Konsolidierung der Reformation
Friedrich der Weise war mitten im Bauernkrieg verstorben. Es war bekannt, dass sein
Nachfolger
Johann der Beständige
der Reformation wohlwollend gegenüberstand. Lief die
Johann der Beständige, 1526 (Lucas Cranach d. Ä.)
Kommunikation Luthers mit seinem Landesherrn bisher nur über Spalatin und betrieb der Hof in
vielen Punkten eine bremsende und abwartende Politik, so wurde dies unter seinem
Nachfolger anders. Johann der Beständige stand in direktem Austausch mit Luther und traf
ihn mehrfach. Die sieben Jahre seiner Regierung ermöglichten den Aufbau von neuen
kirchlichen Ordnungen in Kursachsen.
[144]
Deutsche Messe
Nachdem einige Städte seit 1522 die
heilige Messe
in deutscher Sprache eingeführt hatten,
begann Luther 1525 mit der Arbeit an einer deutschen Liturgie. Er ließ sich dabei von
Johann
Walter
und dem kurfürstlichen Kapellmeister Konrad Ruppsch beraten. Am 29. Oktober wurde
der Entwurf der Wittenberger Gemeinde vorgestellt; der Zelebrant war
Georg Rörer
. An
Weihnachten wurde die
Deutsche Messe
eingeführt und erschien zum Jahresende im Druck.
Sie war für die des Lateins unkundige Bevölkerung da, die auf diese Weise stärker beteiligt
wurde. Lateinische Messen sollten weiterhin für die Lateinkundigen stattfinden, damit sie
auch künftig in der Lage wären, in anderen Ländern am Gottesdienst teilzunehmen. Daneben
schlug Luther eine dritte Form des Abendmahlsgottesdienstes für „die ienigen, so mit ernst
Christen wollen seyn und das Euangelion mit hand und munde bekennen“
[145]
vor. Dabei hatte
Luther wohl eine Art „Kerngemeinde“ vor Augen, die sich in Privathäusern trifft. Diese
Gottesdienstform wurde zu Luthers Zeit nicht realisiert. Luther verdankte diesen Impuls wohl
Kaspar von Schwenckfeld
, der ihn im Dezember 1525 besuchte. Luther war wichtig, dass
seine Messordnungen nicht als allgemein verbindlich angesehen werden sollten. Vielmehr sah
er sie als Beispiele eines evangeliumsgemäßen Gottesdienstes. Im Januar 1526 legte ihm
Matthäus Alber
die Reutlinger Gottesdienstordnung vor (oberdeutscher
Prädikantengottesdienst
), und Luther hieß diese gut. Die Akzeptanz der Deutschen Messe in
Wittenberg war aus Luthers Sicht unbefriedigend. Ein Jahr später war die Gemeinde mit den
neuen Melodien noch nicht vertraut, und zwei Jahre später wurden die Lieder auch noch nicht
beherrscht.
[146]
Visitationen
Nachdem das bisherige katholische System zusammengebrochen war, ging es darum, die
einzelnen Pfarreien mit geeigneten Predigern und Lehrern zu versorgen und deren Unterhalt zu
regeln. Dem dienten die Visitationsreisen, die Luther und andere im Auftrag des Kurfürsten
seit 1526 unternahmen. In dem Unterricht der Visitatoren an die Pfarrherrn im Kurfürstentum zu
Sachsen (1528) gingen Luther und Melanchthon von einer einmaligen Aktion reformatorischer
Neuordnung aus, die mit Hilfe der Obrigkeit durchgeführt werden sollte. Doch die Weichen
waren damit gestellt: „Die Neuordnung in Kursachsen erfolgte nach einem aus dem
Bischofsamt hergeleiteten Beaufsichtigungssystem von oben und nicht durch eine
presbyterial-synodale Repräsentation der Gemeinden.“
[147]
Do'stlaringiz bilan baham: |