Auszug aus : Wilhelm Schmidt, Deutsche Sprachkunde, 8 1969, S. 82ff 1)
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Niederdeutschen Ursprungs sind die Ausdrücke mit doppeltem b, d, g oder s, z. B.:
Ebbe, knabbern, Krabbe, krabbeln, kribbeln, quabbelig, Robbe, schrubben;
buddeln, Kladde (ndl.), Kuddelmuddel , paddeln, schnodderig, Troddel, Widder;
Bagger, Brigg, Dogge, Egge, Flagge, flügge, Roggen, Schmuggel;
quasseln, nüsseln.
Ebenso weisen anlaufendes wr- ( in Wrack, wringen) und inlautend -cht an Stelle von -ft in
sacht ( ahd. sanft), beschwichtigen ( mhd. swiften 'stillen'), echt ( mhd. êhaft), Gerücht ( mhd. gerüefte, zu rufen ) auf nd. (bzw. md.) Herkunft hin.
Die meisten niederdeutschen Wörter in der neuhochdeutschen Schriftsprache sind daran erkennbar, daß sie nicht an der zweiten Lautverschiebung teilgenommen haben.
Unverschobenes p, t und k zeigen :
Pacht, Pack, Paß, picken, Pike, plump, plündern, pökeln, Pomp, Pranger, Prunk, Pumpe,
pusten, hapern, humpeln, Humpen, kapern, Kiepe, Kippe, kippen, Klepper, Klippe, Klöppel
( klopfen ), Klumpen, knapp, Knappe, Knüppel, Krempe ( vgl. Krampf ), Lappen, Lippe
( obd. Lefze), Lump, lumpen, nippen, Quappe, schippen ( schaufeln), Schippe, Schlappe,
Schleppe (zu schleifen), schnippisch, Schnuppe, Schoppen, Schuppen, Stapel ( Staffel ),
Stempel ( stampfen ), Stoppel, stoppen, strampeln, Strippe ( Streifen ), Stulpe und stülpen,
Treppe, wippen ; Tadel, Talg, Tang, Tölpel ( mhd. dörper ), Torf Tümpel, Tüte, Beet, Beute,
Bütte, Kante, knattern, knittern, Kutter, Lunte, Pfote, platt und plätten, Splitter, sputen, Watte,
Wette; Block ( obd. Bloch ), blaken, blöken, Dreck, Ekel, gackern, Geck, Hacke, knacken,
knicken, Krakeel ( hd. Krach ) Küken (Küchlein), Lake, Laken, makeln und mäkeln ( zu hd.
machen ), Luke ( Loch ), Pflock, Pocken, prickeln, Quecke und erquicken, Reck, Ricke, schick,
( nd. beschicken : e. Arbeit machen , s. a. etw. schickt sich nicht ; geschickt [Adj. ] )
Schlacke, Schmöker, Spuk, Zacke.
Anlautendes d- wurde nicht zu t- verschoben in
Damm, Dampf, Dill, Dotter, Drohne, Duft, dumpf, dumm( ? ) ( mhd. tump ? ) dunkel.
Weitere Beispiele niederdeutschen Wortgutes in der nhd. Schriftsprache sind:
abrackern, Altenteil, Ärger, auflehnen, barsch, behagen, beklommen, bekunden, bersten,
binnen, bißchen, bisweilen, blank, bohne(r)n, Borke (Rinde), Bremse ( Fliege), Bulle ( Stier),
Daune, drall, dreist, drollig, düster, fangen ( obd. fahen ), flau, Flieder, Fliese, flink, flugs,
Frieseln, Frühjahr, Funke, Fusel, Geest, Gelichter, Gerücht, Gör ( engl. girl ) , Gosse, Grude,
Hafer ( obd. Haber ), hastig, Hede ( = Werg ), Hüne, Kahn, Kante, keifen, Knaster, kneifen,
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1 ) Ein Teil der von Schmidt aufgeführten Wörter konnte durch eigenes Nachschlagen nicht als ursprünglich
niederdeutsch bestätigt werden.
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Knirps, Knote ( = roher Mensch, eigentlich Genote = Genosse ), knurren, Krug ( Gast-
wirtschaft ), Kruke, Krume, Lehm ( verw. mit Leim ), Linnen, lodern, Lunte, Marsch
(fruchtbare Niederung) , Masern, mengen, Moder, Mops, morsch, Niete ( ndl. niet = nichts) ,
Pelle ( = Fell, Haut, Pellkartoffeln ), Pottasche ( nd. Pott = Topf), Qualm, quasseln, Rätsel,
Riege ( Reihe ) ( nd. Reeg ), Rummel, scheel, schief, Schildpatt ( nd. Padde = Kröte),
schlendern, Schlucht, Schnack, schnacken, Schnaps ( schnappen ), Schnurrbart, Schrulle,
Schuft, schwül, Sekt, Spind, sputen ( = eilen ), stauen, steif, steil, stöhnen, stramm, Strippe,
Stufe, Süd ( obd. Sund ; vgl. Sundgau im Elsaß, Kaltensundheim in der Rhön bei
Kaltennordheim), tauschen, verblüffen, Wirrwarr, Wucht, Ziege, Zwietracht.
Außer den hier aufgeführten Ausdrücken, deren Lautgestalt ihre nd. Herkunft verrät, weist der Wortbestand unserer Schriftsprache noch viele Bezeichnungen für Gegenstände, Einrichtungen und Erscheinungen auf, die sich auf die See, die Küstenlandschaft und die besonderen Lebensbedingungen ihrer Bewohner beziehen. Hierher gehören:
Abstecher, baggern, Bake, Ballast, beidrehen " Bernstein, Bö, Boje, Boot, Bord, Brandung,
Brise, Bucht, Bugspriet ( Spriet = Gesprossenes, Stange ), Damm, Deck, Deich, diesig, Düne,
Dünung, Eiland, Flagge, Fleet, flott und Flotte, Fracht, Hafen, Haff, Heck, heuern,
hissen, Holm, Hummer, Jacht, Kabel, Kabeljau, Kai, Kajüte, Kap, kappen, Kiel ( des
Schiffes ), Kimmung, Koje, Küste, Landratte, Leck, Lee ( Seite, woher der Wind nicht kommt ,
verwandt lau ), landen, lichten, löschen ( die Schiffsladung ), Lotse, Mast, Möwe, Pegel,
peilen, Prahm, Qualle, Reede, reffen ( die Segel ), Riff, Schaluppe, Schleuse, Schlick, Schoner,
Sprotte, Strand, Steuer, Steven ( = Stamm ), takeln, Tau ( Schiffsseil ), Teer, Topp (Toppmast,
Toppsegel ; s. a. Neudeutsch 'toppen' ! ) , , Tran, Ufer, Watt ( zu waten im Wasser nd. Water
gehen), Werft.
In einigen Fällen hat die Schriftsprache hochdeutsche und niederdeutsche Formen nebeneinander, oftmals allerdings mit verschiedener Bedeutung:
Brett - Bord, Dackel - Teckel, feist - fett, Gauch - Kuckuck, Karl - Kerl, kneifen -
kneipen, Küchlein - Küken, Leim - Lehm, Loch - Luke, sanft - sacht, Schaft - Schacht,
Schaufel - Schippe, schlaff - schlapp, schleifen - schleppen, Schöffe - Schöppe,
Staffel - Stapel, stopfen - stoppen, stoßen - stottern, tauchen - ducken, Teich - Deich,
tupfen - tippen, Waffe(n) - Wappen, Zopf - Topp (Spitze des Schiffsmastes)
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