Wolfgang Wächter Bücher erhalten, pflegen und restaurieren



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Die Massenentsäuerung

—» Vortrocknung des Behandlungsgutes unter Vakuum mit HF-Beheizung auf eine Papierfeuchte von 1-2%, ca. 5- 6 Stunden

-» Tränkung mit Behandlungslösung, ca. 15 Minuten

* Spülen mit reinem Lösemittel zum Entfernen überschüssiger Lösung

- Nachtrocknen zum Entfernen der Lösemittel aus dem Behandlungsgut mit Vakuum und HF-Beheizung, ca. 3-4 Stunden.

Die resultierende Durchlaufzeit für eine Behandlung beträgt derzeit etwa 7-10 Stunden.

Das Behandlungsgut wird an der Versuchsanlage in speziell angefertigte Körbe einsortiert. Im kommerziellen Großbetrieb soll das Einladen und Verschließen der Körbe bereits beim Kunden erfolgen. Die Körbe werden auf den beweglichen Schlitten plaziert und zunächst zur Vortrocknung in die hintere Kammer für die Vortrocknung gefahren. Die Tränkung erfolgt anschließend in der vorderen Behandlungskamrner, gefolgt von einem Spülvorgang. Die abschließende Trocknung findet wieder in der Trocken­kammer unter Vakuum bei gleichzeitiger dielektrischer Beheizung statt. Das erst in den letzten 2-3 Jahren entwickelte Lithco/FCM-Verfahren zur Massenentsäuerung von Papier gehört zu der Gruppe der nichtwäßrigen Flüssigbehandlungen, die mit dem seit 1982 angewendeten Wei T'o-Verfah-ren als eingeführt zu bezeichnen sind. Von FMC wird eine Papierverfesti­gung angegeben, die nach anderen Untersuchungen jedoch nur bei neuen Papieren zum Tragen kommt; bereits geschädigte Papiere werden nicht verfestigt. Nachteilig ist, daß das Glykol, welches bei der Hydrolyse des Magnesiumglykolats freigesetzt wird, infolge des hohen Siedepunkts nicht aus dem Papier abgetrocknet werden kann. Das behandelte Papier, sofern eine ausreichend hohe alkalische Reserve erzielt werden soll, kann dadurch einen leicht feuchten Eindruck erwecken bzw. durchscheinend werden.

Nach der Auswertung der Testergebnisse, die im Rahmen einer öffentli­chen Ausschreibung einer Massenentsäuerung für die Kongreßbibliothek gewonnen wurden, entschied die Prüfungskommission der Bibliothek Mitte 1991, daß auch das FMC-Verfahren noch nicht einsatzfähig ist.

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Das OEZ-Verfahren

Das Wei T'o-MMC-Verfahren, USA/Kanada

Das Wei T'o-Verfahren zur flüssigen, nichtwäßrigen Massenentsäuerung von Büchern und Dokumenten wurde von Dr. Richard Smith an der Uni­versität von Chicago gegen Ende der sechziger Jahre entwickelt. Es handelt sich um das erste in die Praxis umgesetzte Massenentsäuerungsverfahren, auf dessen Verfahrensprinzip alle weiteren Entwicklungen von MMC-Ver-fahren basieren. Die Entwicklung basiert auf frühen Forschungsarbeiten der Library of Congress über die Möglichkeiten der Papierentsäuerung. Verwendet wird die basische Verbindung Magnesiummethyl-Karbonat (MMQ in methanolischer Lösung. Sie wird mit einem Transport- und Ver­dünnungsmittel etwa im Verhältnis 12:10 vermischt. Das Behandlungsgut wird in einem Druckbehälter vollständig mit der Lösung getränkt. Die Neutralisation der Säuren im Papier erfolgt unter Bildung von Magnesi­umsulfat, das überschüssige Reagenz verbleibt in Form verschiedener alka­lischer Magnesiumverbindungen im Papier. Da das enthaltene Methanol als polares Lösungsmittel Unverträglichkeiten mit verschiedenen Materia­lien und Stoffen in Büchern aufweist, kann die Lösung nur verdünnt angewandt werden. Als sicheres, ungiftiges, untrennbares und inertes Transport- und Verdünnungsmittel dient ein Gemisch aus flüssigen FCKW-Lösemitteln (Fluorchlorkohlenwasserstoffe), z.B. FCKW R12 und R113, die jedoch als ozonschichtschädigend eingestuft sind. Das Verfahren wurde bereits 1972 in den USA und in Kanada patentiert. Zunächst wurde die manuelle Entsäuerung von Papier durch Aufsprühen einer Neutralisie-rungslösung etabliert. Die Neutralisierungslösung wird in Spraydosen, Fla­schen und auch größeren Einheiten vertrieben.

Nach Kommerzialisierung der manuellen Papierentsäuerung mit Sprays wurde das Wei T'o-Verfahren für die Massenbehandlung größerer Stück­zahlen weiterentwickelt. Eine erste und bisher einzige Versuchsanlage wurde 1979 in der Kanadischen Nationalbibliothek in Ottawa errichtet und wird seit 1981 im halbtechnischen Maßstab betrieben. Obwohl nur als Versuchsanlage mit einer Behandlungskapazität von etwa 60 Büchern pro Charge ausgelegt und mit geringem finanziellen Aufwand gebaut, wer­den den Angaben zufolge jährlich etwa 20000 Bände behandelt. Die ur­sprünglich geplante Errichtung einer Großanlage für das kanadische Na­tionalarchiv und die Nationalbibliothek konnte bisher aufgrund von Finanzierungsproblemen nicht realisiert werden. Die Versuchsanlage in ei-

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Die Massenentsäuerung





Abb. 79 Die Versuchsanlage in Houston (Detail)

nem Kellerraum des Nationalarchivs in Ottawa umfaßt zwei Standard-Va­kuumtrockner, die eigentliche Behandlungsanlage mit Vorratstank, Be-handlungskamrner, Lösungspumpe, Vakuumpumpe, Kälteverdichter, Löse­mittelkondensator und Steuerschrank sowie einen Klimaschrank. Die gesamte Anlage ist sowohl für Vakuum als auch für Überdruck ausgelegt, der während der Tränkung auf etwa 7 bar ansteigt.

Vom Bedienungspersonal wird eine Auswahl der Bücher nach Eignung bzw. Verträglichkeit mit der Behandlungslösung vorgenommen, wobei Format, Einbände, Drucktincen, -färben und Stempel geprüft werden. In Zweifelsfällen wird ein Test mit einem Wei Tb-Spray vorgenommen. Ist ein Anlösen von Druckfarben oder Stempeln zu befürchten, wird Löschpa­pier auf die kritische Seite gelegt, um die gegenüberliegende Buchseite zu schützen.

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Das DEZ-Verfahren



Abb. 80 MMC-Anlage in Ottawa

Der Behandlung mit der MMC-Lösung geht eine zweitägige Vortrock­nung der Bücher im Vakuum voraus, da das MMC mit zu hoher Feuchte unerwünscht unter Bildung von überschüssigem Magnesiumhydroxid rea­gieren würde. Die Folge wären staubförmige Ablagerungen im Material.

Nach Beladen, Schließen und Evakuieren der Behandlungskammer er­folgt die etwa 40 Minuten dauernde Imprägnierung der Bücher mit der Lösung. Nach Ablaufen der Lösung in den Vorratsbehälter schließt sich die Trocknungsphase zur Entfernung der Lösemittel aus den Büchern an. Mit einem Kälteverdichter werden die Dämpfe aus der Kammer abgesaugt. Durch die dem ßehandlungsgut entzogene Verdampfungswärme kühlen sich die Bücher bis auf unter -10° C ab, wodurch der Trocknungsvorgang stark verlangsamt wird und nahezu zum Stillstand kommt. Eine Beheizung des Behandlungsgutes während der Trocknung ist nicht möglich. Eine Ab­luftreinigung und Lösemittelrückgewinnung findet nur unvollständig in ei­nem nachgeschalteten Kondensator statt.

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Die Massenentsäuerung

Eine weitere Trocknung der Bücher erfolgt über die Vakuumpumpe und Spülen mit Luft. Dabei werden die abgesaugten Dämpfe jedoch in die At­mosphäre geleitet. Abschließend werden die Körbe mit den Büchern aus der Kammer entnommen und nach kurzer visueller Prüfung in einen Kli­maschrank zur Nachkonditkmierung gestellt. Hier verdunstet ein großer Teil des noch enthaltenen Lösemittels in die Atmosphäre, der Rest wird von den Büchern langsam während der weiteren Lagerung abgegeben.

Das erneute Evakuieren der Anlage für einen zweiten ßehandhmgszy-klus benötigt sehr viel mehr Zeit als bei der ersten Behandlung, da zu­nächst noch vorhandene Lösemittelreste im Leistungssystem verdampfen.

Der Verbrauch an Behandlungslösung liegt etwa bei 1:1 bezogen auf das Buchgewicht, d.h. pro Kilogramm zu behandelnder Bücher wird ein Kilo­gramm Lösung mit etwa 8% MMC-Wirksubstanz benötigt.

Die Behandlungslösung wird in 200-L-Druckflaschen fertig angemischt (incl. Lösemittel) von der Firma Wei Tb Associates aus Chicago bezogen. Das zurückgewonnene Kondensat wird zur Aufarbeitung wieder zurückge­sandt. Das Wei To-Verfahren ist das älteste, praktisch erprobte, nicht­wäßrige Massenentsäuerungsverfahren. Die Wirksamkeit der Entsäuerung und Pufferung mit alkalischen Magnesium-Verbindungen ist nachgewie­sen. Der langjährige Versuchsbetrieb der ersten Wei Po-Anlage im Kanadi­schen Nationalarchiv zeigt die Funktionsfähigkeit des Verfahrens.

Einige Materialien weisen zum Teil Unverträglichkeiten mit der Behand­lungslösung auf, denen durch eine Vorselektion des Behandlungsgutes vor­gebeugt wird. Als Lösemittel werden bis heute noch FCKW mit einem Zusatz von ca. 15% Ethanol als Lösevermittler verwendet; es bestehen Be­strebungen, die FCKW durch benzinartige Kohlenwasserstoffe oder an­dere, nicht umweltschädliche Ersatzstoffe zu ersetzen. In der zwingenden Notwendigkeit des Alkoholzusatzes liegt der Nachteil dieses Verfahrens: in großem Maße werden Tinten und Stempelfarben angelöst. Ca. 30% der Bücher müssen von der Behandlung ausgeschlossen werden. Archivalien können aufgrund der Häufigkeit von Tintenschriften und Stempelfarben praktisch nicht entsäuert werden.

Das Wei T'o-Verfahren wurde vom Prüfungsausschuß der Library of Congress 1991 ebenfalls als nicht einsatzfähig eingeordnet.

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Das DEZ-Verfahren



Abb. 8! Die Massenentsänerung in Sabie-sur-Sarthe

Das französische MMC-Verfahren

Basierend auf dem beschriebenen Wei To-Prozeß wurden von der französi­schen Bibliotheque Nationale etwa 1982 eigene Untersuchungen und Entwicklungen zur Massenentsäuerung von Büchern begonnen. Die franzö­sische MMC-Variante unterscheidet sich, in Wirkungsweise und Verfahrens­ablauf letztlich jedoch kaum vom ursprünglichen Wei To-Verfahren. Das französische MMC-Verfahren verwendet ebenfalls Magnesiummethylcar-bonat bzw. eine Mischung aus Magnesiummethyl- und -ethykarbonat als Wirksubstanz der Entsäuerung. Die Behandlungslösung weist gegenüber der Wei To-Rezeptur eine geringfügige höhere Konzentration an Wirksub­stanz auf und enthält nur reines FCKW R12 als Verdünnungsmittel. Mit der ersten Laborapparatur wurde 1982-1984 am CNRS (Centre National des Recherches Scientifiques) in Paris experimentiert. Der Bau einer größeren Anlage verzögerte sich aus finanziellen Gründen um einige Jahre.

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Die Massenentsauerung

Standort der Versuchsanlage ist die Außenstelle der französischen Natio­nalbibliothek in Sable-sur-Sarthe. Seit 1975 werden dort alle Schritte der Sicherung und Restaurierung von Büchern durchgeführt: Mikroverfil­mung, handwerkliche Aufarbeitung, manuelle Entsäuerung und Festigung im Einzelblattverfahren.

Die Versuchsanlage zur Massenentsäuerung ging im Herbst 1987 in Sä­ble in Betrieb, um die praktische Anwendung des weiterentwickelten MMC-Verfahrens für die Belange der Bibliotheque National zu testen und Erfahrungen für die Auslegung einer Großanlage zu gewinnen, Reparatu­ren, Nachrüstungen und Gebäudesanierungen führten zu wiederholten Un­terbrechungen des Versuchsbetriebs. Die Versuchsanlage entspricht im we­sentlichen dem kanadischen Vorbild, weist jedoch eine größere Kammer mit Öl-Doppelmantelheizung und ein modifiziertes Lösungssystem auf. Bei der Anlage wurde vor allem eine verbesserte Rückgewinnung des Lösemit­tels aus den Büchern und die Wiederverwendung in der Anlage nach einer destillativen Aufbereitung vorgesehen. Die verbrauchte Lösung wird zu einer Destillationsapparatur abgeleitet und das Lösemittel dort von Zeit zu Zeit durch Rektifikation abgetrennt.

Zur Überwachung des Prozesses ist die Versuchsanlage mit wenigen Temperatur- und Druckaufnehmern ausgerüstet. Die Bedienung der Anlage erfolgt von Hand.

Der Ablauf des Verfahrens besteht wie beim Wei T'o-Prozeß aus den Schritten:

-» Vortrocknung (zweitägig mit Warmluft- und Vakuumtrocknern),

-> Tränken mit Behandlungslösung und

-+ Nachtrocknung zum Entfernen der Lösemittel (etwa l Stunde).

Das BPA-Ethanolamin-Verfahren

Das unter dem Namen 'Booksaver-Prozeß' bekanntgewordene Ethanol-amin-Verfahren ist eine relativ junge Entwicklung, die 1988 zum erstenmal erwähnt wurde. Bei dem Verfahren der Book Preservation Associates (BPA), Carteret, New Jersey, handelt es sich um ein weiteres Entsäuerungs­verfahren mit gasförmigen Substanzen, das allerdings wesentlich einfacher und kostengünstiger arbeiten soll als z.B. das DEZ-Verfahren. Das BPA-

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Das DEZ-Verfahren

Verfahren basiert auf der Bildung von Aminverbindungen, hier speziell von Ethanoiaminen im Papier. Amine sind alkalische Verbindungen, Ammoni­akderivate, in denen ein oder mehrere Wasserstoff-Atome durch Kohlen-wasserstoffgruppen ersetzt sind. Das Papier wird zunächst in der Behand­lungskammer mit Ammoniakdampf gesättigt, der durch Erhitzen einer wäßrigen Lösung freigesetzt wird. Anschließend wird gasförmiges Ethylen-oxid eingeleitet, das mit dem Ammoniak im Papier unter Bildung von Etha-nolamin reagiert. Ein Teil des gebildeten Ethanolamins wird mit weiterem Ethylenoxid zu Diethanotamin umgesetzt, wobei bei fortschreitender Re­aktion auch Triethanolamin auf diese Weise gebildet wird. Die so entstan­denen alkalischen Ethanolaminverbindungen sollen die Zellulosefasern im Papier durchdringen und jegliche Säure unter Bildung von Salzen neutrali­sieren. Ein Überschuß an nicht verbrauchten Ethanolaminverbindungen verbleibt im Papier und soll als alkalische Pufferreserve wirken. Die Bega­sung mit Ethylenoxid bewirkt gleichzeitig eine vollständige Sterilisation und Abtötung aller eventuellen Schadinsekten und Mikroorganismen.

Eine Verfahrensvariante unter Verwendung von Propylenoxid wurde nicht weiter verfolgt, da diese Verbindung noch längere Einwirkzeiten er­fordert und Überschußgas auch schlechter aus dem Behandhingsgut zu entfernen ist.

Das Grundprinzip des BPA-Verfahrens entstammt dem Sektor Schäd­lingsbekämpfung und Sterilisation. Die US-Patentanmeldung des Massen-entsäuerungsverfahrens erfolgte 1988, die europäische bzw. deutsche An­meldung ein Jahr später. Die Vermarktung des Verfahrens wird über die Firma BPA abgewickelt, die sich überwiegend aus dem Hauprunternehmen COSMED rekrutiert.

Das erste und bislang einzige große Projekt wurde 1989 mit der Cieve-land Public Library begonnen, vermittelt über eine Buchbinderei der Infor­mation Conservation Inc. (ICI), in Greensboro, NC, einem Großunterneh­men aus dem konservatorischen Bereich. Angestrebt war die Behandlung von etwa 30 000 Büchern aus der Osteuropa-Sammlung der Bibliothek.

Der Großversuch wurde jedoch abgebrochen, als an der zweiten Charge starke Beschädigungen der Bücher durch zusammenklebende Einbände und Buchblöcke auftraten. An den behandelten Materialien zeigte sich nach Untersuchungen der Bibliothek ein schnelles Absinken des pH-Wertes und eine Wiederversäuerung nach wenigen Monaten.

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Die Massenentsäuerung

Entsprechend dem Ursprung des BPA-Verfahrens soll die Papierentsäue­rung in üblichen Gas-Sterilisarionsanlagen durchgeführt werden. In der Sterilisation werden sowohl Überdruck- als auch Unterdruckverfahren an­gewendet und verschiedene Chemikalien bzw. Gasgemische eingesetzt. Die Buchentsäuerung wird im Unterdruckverfahren durchgeführt.

Die Hauptkomponenren einer Sterilisationsanlage umfassen:

— Behandlungskarnmer,

- Vakuumpumpen,

— Gassystem (Behälter, Dosiereinrichtung, Verdampfer),

— Abluftreinigung (Wäscher, Fackel),

— Systeme für Heizung und Befeuchtung,

— Räume für Vor- und Nachbehandlung.

Die gas- und druck- bzw. vakuumdichten Kammern können mit fast belie­bigen Größen gebaut werden. BPA verfügt am Standort Carteret über vier Kammern von etwa 3 m3 bis 30 m-1 Innenraum.

Der Prozeß des BPA-Verfahrens besteht aus folgenden Hauptschritten:


  1. Vorkonditionierung des Behandlungsgutes (Erwärmung auf ca. 40° C
    und Befeuchtung in separatem Klimaraum, über Nacht)

  2. Beiaden der Kammer mit dem Behandlungsgut

  3. Evakuieren der Kammer und Einstellen der relativen Feuchte auf ca.
    50-70% mittels Dampf

  4. Begasung mit Ammoniakdampf

  5. Begasung mit Ethylenoxid zur Reaktion mit Ammoniak unter Bildung
    von Ethanolaminen im Papier. Einwirkzeit bei konstanter Ethylenoxid-
    konzentration und Temperatur etwa 18 Std.

  6. Entfernen von nicht umgesetztem Ethylenoxid und Ammoniak durch
    Evakuieren der Kammer und Spülen mit Luft. Wiederholt über mehrere
    Stunden

  7. Entladen der Kammer

  8. Angemessene Nachlüftung des Behandlungsgutes in separatem Klima-
    raum.

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Das DEZ-Verfahren

Die Behandlungszeit in der Kammer wird mit etwa 24 Stunden angegeben. Die Zeiten für Vor- und Nachbehandlung können insgesamt etwa noch einmal l- 2 Tage betragen.

Das Behandlungsgut (Bücher, Dokumente, Archivalien) wird beim Kun­den in normale Wellpappenkartons (etwa 36 Liter Rauminhalt, Fassungs­vermögen etwa 15-25 Bücher) verpackt und verbleibt während der gesam­ten Behandlung darin. Die Paletten werden teils mit Gabelstaplern, teils mit manuell bewegten Hubwagen (Ex-Schutz) transportiert.

Die Anordnung des Materials innerhalb der Karrons sowie deren Ver­packung und Anordnung in der Kammer ist beliebig. Es sind keine beson­deren Vorkehrungen zu treffen, um das Eindringen der Reaktionsgase zu erleichtern. Der BPA-Prozeß zur Massenentsäuerung von Archivgut, Büchern und beliebigen anderen Formaten würde ein ideales und äußerst kostengünstiges Behandlungsverfahren darstellen. Die chemische Wirk­samkeit des Verfahrens ist bisher jedoch nicht hinreichend untersucht und belegt.

Die reinen Behandlungschemikalien sind beide gesundheitsschädlich und feuergefährlich und Ethylenoxid überdies auch kanzerogen. Bei sachge­rechtem Umgang und einer dem Stand der Technik entsprechenden Ausrü­stung sind jedoch beide Substanzen beherrschbar. Die Frage, ob eine Ge­sundheitsgefahr von behandelten Materialien durch eventuell ausgasendes Ethylenoxid ausgehen kann, wird durch eine Untersuchung der Library of Congress beantwortet: «Es wurden signifikante, lang anhaltende Freiset­zungen von Ethylenoxid aus begasten Materialien festgestellt».

Der Interleaf-Prozeß

Der Interleaf-Prozeß ist ein sehr simples 'gasförmiges' Entsäuerungsverfah­ren (VPD: Vapor Phase Deacidification). das in den 60er Jahren in Eng­land von Langweil entwickelt wurde. Die Patente wurden von den B. G. Robertson Laboratories erworben, die Firma Interleaf in Minneapolis be­sitzt die amerikanischen Rechte.

Verwendet wird kristallines Cyclohexylaminkarbonar, das entweder in Form eines getränkten Papierstreifens oder als Päckchen in ein Buch einge­legt wird. Das Reagenz setzt bei Raumtemperatur flüchtige alkalische Dämpfe frei, die das Buch durchdringen und die Säuren langsam in einem mehrere Tage andauernden Vorgang neutralisieren.

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Die Massenentsäuerung

Das VPD-Verfahren erfüllt allerdings ein wichtiges Kriterium nicht: die Wirkung hält nur solange an, wie die eingebrachte Substanz Dämpfe ab­gibt, eine dauerhafte alkalische Pufferung wird daher nicht erzielt. Dar­über hinaus sind die gebildeten Nebenprodukte nicht stabil und können unter bestimmten Umständen (Wärme und Feuchtigkeit) wieder Säuren bilden.

Eine Vorauswahl der Bücher ist erforderlich, da das Reagenz einige Tin­ten, Farben und Kunststor'feinbände angreift. Die Behandlung hinterläßt einen merklichen Geruch im Papier, solange die Wirkung anhält.

Eingesetzt wurde das Verfahren bereits im Public Records Office. Lon­don, sowie bei den Vereinten Nationen in Genf. In den USA vertreibt In-terleaf die Chemikalie frei im Handel und bietet die Entsäuerung als Ser­vice an. Ais größtes Projekt wurden etwa 1500 Bände aus einer kleineren Sammlung juristischer Literatur entsäuert.

Der Bookkeeper-Prozeß

In diesem ebenfalls in den USA, bei der Koppers Company, Inc. 1985 pa­tentierten Verfahren dient eine Suspension von feinstem Magnesiumoxid in ursprünglich FCKW-113 mit einem Netzmittelzusatz als Entsäuerungs­agens. Eine Vortrocknung ist nicht erforderlich. Um eine ausreichende und gleichmäßige Durchtränkung zu erreichen, müssen die Bücher im Trän­kungsbad bewegt werden. Das Verfahren wurde in. einigen vergleichenden Studien als aussichtsreich bewertet.

Seit 1987 wird das Verfahren von der Preservation Technologies. Inc. (PTI) bearbeitet. Im Januar 1995 informiert die PTI über ihre europäische Agentur in Brüssel alle Interessenten über den letzten Stand der Entwick­lungen. Die Library of Congress hat den Bericht ihres 'Technical Evalua-tion Team' über die Ergebnisse des Bookkeeper-Prozesses im Oktober 1994 publiziert. Die PTI wertet diesen Bericht als «sehr positiv». PTI gibt bekannt, daß die Massenentsäuerungsanlage in Glenshaw, Bookkeeper III, eine Jahreskapazität von 100000 Büchern im Mehrschichtbetrieb erreichen kann. Daneben verfügt PTI über eine Anlage zur Entsäuerung großforma­tiger Objekte und ungebundenen Materials, Bookkeeper II genannt. In Zusammenarbeit mit der Library of Congress soll der Bookkeeper-Prozeß weiter entwickelt und perfektioniert werden.

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Das DEZ-Verfahren



Abb. 82 Bookkeeper III

Der Bookkeeper-Prozeß wird als sicher und umweltfreundlich charakte­risiert. Die submicron dimensionierten MgO-Partikel werden mit Perfluo-roalkanen in das saure Papier transportiert. Perfluoroalkane sind nicht brennbar und besitzen kein Ozonschädigungspotential.

Nach neueren Informationen wurde der Bookkeeper-Prozeß weiter per­fektioniert.

Die Preservation Technologies, Inc. betreibt in Pittsburg eine Entsäue­rungsanlage (Bookkeeper III) mit einer Kapazität von 100 000 Büchern pro fahr im Dreischichtbetrieb. Ein Behandlungszyklus dauert zwei Stunden.

Die Bücher brauchen nicht vorgetrocknet werden. Die Betreiber bezeich­nen den Prozeß als absolut sicher und umweltfreundlich. Das Lösungsmit­tel ist nicht giftig und nicht brennbar.

In den vergleichenden Untersuchungen des Institutes Royal der Patri-moine Artistique in Belgien wird der Bookkeeper-Prozeß und seine Ergeb­nisse auf Platz zwei von sechs beteiligten Verfahren eingeordner.

Die Preservation Technologies, Inc. hat in Europa eine Generalvertre­tung und in vielen europäischen Ländern Ländervertretungen eröffnet und bietet Dienstleistungen an.

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Die Masscnemsäuerung

Das 'Wiener Verfahren'

Das an der Österreichischen Nationalbibiiothek entwickelte Verfahren zur Konservierung von Zeitungsbeständen basiert auf einer Tränkung des Papiers im wäßrigen Medium. Die Behandlung beinhaltet die Neutralisie­rung des Papiers und seine gleichzeitige Wiederfestigung. Die Methode er­laubt die Sanierung bereits versprödeter Papiere im Sinne der Verlängerung ihrer weiteren bibliothekarischen Benutzung, aber auch die vorbeugende Behandlung noch ungeschädigter Objekte. Wie bei dem Diethylzink-Ver-fahren und dem Methylmagnesiumkarbonat-Prozeß wird für die Tränkung mit der Neutralisations- bzw. Konsolidierungslösung eine Vakuumkammer benötigt. Die gleichzeitige Neutralisierung und Wiederfestigung des Pa­piers bietet den Vorteil, daß neben der wesentlichen Entsäuerung und dem Aufbau einer alkalischen Reserve im Papiervlies das zusätzliche Einbringen eines Festigungsmittels die durch Oxidation verursachten Abbauerschei­nungen des Papiers verlangsamt.

Aufgrund von vorhergehenden Testverstichen wurde als Enrsäuerungs-mitrel Kalziumhydroxid und zur Konsolidierung des Papiers eine niedrig­viskose Methylzellulose gewählt. Nach der Tränkung werden die Objekte bei einer Temperatur von - 40° C schockgefroren und anschließend gefrier­getrocknet. Mittels der Gefriertrocknung gelingt es, ein Verkleben der ein­zelnen Blätter während des Trocknungsvorgangs zu verhindern.

Das Verfahren gestattet grundsätzlich die Behandlung ganzer Buch­blöcke nach der Entfernung der Einbanddecken. Entscheidend für den Be­handlungserfolg ist das Penetrationsvermögen der Tränklösung durch den Buchblock. Das Verhalten des geschlossenen Buchblocks gegenüber der Tränklösung ist ähnlich dem eines selektiv absorbierenden Filterkuchens, am ehesten vergleichbar mit der Adsorptionsschicht auf einer Dünn­schichtchromatographieplatte. Das bedeutet in der Praxis, daß das Lö­sungsmittel - in diesem Fall Wasser - das Material leichter durchdringt als die darin gelösten Chemikalien, die eine gleichmäßige Neutralisation und Festigung des Papiers bewirken sollen. Dieses Problem läßt sich technisch durch eine Limitierung der Buchrückenhöhe auf maximal 4 crn lösen. Um stärkere Bücher behandeln zu können, werden die Buchbiöcke durch Tren­nung der Heftbünde so geteilt, daß die resultierende Rückenhöhe der ein­zelnen Blöcke 4 cm nicht übersteigt. Die Fadenheftung verbleibt im Buch­block und verhindert so eine Verschiebung der einzelnen Blätter während

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