Schriftenreihe des törpiner forums e. V. Landwirtschaft Zur Geschichte Vorpommerns Herausgeber


Die Strasse zwischen Ganschendorf und Gatschow



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Die Strasse zwischen Ganschendorf und Gatschow


Nach der Inflation von 1923 war im Lande eine harte Krise, auch für die hiesigen Bauern und Güter gab es wirtschaftliche Probleme. Wenn man die Geschichte der 20er Jahre betrachtet, so muss man feststellen, dass Teile größerer Güter aufgesiedelt wurden. Diese Güter hatten hohe Staatsschulden. Der Staat ließ über Siedlungsgesellschaften neue Siedlungsdörfer entstehen, zum Beispiel Utzedel und Stemfeld, Letziner Siedlung, Neu-Gatschow und Neu-Sommersdorf. Die Besitzer haben trotz allem ihre Existenz behalten. 1927 plante die damalige Gemeindevertretung den Bau einer Straße von Ganschendorf nach Gatschow. Der Landweg von einem Ort zum anderen war zu bestimmten Jahreszeiten eine Katastrophe. Es mussten schwere Lasten von und nach Demmin, bis oder ab Gatschow doppelt bespannt werden.

Der Dammbau erfolgte in einer Zeit, wo sich auf dem Gut in Ganschendorf ein Herrenwechsel vollzog. Herr Koppermann gab in seiner Geschichte eine sehr gute Auskunft über den Wechsel. Der Straßenbau sah eine neue Brücke über den Augraben vor, auch musste die Trassenführung zum Augraben eine bessere werden. Der alte Weg konnte für den Neubau der Straße nicht genutzt werden, es waren umfangreiche Erdbewegungen notwendig.

Die neue Brücke erbaute man einige Meter höher über das Flussbett, dadurch musste viel Kies zum Auffüllen angefahren werden. Die Festlegung der beiden Gemeindevertretungen lautete: Das Material für die Ganschendorfer Seite stellten das Gut und die Bauern von Ganschendorf bereit. Steine und Kies für die Gatschower Seite sollte Angelegenheit der Gatschower sein. Aus dem Raum Gatschow Wallberge ist sehr viel Material gewonnen worden, das zum größten Teil mit Feldbahnen transportiert wurde. Auch mussten die Bauern sehr viel Gespanndienste leisten und Transporte zum Straßenbau durchführen, denn Planierraupen und andere Baumaschinen standen nicht zur Verfügung. Die Steine, die zum Pflastern der Straße gebraucht wurden, stellten die Bauern und der Baron von ihren Wegrändern, Hofmauern und Steinhaufen, die über Jahre zusammengefahren wurden, zur Verfügung. Sehr große Steine bohrte man an, eine Schwarzpulverladung sprengte sie dann auseinander. Steinschläger bearbeiteten sie dann zu Pflastersteinen in den Abmessungen 20 x 20 cm. Die Bauern brachten die Steine mit ihren Fuhrwerken an die Straße.

Eine Episode von diesem Straßenbau: Ein Gatschower Bauer bemerkte, dass die Straßenbauer den Kies von Gatschow über die neue Brücke auf die Ganschendorfer Seite fuhren. Er ging zum Gemeindevorsteher in Alt-Gatschow und der Bau wurde erstmal gestoppt. Nach einer gemeinsamen Beratung fasste man den Beschluss, dass der Kies zur Auffüllung für die Brücke und des Ganschendorfer Berges von Gatschow geholt werden soll. Die Anfahrt des Kieses aus den Wallbergen war näher und bequemer als von der Kieskuhle „Ganschendorfer Mühle“.

Zu erwähnen ist, dass der Baron, Falk von Maltzahn, der neue Besitzer von Ganschendorf war und dem Straßenbau sehr viel Unterstützung gab. Von Hans Schröder, der damals Kutscher beim Baron war, ist folgendes bekannt. Wenn der Herr mit dem Auto unterwegs war, musste zur bestimmten Zeit ein Kutscher mit Pferden in Gatschow sein und den PKW durchschleppen.

Der Bau der Straße war für die Güter und Bauern ein wirtschaftlicher Fortschritt. Auch die Sarower fuhren jetzt nicht mehr über Törpin nach Demmin, sie nutzten die Abkürzung über Ganschendorf.


Zur Arbeitsorganisation der Gemeinde Ganschendorf


Es mussten alle Hand- und Spanndienste von den beiden Gütern und den Bauern durchgeführt werden. Es gab eine Gemeindevertretung. Diese legte in ihren Sitzungen Maßnahmen fest, die dann gemeinsam abgearbeitet werden mußten. Zu allen anstehenden Problemen gab es eine gute Information. Der Dorfschulze oder auch Gemeindevorsteher schrieb eine Bekanntmachung, den Schulzenzettel. Aus diesem gingen Termin und Arbeitsauftrag des Einzelnen hervor. Diese Bekanntmachung trug man von einem Gehöft zum anderen und war in kurzer Zeit wieder beim Dorfschulzen. Die Arbeiten mußten alle der Jahreszeit entsprechend durchgeführt werden. Im Herbst, nachdem die Feldarbeiten beendet waren, mußten alle Vorfluter und Gräben geräumt werden. Alle Gräben waren in Abschnitte vermessen und jeder wusste und kannte seinen Abschnitt. Der Zechgraben war bis 1968 ein offener Graben vom Rittersee bis zum Augraben. Das Wegeausbessern war eine Arbeit im Frühjahr, hier fuhr man in gemeinschaftlicher Arbeit Kies und Sammelsteine und besserte die ausgefahrenen Stellen des Winters aus. Um 1900 war auch das Torfstechen eine gemeinsame Arbeit. Jeder Hof bekam seinen Anteil, auch der Anteil der beiden Schulen musste bereitgestellt werden. Auch sonstige Fuhren und Fahrten gingen der Reihe nach um, es waren Dienstleistungen für Gemeinde, Schule und Kirche.

Vor dem ersten Weltkrieg und noch in den 20er Jahren mieteten die Bauern eine Dreschkolonne zum Ausdreschen des Getreides. Weil das Dreschen mit dem Dreschflegel sehr viel Zeit in Anspruch nahm, fuhr man das Getreide zu großen Kornmieten zusammen. Diese Mieten stellte man meistens zu zweit, so dass man den Dreschkasten dazwischenstellen konnte. Der Dreschkasten brauchte damals eine Dampfmaschine als Antriebskraft. Zur Beförderung des gedroschenen Strohs benutzte man einen Höhenförderer. Diese Maschinen gehörten einer Firma in Jarmen und mußten zum Dreschen von den Bauern geholt werden. Unser Vater hat öfter über diese Aktion erzählt:

Morgens in aller Frühe zog man von Ganschendorf über Strehlow, Rodin, Burg Osten, Schmarsow mit mindestens 24 Pferden nach Jarmen .Diese Pferde teilte man so ein: 8 Pferde zogen die Dreschmaschine, 8 Pferde gingen vor der Dampfmaschine (diese war am schwersten). Die anderen Pferde zogen den Höhenförderer und was sonst noch an Gerätschaften transportiert werden musste. Die Rücktour ging dann über Demmin, Törpin und Sarow nach Ganschendorf. Die Strecke wählte man so, weil man von Gatschow nicht über die Augrabenbrücke fahren konnte, sie war viel zu schwach und man hätte die Maschinen auch nicht den steilen Berg hochbekommen.

Diese Aktion nahm einen langen Tag in Anspruch und bei ein wenig Pech schafften sie es gar nicht an einem Tag. Auch war das Umrücken von einem Dreschplatz zum anderen ein großes Problem, denn die Mieten standen ja immer auf dem Acker. Der Rücktransport der Maschinen war dann anders geregelt, in Nachbardörfern musste ja auch noch gedroschen werden.

Im Jahre 1929, nach der Fertigstellung der Straße, plante man in Ganschendorf den Bau einer neuen Schule. Die alte Schule war vom Raum her sehr beengt. Es gingen in den Jahren von 1920 bis 1930 immerhin 50 und mehr Kinder zur Schule. Aus diesem Grunde und auch aus hygienischer Sicht war ein Neubau zu vertreten. Am 11.02.1932 war die Schuleinweihung und der Umzug in die neue Schule ging vonstatten. Die alte Schule diente der Gemeinde als Wohnraum und wurde später vom Baron als Gutswohnung gekauft. Die Baustelle der neuen Schule war einst die Hofstelle Nr. 7 des Christian Michael. Auf dem Schulhof wurden 1934 zwei Eichen gepflanzt. Die Eichen, die heute noch stehen, waren die eine Adolf Hitler und die andere Hindenburg geweiht.

1933, mit der Machtübernahme durch Adolf Hitler, setzte auch in unserer Gemeinde eine neue Zeitepoche ein. Es hatte den Anschein, als bringe die neue Regierung einen gewaltigen Aufschwung für das Land. Die Politiker überzeugten Bauern und Landarbeiter, Mitglieder der NSDAP zu werden und an das ewige dritte Reich unter Adolf Hitler zu glauben. Die Güter und Bauern sahen einer guten Zukunft entgegen. Wirtschaften, die in der Zeit der Weimarer Republik in Schulden geraten waren, hatten die Möglichkeit, sich einem Umschuldungsverfahren zu unterziehen. Auch führte Hitler ein Reichserbhofgesetz ein. Dieses besagte: Nur ein Kind kann den Hof erben. Eine Teilung der Höfe, wie es solange getan wurde, kann nicht mehr vorgenommen werden. In der Landwirtschaft konnte sehr viel mechanisiert werden. Dies führte zu Arbeitserleichterungen. Alle Bauern verpflichtete man, Mitglieder der Molkereigenossenschaft zu werden und auch alle anfallende Milch zur Molkerei zu bringen. Der Arbeitsmarkt nahm einen kolossalen Aufschwung und das Land hatte bald keine Arbeitslosen mehr. Der Gedanke des Führers hatte einen ganz hinterlistigen Sinn. Im Lande baute man Autobahnen, Flugplätze (z.B. Tutow), Kasernen und eine gewaltige Rüstungsindustrie. 1939 brach der 2. Weltkrieg aus und im Mai 1945 war der grausame Krieg verloren und mit dem dritten Reich war wieder eine Zeitepoche zu Ende.

Abbildung: 3 Bilder Seite 147

Abbildung: Straße Gatschow – Ganschendorf

Der Baubeginn der Straße war im Januar 1928

Tabelle: Kosten Straßenbau



Kosten laufender Meter ohne Brückenbau

42,67 Mark

Kosten laufender Meter mit Brückenbau

51,00 Mark

Kosten ohne Brückenbau gesamt

128.000,00 Mark

Am 17. Dezember 1927 – ein Darlehn von 67.500 Mark vom Staat erhalten.

Die Schule wurde 1930/31 für 31.000,00 Mark gebaut.



Abbildung

Reifen aufziehen am Ortseingang von Sarow. Männer der Schmiede Olms.



Abbildung

In der Getreideernte mit dem Mähbinder und 4 Pferde lang, so war es über Jahre üblich.




Zeitabschnitt: 2. Weltkrieg 1939 bis sozialistischer Frühling 1960


Der zweite Weltkrieg vom 1.September 1939 bis 8.Mai 1945 war sowohl hinsichtlich seiner ungeheuren Ausmaße als auch vor allem seiner Folgen für die Geschichte der Menschheit ein einschneidendes weltgeschichtliches Ereignis. Diese Zeit und diese Ereignisse sind auch an unseren beiden Dörfern nicht spurlos vorübergegangen. Familienväter sowie Söhne aus den Familien mußten sich dem Wehrdienst stellen und waren in den verschiedenen Waffengattungen den Entbehrungen und den Gefahren des Krieges ausgesetzt. In der Gemeinde haben aus Ganschendorf 27 und aus Sarow 11 Männer und Söhne ihr Leben gelassen. Viele der Soldaten, die in den barbarischen Kämpfen eine Verwundung erlitten, wurden in Feldlazaretten oder bei schweren Verwundungen in Heimatlazaretten geheilt. Ausgeheilte Soldaten bekamen einen Urlaub und fuhren wieder an die Front. Viele der Verwundeten hatten durch die Verletzung Körperteile verloren oder schwere Schäden erlitten, so dass sie nicht mehr am Kriegsdienst teilnehmen konnten.

Für die beiden Güter und Bauernhöfe war ein Arbeitskräftemangel zu verzeichnen. Für die Arbeit setzte man Fremdarbeiter ein. Diese Kräfte waren polnische, französische und auch russische Kriegsgefangene, auch nahm man zivile Personen aus den besetzten Gebieten. Während des Krieges verpflichtete man die Bauern, Pferde für den Kriegsdienst abzustellen. Diese Pferde brauchte man für die bespannten Einheiten der Wehrmacht (Artillerie). Während der Kampfhandlungen entstanden große Verluste an Menschen, Pferden und Material. Im Sommer und Herbst 1944 beorderte man Jungen und Mädchen zu Kriegsdiensten. Weil der Feind schon vor Ostpreußen und in polnischen Gebieten stand, mußten die Mädchen und Jungen Panzergräben ausheben und Panzersperren bauen. Im Winter 1945, als der Russe schon an der Oder stand, fasste man alle Männer, die noch in den Dörfern waren, zum Volkssturm zusammen. Die Volkssturmmänner mußten an Panzerfäusten ausgebildet werden, auch sie mußten hier in der Heimat Panzersperren bauen. Es war ein Wahnsinn, was durch die damalige Hitlerregierung angestellt wurde.

Die größte Enttäuschung für unsere Dörfer kam im Frühjahr 1945. Der Krieg war verloren, die Dörfer voller Flüchtlinge, die aus den östlichen Kreisen von Hinterpommem und Ostpreußen hier eine Unterkunft und eine Bleibe suchten. Das größte Übel war dann, dass die russischen Besatzungsmächte sehr viel Tribut verlangten. Ganze Kuhherden trieb man aus den Dörfern zusammen und transportierte sie ab. Von den Gütern nahmen die Besatzungsmächte auch Pferde und ganze Schafherden mit.

Traktoren, Maschinen, Pflüge, Elektromotoren und alle möglichen Gerätschaften kamen zur Verladung. Nach dem Ende des Krieges machten sich in vielen Orten und besonders in Großstädten Hungersnöte bemerkbar. Die sowjetische Besatzungsmacht erkannte dieses sehr bald und in den Städten und Dörfern bildete man demokratische Selbstverwaltungen. Auch muss man den russischen Kommandanturen bescheinigen, dass sie für die schwere Lebenslage der Bevölkerung Verständnis aufbrachten.

Jede Familie im Dorf durfte eine Kuh behalten. Auf den Bauernhöfen, wo sehr viele Menschen wohnten, bewilligte der Kommandant eine zweite Kuh. Dies traf meistens für die Höfe vom Ausbau zu, denn im Dorf hatte man schon eine zentrale Ausgabestelle eingerichtet. Es gab sehr viel Ungerechtigkeit. Junge Frauen und Mädchen mußten sich häufig verstecken, denn die russischen Soldaten machten Vergewaltigungen zur Tagesordnung. Nach der Besetzung der Dörfer und Städte durch die sowjetische Armee erfolgte in den Dörfern eine Verhaftungswelle durch die Besatzer. Männer aus allen Berufsschichten, die Mitglieder der NSDAP gewesen waren und nicht als Soldat am Kriege teilgenommen hatten, wurden verhaftet. In Frage kamen die Personen, die das politische und allgemeine Leben in den Dörfern während des Krieges organisiert und geleitet hatten. Die polnischen und sowjetischen Kriegsgefangenen und Gastarbeiter, hatten genau über das Verhalten dieser Männer berichtet, es mögen auch andere Gesichtspunkte der Besatzungsmacht gewesen sein, die ein Grund zur Verhaftung waren. Nach „Fünfeichen“ bei Neubrandenburg brachte man sie in ein großes Lager mit vielen Menschen aus unserer Gegend. Es mag in einigen Fällen eine Strafe notwendig gewesen sein, aber das grausame Lager „Fünfeichen“, in dem Menschen dem Hungertod preisgegeben waren, in dem auch aus unseren Dörfern Männer im Massengrab verblieben sind, kann man über Generationen nicht vergessen.

Anfang Juni 1945 wurden in unseren Dörfern offizielle deutsche Landes- und Provinzialverwaltungen gebildet. Diese waren dann unter der Leitung der sowjetischen Kommandanturen voll für das Geschehen verantwortlich. Die bis Kriegsende amtierenden Verwaltungen waren außer Kraft gesetzt. Auch in Ganschendorf und Sarow war eine örtliche Verwaltung ins Leben gerufen worden. Dorfälteste waren in Ganschendorf Karl Koß und in Sarow Reinhold Stöwesand. Der Stellmacher Wilhelm Schmidt aus Ganschendorf war für die Quartierverteilung der Flüchtlinge verantwortlich. Das war bei den vielen eintreffenden Flüchtlingen schon eine schlimme Angelegenheit. Wenn auch Stuben und Kammern leicht zu vergeben waren, so musste auch für jede Familie eine Kochgelegenheit sein. Die Familien unserer Dörfer und die Flüchtlinge, die hierher kamen, mußten eine schwere Zeit durchmachen.



Ab Mai 1945

Nun noch einige Gedanken zur Wirtschaftsweise der Bauern und der Güter bis zur Selbständigkeit der Neubauern. Nach dem Zusammenbruch im Mai 1945 musste auch das Leben auf dem Dorf wieder weitergehen. Die Befehlsgewalt ging von der sowjetischen Kommandantur in Demmin aus. Wöchentlich mußten der Bürgermeister und Karl Schumacher, der den Vorsitz der Bodenkommission inne hatte, oder ein Vertreter nach Demmin fahren und vom Kommandanten die neuesten Order entgegen nehmen. So wurden die notwendigen Arbeiten gemeinsam durchgeführt. Die Bauern machten ihre Arbeiten selbständig, nur wenn Bespannung fehlte, nahm man eine Umorganisation vor. In der Erntezeit 1945 machte sich die Knappheit der Pferde stark bemerkbar. Die vorhandenen Mähmaschinen und Selbstbinder wurden durch eine umsichtige Disposition voll genutzt. Es kamen auch Loppenmaschine zum Einsatz, weil das Bindegarn Mangelware war.

Die Loppenmaschine, auch Ableger genannt, die zu Anfang des Jahrhunderts modern war, wurde von zwei Pferden gezogen, mähte und legte Loppen in der Größe einer Garbe ab. Diese Loppen wurden dann mit einem Strang, der aus mehreren Getreidehalmen bestand, zusammengebunden. Die Garben wurden dann zu Hocken zusammengestellt

Alte Bestände von Bindegarn wurden verbraucht, schon einmal gebrauchtes Garn von Strohballen oder Garben wurde in mühseliger Arbeit säuberlich zusammengeknotet, auf Rollen gewickelt und wieder verbraucht.

Umsichtigen Männern war es zu verdanken, dass vom Bahnhof Sternfeld nicht abtransportierte Maschinen zurückgeholt und zur Ernte genutzt wurden. So hatte Johann Liermann einen Elektromotor von Sternfeld geholt, und konnte dadurch einen kompletten Dreschsatz einsetzen, um das Getreide zu dreschen.

Die gebildeten Selbstverwaltungen der Dörfer erteilten die ersten Ablieferungsbescheide für Naturalien. Es mußten schon Eier, Milch, Fleisch und sonstige Naturalien zur Annahmestelle gebracht werden, um den Schwarzmarkt zu unterbinden.

Die Dörfer wurden von vielen Menschen besucht, die um Lebensmittel baten, um sich und ihre Familien zu ernähren. Besonders Berliner kamen, diese brachten dann auch schon Stoffe und andere Sachen mit und tauschten sie gegen Lebensmittel. Es konnte alles gebraucht werden. Kartoffeln, Getreide, Wruken, Mohn, auch Eier und Fleischwaren. In den Personenzügen nach Berlin fanden dann auch starke Kontrollen statt

In der Erntezeit war die Stromversorgung recht mangelhaft. Die Drescharbeiten mit Elektromotoren mußten in der Hauptsache in der Nacht durchgeführt werden.

Von der sowjetischen Militärverwaltung erhielten die Gemeinden besondere Auflagen. So mußten die Pferdebesitzer Langholz transportieren. Es wurde aus den umliegenden Wäldern in die Sägewerke gefahren. Pro Pferd war ein bestimmtes Soll zu erfüllen und zwar in Kubikmeter. Es war eine komplizierte Angelegenheit. Die Ackerwagen waren für Langholz nicht geeignet, Hebeladen fehlten und auch gute Pferde. Oft gingen Wagenräder kaputt, aber auch Vorder- oder Hinterwagen brachen auseinander.

In Golchen am schwarzen Damm haben wir erlebt, dass sich ein Holzfahrer übernommen hatte. Eine schwere Buche war geladen, und die Ausfahrt aus dem Walde wurde für das Gespann zum Verhängnis. Der Hinterwagen brach auseinander und unverrichteter Dinge fuhr der Bauer mit defektem Wagen nach Hause.

War man mit der Fuhre glücklich im Sägewerk angekommen, gab es ein neues Problem. Wegen des Abladens auf dem Holzplatz musste man anstehen. Kutscher und Pferde kamen oft sehr spät, ausgehungert und erschöpft nach Hause.

Von der Woldeforst musste das Holz nach Demmin gebracht werden. Bei einer dieser Touren hatte Hermann Michael großes Pech. Die Ganschendorfer Männer überraschte ein Gewitter. Ein Blitzschlag, der in eine Hochspannung einschlug, erwischte das eine Pferd; es war gelähmt und musste in Demmin bleiben. Michael kam mit einem Pferd nach Hause und am nächsten Tag musste er noch mal nach Demmin, um alles in Ordnung zu bringen. Das Langholzfahren ging über einen Zeitraum von etwa 5 Jahren bis zum Frühjahr 1952.

Am 10.11.1948 wurde durch die Verwaltung die Gründung der Maschinen-Ausleih-Station (MAS) angeordnet, womit die Umbildung der Maschinenhöfe der VdgB in MAS eingeleitet wurde. Kreislich hatte man sich auch für den Ausbau einer MAS Station in Sarow entschieden. Die Gemeindeverwaltung in Ganschendorf hatte großen Anteil daran und die Bauarbeiten machten große Fortschritte. Der Neubau eines Kulturhauses mit Wohnungen (heutige Gaststätte) und eines Verwaltungsgebäudes (lange Jahre LPG Büro), sowie die Umgestaltung des Schlosshofes und die Einrichtung von Werkstätten vollzog sich.

Am 6. und 7. Juni 1953 fand eine Konferenz des ZK der SED mit Vertretern der Landwirtschaft statt; es wurde über die Verbesserung der Arbeit der MTS, BHG und LPG beraten sowie über die Unterstützung der werktätigen Einzelbauern.

Der III. Parteitag der SED vom 20. - 24. Juli 1950 in Berlin fasste den Beschluss zum ersten Fünf Jahr-Plan und Beschlüsse zur revolutionären Umwälzung in der DDR. In dem Fünf-Jahr Plan waren Maßnahmen für die Kreise und Dörfer verankert, die zum Aufbau der Republik beitrugen.

In der Gemeinde Ganschendorf wurden ein Schulneubau und der Bau eines Lehrerhauses beschlossen. Beide geplanten Bauten wurden 1953 fertig gestellt.

1958/59 beschäftigte man sich mit dem Bau einer zentralen Wasserversorgung.

Die Bohrungen wurden in Angriff genommen und der erste Bauabschnitt, die Pumpenstation und die Ortslage Ganschendorf, wurden durchgeführt. Weitere Maßnahmen folgten dann 1962. Die Bohrungen wurden erweitert und Sarow mit angeschlossen. 1989 erfolgte die Erweiterung des Netzes nach Neu-Sarow und 1990 wurde auch Breitenlande mit dem Wasser aus dem Dorf versorgt. Die gesamten Schachtarbeiten für das Rohrsystem wurden damals mit der Hand durchgeführt.

Dieser Zeitabschnitt, der den zweiten Weltkrieg und die Nachkriegszeit beinhaltete, war wohl der traurigste und schwerste für die gesamte deutsche Bevölkerung.

Abbildungen: 2 Bilder Seite 152




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