Luthers Tod
Porträt Luthers nach seinem Tod (
Lukas Furtenagel
)
Trotz eines schon länger währenden Herzleidens reiste der 62-jährige Luther im Januar 1546
nach Eisleben, um dort die Erb- und Rechtsstreitigkeiten innerhalb der Mansfeldischen
Grafenfamilie beilegen zu helfen. Luther war von der winterlichen Reise geschwächt und nahm
bis zum 16. Februar an den Gesprächsrunden jeweils nur gut eine Stunde teil. Ein Zettel vom
16. Februar, den
Johannes Aurifaber
abschrieb, ist Luthers letzte schriftliche Äußerung: „Den
Vergil
in seinen
Bucolica
und
Georgica
kann niemand verstehen, er sei denn fünf Jahre Hirte
oder Bauer gewesen.
Cicero
in seinen Briefen, so fasse ich es auf, versteht niemand, der nicht
zwanzig Jahre in einem bedeutenden Staatswesen tätig war. Die Heilige Schrift glaube
niemand genug verschmeckt zu haben, wenn er nicht hundert Jahre mit den Propheten die
Gemeinden geleitet hat.“ Möglicherweise nannte Luther neben den Propheten auch Johannes
den Täufer, Christus und die Apostel, vielleicht beziehen sich diese Erwähnungen aber auf den
Folgesatz, ein ursprünglich auf Vergil bezogenes Zitat des Statius: „Versuch dich nicht an
dieser göttlichen
Aeneis
, sondern bete ihre Spuren demütig an!“ In Luthers Schlusssatz sind
die ersten drei Worte deutsch: „Wir sind Bettler, das ist wahr.“
[166]
In der Nacht zum 18. Februar 1546 erwachte Luther durch einen Schmerzanfall. Er erwartete
nun seinen Tod, erhielt letzte medizinische Hilfen, und eine Reihe von Personen kamen in
seiner Stube zusammen: der Hauswirt, der Stadtschreiber und seine Frau, die beiden
Stadtärzte, sowie Graf Albrecht mit Gattin.
Justus Jonas der Ältere
und
Michael Caelius
fragten ihn, ob er bis zum Tode seine Lehre bekenne. Er antwortete mit Ja. Daraufhin reagierte
er nicht mehr und starb morgens um 3 Uhr.
[167]
Beigesetzt wurde Luther am 22. Februar in der
Schlosskirche zu Wittenberg unterhalb der Kanzel.
Heilsgewissheit
Dieses Motiv ist für Luthers reformatorische Wende 1518 sehr wichtig. Luther formulierte
damit etwas Neues. Die abendländische theologische Tradition lehrte, der Mensch könne nie
sicher sein, ob er im „Stand der Gnade“ sei, denn erstens sei Gott frei, seine Gnade zu
schenken, wie er es wolle, und zweitens würde der Mensch, wäre er seines Gnadenstandes
sicher, leichtsinnig und vermessen. Luther identifizierte die lebenslange Unsicherheit und damit
Angst, die die Frömmigkeit unter dem Papsttum präge, als „Monstrum“, „Hölle“, „Pest“.
[168]
Was Luther mit Heilsgewissheit meinte, muss aber vor einer Reihe von Missverständnissen
geschützt werden: es ist weder eine Sicherheit, die meint, die Lebensführung sei egal und man
könne machen, was man wolle. Auch kann man, laut Luther, den Glauben und das subjektive
Gefühl des Trostes nicht wie einen permanenten Besitz verbuchen – beides sei gefährdet und
Theologie
könne verloren gehen. Schließlich solle der Christ über Gottes Pläne mit dem Menschen
(
Prädestination
) keine Spekulationen anstellen.
[169]
Heilsgewissheit im Sinne Luthers ist „die
Erkenntnisseite des Glaubens, das Bewußtsein von dem, was im Glauben geschieht: die
empfangende Annahme der rettenden Gemeinschaft mit Gott.“
[170]
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