Terroir Roman.
Der
roman du terroir
(
französisch
Roman des
Terroir
;
ländlicher Roman), auch roman de la terre, war von
1846
bis
1945
ein
Genre
in
der
frankophonen
Romanliteratur
im
Osten
der Genre . The Paternal Farm von Patrice Lacombe
wird als erster roman du terroir angesehen. Germaine
Guèvremonts Romane Le Survenant (1945) und Marie-
Didace (1947) gelten als die letzten und bedeutendsten
Vertreter dieses Genres.
In einer Zeit massiver Industrialisierung idealisierte der
roman du terroir das ländliche Leben in Québec. Er
rückte
die
französische
Sprache,
traditionelle
Familienkonzepte sowie das von Katholizismus und
Landwirtschaft geprägte Leben in den Mittelpunkt. Eine
wichtige Rolle spielte dabei die Darstellung von
Traditionen und der kontinuierlichen Weitergabe von
Werten. Die Arbeit der Bauern wurde als beschwerlich,
aber frei charakterisiert. Um das gesunde Leben auf den
Québecer Gehöften zu betonen, wurde es kontrastiert
mit dem gefährlichen großstädtischen Leben und den
harschen Arbeitsbedingungen in den Fabriken:
Einsamkeit, Alkoholismus, Arbeitsunfälle, moralische
Verrohung bis hin zu Mord sind die Konsequenzen für
Figuren, die den ländlichen Raum verlassen. In diesem
Sinne sind bereits die Titel der Romane sprechend:
Restons chez nous (Wir bleiben zuhause), La Terre que
l’on défend (Die Erde, die man verteidigt), La Terre
ancestrale (Das angestammte Land) oder La Terre se
venge (Die Erde rächt sich).
Die römisch-katholische Priesterschaft und die
Regionalregierung förderten das Genre. In dem
programmatischen Essay Le mouvement littéraire en
Canada , der über Jahrzehnte als Richtlinie für viele
frankokanadische Autoren galt, stellte Abbé Henri-
Raymond Casgrain die katholische Moral und den
Patriotismus als höchste Ziele der Literatur dar. Der
roman du terroir sollte das moralische Bewusstsein der
Landbevölkerung stärken und helfen, die Landflucht
einzudämmen. Stark vereinfacht: Bleibt zuhause, bleibt
in der Nähe der Kirche und bleibt weg von den Anglais.
Den Lesern sollte vermittelt werden, dass die Zukunft
aller Frankokanadier davon abhängt, ob sie ihrer
‘historischen
Berufung
zur
Kolonisierung
Neufrankreichs’ gerecht würden.
Sein moralischer Konservatismus brachte den roman du
terroir „in krassen Gegensatz“ zur zeitgenössischen
Literatur in Frankreich. Einige Romane dieses Genres
wirkten
wie
„Propaganda
im
Dienste
der
Landwirtschaft“.
Bei seinen letzten Vertretern zeigten
sich jedoch bereits Brüche in der Stadt-Land-
Dichotomie: Sie idealisierten das Landleben nicht mehr
uneingeschränkt, aber das Pflichtgefühl gegenüber den
Vorfahren hält die Protagonisten auf dem Land oder
zieht sie dorthin zurück.
In den 1940er Jahren wurde der roman du terroir von
städtisch
geprägten
Romanenverdrängt.Dennoch
finden sich in der Québecer Literatur weiterhin Spuren
des Genres
–
sowohl in nostalgischer Affirmation, als
auch in Gegenpositionen. Zu diesen anti-romans du
terroir (auch „anti
-
terroir“) zählen u. A. Marie
-Claire
Blais
’ La Belle Bête , der alle dominanten Werte des
roman du terroir systematisch zur Schau stellt, oder
Claude-Henri Grignons modernistischer Roman Un
Homme et son péché , der das ländliche Leben satirisch
darstellt.
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