohnenden“.
Die Pommern wie auch die übrigen slawischen Völker diesseits und jenseits der Oder bis zur Elbe und Weichsel hin, hatten keine Städte, sondern nur Dörfer, die im Kreise gebaut, durch einen Wall geschützt waren.
Da die Slawen keine eigene Schriftsprache hatten, sind geschichtliche Überlieferungen aus anderen Sprachbereichen übernommen worden. Antike Schriftsteller nannten die Slawen „Veneter“, daraus abgeleitet hat sich das deutsche Wort „Wenden“ erhalten.
Wichtige Entscheidungen wurden auf der Tempelburg „Rethra“ gefällt
Die Lutizen fällten ihre Stammesentscheidungen auf der Tempelburg „Rethra“ (auch Riedegost genannt). Sie wurden von heidnischen Priestern geführt, denen auch die Entscheidung über Krieg oder Frieden oblag. Der Standort der Tempelburg ist bisher nicht bekannt.
Bischof Thietmar von Merseburg (975 bis 1018), ein bedeutender Chronist der slawischen Geschichte, berichtete von Vorgängen im Tempel „Rethra“, in denen slawische Priester am Verhalten eines Pferdes Entscheidungen trafen. Das Pferd des Gottes wurde auch gesattelt in den Kampf mitgenommen.
Ackerbau und Viehzucht, die Lebensgrundlage der Slawen
Hauptsächlich betrieben die Slawen Ackerbau und Jagd, oder sie waren Fischer und Handwerker. Anfangs wurde der Boden mit einer Holzhacke bearbeitet. Mit der Viehhaltung wurden Hakenpflug und Eggen gebräuchlich und Ochsen, später Pferde, als Arbeitstiere eingesetzt.
Angebaut wurde Weizen, Roggen und Hirse sowie Lein zur Öl- und Fasergewinnung. Mit Sicheln und Sensen wurde die Frucht geschnitten, mit Stöcken gedroschen (Dreschflegel), in Handdrehmühlen, Hirsestampfern und Backtrögen weiterverarbeitet.
Gezüchtet wurden Rinder, Ziegen, Schafe, Schweine und Pferde. Das Pferd spielte eine bedeutende Rolle und hatte einen bis zu dreifachen Wert eines Rindes. Auf den slawischen Bauernhöfen gab es weiterhin Hunde und Katzen. An Geflügel wurden Hühner, Gänse und Enten gehalten. In den Wäldern wurden Hirsch, Reh, Bär, Wildschwein, Elch, Wisent, Hase, Biber und Dachs gejagt. Wegen ihres Felles stellte man Fuchs, Iltis, Luchs, Fischotter, Marder und Wildkatze nach. Im Wald wurden aus Holz und Rohrgeflecht gefertigte Bienenkörbe aufgestellt, um die Wildbienen auszubeuten.
In der weiteren Entwicklung gingen einzelne Bauerngruppen zum Handwerk über. Geschickte Menschen übernahmen die verschiedensten Handwerke. Es bildeten sich Töpfer, Schmiede, Zimmerleute, Drechsler, Kürschner, Gerber, Schiffs- und Brückenbauer heraus. Bis zum 10. Jh. wurden alle Leistungen im Tauschhandel durchgeführt.
Bodenfunde und freigelegte Wasserburgen zeugen von großem slawischem Können. Sie waren mit der Verarbeitung des reichlich vorkommenden Rasenerzes vertraut und brauchten kein Eisen zu kaufen. Der slawische Zimmermann beherrschte das Verzapfen, Verkeilen und Verdübeln und brauchte kaum einen Holznagel.
Seit dem 10. Jh. wurden Münzen geprägt oder Hacksilber als Währung verwandt. So kostete ein Pferd 300, eine Kuh 100, ein Schaf 25 und ein Messer 2,8 Gramm Silber. Da nicht alle Produkte im Stammesgebiet hergestellt werden konnten, entwickelte sich ein größerer Fernhandel, der aber mehr von fremdländischen Kaufleuten durchgeführt wurde. Man führte Mahlsteine vom Rhein und aus Thüringen, Waffen aus Frankreich, Tuch aus Friesland und Schmuck für die Oberschicht ein. Dafür gab man Pelze, Honig, Wachs, Vieh, Getreide, Fisch und Salz.
Es wird vermutet, dass zur wendischen Zeit das heutige Gehmkow schon eine „alte Dorfstelle“ besaß. Man vermutet an dieser von Moor umgebenen Stätte das wüste „Stolzow“.
Karl der Große stürzt den Wilzenkönig Dragovit
Widukind (Herzog der Sachsen), ein Mönch und andere Geschichtsschreiber charakterisierten die Zeit um 800 folgendermaßen: „Die Wenden zogen den Krieg dem Frieden vor und setzten jedes Elend gegen teure Freiheit. Dieser Menschenschlag ist hart, ausdauernd in der Arbeit und an dürftige Nahrung gewöhnt. Und was den Sachsen eine schwere Last zu sein scheint, ist den Slawen eine Art von Lust“. Slawen heißt: ,,Die Ruhmvollen“.
Karl der Große (741- 814) hatte die germanischen Stämme wie Thüringer, Goten und Sachsen unterworfen und führte sein Heer während der Sachsenkriege 789 bis an die Peene und Demmin. In seinem Heer führte er neben Franken, sorbische, obochistische (Slawen), sächsische und friesische (Germanen) Krieger. Der slawische König Dragowit, dessen Burg bei Vorwerk (Demmin) gestanden haben soll, unterwarf sich und versprach Tributzahlungen.
Im westlichen Teil grenzten die slawischen Stämme mit der Elbe- und Saale an das fränkische Reich. Beim Zerfall des fränkischen Reiches wurde im ostfränkischen Teil unter König Heinrich I. (913 - 936) und seinem Sohn Otto der erste Deutsche Staat gebildet. Dieser sächsische Feudalstaat nahm dann eine führende Rolle bei den Wendenkreuzzügen ein. König Otto setzte den Kampf seines Vaters gegen die Slawen (Lutizen) um die Vorherrschaft fort.
955 wurde der Aufstand der Obodriten und Lutizen niedergeschlagen, Der große Wendenaufstand um 983 vernichtete die deutsche Vorherrschaft zwischen Elbe und Oder. Die slawischen Stämme erreichten noch einmal ihre Selbständigkeit. Doch später wurden die Slawen trotz aller Tapferkeit geschlagen, ihr Volk verdrängt und unterworfen. Die Deutschen siedelten im Lande an. Die deutschen Namen vieler Dörfer belegen Neugründungen, während die ehemals wendischen Dörfer an ihren Endungen „ow“ und „in“ zu erkennen sind.
Kaum eine andere pommersche Gegend war von den wogenden, romantisch allzu sehr verklärten Kämpfen zwischen Christentum und Heidentum, Deutschen und Wenden, Obotriten, Wilzen und Dänen stärker heimgesucht als der heutige Kreis Demmin. Kein anderer Ort sah so viele Führer der deutschen Kolonisationszüge, vor oder in seinen Mauern, wie die Feste Demmin, bis im Jahre 1168 durch den Fall Arkonas das letzte Symbol der heidnisch- wendischen Herrschaft vernichtet war. Dann endlich setzte die friedliche Arbeit der bäuerlichen Kolonisten ein.
Diese politisch und wirtschaftlich unabhängigen westslawischen Stämme des Frühmittelalters verloren im 10. bis 12. Jh. ihre Unabhängigkeit und gingen, außer den Lausitzer Sorben, während der darauf folgenden Jahrhunderte im deutschen Volk auf.
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