16.VORLESUNG
Das Thema: Zeitgenössische österreichische Literatur
Gliederung
Die Gründung des österreichischen Kaiserstaats.
Die Debatten über österreichische Literatur.
Über zeitgenössische Schriftsteller.
Österreichische Schriftsteller haben schon immer eine besondere Rolle im Rahmen der deutschsprachlichen Literatur gespielt. Schon seit dem Mittelalter lassen sich Ansätze einer eigenständigen Entwicklung des literarischen Lebens in jedem Raum beobachten, der später zum Staat Österreich wird, spätestens seit der Gründung des österreichischen Kaiserstaates im Jahr 1804 ist es daher sinnvoll, von einer österreichischen Literatur zu sprechen. Freilich gab es im Laufe des nächsten 150 Jahre noch intensive Debatten, ob und inwiefern Österreich nicht eigentlich doch Teil eines wie auch immer zu definierenden deutschen Reichs sein sollte. Daher wurde auch, je nach der politischen Position der Argumentierenden, entweder die Zugehörigkeit der österreichischen Literatur zur deutschen betont oder ihre Selbstständigkeit besonders hervorgehoben.
Mit dem Jahr 1945 war diese Debatte im Prinzip beendet; die Eigenstaatligkeit Österreichs wurde allgemein, sowohl im Inland als auch außerhalb akzeptiert. Dennoch bleibt festzuhalten, dass die logische Konsequenz, eine eigene österreichische Literatur zu postulieren, nur sehr almählich gezogen wurde. Zu sehr waren viele Leser, Kritiker und Wissenschaftler in der Vorstellung verhaftet, in deutscher Sprache geschriebene Texte seien eo ipso der deutschen Literatur zuzurechnen. Zwar ist kaum jemand je auf die Idee gekommen, englischensprachige Texte aus den USA für die englische Literatur oder französsprachige Texte aus Kanada für die französische Literatur zu reklamieren;im Fall von Texten aus Österreich aber ist es bis heute gang und gäbe, sie einer monolitischen „deutschen“ Literatur zuzuschlagen. Davon zeugen mehrere Literaturgeschichten, die in den letzten Jahren in der BRD erschienen sind: Dort werden viele der wichtigsten österreichischen Autoren des 20. Jahrhunderts ungefragt als deutsche Schriftsteller behandelt und nach 1945 „ der Literatur der BRD“ zugeschlagen, und es zeugt schon von Sensibilität, wenn man irgendwo eine „österreichische Sonderentwicklung“ erwähnt findet.
Wenn schon im deutschsprachigen Binnenraum nur ein geringes Bewusstsein für die literarische (und auch sprachliche) Plurizentrizität dieses Gebiets existiert, ist es wenig verwunderlich, dass im nicht – deutschsprachigen Ausland, und besonders in der fremdsprachigen Germanistik, dieses Bewusstsein noch weniger anzutreffen ist. Der sprachliche Standard der BRD wird meist Kurzerhand zur Norm erklärt; das österreichische und das Schweizer Deutsch gelten bestenfalls als kuriose Regionalerscheinungen. Als deutsche Literatur gilt zumeist alles, was in deutscher Sprache produziert wird; weitere Differenzierungen werden nicht vorgenommen. Folgende Autoren sind als zeitgenössische österreichische Schriftsteller zu erwähnen:
Evelyn Schlag (1952)
Joser Winkler (1953)
Karl Markus Gauß (1954)
Christoph Ransmayr (1954)
Robert Menasse (1954)
Josef Haslinger (1955)
Antonio Fian (1956)
Wolf Haas (1960)
Lydia Mischkulnig (1963)
Kathrin Röggla (1971)
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