Morphologie aus stilistischer Sicht
Die Wortarten bieten reiche stilistische Möglichkeiten.
Es dämmert (Zeit)
Es wird dämmerig (Merkmal)
Die Dämmerung bricht an.(Erscheinung)
Wenn man anhand dieser Beispiele sieht, zeugt jede Wortart von einer bestimmten Abstraktionsstufe der Denkweise. Das Verb ist dazu berufen, Tätigkeiten, Zustände und Ereignisse festzuhalten, sie zeitlich zu bestimmen, mit Handlungs- und Zustandsträgern zu verknüpfen, die Geschehensrichtung anzugeben, sie nach ihrer Realität anzuschätzen. Das Verb (4/1 Teil) verfügt über die Kraft, Bewegung, Veränderung, Leben in die Schilderung hineinzutragen. Es bringt eine gewisse Unruhe in die starre Welt der Substantive. Daraus ergibt sich eine Schlussfolgerung für die Stilistik : je dynamischer eine Schilderung sein soll, desto mehr Verben nutzt sie aus. Die Verben beleben das Leblose:
Die Sterne zittern;
Die Tage tropften ab;
Als die Sonne ihre Finger von dem Fenstergitter
nahm und die Nacht aus den Ecken kroch ... .
Die Adjektive (6/1) geben objektive oder subjektive Merkmale der Gegenstände der Dinge wieder. Sie heben einzelne Besonderheiten des Gegenstandes. Je tiefer, allseitiger der Gegenstand erkannt wird, desto mehr Merkmale entdeckt man daran. z.B.:
da starrte Mendel auf, schob die ungefügte, stahlgeränderte Brille mechanisch rasch die Stirn empor, und unter den weggesträubten aschgrau Braun stachen uns zwei merkwürdige wache Augen, flink, spitz und flippern wie eine Schlangenzunge.
In der Wissenschaft dienen die Adjektive zur Präzisierung der erläuterten Begriffe. Da die Adjektive eine charakterisierende, urteilende und registrierende Funktion besitzen, findet man sie oft in beschreibenden Texten (Berichten, Werbungen). In der attributiven Verbindungen erlauben sie einsprachökonomisches Kolorit. Die Substantive (2/1) benennen vorrangig die materiell – sinnliche wahrnehmbaren Dinge der Außenwelt, wie Steine, Sterne, Häuser, Menschen, Tiere, Vögel u.a. Aber sie höchste Leistung besteht in der Fähigkeit, jeden logischen Begriff zu verabsolutieren, das heißt zu verselbständigen, von allen anderen Beziehungen loszulösen und als Gegenstand der Betrachtung, als eigenständige Größe darzulegen. Reich an Substantiven ist der Stil der Wissenschaft. Hier überwiegen termini. Der Nominalstil (Stil mit Substantive) in der schönen
Literatur dient verschiedenen Zwecken. Die Substantive werden zu Hauptträgern der Impressionen. Sie halten die Welt fest. Sie mallen Einzeldinge, Einzelerscheinungen, z. B. : Hamburg. Das ist mehr als ein Haufen, Stein, Dächer, Fenster, Tapeten, Betten, Strassen, Brücken und Latenen. (Borchert, Hamburg.) Sie haben in einen Kampf gesiegt. In den Kampf gegen Hunger, und Erschöpfung, gegen Materialmenge, gegen Bösheit, gegen Dummheit, gegen Profit und gegen Feuer !
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