Offenes handbuch für gemeinden „Auf dem Weg zur integrations- freundlichen Gemeinde“


)Offen informieren und gezielt kommunizieren



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Sana22.06.2017
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4)Offen informieren und gezielt kommunizieren


Gute Kommunikation – offen, transparent und frühzeitig – ist einer der Schlüsselfaktoren zum Erfolg. Frühzeitige Kommunikation sorgt dafür, dass die BürgerInnen „es nicht aus der Zeitung erfahren“. Nicht alle Zielgruppen sind von Beginn an gleich wichtig. Während Sie die unmittelbaren NachbarInnen von Unterkünften als erste und am besten durch ein persönliches Gespräch informieren sollten, kann für die BewohnerInnen auf der anderen Seite des Ortes die öffentliche Informationsveranstaltung und die Ankündigung in der Gemeindezeitung ausreichen. Kommunizieren Sie differenziert in unterschiedlichen Formen und auf verschiedenen Kanälen (Aushang und Gemeindeblatt sind nicht ausreichend!), abgestimmt auf die konkrete Situation in der Gemeinde, um alle betroffenen und relevanten Personen in angemessener Weise zu erreichen.

Durch gute Kommunikation können Sie eine breite Basis der Zustimmung schaffen.


Kommunikationsstruktur


  • Bestimmen Sie eine geeignete Person in der Gemeinde, die die Kommunikation zentral koordiniert, entweder eine hauptamtliche MitarbeiterIn einer NGO (wenn vorhanden) oder eine Mitarbeiterin der Gemeinde (z.B. Flüchtlingskoordinatorin).

  • Sorgen Sie dafür, dass die Gemeinde für Fragen offen und ansprechbar ist, damit BürgerInnen die Sicherheit haben, mit ihren Anliegen gehört zu werden.

Gute Beispiele aus der Praxis:


  • Klosterneuburg: Das Angebot einer Sprechstunde 1x pro Woche im Rathaus hatte positive Wirkung, egal ob und wie oft die Sprechstunde tatsächlich in Anspruch genommen wurde. (Die Sprechstunde muss nicht die BürgermeisterIn selbst abhalten, das kann auch eine NGO oder die Flüchtlingskoordinatorin tun.)

Schriftliche Informationen (Infoblätter, Briefe, Artikel in lokalen Medien etc.)


  • Empfehlenswert ist, wenn die gesamte Informations- und Kommunikationspolitik möglichst breit und parteiübergreifend mitgetragen und z.B. Informationsbriefe der Gemeinde von allen Parteien unterschrieben sind.

  • Nach persönlichen Gesprächen mit den unmittelbaren Nachbarn versenden Sie einen Informationsbrief an weitere Nachbarn des geplanten Quartiers/Containerareals. Verfassen Sie ein Informationsblatt zum Beispiel gemeinsam mit dem Pfarrer, informieren Sie über die Bezirkszeitung, sorgen Sie für regelmäßige Berichte im Gemeindeblatt.

  • Distanzieren Sie sich klar von verhetzenden Aussagen und Hasspostings.

Informationsveranstaltungen & Versammlungen


  • Veranstalten Sie einen offenen Informationsabend für die Bevölkerung mit ExpertInnen (Polizei, Caritas, Land, BürgermeisterIn), bei dem alle – auch die Gegner und SkeptikerInnen – Gelegenheit haben, ihre Sorgen zu äußern, und ExpertInnen auf Fragen und Sorgen direkt und konkret Antworten geben können.

  • Gehen Sie gut vorbereitet mit möglichst großem Faktenwissen und Informationen (rechtliche Aspekte, Anzahl der Flüchtlinge, Herkunft der Flüchtlinge etc.) in die Veranstaltung.

  • Sorgen Sie für professionelle Moderation von Informationsveranstaltungen. Sprechen Sie dafür entsprechend ausgebildete ExpertInnen an (siehe Adressenteil im Anhang).

  • Laden Sie wenn möglich Vertreter der Polizei zur Veranstaltung ein, um mögliche Sorgen wegen wachsender Kriminalität abzuschwächen.

  • Veranstalten Sie regelmäßig Informationsabende, behalten Sie Sorgen und Ängste der Bevölkerung im Auge. Reagieren Sie einfühlsam darauf, aber mit klarer Haltung (auch bei Ungewissheit) und sorgen Sie für schnelle, direkte und faktenbasierte Kommunikation.

Nützen Sie Möglichkeiten der direkten Kommunikation und schaffen Sie Möglichkeiten zu persönlicher Begegnung


  • Suchen Sie die direkte Begegnung mit den BürgerInnen und direkte Ansprache – besuchen Sie den Stammtisch.

  • Beantworten Sie Fragen ehrlich. Sprechen Sie offen Verunsicherungen an, sprechen Sie auch über Probleme, aber ebenso über Vorteile, Potenziale und das, was gelingt (siehe Schritt 2).

  • Binden Sie KritikerInnen ein.

  • Nutzen Sie gemeindeinterne informelle Netzwerke, um Informationen zu verbreiten und die Akzeptanz von Entscheidungen zu stärken. Vermeiden Sie aus Sicherheitsgründen die Informationsweitergabe durch das Einwohnermeldeamt.

Online-Kommunikation


Sorgen Sie dafür, dass Information über Social Media gut dosiert erfolgt; nutzen Sie Facebook für konkrete Informationen über umgesetzte Hilfsaktionen.

Koordination


  • Richten Sie eine Koordinationsstelle für Flüchtlingsfragen ein, die zu allen AkteurInnen in der Gemeinde und darüber hinaus, z.B. zu anderen Gemeinden und relevanten Organisationen, gut und aktiv vernetzt ist.

  • Finden und motivieren Sie UnterstützerInnen, Freiwillige, Menschen, die bereits Erfahrung mit ähnlichen Herausforderungen mitbringen und den Prozess begleiten und unterstützen können.

Machen Sie das Willkommen der Gemeinde sichtbar

Gute Beispiele aus der Praxis


  • Gemeinde Krumpendorf: An den Ortsanfang wurde ein Überkopfplakat gestellt:
    „Everybody is welcome!“ Damit wurde ein starkes Signal an alle gesendet, an die Gemeindebevölkerung wie auch an die ankommenden Flüchtlinge.

  • Gemeinde Alberschwende: Es wurde das Gemeinde-Manifest „Wir sind Asyl“ veröffentlicht (auf der Website und über die Medien), das zu dem Thema offen Stellung bezieht und eine Haltung ausdrückt.

Empfehlungen für verbesserte Kommunikation über die Gemeinde hinaus

Bund/Länder/Gemeinden


  • Sinnvoll wäre eine Ansprechperson für Gemeinden im Innenministerium zu etablieren: z.B. Hotline für spezifische Fragen. Sowohl BürgermeisterIn als auch engagierte BürgerInnen müssen wissen, wohin sie sich wenden können.

Suchen Sie den aktiven Austausch mit anderen Gemeinden


  • Tauschen Sie sich mit AmtskollegInnen in Ihrer Region aus: zu rechtlichen Fragen, gemeinsamer Suche nach Lösungen, voneinander Lernen etc. – Aufbau eines Netzwerks der Gemeinden.

Erkenntnisse aus der Bürgermeister-Praxis:
„Zutaten“ für eine erfolgreiche Kommunikation


  • Auf den Aspekt Kommunikation sollte bewusst Augenmerk gelegt und Sorgfalt verwendet werden. Denn gute Kommunikation löst viele Probleme und schafft einen Nährboden, auf dem gute Diskussionen stattfinden können.

  • Aufhören zu missionieren! Zumeist ist es nicht möglich jemanden von seiner Meinung, zum Beispiel zu geflüchteten Menschen abzubringen. Viel nützlicher ist es dann, mit Fakten und Gegenfragen zu kommen (siehe auch unten): Ok, die Menschen sind nun einmal hier. Sie haben zumeist Furchtbares durchgemacht. Zurückschicken ist keine Option. Also, was würden Sie machen, wenn Sie an meiner (Bürgermeister) Stelle wären?

  • Der WILLE zu einer Lösung muss vorhanden sein! Wenn jemand kategorisch jeden Vorschlag ablehnt, ohne auch nur darüber nachzudenken, wird für keine Lösung zu gewinnen sein.

  • Die Wortwahl ist wichtig: ‚Menschen’ sollten benannt und als solche gesehen werden, und nicht versachlicht werden. ‚Es sind Menschen wie Du und ich.’

  • Von Angstkommunikation wieder zu normaler Kommunikation kommen. Dieser Appell richtet sich in erster Linie an die Medien. Es ist einer konstruktiven Diskussion und Lösungsfindung abträglich, wenn die Medien (aber auch einige PolitikerInnen) ständig die Lage der Nation schwarzmalen, betonen wie schlecht es uns wirtschaftlich zur Zeit geht und dann – mehr oder weniger direkt – die vielen zu uns geflüchteten Menschen dafür verantwortlich und zu Sündenböcken machen.

  • So einfach es klingt, so schwierig scheint es zu sein, mit geflüchteten Menschen das Gespräch, den Kontakt zu finden. Reden Sie mit den Flüchtlingen! Und seien es nur ein paar Sätze. Es ist ein kleiner Aufwand mit großer Wirkung für ein Klima des Zusammenlebens, nicht Nebeneinander-Lebens.

  • Umgekehrt sollen sich auch die Flüchtlinge zeigen, im Supermarkt nach etwas fragen (z.B. ‚wo ist das Salz bitte?’), um so Kontakt zu knüpfen.

  • Sprache / Deutsch-Kenntnisse sind der Schlüssel für gelingende Integration!!!

Argumente, Tipps und Tricks, Einsichten und Aussichten für verbesserte Kommunikation

  • Die Flüchtlinge sind nun einmal hier. Jetzt haben wir zwei Möglichkeiten:

    • Sie sind ein Leben lang Sozialhilfeempfänger und belasten unser Budget, oder

    • sie werden möglichst schnell zu Steuerzahlern gemacht.

  • Das Gute im Menschen ist nicht automatisch mehrheitsfähig. Oft ist es besser, Menschen dort abzuholen, wo sie sind und was sie können, und dafür Wertschätzung ausdrücken, und sie so gewinnen. Z.B. wenn ich Pensionisten oder andere ehrenamtlich für Arbeit mit den Flüchtlingen oder für die Flüchtlinge gewinnen möchte. Konkretes Beispiel: Anstatt zu sagen: ‚Könntest Du bitte die Fahrräder reparieren? Die können wir dann Flüchtlingen zur Verfügung stellen ...’ ist es besser zu sagen: ‚Du bist als ehemaliger Mechaniker immer noch sehr geschickt. Könntest Du die drei Fahrräder hier bitte für uns reparieren?’

  • Stammtisch-Fragen sollten niederschwellig beantwortet werden. ‚Stammtisch’ ist ja überall, auch an der Kasse im Supermarkt, vor der Schule etc.

  • Am besten ausreden lassen und dann zurück fragen: Woher haben Sie die Informationen? Wie meinen Sie das? Was machen wir jetzt? Wie sieht eine Lösung Ihrer Meinung nach aus? Dabei nicht bewerten! Antworten selber geben lassen.

  • In solchen Diskursen ist es oft auch gut die ökonomische Komponente stärker hervorzuheben. Das sind belegbare Zahlen, Daten und Fakten, über die man nicht diskutieren muss. So kommen Sie von der Wertediskussion weg. Wenn Verhalten von Flüchtlingen kritisiert wird, hilft es oft, mit Österreichern zu vergleichen und zu erkennen, dass vieles davon sehr menschliches Verhalten ist, unabhängig von der Nationalität oder Herkunft; z.B. wenn acht junge Männer aus Syrien in einer Wohnung zusammen leben, ist es oft laut. Aber auch wenn acht junge Österreicher in einer Wohngemeinschaft zusammenleben, ist es oft laut.

  • Die Bürgermeister sollten mehr untereinander und vor allem mit ihren jeweiligen Landeshauptlauten reden! Das wird zu wenig gemacht.



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