Microsoft Word 170716 Diss komplett

irgendwie etwas anmelden zu müssen. Einen Lehrausgang oder ähnliches, sondern man geht 
einfach.“ (L6_Ö_5.1 #00:49:46#) 
Diese beiden Zitate verdeutlichen sehr gut, wie Lernanlässe von Lehrer/innen unterschiedlich 
wahrgenommen, eingeschätzt und interpretiert werden. Deutlich erkennbar ist hier die Dimension 
„didaktische Entscheidungen“. Zum einen wird Lernen mit der klassischen Kultur, mit Hochkultur wie 
Theater und Museen verbunden, die es nicht immer im direkten Umfeld jedes Schulstandortes gibt. Die 
Lehrerin spricht in diesem Kontext jedoch auch die familiäre Unterstützung an, die vielen Jugendlichen 
fehlt. Sie plädiert in diesem Zusammenhang dafür Bildung verstärkt als gesamtgesellschaftlichen Auftrag zu 
verstehen (vgl. dazu Kapitel 4.2). Zum anderen sieht man, wie konkrete Alltagskulturen aus dem schulischen 
Umfeld, basierend auf der konstruktivistischen Lerntheorie, im Unterricht kritisch hinterfragt und analysiert 
werden können. 
Das Zitat der Lehrerin (L6_Ö_5.1 #00:49:46#) verweist des Weiteren auf ein Grundproblem der 
bestehenden Organisationsstrukturen schulischen Lernens. Denn diese erschweren die flexible Integration 
des schulischen Umfelds in die Gestaltung von Lehr-/Lernprozessen, ein Aspekt, der im Folgekapitel 
detaillierter besprochen wird.
Im Fall der Schweiz können aufgrund anderer organisatorischer Rahmenbedingungen verstärkt 
außerschulische Aktivitäten umgesetzt werden. So gibt es im Rahmen der 
CréActivas
42
, sogenannte 
Wahlpflichtangebote. Sie bieten Schüler/innen unterschiedliche Möglichkeiten ihren individuellen 
Interessen zu folgen. Es gibt Angebote von Seiten der Schule, wie ein Beispiel in Abbildung 29 zeigt, oder 
die Schüler/innen organisieren eigenständig außerschulische Lerneinheiten. In diesem Rahmen haben 
beispielsweise Schüler/innen für Flüchtlinge ein gemeinsames Essen veranstaltet oder eigenständig eine 
Radtour von Romanshorn nach Venedig geplant und durchgeführt. Die organisatorischen 
Rahmenbedingungen sehen für die Durchführung derartiger Projekte einen Lernvertrag zwischen Schule, 
Schüler/innen und Erziehungsberechtigten vor.
42
CréActivas sind jahrgangs-, fächer- und lernhausübergreifende, sowie erlebnis-und handlungsorientierte 
Wahlpflichtangebote. Detaillierte Informationen unter: 
http://www.sbw.edu

---

198
Abbildung 29: Beispiele für angebotene CréActivas in den SBW Häuser des Lernens (SBW Häuser des Lernens 2011a) 
8.2.2
Nach innen: Nutzungsbereiche und Funktionsräume 
Das Schulgebäude lässt sich nicht nur in seiner Lagebeziehung nach außen, sondern auch nach innen 
differenziert beschreiben. HUBELI (2012) konstatiert aufgrund veränderter Lehr-/Lernherausforderungen 

---

199
eine Transformation schulischer Nutzungsbereiche. Gerade aktuelle bildungspolitische Diskussionen rund 
um Inklusion und die Forcierung von Ganztagsschulen bedeuten eine Veränderung der herkömmlichen 
Lernräume (vgl. dazu Textfeld 31). Für die zentrale Forschungsfrage dieser Arbeit haben nicht alle 
Transformationsprozesse von Nutzungsbereichen gleiche Priorität. Trotz allem ist die ganzheitliche 
Betrachtung dieser notwendigen Veränderungen für ein stimmiges Gesamt-Lehr-/Lernkonzept in der 
Schule von großer Bedeutung (vgl. dazu Kapitel 10). 
Transformationen unterschiedlicher Nutzungsbereiche in der Schule 
ƒ
Vom Klassenzimmer zum Lernort 
ƒ
Vom Lehrerzimmer zu Teamräumen und Lehrerarbeitsplätzen 
ƒ
Vom Fachraum zum Mehrzweckraum 
ƒ
Von der Bibliothek zum Selbstlernzentrum 
ƒ
Von der Aula zum Marktplatz 
ƒ
Vom Speiseraum zur Mensa 
ƒ
Von der Turnhalle zum Bewegungszentrum 
ƒ
Vom Pausenhof zum Lebensort 
ƒ
Von der Schule zum Bildungs- und Nachbarschaftszentrum 
ƒ
Von der Halbtags- zur Ganztagsschule 
ƒ
Von getrennten Schulformen zur inklusiven Schule 
Textfeld 31:Transformationen unterschiedlicher Nutzungsbereiche in der Schule (Hubeli 2012, 91ff) 
Nutzungsbereiche der österreichischen Fallstudie 
Die Auswahl der Fallstudien erfolgte aufgrund der räumlichen Gestaltung von Lernräumen und 
Nutzungsbereichen. Das Wiener Gymnasium stellt bezüglich der Räumlichkeiten einen