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KIRCHE IN NOT Deutschland

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60 Jahre „Mutter der Vertriebenen“ in Königstein


Seit dem Jahre 1952 steht in Königstein im Taunus in der dortigen Kollegskirche eine Schutzmantelmadonna aus Lindenholz, zu der seitdem von den Vertriebenen gewallfahrtet wird. Das 1,80 Meter hohe Gnadenbild wird als „Mutter der Vertriebenen“ verehrt und wurde am 2. Juli 1952 eingeweiht.

Die volkskundliche Wallfahrtsforschung hatte sich nach dem Zweiten Weltkirieg auch der Vertriebenenwallfahrten angenommen und die Beziehungen zwischen Wallfahrt und Heimatverlust untersucht. Unmittelbar nach der Vertreibung setzten die ersten Wallfahrten katholischer Vertriebener ein. Schon 1946 trafen sich Tausende, oft Zehntausende in Vierzehnheiligen, Altötting, Werl, Andechs und anderen Orten. Neben bestehenden großen Pilgerzielen wurden später auch kleinere Orte aufgesucht, wo man zum Teil auch Ersatzwallfahrtsstätten für die verlorenen Pilgerorte der alten Heimat schuf.

Dies geschah auch in Königstein, wo bereits 1946 durch die in den Räumen ehemaliger Kasernen gegründeten Königsteiner Anstalten „das vielleicht wichtigste religiöse Zentrum der heimatvertriebenen Katholiken“ entstand. Königstein beherbergte unter anderem eine Philosophisch-Theologische Hochschule mit Priesterseminar (bis 1977), ein Gymnasium mit Schülerkonvikt, das Priesterreferat für den Vertriebenenklerus, Priesterwerke für die sudetendeutschen, schlesischen und nordostdeutschen Priester, die von Pater Werenfried van Straaten gegründete Ostpriesterhilfe und verschiedene Institute. Königstein wurde allgemein als das „Vaterhaus der Vertriebenen“ bezeichnet. Später kam auch das „Haus der Begegnung“ dazu, eine über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannte Tagungsstätte, und seit 1952 die Kongresse „Kirche in Not“, von denen insgesamt 45 hier abgehalten wurden.

Auf Anregung des Leiters der Königsteiner Anstalten, Prälat und seit 1966 Weihbischof Professor Dr. Adolf Kindermann, wurden seit 1950 Marienwallfahrten in der Kollegskirche durchgeführt, die aus einer verwüsteten Sporthalle der ehemaligen Kaserne umgebaut worden war. Kindermann, selbst ein großer Marienverehrer aus dem nordböhmischen Niederland, hatte zur ersten Marienwallfahrt nach Königstein eingeladen und nahm bis zu seinem Tode 1974 alljährlich an zahlreichen Wallfahrten der Heimatvertriebenen nach Altötting, Werl, Mariazell und anderen Wallfahrtsorten teil. Auf seine Anregung geht auch die vierbändige Bestandsaufnahme „Sudetenland ─ Marianisches Land“ zurück, in der seit dem Marianischen Jahr 1954 die deutschen Wallfahrtsorte Böhmens, Mährens und Sudetenschlesiens vorgestellt wurden, als der Eiserne Vorhang Fahrten dorthin noch erschwerte oder gar unmöglich machte.

Die 1952 in der Kollegskirche aufgestellte Schutzmantelmadonna aus Lindenholz ist das Werk des schlesischen Bildhauers Erich Jaeckel, der 1903 in Glogau geboren wurde und als Kriegsgefangener nach der Katastrophe von Stalingrad gelobt hatte, ein großes Marienbild zu schaffen, falls er die Heimkehr erlebte. 1948 kehrte er aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft zurück und erfüllte bald sein Gelübde. Schon 1951 schuf er die sogenannte Theologenmadonna für die Kapelle des Königsteiner Priesterseminars, ein Jahr später entstand dann die majestätische „Königsteiner Schutzmantelmadonna“.

Jaeckel schuf in enger Absprache mit Prälat Kindermann bewusst das Motiv der beschirmenden Muttergottes, das in der Kirchengeschichte mit dem Hymnus „Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir“ bis ins 4. Jahrhundert zurückreicht. Dieses Marienmotiv wird auch im Osten nicht nur im Hymnus, sondern auch in der Ikonographie als „Maria Schutz“ dargestellt. In der abendländischen Kunst finden wir zahlreiche Bilder und Statuen, wobei auch der Rechtsbrauch des Mantelschutzes und Adoptionsgedankens von Asylsuchenden einbezogen ist. So wie im Mittelalter die Künstler ganze Volksmengen unter dem Gewand Mariens versammeln, Ständevertreter von Papst und Kaiser bis zum einfachen Volk, so hat Jaeckel drei Generationen einer heimatvertriebenen Familie unter den Schutz Mariens aus Holz gehauen: Großeltern, Eltern und Kinder. Bilder davon wurden nicht nur bei den Wallfahrten in Königstein verbreitet, sondern überall, wo sich Prälat Kindermann mit seinen Gläubigen traf, gerne angenommen.

Die Hauptwallfahrt zu diesem neuen Gnadenbild war ursprünglich am ersten Sonntag im Juli, kurz nach Mariä Heimsuchung, später dann am zweiten Sonntag im September, also um Mariä Geburt. Die 1957 ins Leben gerufene Königsteiner Anna-Wallfahrt der Schlesier am letzten Sonntag im August galt neben einer Nachbildung des Wallfahrtsbildes vom schlesischen Annaberg auch der „Mutter der Vertriebenen“. Neben den Sudetendeutschen und den Schlesiern waren es vor allem die Ermländer und Ungarndeutschen, die regelmäßig nach Königstein wallfahrteten. Es gab im Rahmen solcher Wallfahrten auch schlesische Hedwigsfeiern, während die Sudetendeutschen vor allem des Heiligen Johannes Nepomuk (16. Mai) gedachten. Seit Anfang der Sechzigerjahre entstanden auch Wallfahrten der vertriebenen Katholiken der Diözese Königgrätz im Frankfurter Raum, wo man bei den Predigten und in den nachmittäglichen Heimatstunden an die heimatlichen Wallfahrtsorte im Bistum Königgrätz, vor allem an den Muttergottesberg bei Grulich, erinnerte.

Schon früh erbrachten die einzelnen landsmannschaftlichen Gruppen ihren Beitrag zur Ausgestaltung der Königsteiner Kollegskirche. Die Sudetendeutschen schmückten die Beichtkapelle und erinnerten neben Johannes Nepomuk auch an einen anderen heiligen Johannes, den 1963 selig- und 1977 heiliggesprochenen Bischof Johann Nepomuk Neumann aus dem Böhmerwald, nach dem 1966 die neu erbaute Schule den Namen Bischof-Neumann-Schule erhielt. Schlesier, Ungarndeutsche und Ermländer richteten eigene Seitenaltäre ein, wobei die Schlesier neben einer Darstellung der heiligen Anna auch Erde vom oberschlesischen Annaberg in einer Glas-Urne aufstellten. Die Ungarndeutschen stifteten eine Holzstatue des heiligen Königs Stephan, der sein Königreich als Regnum Marianum der Gottesmutter geweiht hatte, und die Ermländer spendeten für ein Mosaik, das neben der heiligen Dorothea von Montau auch Szenen eines ostpreußischen Flüchtlingszuges darstellt.

Die Muttergottes von Königstein ist das letzte, was vom alten Vaterhaus der Vertriebenen in Königstein blieb. Aber es gibt noch in vielen deutschen Diözesen Vertriebenenwallfahrten, deren Beginn bereits im Jahre 1946 einsetzt. Damals sind nach der Konferenz von Potsdam über zwölf Millionen Ostdeutsche vertrieben worden, von denen die Hälfte katholisch waren. Schon bald trafen sie sich in großen und kleinen Wallfahrtsorten Deutschlands, darunter oft in Gnadenstätten, wo die Schmerzhafte Muttergottes verehrt wurde. Bis zur Liturgiereform des Zweiten Vatikanums hat die Kirche zweimal im Kirchenjahr der Schmerzen Mariens gedacht: am Freitag vor Palmsonntag und am 15. September. Nur der zweite Festtag ist geblieben. Die doppelte Feier zeigt, wie verwurzelt die Andacht zu den sieben Schmerzen Mariens und zur Schmerzhaften Muttergottes war. Maria gilt dem Volk eben nicht nur als Himmelskönigin und als glorreiche Herrscherin, sondern auch als Mutter, die leidet wie viele Mütter dieser Erde.

Nach dem Kriege mit seinen Millionen Opfern gefallener Söhne und Hunderttausenden von Zivilisten, die bei der Vertreibung ums Leben kamen, war das wohl noch verständlicher als heute. Aber schon Kirchenväter wie der heilige Hieronymus oder der heilige Augustinus sprachen von „der Mutter der Schmerzen“. Und der heilige Bernard von Clairvaux fragt Maria: „Wo standest du? Unter dem Kreuz? Nein, du littest wie dein Sohn, nur mit dem Unterschied, dass bei ihm die Wunden über den Körper verteilt waren, bei dir aber im Herzen gebündelt“. Oder wie es im Hymnus „Stabat Mater“ heißt:



Durch die Seele voller Trauer,
schneidend unter Todesschauer,
ihr das Schwert des Leidens ging. …

In der Zeit des Mittelalters entsteht aus tiefer europäischer Frömmigkeit das „Vesperbild“, die Marienklage, die Darstellung Mariens mit dem toten Sohn auf dem Schoß. Die älteste Statue ist die aus Lindenholz geschnitzte kleine Statue aus dem Jahre 1309 im Kloster Marienthal im Rheingau, die bekannteste ist wohl die Pietà von Michelangelo im Petersdom.

Nicht nur für viele Vertriebene, sondern für alle Königsteiner war es ein Fest, als am 1. September 2011 der Erzbischof von Köln, der gebürtige Schlesier Joachim Kardinal Meisner, nach Königstein kam, um dort auf dem Pater-Werenfried-Platz ein Denkmal für drei große Persönlichkeiten der Vertriebenenseelsorge einzuweihen: Für Bischof Maximilian Kaller, Weihbischof Adolf Kindermann und Pater Werenfried van Straaten.

In Königstein hatte sich seit 2008 ein Freundeskreis Werenfried-Denkmal gebildet, der aus einer Bürgerbewegung hervorgegangen war und durch eine Unterschriftenaktion auch erreicht hatte, dass das 1955 von Prälat Kindermann mit Hilfe von Pater Werenfried van Straaten erbaute Haus der Begegnung nicht abgerissen, sondern total renoviert wurde. Die Neueinweihung des Hauses, in dem P. Werenfried bei den Kongressen „Kirche in Not“ erschütternde Predigten hielt, erfolgte im April 2012. Der aus dem Ermland vertriebene Bischof Kaller war von Papst Pius XII. 1946 zum ersten Vertriebenenbischof ernannt worden und hatte mit Prälat Kindermann, dem Rektor des deutschen Priesterseminars in Prag, in Königstein begonnen, die vertriebenen Priester und Theologen zu sammeln. Kaller starb bereits 1947, aber es gelang Kindermann, die Königsteiner Anstalten mit einem Priesterseminar, der Philosophisch-Theologischen Hochschule, einem Gymnasium, dem Haus der Begegnung und verschiedenen Instituten zu einem Vaterhaus der Vertriebenen zu machen. 1948 war Pater Werenfried van Straaten als Gründer des Hilfswerks „Kirche in Not/Ostpriesterhilfe“ erstmals in Königstein, das dann zu seiner zweiten Heimat und nach dem Tode Kindermanns zur internationalen Zentrale seines Werkes wurde.

Da das Institut für Kirchengeschichte von Böhmen-Mähren-Schlesien beim Umzug von Königstein nach Nidda bewusst den Namen „Haus Königstein“ für das neue Domizil wählte, war der Initiator und Künstler des Denkmals Dr. Christof Loch an Professor Rudolf Grulich herangetreten, um zur Einweihung auch ein schriftliches Denkmal zu schaffen. Für dieses Denkmal hatte Grulich eine 174 Seiten umfassende Festschrift erstellt, die ein Denkmal der „Idee Königsteins“ ist, denn Königstein wurde durch die Vertriebenen zu einem Begriff und durch seine Kongresse „Kirche in Not“ europaweit bekannt.

„Königstein – Stadt des Aufbaus und der Versöhnung“ haben die Herausgeber der Festschrift den Titel gegeben. Mehr als 60 historische und mit viel Sorgfalt zusammengetragene Fotos illustrieren die Dokumentation, zu der Kardinal Meisner ein Geleitwort schrieb. Die Anfänge und der Aufbau der Königsteiner Anstalten werden in dem Buch dargestellt mit besonderen Exkursen über „Königstein als Hochschulstadt“ oder „Der Koreakrieg und die Königsteiner Kasernen“. Im Kapitel „Der Ruf von Königstein“ lesen wir von der Rede des tschechischen Generals Lev Prchala, der 1951 Meilensteine für die Versöhnung setzte. Wir erfahren von den 45 Kongressen „Kirche in Not“, aber auch von den zahllosen Angriffen der kommunistischen Medien gegen die Königsteiner Arbeit.

Beeindruckend ist auch, was an Kunstwerken außer der Muttergottes der Vertriebenen in der Kollegskirche geschaffen wurde. Es kommen in der Festschrift außerdem Königsteiner Zeitzeugen zu Wort und auch der Initiator und Künstler der großen Bronzeplastik, Dr. Christof Loch, der die Entstehung des Denkmals lebendig beschreibt. Jeder, dem Königstein ein Begriff ist, wird diese Festschrift mit Freude und Gewinn lesen.

Königstein – Stadt des Aufbaus und der Versöhnung.
Festschrift zur Einweihung des Denkmals für Bischof Maximilian Kaller, Weihbischof Adolf Kindermann und Pater Werenfried van Straaten.
Königstein   Nidda 2011. 174 Seiten. EUR 14,80


Bestelladresse: Institut für Kirchengeschichte, Haus Königstein, Zum Sportfeld 14, 63667 Nidda. E-mail: haus-koenigstein.nidda@t-online.de

Die Predigt von Kardinal Meisner ist bei der Einweihung des Denkmals für die „drei Königsteiner Kirchenväter“ ist unentgeltlich auf CD oder DVD KIRCHE IN NOT erhältlich:

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