Definition 2.3: Lexikon
Das Lexikon ist die Menge aller Wörter einer Sprache, definiert durch die vollständige Angabe ihrer Merkmale und deren Werte.
Die Definition hat den Charakter der Vorläufigkeit vor allem deshalb, weil wir noch nicht definiert haben, was überhaupt ein Wort ist, aber die Definition des
2 Grundbegriffe der Grammatik
Lexikons darauf zurückgreift (vgl. Kapitel 5, Definition 5.6, S. 140). Man kann aber vorerst einen nicht definierten, intuitiven Wortbegriff zugrundelegen.1
2.2.1.2 Lexikalische Kategorien
Den Begriff der Kategorie kann man nun anhand der lexikalischen Kategorie gut einführen. Wir haben bereits festgestellt, dass Wörter Gruppen bilden, je nachdem, welche Merkmale sie haben oder nicht haben. Das heißt aber gleichzeitig, dass das Lexikon eigentlich nicht bloß eine ungeordnete Menge von Wörtern ist. Die Elemente (die Wörter) in der Menge (dem Lexikon) sind allein dadurch geordnet, dass sie in unterschiedlichem Maße identische Merkmale und Werte für diese Merkmale haben. Beispielhaft wurde gesagt, dass sich Verben und Substantive durch die Abwesenheit bzw. Anwesenheit des Merkmals Genus unterscheiden. Wir können also das Lexikon zumindest in Kategorien von Wörtern aufteilen, die Genus haben oder nicht (vgl. Abbildung 2.1).
2.2 Relationen zwischen linguistischen Einheiten
Bei den Wörtern ohne Genus finden wir nicht nur Verben wie laufen, sondern auch Adverben wie bald, Präpositionen wie unter oder Komplementierer wie dass. Es wird sich in Kapitel 5 als günstiger erweisen, zuerst nach dem Vorhandensein des Merkmals Numerus zu kategorisieren. Substantive und Verben (ggf. auch Adjektive) haben alle ein solches Merkmal, haben oder bilden also eine Einzahl (Singular) oder Mehrzahl (Plural): Mann, Männer bzw. laufe, laufen. Wörter wie bald, unter oder dass haben dieses Merkmal nicht. Man könnte also die Kategorisierung revidieren und den Baum in Abbildung 2.3 als Analyse vorschlagen, der natürlich auch noch nicht die endgültige Fassung sein kann (vgl. Kapitel 11 und 12). Die Unterscheidung in Wörter mit und ohne Numerus entspricht der traditionellen Unterscheidung zwischen formveränderlichen (flektierbaren oder auch beugbaren) und nicht formveränderlichen Wörtern. Wort hat Numerus hat kein Numerus hat Genus hat kein Genus Frau Mann Kind laufen essen bald unter dass Abbildung 2.3: Elaborierterer Vorschlag lexikalischer Kategorien
Wenn man das Lexikon genauer auf diese Weise untersucht, ergibt sich eine vollständige Hierarchie, die die traditionell als Wortarten, besser aber als Wortklassen bezeichneten Kategorien abbildet. Allerdings wird die Unterscheidung wesentlich feiner als die traditionellen Wortarten, denn jeder Unterschied in der Merkmalsausstattung erzeugt eine neue Unterkategorisierung. Im Kapitel zu den Wortklassen (Kapitel 5) legen wir daher einen absichtlich groben Maßstab an, um die traditionellen Wortarten als ungefähre Orientierungshilfe in der Struktur des Lexikons zu rekonstruieren. Die Definition der Kategorie ist jetzt relativ leicht zu geben.
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