Institut für Deutsche Sprache, Mannheim



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Kippeln mit dem Stuhl umgekippt, deswegen hat er die Stützen angebaut. Und die halten wirklich“, erzählt Christian Manet, der gemeinsam mit Leona von Winkler den Kurs leitete, im Rahmen dessen die Kunstwerke entstanden.

„Fair Play“ ist ein gewaltpräventiver Kurs, der gemeinsam vom Verein für sozialpädagogische Jugendbetreuung (vsj) und den SOS-Jugendhilfen angeboten wird. Der ASD stellt dafür die Räume zur Verfügung. Die Teilnehmer sind Jugendliche zwischen elf und 15 Jahren, die bereits auffällig in Bezug auf Gewalt wurden. Das können häufige Schlägereien auf dem Schulhof, Drohungen, aber auch Mobbing sein. Die jungen Leute nehmen freiwillig an dem Kurs teil – wobei: „Manchmal steckt auch sanfter Druck durch Eltern oder Lehrer dahinter“, wie Christian Manet sagt. (NUZ09/MAR.01249 Nürnberger Zeitung, 13.03.2009, S. 11; Ausstellung „Fair Play“ Die Kunst der Gewaltlosigkeit)


Hier wird er gebastelt. Mit rot-blond-krausen Wuschelhaaren, so, wie er auf dem Buchtitel eben aussieht.

„Und jetzt die Fingernägel!“ Penelope (4) konzentriert sich, doch der ganze Leim und diese dünnen Fäden..! Mama hilft kurz. Schließlich sind beide Struwwelpeter-Fans. Penelope mag die melodischen Reime und das Gruselige der Geschichten, die das Leben spielt. Gruselig ist es auch, Hunger zu haben, deswegen geht es jetzt zur „Suppenküche“ gegenüber, im Schutz der GNM-Mauern. Geduld beweist Wilhelm (9), der die Fingernägel mit silbernem Garn aufnäht. „Aus den Geschichten kann man was lernen“, sagt er. Schließlich ist er in Griechenland mit einem schmalen Stuhl mal beim Kippeln umgefallen.

Neben ihm schöpft Jassi (7) einen Muster-Struwwelpeter. „Ich mag, dass er so strubbelige Haare und lange Fingernägel hat. Und das Gruselige, beim Daumenlutscher!“ Und nun? Zum Struwwelpeter-Frisör für eine lustige Frisur? Nein, erklärt Jassi, das geht nicht. „Ich komme aus Indien, da soll man die Haare im Alltag nicht offen haben.“ Claudia Selheim jedoch, zuständig für die Volkskunde- und Spielzeugabteilung, hat sich in kundige Hände begeben – nun ziert sie herrlicher Edel-Struwwel-Look. Sehr zufrieden ist sie mit dem Besuch des Aktionstages. „Bei diesem Wetter kann man nicht mehr Menschen erwarten!“ Wer sich dann auch noch von Katharina Tank und Markus Nondorf in Struwwelpeters Welt entführen lässt, kann sich sowieso nicht mehr trennen, ob Groß oder Klein. (NUZ09/JUL.03334 Nürnberger Zeitung, 06.07.2009, S. 11; Familientag im GNM rund ums Kinderbuch - Im Bann von Struwwelpeter)
Grund für das Engagement sind alarmierende Zahlen: „50 Prozent der Erstklässler sind übergewichtig“, rechnet Sportbürgermeister Horst Förther vor, „und fünf Prozent leiden unter Adipositas“, also unter Fettsucht.

Es ist eine Sache, auf Kommando herumzurennen; eine ganz andere Sache ist es für die Waggerle, stillzusitzen und Festrednern zuzuhören. Deshalb wuseln die Kinder schon wieder herum und setzen das, was die Erwachsenen einfordern, lautstark in die Tat um: Spiel, Spaß und Bewegung.

Damit das Ganze aber doch in geordneten Bahnen verläuft, sorgt Diplom-Sportwissenschaftler Henning Braunsdorf für Anleitung und Kontrolle. Als da wären Liegestütz und Segelfliegen. Segelfliegen geht so: Man legt sich bäuchlings auf den Boden, streckt die Arme aus und kippelt ein wenig herum. Ein Bub weiß, was zum Segelflieger gehört: nämlich ein Pilot. Drum mimt er den Piloten und setzt sich einfach auf den Rücken eines „Flugzeugs“.

So viel Sport fordert den ganzen Mann: Clara (4) und Emely (5) helfen mühsam ihrem Sportlehrer auf die Beine. „Von unseren 85 Kindern ist keines übergewichtig oder haltungsgeschädigt“, beruhigt Henning Braunsdorf, „und mit dem Sport haben sie die besten Chancen, gesund zu bleiben.“ Tatsächlich beginnt die Gefahr des Übergewichts und der Haltungsschäden mit dem Schulalter. „Mangelnde Bewegung ist die Ursache“, erkennt Braunsdorf. „Zu viel Fernsehen, zu viel Computerspiele und zu viel Autofahrten statt Laufen oder Radfahren. (NUZ09/OKT.01407 Nürnberger Zeitung, 15.10.2009, S. 2; Kindersportschule des TuSpo Nürnberg - Liegestütz und Segelfliegen)


„Die Grundidee des Boccia ist aber geblieben“, sagt Beelow, der in

Wuppertal lebt. Das bedeutet: Jeder Spieler bekommt drei Bälle und muss versuchen, sie möglichst nah an den zuerst geworfenen Zielball heranzuwerfen. Neu ist beim Crossboccia, dass es deutlich weniger Regeln gibt als beim traditionellen Boccia und dass der Spielort frei gewählt werden kann. „Man kann sich quer durch die Stadt spielen oder versuchen, dem Zielball auf einer Bank in mehreren Metern Entfernung nahezukommen.“ Außer den Bällen braucht man nichts, man muss sie nur werfen können, und Verletzungen sind selten.

Der Hocker ist nicht nur zum Sitzen da In der Schule und zu Hause kippeln viele mit dem Stuhl. Warum aber sollte man mit ihm nicht noch mehr anstellen können? Das dachten sich ein paar Studenten in Kiel. Doch die ersten Versuche, Tricks mit einem Stuhl oder Hocker vorzuführen, waren wenig erfolgreich. Früher oder später gingen die Hocker kaputt.

Stephan Landschütz und sein Bruder Michael entwickelten Sporthocker aus Kunststoff. Die etwa zwei Kilogramm schweren Geräte sind in der Mitte schmal und haben oben und unten eine flache Sitzfläche.

„Man kann auf dem Hocker balancieren, ihn hinterm Rücken von einer Hand in die andere werfen, mit ihm jonglieren oder quer auf ihm langlaufen“, erklärt der 28-jährige Stephan Landschütz aus Berlin. (NUZ10/APR.02187 Nürnberger Zeitung, 24.04.2010, S. 32; Neue Trendsportarten - Wellenreiten auf dem Straßenpflaster)
Der Orthopäde empfiehlt angeleitete Übungen zur Kräftigung – zum Beispiel gerätegestützte Krankengymnastik oder die in der Reha gebräuchlichen Fitness-Übungen.

Wer rechtzeitig vorbeugt, kann Verspannungen vermeiden. „Sorgen Sie für Ausgleich zu Ihren Alltagsbelastungen durch regelmäßigen und abwechslungsreichen Sport“, rät Physiotherapeut Naeve. Auch Entspannungstechniken können helfen. Das sei wissenschaftlich fundiert: Yoga etwa führe zu einer massiven Mehrdurchblutung der Muskeln und beuge somit vor. Wer solchen „organisierten Ausgleich“ nicht mag, dem helfen vielleicht regelmäßige Spaziergänge oder lockeres Joggen.

Auch eine „aktive Pause“ am Arbeitsplatz mit regelmäßigen Dehnübungen wirkt präventiv. Weitere sinnvolle Mittel sind eine ergonomische Tastatur, die richtige Sitzhöhe, ein Stehpult oder ein Stuhl mit kippelnder Sitzfläche. „Schreiben Sie dem Kollegen keine Mail, sondern gehen Sie zu ihm“, empfiehlt Breithecker.

Er warnt vor einem großen Fehler: „Versuchen Sie nicht, am Wochenende im Fitnessstudio die in der Woche versäumte Bewegung nachzuholen.“ Dadurch entstehe nur neuer Stress, der zu neuen Verspannungen führen kann. Sinnvoller sei es, das Sportpensum in kleinen Häppchen über die ganze Woche zu verteilen. Nina C. Zimmermann, dpa (NUZ10/JUL.01368 Nürnberger Zeitung, 13.07.2010, S. 18; Verspannungen - Der Mensch ist nicht zum Sitzen da)


Haase: Prinzipiell ist der Mensch ja nicht zum Sitzen gemacht. Deshalb leidet auf Dauer der ganze Köper, also das gesamte Wohlbefinden.

NZ: Was verbirgt sich hinter dem Begriff des „dynamischen Sitzens“?

Haase: Das bedeutet, dass man nicht wie festgenagelt und in einer bestimmten Haltung fixiert auf seinem Stuhl sitzen, sondern häufig mal bewusst die Position wechseln sollte. Günstig sind bewegliche Rückenlehnen, mit denen man kippeln kann und so das Becken viel bewegt. Wichtig ist auch, die Beine möglichst nicht übereinanderzuschlagen.

NZ: Was wäre das optimale Verhältnis zwischen Sitzen/Stehen/Bewegung?

Haase: Eine Faustformel dafür gibt es nicht. Es ist vielmehr wichtig, für sich selbst Sachen zu finden, die man in den Alltag einbauen kann. Etwa beim Telefonieren ab und zu aufzustehen oder persönlich zum Kollegen rüberzugehen statt anzurufen. (NUZ11/OKT.01260 Nürnberger Zeitung, 15.10.2011, S. 4; Sportwissenschaftler Uwe-Folker Haase im NZ-Gespräch: Der Mensch ist nicht zum Sitzen gemacht Frag-würdig Das Samstags- Interview)
Größter Zankapfel ist der Plan, den EFSF mit einem sogenannten Hebel auszustatten, so dass – bildlich gesprochen - mehr europäische Staatsschulden gestemmt werden können.

Sowohl Berlin als auch Paris wollen die Schlagkraft des Fonds von 780 Milliarden Euro zwar deutlich vergrößern – aber wie?

Deutschland will als Hebel eine Art Teilkasko-Versicherung, bei der der EFSF einen Teil neuer Staatsanleihen von kippelnden Euro-Ländern absichern würde – im Gespräch sind 20 bis 30 Prozent. Auch eine Zusammenarbeit mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) sei möglich, hieß es in Regierungskreisen. So soll das Vertrauen von Geldgebern gewonnen werden – unterm Strich wäre dann mehr Geld im Spiel, von bis zu zwei Billionen Euro ist die Rede. Frankreich will zwar auch einen Hebel, möchte dafür aber mehr Geld von der Europäischen Zentralbank (EZB). Sarkozy befürwortet deshalb eine Banklizenz für den EFSF-Fonds. Dann – so die Idee – könnte sich der Fonds direkt von der EZB Geld für pleitebedrohte Euro-Länder beschaffen.

Warum ist Deutschland dagegen?

Frankreichs Vorschlag gilt vielen Experten als gefährlich, teilweise sogar als illegal. (NUZ11/OKT.01822 Nürnberger Zeitung, 22.10.2011, S. 5; Keine Einigkeit über die Modalitäten des „verstärkten“ Euro-Rettungsfonds)
„Ganz am Anfang dachte ich kurz: Oh-oh, scheiße, zweites Album, alle werden noch viel mehr als bei Raop drauf achten, was und wie ich es mache“ – nur ein kurzer Moment – „nach einem halben Tag habe ich einfach losgelegt, es hat funktioniert“.Manchmal mit unerwünschten Nebenwirkungen, erst Anfang April wurde ein Gratis-Konzert in Hamburg wegen des zu großen Fanandrangs abgesagt.

Auch wenn der Rapper Cro eine Zeit lang von der Bildfläche verschwunden war, gab es für den Geschäftsmann Waibel seit zwei Jahren keinen Urlaub mehr. Die Rastlosigkeit ist ihm auch im Berliner Büro seines Plattenlabels am Spreeufer anzumerken. Immer wieder kippelt Cro mit seinem Stuhl vor und zurück, spielt an seinem Smartphone herum, gähnt hemmungslos bei langweiligen Gesprächsthemen (Fußball).

Die Freiheit

steht ganz oben (NUZ14/JUN.00117 Nürnberger Zeitung, 04.06.2014, S. 6; Neues Album des Deutsch-Rappers - Cro will noch immer nicht erwachsen werden)


Des «Gaageli» liebstes Möbelstück

Schaukeln macht klug, beruhigt und hat Stil. Über die Vorzüge eines altgedienten Möbels

Ein «Gaageli» zu sein, das war nichts, womit man im Schulzimmer zu Ruhm und Ehren kam. Im Gegenteil, das Kippeln auf Stuhlbeinen wird gemeinhin mit mangelnder Konzentrationsfähigkeit gleichgesetzt. Scheel auch der Blick auf den Manager, den es im Sitzungszimmer um nichts in der Welt mit allen vier Stuhlbeinen am Boden hält. Unbeschwert gaageln darf man anscheinend ausschliesslich zu Hause, und auch dort erst, wenn man mindestens achtzig ist, und selbstverständlich nur, wenn man in einer eigens dafür eingerichteten Konstruktion sitzt: im Schaukelstuhl, erfunden von englischen Siedlern in Nordamerika Anfang des 17. Jahrhunderts. Dabei ist Kippeln gesund, die beruhigende, entspannende Wirkung der wiegenden Bewegung wird in der Behandlung Demenzkranker und zur psychomotorischen Entwicklungsförderung von Kindern eingesetzt. Schaukeln scheint ausserdem der Intelligenz wenn schon nicht zu- so doch nicht abträglich zu sein: Viele kluge Köpfe aus der Weltgeschichte sind bekennende Schaukler: Napoleon zum Beispiel, Abraham Lincoln, Mark Twain oder Picasso. (NZS08/OKT.00604 NZZ am Sonntag, 26.10.2008, S. 105; Des «Gaageli» liebstes Möbelstück)
Über die Vorzüge eines altgedienten Möbels

Ein «Gaageli» zu sein, das war nichts, womit man im Schulzimmer zu Ruhm und Ehren kam. Im Gegenteil, das Kippeln auf Stuhlbeinen wird gemeinhin mit mangelnder Konzentrationsfähigkeit gleichgesetzt. Scheel auch der Blick auf den Manager, den es im Sitzungszimmer um nichts in der Welt mit allen vier Stuhlbeinen am Boden hält. Unbeschwert gaageln darf man anscheinend ausschliesslich zu Hause, und auch dort erst, wenn man mindestens achtzig ist, und selbstverständlich nur, wenn man in einer eigens dafür eingerichteten Konstruktion sitzt: im Schaukelstuhl, erfunden von englischen Siedlern in Nordamerika Anfang des 17. Jahrhunderts. Dabei ist Kippeln gesund, die beruhigende, entspannende Wirkung der wiegenden Bewegung wird in der Behandlung Demenzkranker und zur psychomotorischen Entwicklungsförderung von Kindern eingesetzt. Schaukeln scheint ausserdem der Intelligenz wenn schon nicht zu- so doch nicht abträglich zu sein: Viele kluge Köpfe aus der Weltgeschichte sind bekennende Schaukler: Napoleon zum Beispiel, Abraham Lincoln, Mark Twain oder Picasso. GUnd der Lyriker Christian Morgenstern widmete dem Kufenmöbel gar ein Gedicht: «Ich bin ein einsamer Schaukelstuhl und wackel im Winde im Winde», hebt er an, um dann einige Zeilen später zu der wunderschönen lautmalerischen Passage zu finden: «und ich wackel und nackel den ganzen Tag und es nackelt und rackelt die Linde». (NZS08/OKT.00604 NZZ am Sonntag, 26.10.2008, S. 105; Des «Gaageli» liebstes Möbelstück)


Dazu sei es bereits zu spät, meint der Direktor von Lötschental Tourismus.

Ein gutes Beispiel für die typische Landnutzung liefert die "Haselleen" genannte Mattenlandschaft, auf die man nach dem Bergwerk stösst. Sie wird immer noch nach traditionellen Vorgaben bewirtschaftet. Im Abstand von zwei Jahren schneidet man die Äste der verstreut wachsenden Laubbäume und Haselnusssträucher, trocknet sie und ergänzt damit das Viehfutter, das in früheren Zeiten stets knapp bemessen war. Allerdings ist die angepasste Nutzung heute die Ausnahme; immer mehr Äcker, vor allem in Hanglage, liegen brach, und auf abschüssigen Hängen wuchern die Büsche. Und immer seltener dienen die alten Stadel dazu, Getreide zu lagern.

In der Gemeinde Kippel, die früher als religiöser Hauptort und Sitz des Prior genannten Pfarrers diente, bilden die Ställe und Heustadel einen Gegenentwurf zum grellfarbenen Schulgebäude neueren Datums und der Strasse, für deren Verbreiterung eine ganze Häuserzeile weichen musste. Einige der dreistöckigen Wohngebäude gehen auf das 17."Jahrhundert zurück, in manchen Fällen stehen sie jedoch leer. Besondere Trouvaillen birgt das Pfarrarchiv, das seit kurzem in beschränktem Umfang öffentlich zugänglich ist. Dort kann man nachlesen, wie die Pfarrherren von Kippel im vorigen Jahrhundert mit allen Mitteln versuchten, den Einheimischen den uralten Fasnachtsbrauch des "Tschäggätu" auszutreiben. Liess sich eine maskentragende "Tschäggäta" vom Prior erwischen, musste er eine Busse zahlen und seine Maske abgeben. (NZZ00/MAI.04346 Neue Zürcher Zeitung, 25.05.2000, S. 79; "Ein starkes und buntes Stück Mittelalter" /Das Lötschental mit eigenständigem Brauchtum)
Allerdings ist die angepasste Nutzung heute die Ausnahme; immer mehr Äcker, vor allem in Hanglage, liegen brach, und auf abschüssigen Hängen wuchern die Büsche. Und immer seltener dienen die alten Stadel dazu, Getreide zu lagern.

In der Gemeinde Kippel, die früher als religiöser Hauptort und Sitz des Prior genannten Pfarrers diente, bilden die Ställe und Heustadel einen Gegenentwurf zum grellfarbenen Schulgebäude neueren Datums und der Strasse, für deren Verbreiterung eine ganze Häuserzeile weichen musste. Einige der dreistöckigen Wohngebäude gehen auf das 17."Jahrhundert zurück, in manchen Fällen stehen sie jedoch leer. Besondere Trouvaillen birgt das Pfarrarchiv, das seit kurzem in beschränktem Umfang öffentlich zugänglich ist. Dort kann man nachlesen, wie die Pfarrherren von Kippel im vorigen Jahrhundert mit allen Mitteln versuchten, den Einheimischen den uralten Fasnachtsbrauch des "Tschäggätu" auszutreiben. Liess sich eine maskentragende "Tschäggäta" vom Prior erwischen, musste er eine Busse zahlen und seine Maske abgeben. Der Pfarrer selbst warf sie ins Feuer. Die grösste Sammlung von Holzmasken, die heute in einigen Werkstätten des Tals für den Verkauf an Touristen und für die Erhaltung des Brauchtums geschnitzt werden, haben Agnes und Ernst Rieder im Keller ihres Wohnhauses in Wiler zusammengetragen. Während die Holzmaske zum Talsymbol aufgestiegen ist, sind die "Maschgini", wie die in Lumpen gekleideten Fasnachtsfiguren genannt wurden, und auch die "hipschun Liit" - die hübsch Gekleideten - fast völlig verschwunden. (NZZ00/MAI.04346 Neue Zürcher Zeitung, 25.05.2000, S. 79; "Ein starkes und buntes Stück Mittelalter" /Das Lötschental mit eigenständigem Brauchtum)


Frühstück auf einer Moräne/ und Käsen auf der Alp /Letzter Tag der Bundesratsreise

Bern, 7."Juli. (sda) Der Bundesrat hat sich am zweiten Tag seiner "Schulreise" vor allem in den Alpen aufgehalten. Bundesratspräsident Adolf Ogi führte seine Ratskolleginnen und Ratskollegen von Kandersteg durch den Lötschberg in den Kanton Wallis und dann zurück in den Kanton Bern. Bundesratspräsident Ogi habe es sich als Bergler nicht nehmen lassen, den anderen Bundesräten das Frühstück statt in einer Stube auf einer Moräne oberhalb von seiner Heimat Kandersteg servieren zu lassen, teilte die Bundeskanzlei am Freitag mit. Nach einem Waldspaziergang ging es danach mit der Bahn durch den Lötschberg. In Kippel, dem Hauptort des Lötschentals, boten die Walliser Behörden und die Talbevölkerung den Bundesräten musikalische Darbietungen. In einer Ansprache sagte Ogi, wie sehr ihm das Lötschental ans Herz gewachsen sei, und nannte es das "Tal der Täler". Nach dem Mittagessen auf der Fafleralp flogen die Reisenden wieder in den Kanton Bern zurück, auf die Alp Beust oberhalb Saanen, wo "urchiges Käsen" angesagt war. Nach einem Konzert des Pianisten Reto Reichenbach in der Mauritius-Kirche Saanen fuhr die Landesregierung im Salonwagen der Montreux-Oberland-Bahn nach Saanenmöser. (NZZ00/JUL.01416 Neue Zürcher Zeitung, 08.07.2000, S. 13; Frühstück auf einer Moräne/ und Käsen auf der Alp /Letzter Tag der Bundesratsreise)


Keinesfalls sollte man auf der Rückfahrt an der Kapelle Mariä Heimsuchung in Kühmad, etwa in der Mitte der Strecke Fafleralp-Blatten, vorbeifahren. Hier lohnen sich ein kurzer Halt (auch das Postauto hält hier) und die Besichtigung der prächtigen, 1654-55 erbauten Kapelle. Der Hochaltar aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts wird Johann Sigristen zugeschrieben und ist geschmückt mit Figuren der Muttergottes, der Verkündigung und der Heimsuchung. Besonders eindrücklich sind die zahlreichen Ex-voto-Bilder aus dem 18. bis 19. Jahrhundert. Malerisch die alten Ställe ennet der Lonza, die neu gedeckt werden. Wer noch etwas Zeit hat, dem sei auch der Besuch des Museums in Kippel empfohlen, wo derzeit nebst interessanten Sammelstücken aus dem Tal besonders schöne - oder vielmehr "schreckliche" - Lötschentaler Holzmasken zu sehen sind.

Informationen: Lötschental Tourismus, 3918 Wiler/Lötschen, Tel. (027) 938"88"88, Fax 938"88"80, E-Mail: infojloetschental.ch.

Anenhütte, Tel. (027) 939"17"64, Bewartungszeit Pfingsten, Auffahrt, Mitte Juni bis Ende Oktober (oder nach Wunsch). (NZZ00/SEP.00989 Neue Zürcher Zeitung, 07.09.2000, S. 77; Vom Gletschertor zur Anenhütte zum Guggisee /Eine Alternative zum Höhenweg im Lötschental)
nicht, der aus menschlichen und medizinischen Gründen dem Pfarrer den Zutritt zur Kranken verwehrt und nun Opfer einer antisemitischen Hexenjagd zu werden droht: Was ihm geschieht, tut er mit sorglos sich gebender Überheblichkeit ab; die Hetze ernst zu nehmen, hält er für unter seiner Würde; er ist sowohl Opfer der Verhältnisse als auch so sehr blindes Kind seiner Zeit wie die Mehrzahl seiner Kollegen: weder helden- noch märtyrerhaft, doch womöglich weniger fest in das Korsett der Konventionen seiner Zeit eingepasst als die ihn Umgebenden.

Denn so erscheinen die Professoren durchaus: eingezwängt in Gehröcke, mit Kneifer und Spitzbärten, die Haltung immer korrekt-offiziös und vielleicht also historisch; auch ein militaristischer Einschlag ist wahrzunehmen: So bewegt sich heute niemand mehr; so bewegte sich vielleicht auch vor neunzig Jahren niemand, aber man glaubt, die starren Posen von alten Photographien zu kennen. Jede Geste der Mitglieder des Ärztekollegiums, das leichte Kippeln auf dem Stuhl in einer Sitzung, das Fingerklopfen auf dem Tisch, das Rauchen und Schreiben in sehr aufrechter Haltung, selbst das Sitzen erscheint nur mehr wie das Zitat einer Geste. Genauso verhält es sich mit der Sprache. Anstatt Schnitzlers Sätze in einem gefälligen Tonfall zu geben, sie unserer Alltagssprache anzugleichen, akzentuiert die Aufführung nicht nur das Künstliche, Literarische, sondern rückt sie wiederum in eine Ferne, die geschichtlich Vergangenes zu suggerieren scheint.

Nichts wäre leichter gewesen, als Schnitzlers Toleranzdrama zeitgemäss aufzubürsten, die Anlässe liegen dutzendweise auf der Hand. Doch Benjamin Korn ging im Düsseldorfer Schauspielhaus einen strengeren, geradezu antimodischen Weg und bot eine kompliziertere Lesart des Klassikers an. (NZZ00/DEZ.00761 Neue Zürcher Zeitung, 05.12.2000, S. 66; Unheilvolle Ruhe vor dem Sturm /Schnitzlers "Professor Bernhardi" in Düsseldorf)
Mit dem Budget 2001 hat der Zürcher Gemeinderat, wie in den Jahren zuvor, 500"000 Franken zur Unterstützung von Projekten in finanzschwachen Gemeinden von Bergkantonen gesprochen. Der Stadtrat hat beschlossen, diese Finanzmittel zehn Projekten in elf Gemeinden im Kanton Wallis zukommen zu lassen. Der Schwerpunkt der Hilfe liegt bei der Bewältigung der Unwetterkatastrophen des Jahres 2000 und bei Vorbeugemassnahmen zur Verhinderung künftiger Schäden, wie der Stadtrat in einer Mitteilung schreibt. Die Gemeinden seien auf diese Unterstützung dringend angewiesen. Die Projekte seien vom zuständigen Finanz- und Volkswirtschaftsdepartement des Kantons Wallis vorgeprüft und befürwortet worden.

An die folgenden Gemeinden und Projekte gehen Beiträge zwischen 30"000 und 60"000 Franken: Albinen (Bachsanierung), Arbaz (Trinkwasserversorgung), Ausserbinn (Lawinenverbauung), Chalais (Schutz einer Strasse), Gluringen und Reckingen (Lawinenverbauung), Kippel (Lawinenleitdamm), Mörel (Wiederaufbau der Dorfbrücke), Mund (Bergbachsanierung), Staldenried (Sanierung einer Quellfassung), Vollèges (Holzschnitzelheizung). (NZZ02/JAN.02239 Neue Zürcher Zeitung, 17.01.2002, S. 41; 500"000 Franken Inlandhilfe /Beiträge der Stadt Zürich für Projekte/ in finanzschwachen Gemeinden)


Er riss seine Arme seitlich herum und kreuzte, meine Grossmutter rief: "Gustav!" "Wenn du so weit bist", sagte er und liess sich wieder im Sessel nieder, "machen wir das zusammen. Von Bremen nach Amsterdam: Holländer, Rucksack, Bettlaken. Und Tee mit Rum." Meine Grossmutter verliess den Raum.

Aber ich kam nie so weit. Meine eigenen Holländer waren angemessen klein, doch die Skistiefel, die ich darauf befestigen musste, passten nicht in die Kuppe, sie wackelten auf dem schmalen Holzbrettchen hin und her, und die Lederriemen, die kreuzweise über das untere Drittel der Wade hoch geschnürt wurden, lockerten sich nach kürzester Zeit und sanken schliesslich, die Hosenbeine hinab, auf die Stiefel. Während meine Mutter auf ihren Zweigfängern in bequemen, weiten Schwüngen übers Eis segelte, kippelte und stakste ich mit eisigen Füssen am Rand herum. Überhaupt wollte ich ja die Modernen, die Metallenen zum Anschrauben, den geflügelten Schlüssel trug man an einem Band um den Hals! Und irgendwann kamen dann die knöchelhohen weissen Stiefel mit den kurzen, fest unter die Sohle geschraubten Kufen, und mein Grossvater starb, ohne dass wir mit einem zwischen die Fäuste gespannten Bettlaken auf Holländern nach Holland gefahren wären.

Das fiel mir eben wieder ein, während ich auf dem Dachboden, des Umzugs wegen, nach meinen Norwegern mit den weichen schwarzroten Stiefeln suchen musste, die mir vor fast zwanzig Jahren mit der lakonischen Bemerkung "dreimal so schnell wie Holländer" mein Vater geschenkt hat. (NZZ02/MAI.04012 Neue Zürcher Zeitung, 25.05.2002, S. 61; Kleines Glossar des Verschwindens /Holländer, Norweger)
Ruhe oder eben die lebhafte Abwesenheit von Unruhe, das Fehlen einer vibrierenden inneren Spannung, die uns erst fühlen und ermessen liesse, wie schwierig in Wirklichkeit ein moralisches Handeln ist, das uns hier als idealer Wunsch und Wille vorgeführt wird, ein Handeln aus der Mitte des inneren Menschen. Dieser grosse Knabe ist so nett, so sehr mit sich im Gleichgewicht, wie der Roman in seiner Bildstruktur und Komposition so perfekt geschlossen, dass am Ende keine Frage offen bleibt, ausser vielleicht der einzigen, und auf die kommt es an: Warum zum Teufel gibt's so wenige Henry Neffs, wenn es so leicht ist, gut zu sein.

Eine der möglichen Antworten lautet gemeinhin: weil die Jugend keine positiven Vorbilder mehr vorfindet. "Fundbüro" trifft damit punktgenau auf ein Zeitproblem. Die Solidargemeinschaft des modernen Sozialstaats mit ihren Sicherungssystemen, der "Generationenvertrag", auf dem die lebensgeschichtliche Pyramide arbeitender und nicht arbeitender Lebensalter ruht,


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