Pilger- und Missionsreise
Aus religiösen Beweggründen werden Pilgerreisen, sogenannte Wallfahrten unternommen. In der Regel dienen sie dem Besuch heiliger Stätten, wie etwa für das Christentum in Rom, Jerusalem und in Lourdes oder für den Islam in Mekka. Andere religiös motivierte Reisen sind etwa die zu Veranstaltungen wie den Kirchentagen. Mitunter werden Pilgerreisen als religiöse Pflicht vorgeschrieben (wie der Hadsch im Islam), zumindest verheißen sie den Gläubigen aber Seelenheil, spirituelles Wachstum, Vergebung von Sünden (wie im Falle der mittelalterlichen Kreuzzüge), Heilungen von Gebrechen und Ähnliches.
Im Gegensatz dazu steht bei der Missionsreise nicht das Heil des Reisenden selbst, sondern das der „Besuchten“ im Vordergrund. Diese dient der Verbreitung des Glaubens. Besonders aktiv waren und sind in diesem Bereich die christlichen Kirchen und der Islam.
Volunteer-Reise
Volunteer-Reisen (Freiwilligen-Reise) sind Reisen in Verbindung mit sinnvollen, nachhaltigen oder sozialen Tätigkeiten am Aufenthaltsort und werden oft dem Begriff „sinnvolles Reisen“ zugeordnet. Volunteer-Reisen, bei denen Reisende zum Teil freiwillige soziale Helfer werden, richten sich an besonders engagierte, erlebnisorientierte und weltoffene Personen. Diese haben dabei die Möglichkeit, Teile eines fremden Landes zu entdecken, die für herkömmliche Touristen kaum zugänglich sind. Volunteer-Einsätze sind beispielsweise mit dem Engagement in Umwelt- oder Gemeindeprojekten verbunden. Der international bedeutendste Reisezweck ist die Au-pair-Reise.
Zeitreise
Eine Zeitreise ist eine Bewegung in der Zeit, die vom gewöhnlichen Zeitablauf abweicht. Obwohl gewisse Zeitreisen zwar physikalisch prinzipiell möglich sind, übersteigt ihre praktische Durchführung das Menschenmögliche bei weitem. Der Begriff Zeitreise wird lediglich als Fachterminus in der Naturwissenschaft und in der Reise- und Tourismusforschung verwendet. Im Film und in der Literatur sind Zeitreisen hingegen möglich und ein wiederholt anzutreffendes Motiv im Genre des Science-Fiction-Films.
Während bei den meisten der genannten Reisearten eine klare Motivation vorliegt, ist sie besonders bei den Urlaubsreisen breit gefächert, wird aber in der Literatur kontrovers diskutiert. Manche Autoren nennen nur zwei, andere zwanzig, die gängigste Einteilung geht zurück auf Claude Kaspar, er unterscheidet fünf Hauptmotivationen:
• Physische Motivation: Erwartung von physischer Erholung und Entspannung;
• Psychische Motivation: Erhoffen von psychischer Entlastung oder Selbstfindung oder die Befriedigung der Lust am Abenteuer[13];
• Interpersonelle Motivation: Wunsch nach Erlebnissen in der Gruppe oder nach Sammeln von Gruppenerfahrungen;
• Kulturelle Motivation: Interesse an Bildung und am Kennenlernen fremder Kulturen;
• Status- oder Prestigemotivation: Wunsch nach Anerkennung und Wertschätzung (Renommierreisen).
Schon 1873 übertrieb Theodor Fontane: „Zu den Eigentümlichkeiten unserer Zeit gehört das Massenreisen. Sonst reisten bevorzugte Individuen, jetzt reist jeder und jede.“
In der Soziologie stellt man einen Zusammenhang der Reisegründe mit den einzelnen sozialen Milieus her:
• Dem vom Hochkulturschema geprägten Niveaumilieu gehören vorwiegend Menschen der gehobenen Bildungsschichten an, die insbesondere nach Etablierung im Berufsleben und/oder nach abgeschlossener Kindererziehung („die Kinder sind aus dem Haus“) nun in erster Linie nach Bildung und persönlicher Entwicklung, weniger nach Amüsement streben. Dementsprechend entscheiden sie sich vorwiegend für Bildungs- und Studienreisen und besuchen etwa Kirchen und Museen, aber auch „pittoreske“ Landschaften und Städte. Abgelehnt werden etwa Touristenmassen, Lärm und Unterhaltungsbetrieb.
• Eher die jüngere Generation neigt verstärkt dem – ebenfalls am Hochkulturschema teilhabenden – Selbstverwirklichungsmilieu zu. Man schätzt vor allem „untouristische“ und „unverdorbene“ Orte „abseits ausgetretener Pfade“. Als klassische Reiseziele dieser Gruppe gelten heute etwa abgelegene Dörfer in Burgund oder der Toskana, aber auch fremdartige Gegenden wie der Himalaya.
• Durch eine Verbindung von Hochkultur- und Trivialschema ist das vorwiegend von Angehörigen der mittleren Bildungsschicht gebildete und in besonderem Maße zu Anpassung neigende Integrationsmilieu gekennzeichnet. Geschätzt werden erprobte und bekannte, durch eine gut ausgebaute Infrastruktur erschlossene Orte wie etwa die Küsten und Strände rund um das Mittelmeer, aber auch die österreichischen Berge und Seen. Gleichwohl werden in geringerem Maße auch Bestandteile der klassischen Bildungskanons wie etwa eine Studienreise nach Paris wahrgenommen.
• Jüngere Menschen aller gesellschaftlichen Schichten versammeln sich schließlich im Aktionsmilieu, das vom Spannungsschema geprägt ist. In ihrem Reiseverhalten streben sie vor allen Dingen nach Dynamik, Abwechslung und körperlicher Bewegung. Geschätzt werden Orte, wo „etwas los“ ist, etwa die Diskotheken der Badeorte, „actionträchtige“ Metropolen wie Berlin oder London, aber auch Abenteuer- und Sportreisen. Auf der Jagd nach immer neuen Reizen werden gerne große Strecken zurückgelegt, bevorzugt etwa auch durch Trampen oder Interrail.
• Im auf dem Trivialschema fußenden Harmoniemilieu schließlich finden sich vorwiegend ältere Menschen der einfacheren Bildungsschichten. Soweit überhaupt verreist wird, sucht man vorwiegend Ruhe, Erholung und Geborgenheit, insbesondere an bereits bekannten und vertrauten Orten im eigenen Land oder Sprachgebiet wie etwa dem Schwarzwald oder Südtirol. Das Freizeitprogramm besteht beispielsweise aus Spaziergängen und Wanderungen oder aus Badeaufenthalten und Heimatabenden.
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