12.VORLESUNG
Das Thema:Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Gliederung:
Zuerst über das Leben von G. E. Lessing
Lessings ästhetische Ansichten
Lessings Dramen
Lessings Fabeln
Lessing war der Vater der neuen deutschen Literatur… das Resultat seines Schaffens war aber nicht nur die Erneuerung der Literatur, sondern auch die Erneuerung der Literatur der Nation hatte N. G. Tscherwski gesagt.
G. E. Lessing wurde am 22.Januar 1729 in der Stadt Kamerz in der Oberlausitz geboren. Der Vater des Dichters war Pastor: neben guten Kenntnissen im Griechischen und Lateinischen war er sehr bewandert in der französischen sowie in der englischen Sprache und betätigte sich mit Erfolg als Übersetzer geistlicher und weltlicher Literatur. Trotz seines bescheidenen Verdiensts sorgte der Vater dafür, dass seine Kinder mit Beihilfe verschiedener Gönner eine umfassende Bildung erhalten können. Schon früh wurde Lessing mit der Welt der Bücher vertraut. Er wurde im Elternhaus zwei Jahre lang vom Vater selbst und von einem Privatlehrer unterrichtet. Vier Jahre besuchte er dann die Kamenzer Stadtschule. 1741 brachte man ihn für fünf Jahre nach Meißen auf die Fürstenschule. Hier zeigte sich seine auffallende Lernfähigkeit und Lernbegierde. Das Studium der lateinischen Dramen von Plautus und Trenz entfachte in ihm das Interesse für die Bühne.
Als G. E. Lessing 1746 die Schule in Meißen verließ, um auf den Wunsch seines Vaters hin an der Leipziger Universität Theologie zu studieren, waren für ihn die Grundlagen zu einer soliden Bildung geschaffen. An der Uni Leipzig unterrichteten viele führende Wissenschaftler. Aber schon die ersten Monate des Studiums überzeugten ihn davon, dass er nicht dazu geschaffen war, die Laufbahn eines Theologen einzuschlagen. Theater, schöne Künste und gescheite Freude – das war damals die Welt des jungen Lessing. Allen voran stand das Theater. Lessing schrieb später über diese Zeit: ´´ Meine Lust zum Theater war damals so groß, dass ich alles, was mir in den Kopf kam, in eine Komödie verwandelt´´.
Lessing trat bald in Verbindung mit der Schauspieler Truppe der Caroline Neuber. Hier erlebte sein erstes Lustspiel ´´Der junge Gelehrte´´, im Januar 1748 seine Uraufführung. Das Stück machte den Studenten Lessing mit einem Schlage berühmt.
Die Eltern in Kamenz erfuhren von diesem ´´weltlichen´´ Treiben und riefen den Sohn zurück. Die Eltern waren sehr besorgt, weil ihr Sohn so andere Wege ging, als sie es wünschten. Als Lessing dann wieder nach Leipzig zurückkehrte, gab er das Theologiestudium auf und besuchte Vorlesungen in Medizin. Aber Lessing geriet in finanzielle Bedrängnis, verließ Leipzig und ging nach Wittenberg.
Zwei Jahre nur hatte Lessing in Leipzig zurückgebracht. Aber diese kurze Zeit war mitbestimmend für sein ganzes Leben.
Ende November 1748 traf Lessing ohne einen Pfennig in der Tasche in Berlin ein. Er lebte dort als freier Schriftsteller. In dieser Stadt hat Lessing entscheidende Jahre seines Lebens verbracht. Er schrieb für ´´Berlinische Privilegierte Zeitung´´. Um seinen Lebensunterhalt zu sichern, leistete er dazu noch Dienste als Hilfsbibliothekar und Übersetzer. Er übersetzte aus dem Spanischen Dichtungen von Calderon, Cervantes u.a. er machte sich auch mit den Werken des französischen Philosophen und Dichters Voltaire bekannt. In den Jahren 1748-1750 schrieb und vollendete Lessing die Lustspiele ´´Der Freigeist´´, ´´der Schatz´´ u.a. Alle diese frühen kleinen Dramen sind Vorarbeiten, gewissermaßen Übungsarbeiten. In demselben Jahr gab er auch eine Sammlung seiner lyrischen Versuche heraus.
Ende 1751 verließ Lessing Berlin für einige Monate, um an der Uni Wittenberg seine akademischen Studien zu einem gewissen Abschluss zu bringen. Er verteidigte eine Dissertation und erhielt den Titel eines ´´Magister der Philosophie´´.
1752 kehrte er nach Berlin zurück, befreundete mit vielen intellektuellen Menschen, wie Buchhändler Friedrich Nicolai, Philosophen Mases Mendelssohn u.a.
In dieser Zeit veröffentlichte Lessing theoretische Schriften zu Problemen des Theater, auch begann er sich mit den Werken der englischen bürgerlichen Theaterdichter zu befassen. Im Januar 1755 entstand ´´Miss Sara Sampson´´, das erste bürgerliche Trauerspiel Deutschlands. Bald nach seinem Erscheinen auf dem Büchermarkt wurde das Drama in Frankfurt (Oder) uraufgeführt und errang einen beispiellosen Erfolg. Die Zuschauer folgten in wortloser Spannung und zu Tränen gerührt dem Spiel: in Berlin hatte das Stuck den gleichen Erfolg. Auch ins Dänische und englische wurde es übersetzt. Der hervorragende Schriftsteller und Philosoph Diderot hat das Trauerspiel, das er sehr schätzte, selbst ins Französische übertragen. Lessing war über Nacht der berühmteste Dramatiker Deutschlands geworden.
Was hat diesem Stuck eine solche Wirkung verschafft?
Personen auf der Bühne sprachen nicht in Versen, sondern in Prosa, d.h. ebenso wie die Zuschauer selbst.
Die Handlung spielte in einer den Zuschauern nahen bürgerlichen Sphäre.
Die Gestalten des Dramas, ihre Art, sich zu benehmen, ihre Einstellung zu den Konflikten – all das war den Theaterbesuchern so vertraut, dass sie die Geschehnisse auf der Bühne gleichsam miterlebten.
Das Stuck spielte zwar auf englischem Boden, und die Helden waren keine Deutschen, aber, wie Tschernyschewski sagt, der deutsche Zuschauer sah hie trotzdem echte ´´Menschen und ein wahres menschliches Pathos, poetisch gestaltet´´. Im November 1760 ging Lessing von Berlin nach Bresleu. In den Breslauer Jahren hat Lessing vieles geleistet. Stehen doch am Ende dieser Zeit zwei Werke, Höhepunkte in Lessings Schaffen, die in ganz Deutschland Aufsehen erregten. Das erste ist ´´Laokoon´´, oder über die Grenzen der Malerei und Poesie´´. Hier versucht Lessing Poesie und bildende Kunst voneinander abzugrenzen. Nach gründlicher Untersuchung kommt er zu dem Schluss, dass die Poesie Handlungen darstellen soll, die sich zeitlich entwickeln, während die bildende Kunst nebeneinanderstehende Gegenstände darzustellen hat. Der Einfluss des Laokoons auf die Zeitgenossen war so stark, dass Goethe viele Jahre später immer noch von der befreienden Wirkung dieses Werkes sprach.
Das zweite Werk Lessing aus der Breslauer Periode ist das Lustspiel ´´Minna von Barnhelm´´. Dieses Stück gehört zu den besten deutschen Lustspielen und nimmt einen entsprechenden Platz in der deutschen Nationalliteratur ein. Bis heute hat es seine Bedeutung nicht verloren. 1766 erhielt Lessing ein Angebot aus Hamburg. Hamburger Kunstfreunde wollten mit Unterstützung reicher Handelsleute ein ständiges Theater einrichten. Der Theaterdirektor bot Lessing die Stelle einer Kritikers und zugleich eines Dramaturgen an. Ein Jahresgehalt von 800 Talern wurde ihm zugesichert. Lessing begeisterte sich für diese Pläne. Und so übersiedelte er 1767 nach Hamburg. Sein Anliegen war, Schriftsteller, Schauspieler und Publikum im entsprechenden Sinne zu erziehen. Diese Absichten verwirklichte er in seinen Theater-und Literaturkritiken, die als ´´Hamburgische Dramaturgie´´ in die deutsche Literatur eingingen. Sie stellen den theoretischen Grundlagen einer wissenschaftlich begründeten, realistischen deutschen Bühnenkunst dar. Das Interesse der Hamburger Bürger am Theater lies aber sehr schnell nach. Die Aktionäre beurteilen das Unternehmen nur nach den Einnahmen und stellten bald ihre Zahlungen ein, das hatte Lessing wieder brotlos gemacht.
Lessings Arbeit in Wolfenbüttel war ein unablässiger Kampf um sein Werk, um seine geistige Existenz. Es ist zu bewundern, dass Lessing in einer solchen Atmosphäre, bedrängt von finanziellen Schwierigkeiten, schöpferisch arbeiten konnte. Es entstand das Schauspiel ´´Emilia Golotti´´. Dies dramatische Meisterwerk Lessings war das erste bedeutende bürgerliche Trauerspiel in der deutschen Nationalliteratur.
Lessings entscheidende Forderungen an den Hof hatten endlich Erfolg, sein Gehalt wurde erhöht, und er konnte seine Schulden tilgen. Nun konnte er sich endlich 1776 mit Eva König trauen lassen; Lessing hatte die Witwe König schon in Hamburg kennengelernt. Nie war er so heiter und schaffensfreudig gewesen, wie in dem folgenden Jahr. Die Zeit, die sie zusammen verbrachten, war die glücklichste Zeit seines Lebens.
Nach 14 Monaten traf Lessing ein furchtbarer Schicksalsschlag. Ende 1747 hatte Eva ihm einen Sohn geboren, der nur einen Tag lebte: zwei Wochen später folgte die Mutter dem Kinde nach. Aber nach so tiefem menschlichem Leid fand Lessing trotz seiner stark angegriffenen Gesundheit und trotz ständiger Entbehrungen noch kraft zu furchtbarer geistiger Arbeit. 1778/79 schuf er das dramatische Gedicht ´´Nathan der Weise´´, in dem er gegen religiöse Unduldsamkeit auftrat. Diese Dichtung stellt Lessings Vermächtnis an die Menschheit dar. Lessing fordert Achtung vor jeder Weltanschauung, die ihr humanistisches Ziel durch nützliche Tätigkeit für die menschliche Gesellschaft zu erreichen bestrebt ist. ´´Nathan der Weise´´ wurde 1783 in Berlin uraufführt. Lessing erlebte diese Aufführung nicht mehr. Am 15. Februar 1781 ist der Dichtung im Alter von 52 Jahren in Braunschweig gestorben.
Lessings Werk gehört allen Menschen, die für die Verwirklichung der Ideen des Humanismus kämpften. Als das Deutsche Theater in Berlin nach der Zerschlagung der faschistischen Diktatur 1945 seine Arbeit mit der Aufführung des Dramas ´´Nathan der Weise´´ begann, war dies ein Bekenntnis zu den edelsten humanistischen Überlieferungen, ein Bekenntnis zum Vermächtnis Lessings.
Lessings Fabeldichtung
Das Wort Fabel wird in zweierbei Bedeutung verwendet. Es bezeichnet erstens das knapp erzählbare Handlungsgerüst einer Dichtung (Fabel eines Romans, Fabel eines Dramas usw.), zweitens eine eigene epische Literaturgattung, die nach dem griechischen Fabeldichter Äsop genauer die Äsopische Fabel genannt wird.
Die äsopische Fabel ist eine kurze lehrhafte Erzählung, in der meist Tiere, aber auch Pflanzen oder sogar leblose Dinge zu Trägern der Handlung gemacht werden. Die äsopische Fabel hat den Zweck, eine praktische Lebensweisheit selbst vor oder nach der Erzählung aussprechen, er kann es aber auch dem Leser überlassen, sie aus der Erzählung zu erkennen. Die in der Fabel enthaltene Lebensweisheit nennt man die Moral der Fabel.
Lessing schrieb seine Fabeln und Sinngedichte (Epigramme) vor den großen Werken, die seinen Namen unsterblich machten. Im Jahre 1759 gab Lessing eine Sammlung von Fabeln heraus.
Lessing erklärte die Verwendung von Tiergestalten in der Fabel auf folgende Weise. Es sei nicht nur deswegen zu empfehlen, Tiergestalten zu verwenden, weil sie die Stimmung des Wanderbaren, des Seltenen schaffen, sondern auch weil die Tiercharaktere allgemein bekannt und typisch sind.
Viel einfacher erreicht der Dichter sein Ziel, wenn er Tiere auftreten lässt, d. h. in diesem Fall den Wolf und das Lamm einander gegenübergestellt. In der Vorstellung des Menschen sind manch Tiere mit bestimmten Eigenschaften verbunden: das Wort ´´Wolf´´ lässt z. B. sofort die Vorstellung ´´Räuber´´ aus. (Der Affe – Eitelkeit, der Löwe – Herrschaft, der Esel – Dummheit usw.) darum sind die Tiergestalten dazu geeignet, der Fabel Kürze und Prägnanz zu verleihen.
Lessing schrieb seine Fabeln zum Teil in Prosa, zum Teil in Versen. In den Fabeln greift Lessing nicht nur allgemeinmenschliche Schwächen an; viele Fabeln sind gegen den Feudaldespotismus, gegen den Beamtendünkel gerichtet. (´´Der Löwe mit dem Esel´´, ´´Der Esel mit dem Löwen´´). Lessing benutzt die Fabel als Waffe gegen die herrschende Adel klasse, aber er bekämpft mit ihrer Hilfe auch die Fehler und Schwächen des aufsteigenden Bürgertums.
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