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Leitfaden Geflügelhaltung
Abbildung 47: Mittels automatischer Kippvorrichtung werden die Masthühner entladen und dem
Betäubungstunnel zugeführt
Am Ende des Betäubungstunnels werden die Masthühner manuell mit den Ständern an Schlachthaken
gehängt und kurz danach der
mechanischen Entblutung
zugeführt. Mehrere Mitarbeiter kontrollieren
und korrigieren die ansonsten sehr technisierten und automatisierten Arbeitsabläufe. Die ausgebluteten
Schlachtkörper werden mit 60 °C heißem Wasser besprüht und maschinell gerupft. Nach dem
Rupfvorgang
wird der Schlachtkörper
einer
Elektrostimulation
unterzogen. Durch unterschiedliche
Stromspannungen werden Muskelkontraktionen am Schlachtkörper hervorgerufen. Dies hat den Vorteil,
dass die Fleischreifung eher einsetzt und somit die Fleischqualität deutlich verbessert wird.
Kameras
unterstützen die Überwachung des Qualitätsstandards im Schlacht- und Zerlegeprozess. Die
Bonitur der Fußballen erfolgt ebenfalls durch ein kamerabasiertes System. Die
Bewertung wird nach
einem vierstufigen System (0, 1, 2a, 2b) durcgeführt. Sind mehr als 20 % der Tiere einer Herde der
schlechtesten Kategorie (2b) zuzuordnen, wird die zuständige Behörde darüber informiert. Der Mäster
erhält ohnehin die genauen Ergebnisse der Bonitur. Bei wiederholt schlechten Ergebnissen (>20 % in
Kategorie 2b) kann auch eine Reduzierung der Besatzdichte auf 33 kg/m
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angeordnet werden.
Vom nackten Schlachtkörper werden Kopf und Ständer maschinell abgetrennt. Die Innereien werden
entnommen,
verbleiben
jedoch noch
bis
nach der
Kontrolle auf
Tauglichkeit
durch
Lebensmittelkontrolleure (Tierärzte) am entsprechenden Schlachtkörper. Erst danach trennen sich die
Wege zur Weiterverarbeitung. Der ganze bratfertig vorbereitete Schlachtkörper wird nun im Kühlturm
für insgesamt drei Stunden in vier übereinander laufenden Produktionsreihen
bis auf eine
Kerntemperatur von 1 °C herunter gekühlt. Anschließend werden sie im Verarbeitungsbereich der
Schlachterei individuell eingescannt und auf Herdenhomogenität (Uniformität) geprüft.
Durch diese
Schlachtkörperklassifizierung ergeben sich für den Landwirt objektive Zu- bzw. Abschläge in der
Punktebewertung. Die Masthühner durchlaufen zwei verschiedene Verarbeitungsketten. Die Schweren
werden mit hohem Automatisierungsaufwand zerlegt, filetiert und portioniert.
Trotzdem sind noch viele Handgriffe erforderlich, insbesondere um eine ansprechende Präsentation der
Ware in den Verkaufsverpackungen zu erzielen. Dabei ist die
hohe Bandgeschwindigkeit
beeindruckend. Die vorweggefangenen Tiere (LG 1.900-2.000 g) werden als frische, ganze Hähnchen
verpackt. Dagegen werden die Teilstücke der schwereren Tiere
–
zum Beispiel Brustfilet,
Hähnchenschenkel oder Hähnchenflügel (natur oder mariniert) in die SB-Schalen gelegt und mit einer
durchsichtigen Folie verschlossen. Teilweise wird die Ware auch unter Schutzatmosphäre für eine
längere Haltbarkeit und einen Erhalt der ansprechenden rosa Fleischfarbe verpackt.