Collage
In der Literatur eine Komposition aus verschiedenartigem sprachlichem
Material
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Montage
Mit dem Zusammenfügen, Nebeneinandersetzen sprachlicher, stilistischer,
inhaltlicher Teile unterschiedlicher Herkunft arbeitende literarische Technik
Besonderen journalistischen und literarischen Ruhm erschrieb sich
Kurt Tucholsky (1890–1935). Unter vier Pseudonymen (Peter Panther,
Theobald Tiger, Ignaz Wrobel und Kaspar Hauser) trat er als
Kabarettautor, Satiriker, Dichter, Literatur- und Filmkritiker in Aktion, um
mit spitzer Feder seine sozialistisch-pazifistischen Forderungen zu
formulieren. Neben 3000 Artikeln und Hunderten von Gedichten hinterließ
Tucholsky auch zwei heitere Liebesromane („Rheinsberg”, 1912; „Schloss
Gripsholm”, 1931).
SCHLAGZEILE
„Im Westen nichts Neues“
Viele bildende Künstler verarbeiteten die traumatischen Erfahrungen des Ersten
Weltkriegs auf der Leinwand, Erich Maria Remarque (1898–1970) fand die Worte
dafür. 1928 erschien „Im Westen nichts Neues“ – und wurde sofort ein Bestseller.
Ohne jede Beschönigung beschreibt Remarque die Brutalität des Krieges, aber
auch die verheerenden Auswirkungen auf die Psyche der Soldaten. Noch 1929
wurde der Roman in 26 Sprachen übersetzt, 1930 verfilmt.
Im Jahr 1911 schrieb
Thomas Mann
mit der Novelle
„Der Tod in Venedig“
die Tragödie einer
Entwürdigung, wie der Schriftsteller selbst sein Werk bezeichnete. In ihrem Verlauf zeigt sich ein
hochgeachteter Schriftsteller als würdeloser Greis.
Die Brüder Mann
1929 krönte die Verleihung des Literaturnobelpreises die Laufbahn von
Thomas Mann (1875–1955). Ausgezeichnet wurde er nicht für sein
jüngstes Werk „Der Zauberberg” (1924), das Dokument der lethargisch-
morbiden Atmosphäre vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs, sondern für
seinen populärsten Roman „Buddenbrooks” (1901), die Geschichte vom
Verfall einer Lübecker Kaufmannsfamilie. Stand bei Thomas Mann in den
frühen Jahren die Problematik des schaffenden Künstlers ganz im
Mittelpunkt („Der Tod in Venedig”), weitete sich sein Blick zunehmend ins
Politisch-Menschliche. Damit vollzog sich auch eine Abkehr vom
Deutsch-Konservativen hin zum Demokratisch-Fortschrittlichen.
„Erst kommt das Fressen, dann die Moral.“
Aus der „Dreigroschenoper“ von Bertolt Brecht
Größter Gegenpol bis zum Ersten Weltkrieg war sein Bruder Heinrich
Mann (1871–1950). Geprägt von der französischen Literatur wandte er
sich gegen bürgerliche Scheinmoral („Im Schlaraffenland”, 1900) und
begeisterte sich für die europäische Idee. Zwei seiner Romane setzten
sich besonders mit der Gesellschaft im wilhelminischen Kaiserreich
auseinander: „Professor Unrat” (1905) und „Der Untertan” (1916).
Drama
Schon als 20-Jähriger sorgte Bertolt Brecht (1898–1956) mit „Baal” für
den ersten Skandal. „Die Dreigroschenoper” (mit der Musik von Kurt
Weill) wurde 1928 zu einem der glänzendsten Theatererfolge der
Weimarer Republik. Als bissige Satire gedacht, kam das Stück wegen der
Songs von Mackie Messer und der Seeräuber-Jenny beim Publikum
bestens an. 1930 konnte das Duo Brecht/ Weill mit „Aufstieg und Fall der
Stadt Mahagonny“ einen weiteren Erfolg verbuchen. Eher in Richtung
Volksstück tendierte Carl Zuckmayer (1896–1977) mit seinem
„Hauptmann von Köpenick” (1931).
Deutschsprachige Autoren im Ausland
Auch außerhalb der Grenzen Deutschlands wirkten unzählige
deutschsprachige Schriftsteller, deren Bücher zumeist in Deutschland
verlegt wurden:
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In Prag standen Franz Werfel (1890 bis 1945) und Max Brod (1884–1968)
im Mittelpunkt, während das suggestivdüstere Werk Franz Kafkas
(1883 bis 1924; „Der Prozess”) erst nach seinem Tod stärker
wahrgenommen wurde.
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In Österreich reicht die breite Palette profilierter Autoren von Joseph
Roth (1894–1939; „Radetzkymarsch”) über Stefan Zweig (1881–1942;
„Sternstunden der Menschheit”) und Robert Musil (1880–1942; „Der
Mann ohne Eigenschaften”) bis zu den Dramatikern Arthur Schnitzler
(1862–1931; Hugo von Hofmannsthal (1874–1929) und Ödön von Horváth
(1901–38).
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In der Schweiz stach Robert Walser (1878–1956; „Jakob van Gunten”)
heraus. Hermann Hesse (1877–1962), seit 1919 im Tessin lebend, fügte
seinem Roman-Œuvre weitere große Erfolge hinzu („Siddharta”, „Der
Steppenwolf”, „Narziss und Goldmund”).
Exilliteratur
Erst Reichstagsbrand, dann Bücherverbrennung: Die Machtübernahme
der Nationalsozialisten 1933 wurde zur existenziellen Bedrohung vor
allem für jüdische und linksgerichtete Schriftsteller. Viele flohen
umgehend ins Ausland. Von dort versuchten sie ihre schriftstellerische
Arbeit fortzuführen oder gezielt den Kampf gegen die Nazis
aufzunehmen. Doch nicht wenige Autoren führten vor allem einen Kampf
um das nackte Überleben; einige, darunter Stefan Zweig (1881–1942),
Ernst Toller (1893–1939) und Walter Benjamin (1892–1940), wählten den
Freitod.
Viele der im Exil entstandenen Werke beschäftigen sich mit den
brennenden Themen Unterdrückung, Vertreibung, tödliche Bedrohung
und Hybris der Macht: Klaus Manns (1906–49) „Mephisto” (1936), Heinrich
Manns „Henri Quatre” (1935/38), Thomas Manns „Doktor Faustus” (1947),
Brechts Dramen „Mutter Courage und ihre Kinder” (1939) und „Der gute
Mensch von Sezuan” (1940), Feuchtwangers „Der falsche Nero” (1936)
und „Exil” (1940), Anna Seghers’ „Das siebte Kreuz” (1942) und „Transit”
(1944).
Deutsch-deutsche Literatur
Das Ende der Diktatur bedeutete einen radikalen Einschnitt für die
Literatur. Das besetzte Deutschland bekam die Auswirkungen des
ausbrechenden Kalten Krieges stark zu spüren. Die Gründung von
Bundesrepublik und DDR 1949 verschärfte die politische Abgrenzung wie
auch den Druck auf die Autoren, sich für einen der beiden Staaten zu
entscheiden. Zugleich begann auch literarisch eine Aufarbeitung der
jüngsten Vergangenheit, die aber im Adenauer-Deutschland der 1950er-
Jahre nur mäßige Resonanz fand.
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