288 Erster Donnerstag im Mai 1899 „Im Herzen, im innersten Herzen, da findest du Mich, Mein Christ, dort wohne Ich in deinem eigenen Kämmerlein, dort suche Mich, räume hinaus, was nicht hineingehört, und du wirst Tag für Tag Trost finden.“
Lied: Maria Maienkönigin ...
Barbara: „Ich danke Dir, o mein Jesus, Du Bräutigam meiner Seele, für das unaussprechliche Glück, daß Du mich heimsuchst in meinem Elend. Ich glaube, o Herr, daß Du es bist, und wenn alles dagegen spricht, wenn auch alle meine Vorgesetzten, Beichtvater, Bischof und die Priester der ganzen Stadt Mainz, es von einem anderen Geiste herrührend halten, glaube ich doch, daß Du es bist, weil die Wirkungen, die Du in mir hervorbringst, der Geist, nur göttliche Wirkungen sein können; denn unmöglich ist es, daß ein anderer Geist als Du die Liebe ausströmen könnte, die lieben Worte hervorbringen könnte. Wohl sagt man auch, daß sich der Geist der Finsternis in einen Engel des Lichtes verkleidet, ja, daß er sich sogar hingestellt in Deiner Person. Aber es stellt sich doch zu bald heraus, welcher Geist es ist, den Pferdefuß verliert er doch nicht. O mein Jesus, ich danke Dir! Gelobt sei Jesus Christus!“
Jesus: „Meine Kinder! Ihr wundert euch, daß Ich heute abend komme ganz unerwartet, wo es doch Meine Sitte ist, die letzte Zeit immer an einem Freitag euch zu besuchen. Aber seht, ein guter Freund, der da seinen Freund von Herzen liebt, richtet sich auch nach dessen Wünschen und Neigungen, und wenn er weiß, daß er ihm eine Freude machen kann, dann spart er keine Mühe; wenn er weiß, daß es ihm hinderlich wäre, wenn er zu ungelegener Stunde käme, bleibt er lieber zurück. So tue Ich, weil Ich weiß, daß ihr euch freut, wenn ihr ungehindert der Andacht obliegen könnt und ungestört nach getaner Pflichtarbeit euch wieder bei Mir einfinden möchtet. Und weil ihr so gern bei Mir sein möchtet, will Ich Mich ganz nach euren Launen richten; seid ihr ja doch Franziskuskinder, und morgen feiert die Kirche der Kapuziner das für sie höchste Fest des ganzen Jahres.
Denn der Tag, wo Ich den ganzen Tag angebetet werde, ist für die betreffende Gemeinde der höchste Ehrentag, weil es auch Mein Ehrentag ist; denn der Mensch ist erschaffen von Mir zu Meiner Ehre und Verherrlichung, daß er Mir diene, Mich anbete. Ich muß Mich aber auch mit der Anbetung begnügen, die der Mensch in Erfüllung seiner Standespflichten Mir darbringt. Das ist auch eine Art Anbetung für Mich, weil Ich ihn gesetzt habe in die Welt als sichtbares Geschöpf und er gesetzt ist, die Welt zu bebauen und urbar zu machen, und weil die menschliche Gesellschaft eine Zusammengehörigkeit ist und eines für das andere sorgen, arbeiten und sich abmühen muß.
Aber der höchste Gottesdienst ist doch, wenn der Mensch sich mit Leib und Seele Mir hingibt, wenn er Mir die Anbetung zollt, die er Mir einmal in der Ewigkeit darbringen wird und darbringen soll. Darum wißt, Meine Kinder, will Ich euch eure Freude nicht verderben und will auch haben, daß ihr euch recht oft, soviel euch die Zeit erlaubt, bei Mir einfindet, besonders du, Meine Kleine, weil du in der Familie stehst, und noch mehr Mitglieder zählen zu der Familie, die auch gern Mir ein Stündlein weihen, die Mich auch alle lieben.
Ja, ja, diese Familie liebt Mich, und Ich bin zufrieden und möchte sie allen christlichen Familien vorstellen, besonders jenen Familien, wo Ich den Vater hinweggenommen, wo die Mutter mit den Kindern und den übrigen Hausgenossen alleine ist; wie sich da eines in das andere richtet, wie eines die Launen des anderen erträgt, bis es wieder eines anderen belehrt ist. Wären alle Familien so, wüßte die Frau überall, daß sie das Herz des Hauses ist, daß sie vor allem ihre Launen beherrschen und Geduld ertragen muß mit den Schwächeren, und wüßten die Kinder, die Dienstboten, wie sie in der Familie gestellt sind, welche Notwendigkeit der Friede in der Familie ist und wie jedes dazu beitragen muß und soll, damit er auch gehandhabt werden könne. Wenn jedes seine Pflicht erfüllte, dann wäre das Paradies wieder auf der Welt.
Damit nun dieses zustande gebracht werden könne, möchte Ich so gern, so gern die Anleitung Selbst geben. O warum hört man nicht Meine Stimme, warum glaubt man nicht, daß Ich es bin, Der Ich diese Seele auserwählt? Glaubt man doch, daß der Geist Gottes weht, wo Er will und wie Er will, daß niemand sagen kann ‚Herr Jesus‘ außer im Heiligen Geist.
Wenn Ich nun stundenlang durch dieses armselige Wesen rede, und so gerne jedem Meine Liebe einflößen möchte durch dieses Wesen, dem Ich Meinen Geist mitteile, warum verschmäht man Mich so sehr?“
Barbara: „Mein Jesus! Ich bin so ängstlich wegen dem, was meine Freundin mir vorgelesen, daß doch alles soll verworfen werden, was nicht uralte Gebetbücher lehren und was in der Legende von den früheren Heiligen bekannt ist. Alles von neuerer Zeit soll verworfen werden. Somit wird niemals ein Wort geglaubt werden, was Du durch mich redest; denn sieh, ich bin ein armseliges Geschöpf aus der niedersten Schicht der Menschen.
Es springt nicht in die Augen, man schämt sich, so ein albernes Geschwätz anzuhören und anzunehmen, weil Du durch mich in meiner Muttersprache redest. Und wenn die Kirche Anstoß nimmt am Leben einer heiligen Maria von Agreda, die doch in frühester Jugend klösterliche Bildung genossen, vieles gelesen, studiert, und ich nichts als die einfache, arme, schlichte Dorfschule besuchte, so ganz ungebildet, und habe immer so hart gearbeitet und viel Kummer und Sorgen durchkämpft bis jetzt, und niemals mich mit Büchern habe befassen können, und ich kenne keine andere Sprache, als die, die Dein Geist mir eingibt; aber es ist alles umsonst.
Mit Freuden gebe ich Dir meine Seele mit allen ihren Kräften, meinen Leib zu Deinem Dienst. Es ist immerhin doch ein Leiden, auch wenn ich recht glücklich bin dabei, weil meine Seele, wenn sie eingegangen ist in die Vereinigung mit Deinem Geist, dann von allen Zweifeln und Ängsten befreit ist; aber es ist doch ein Leiden für meinen armseligen Körper. Und doch will ich mich gern unterwerfen, wenn ich weiß, daß es zu Deiner Ehre gereicht, daß Du dann verherrlicht wirst. Sieh, sonst kann ich Dir nichts bieten, nichts als Sünden und Fehler. Wie armselig ist mein Gebet und all die guten Werke, die ich verrichte, wie wenig abgetötet bin ich außer der Zeit, wo ich mir besonderes Fasten auferlege, und was ist es so wenig, was ich da noch tue. O wie viele Heilige wirst Du haben in der Welt, die Dir frommer dienen. Sieh, mein Jesus, geh zu jenen und rede durch sie. Meine arme Sprache versteht niemand. Mein Jesus, Barmherzigkeit!“
Jesus: „Und doch, Meine Tochter, versteht man die Sprache. Es verstehen sie viele. Diejenigen, die sie verstehen wollen, verstehen sie gar wohl. Sieh, als Ich auf der Welt war und Ich Mich den Menschen mitteilte, da redete Ich eine Sprache, die noch keiner geredet hat, und doch gab es viele, die kopfschüttelnd davon gingen, besonders, wenn Ich den Menschen von Kreuz und Leiden redete, wenn Ich ihnen sagte, daß Ich unter großen Leiden sterben werde, da wollte man diese Sprache nicht verstehen. Prunken, prahlen, ein Reich aufrichten und auf hohen Stühlen sitzen, auf hohen Ehrenstellen, das war das Prinzip aller, auch der Besten, die Mir zuhörten, der besten Meiner Zuhörer, selbst Meiner Jünger und Meiner heiligen Apostel, die Ich Mir auserwählte. Prunken wollten sie, Ehrenstellen wollten sie genießen, und man wollte Mir nur glauben, wenn Ich von Trost sprach. Wenn Ich aber von Leiden sprechen wollte, da wollte man Mich beiseite ziehen und Mich abbringen von solchen Reden. Auf Tabor, da wollten Meine Besten, Meine Nächsten Hütten bauen, aber auf dem Ölberg, da schliefen sie alle ein und flohen davon, und dies sind die besten Kinder, Meine Nächsten, Meine Auserwählten, diejenigen, die wirklich zu hohen Ehrenstellen gelangen sollten und gelangt sind; denn sie alle sind ja Bischöfe, Päpste geworden.
Aber seht euch die übrigen Menschen an, besonders Gelehrte, die Pharisäer, die Schriftgelehrten, die Könige und Fürsten der Welt, ob ihr da einen findet, der Meine Worte für gut befunden hätte, der geglaubt hätte, was Ich redete. Diese Welt ist auch heute noch so; sie besteht heute noch und wird bestehen, bis sie in ihr Nichts zurückfällt. Dieselben Menschen werden auf dieser Welt leben bis zum Ende der Welt; denn um stromabwärts zu schwimmen, braucht man keine Gewalt, aber gegen den Strom schwimmen, da muß man sich anstrengen.
So ist es immer gewesen, wenn Ich Mein Volk zurückführen wollte in das richtige Gleis. Im Alten Bund waren die Propheten die Werkzeuge, die Ich dazu benutzte, das Volk Gottes zurückzuführen zu dem Glauben, daß es wirklich einen Gott gibt, dem allein Ehre, allein Herrschaft gebührt, der allein die Herrschaft führen soll. Um diesen Glauben zu erhalten, mußte Ich von Zeit zu Zeit Propheten senden; denn dieses Menschengeschlecht ist gar kurzsichtig, sein Verstand ist gleich erschöpft, und gar bald ist es am Ende mit seiner Wissenschaft. Dann macht es sich seine Bahn selbst zurecht und geht dahin, wo es nicht hingehen soll, seine eigenen Wege.
Im Neuen Bund ist es nicht anders als im Alten. Das goldene Kalb wird immer noch geformt und auch zurechtgeschnitzelt. Da scheut man nichts, da ist man auch freigebig im Opfer, da opfert man Gesundheit und Leben und alles, was man besitzt. Dieses goldene Kalb hat sich die Menschheit in jetziger Zeit wieder zurechtgeschnitzt. Sie ist abgewichen vom rechten Weg und liegt auf den Knien vor dem Kalb der Vergnügungssucht, fast überall in der Welt, auch unter den Christen. Bis hinein in das innerste Mark Meiner Kirche wird dem goldenen Kalb gedient. Bequem und leicht möchte es jeder haben. Da heißt es kämpfen, streiten, sich Gewalt antun und zusammenwirken. Und weil Ich dazu viele Kräfte brauche und solche Kräfte, die Ich schon dazu Mir erwählte, da stellen sich freilich viele Hindernisse entgegen.
Erstens sagt man, es wird ja genug getan. Das ist auch wahr; aber man muß auch bedenken, wie irdisch gesinnt der Mensch ist, wie sehr er abwärtszieht, und wie das Flämmchen der Gottesliebe von Tag zu Tag schwächer wird, je mehr die Vergnügungssucht überhandnimmt. Freuen will sich der Mensch, und um diese Freude zu veredeln, wieder hinüberzuleiten in die richtige Freude, kostet es große, große Anstrengung. Vor allem müssen diejenigen den richtigen Begriff der wahren Freude in sich aufnehmen, die gestellt sind, Mein Volk zu leiten, Mein Volk zurückzuführen. Die wahre Freude braucht nicht viele irdische Dinge, die begnügt sich mit gar wenig. Der Mensch, der eingegangen ist in Meine Geheimnisse, der hineingeblickt hat in die Wonnen Meines Herzens, ist zufrieden mit wenigem. Er sucht nur seine Freude darin, daß er Mir Freude machen kann, und sucht diese Freude, die er in sich selbst fühlt, anderen mitzuteilen, und wenn er das kann, dann ist er vollauf zufrieden, auch in der größten Not.
Seht, deswegen wollte Ich euch zusammenführen aus so verschiedenen Familien. Ich will euch zuführen verschiedene Menschen aus verschiedenen Klassen, um so wieder andere anzueifern und zu zeigen, wie wenig man braucht, um glücklich zu sein. Seht hin auf eure Freundin Lieschen. Wie hat sie sich allem beraubt, um Priester zu unterstützen, um anderen Freude zu machen, um Diener Gottes zu bilden, so daß sie jetzt so arm lebt, ärmer als der Ärmste in der ganzen Stadt Mainz, und kennt ihr vielleicht eine glücklichere Seele als sie? Die Familien, die Ich euch zuführe, die wirklich und wahrhaft glauben, die ganz den Geist in sich aufnehmen, sind sie nicht glücklich? Sie tragen die Kreuze, die Leiden, die Ich keinem Menschen abnehmen kann, mit wahrhaft christlicher Geduld, sind also glücklich.
Die Priester, die es glauben, die den Geist studieren, und die ihn recht studieren, gewiß, sie sind nicht unglücklich; wer seine Freude in Mir sucht, und seinen Willen Meinem göttlichen Willen unterwirft und sich anschließt an Meinen Geist, Der da weht, kann niemals unglücklich werden, mag da kommen, was will. Wenn man diejenigen verfolgt, die Mir treu dienen, auch von solcher Stelle, wo man Macht hat über andere, dann ist man nicht unglücklich, dann schmäht man nicht, weil andere schmähen.
Dieses lernt man aber nur hier, wo alles schon einer Prüfung unterworfen wurde. Überall, wo man Mir treu dient, soll man auch wissen, daß die Verachtung, die Zurücksetzung zu allervorderst in Meinem Dienst stehen muß. Überall, wo man dem Willen nicht entspricht, wo Widersprüche sich ergeben, da wird der Mensch mutlos, und wie notwendig wäre da eine Erneuerung, eine Glaubenserneuerung, daß man auch lernen wollte, die Verachtung und Zurücksetzung zu lieben.
Seht, ihr habt in St. Quintin die Andacht mit großem Eifer eingeführt. Man willfährt aber nicht euerem guten Willen. Seid zufrieden und schämt euch nicht, wenn ihr geschmäht und verlacht und verspottet werdet. Dort im Kloster soll gebaut werden. O wenn Meine Diener verständen, sich Meinem Willen zu fügen, wie leicht wäre die Bürde, die sie unter Ächzen und Stöhnen tragen. Dem wahren Christen kommt nichts von ungefähr; er fügt sich in alles, und um dieses zu lehren, will Ich Mir alle Mühe geben, die Menschheit zu lehren, wollte man doch nur Meine Stimme hören und in sich aufnehmen und verstehen. Ihr aber, Meine Kinder, fürchtet nichts, freut euch! Was kann euch glücklicher machen auf dieser Welt, als zu glauben, daß Ich unter euch wohne, daß Ich mit euch verkehre!
Nicht wahr, ein Kreuz, worunter andere ächzen und seufzen und stöhnen, kommt euch vor, als sei es kein Kreuz, weil ihr gelernt habt, euren Willen Meinem göttlichen Willen zu unterwerfen, denn das größte Leiden für euch ist, wenn Ich euren Willen breche. Wie gern folgt ihr Mir doch nach, wenn Ich euch aufs Krankenbett hinwerfe, oder euch etwas anderes in die Quere kommt. Und doch habt ihr auch schon gelernt, euch willig zu fügen. So aber könnte die ganze menschliche Gesellschaft in der größten Glückseligkeit leben.
Ja, das Paradies könnte auf der Erde sein, wenn die Menschen verständen, ihre Lebensaufgabe richtig aufzufassen. Wer sie auffassen will, seine Aufgabe, der soll in sich hineingehen. Im Herzen, im innersten Herzen, da findest du Mich, Mein Christ, dort wohne Ich in deinem eigenen Kämmerlein, dort suche Mich, räume hinaus, was nicht hineingehört, und du wirst Tag für Tag Trost finden. Ich werde mit dir reden, wie Ich hier mit dieser Meiner Dienerin rede, und deine Aufgabe wird sich glücklich abwickeln.“
Barbara: „O Herr, sieh, wie schwer diese Mutter das Kreuz mit ihrem Sohne drückt!“
Jesus: „Er ist das Kreuz dieser Familie, das Ich hineingestellt, an dem sie sich alle heiligen sollen. Die ganze Familie soll sich heiligen an diesem einen Kreuz, das Ich ihr auf die Schulter gelegt, Tag für Tag Mir ihre Anliegen vortragen. O wie sehe Ich so gern, wenn Vater und Mutter vereint vor Mir knien, wie bin Ich bereit, ihre Tränen zu trocknen! Harret aus, Meine Lieben, der Trost soll euch nicht fehlen. Die Tränen einer Mutter gehen nicht verloren.“
Do'stlaringiz bilan baham: |