265 Vierter Freitag im Oktober 1898 „Jedem Menschen habe Ich auch sein Kreuz auferlegt, und wer dieses Kreuz Mir nachträgt, der ist Mein Bruder, Meine Schwester!“
Lied: Selig sind, die arm im Geiste ...
Barbara: „O ihr lieben Heiligen Gottes alle, mit denen ich mich heute schon in aller Frühe vereinigte; o ihr lieben Armen Seelen alle, die ihr unsere Hilfe begehrt, schon seitdem die heiligen Messen begonnen haben in dieser Stadt, sehe ich euch gegenwärtig bei mir um Hilfe schreien, eure glühenden Arme ausstrecken, mir entgegen.
Ich grüße euch durch das allersüßeste Herz Jesu Christi. Ihr lieben Heiligen Gottes alle, vereinigt euch mit mir und uns, daß wir unseren leidenden Brüdern recht viele Hilfe leisten können in dieser heiligen Stunde und in den kommenden Tagen, wo die Kirche sich besonders der leidenden Glieder annimmt. Wir vereinigen unser Gebet mit der ganzen Kirche und mit euch, denn in Vereinigung mit euch wird unser Gebet wirksam, und in Vereinigung mit dem Gebet unseres Herrn Selbst, unseres hohen Mittlers, aber auch unseres liebsten Bruders. Wie Er Sich auf dem Altar zum Opfer darbringt, so wollen wir uns dem Herrn opfern zur Sühne für unsere Sünden und die aller Menschen, zur Sühne für die Makel und Mängel, die noch an den Armen Seelen anhaften.
O Herr, befreie sie aus dem Flammenmeer, das Du mir schon den ganzen Morgen zeigst. O mein Jesus, Barmherzigkeit! Warum zeigst Du mir eine andere Welt, eine Welt von ausgedehnter Breite und Länge, und wo ich nur hinschaue, wo mein Blick dem Deinigen folgt, sehe ich Arme entgegenstrecken aus diesem Flammenmeer. O mein Jesus, Barmherzigkeit! Dieses Feuer, das ich sehe, ist nicht wie das natürliche; es ist rot wie Blut, und die ganze Welt scheint zu brennen, die ich da sehe. In dieser Welt sehe ich aber nichts, keine Pflanzen, keine Bäume und Tiere, keine anderen Menschen als nur die Seelen, die eingegangen sind, die der Gerechtigkeit Gottes verfallen sind. Ich sehe Seelen, die ganz in der Nähe sind, und Seelen, die weit am äußersten Ende der Welt sind, wie am Ende der Welt. Und je weiter, je ferner, desto wütender ist das Feuer, das ich sehe. O mein Gott! Und in diesen Flammen, die hoch, haushoch über ihrem Haupte zusammenschlagen, sitzen die armen, leidenden Brüder und Schwestern, die mit uns verwandt sind, denn wir alle sind Glieder eines Leibes, des hochheiligen Leibes Jesu Christi, wir alle bilden den mystischen Leib der Kirche, und es sind die Glieder der Kirche, die die leidende Kirche bilden. So wie mein Geistesauge die ganze Welt durchschaut, wenn Du, o Herr, meinen Blick mit dem Deinen vereinigst, so wie Du mir die Guten und Bösen zeigst, wie sie von Dir abgewichen sind, und die Guten Dir zuströmen und sich immer mehr um Dich herumscharen, so zeigst Du mir den mystischen Leib Deiner Kirche im Reinigungsort, die leidende Kirche. Ich danke Dir, o Herr, für diese große Gnade! Gelobt sei Jesus Christus!“
Jesus: „Meine Tochter! Ihr habt in diesem Monat Mir große Freude gemacht, dafür will Ich euch, wie es Meine Gewohnheit ist, auch hienieden schon belohnen, denn der Lohn Meiner treuen Kinder fängt schon auf Erden an, und der Übergang von diesem Leben in das jenseitige ist nur eine Fortsetzung der Freude, der Glorie und der Belohnung, die Ich jeder treuen Seele zugedacht habe. Denn jede treue Seele, die Mir treu dient, trägt in ihrem Herzen, wenn sie auch äußerlich von Leiden zerschmettert und zermalmt ist, doch eine Freude, die ihr niemand rauben kann, die ihr immer und immer wieder das Glück verheißt, das ihrer wartet, wenn sie nach überstandener Trübsal eingegangen ist in den Ort der ewigen Glückseligkeit. Und weil ihr in diesem Monat so eifrig Mir gedient, denn die beste Arbeit ist die Arbeit in Meinem Dienst, die zwar im Gebet sich entfaltet, die aber auch jene Seele verrichten kann, die nicht in die Lage gesetzt ist, wo ihr Herz sich mit Mir beschäftigen kann im Gebet allein, die arbeiten muß. Jener Arbeiter, der sein Tagewerk verrichtet aus Liebe zu Mir, ist damit auch eingeschlossen. Weil aber weitaus die meisten Menschen, auch wenn sie guten Willens sind, sich so in das alltägliche Leben vertiefen, sich in das Irdische hinein vergraben, daß sie, wenn sie auch sonst gute Christen sind, den ganzen Tag hindurch wenig an Mich denken, darum sind Mir solche Seelen sehr wohlgefallen, die viel beten, Seelen, die Mir Ersatz leisten, die die Mängel und Fehler derer, die nicht an Mich denken, ersetzen und Sühne leisten. Mit anderen Worten: Weil ihr Mir gefolgt seid und den Spott und Hohn eurer Mitmenschen nicht gescheut, darum habe Ich euch versprochen, am Schluß dieses Monats euch eine große Freude zu bereiten.
Ihr sollt wissen, daß niemand mehr Verdienste sich erworben hat in diesem Monat als derjenige, der auch noch zu seiner Last und Mühe, womit er seinen Körper hingab und hinopferte, den Spott und die Witzeleien seiner Mitmenschen hervorgerufen und dieses zusammen Mir aufgeopfert, darum auch mehr verdient hat als alle übrigen. Merkt euch nur: Wer Mir nachfolgen will, der nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge Mir. Jedem Menschen habe Ich seinen Beruf angewiesen, jedem Menschen habe Ich auch sein Kreuz auferlegt, und wer dieses Kreuz Mir nachträgt, der ist Mein Bruder, Meine Schwester, denn auch Ich habe dasselbe Kreuz getragen, das ihr jetzt tragt.
Ich bin vom Himmel herabgestiegen, um die Menschheit zu erlösen, um der Bruder aller zu werden, um für sie Sühne und Opfer zu sein. Und was gaben diese Menschen Mir dafür? Welchen Lohn gaben sie Mir? Hohnlachend und spottend gingen sie an Mir vorüber. Die Wunder, die Ich gewirkt durch Meine Allmacht, konnten alle die Bosheit der Menschen nicht aufwiegen. Leiden und sterben mußte Ich am Kreuz, um diese Bosheit zu erschüttern, denn der Mensch ist so sinnlich geworden, daß ihn nichts rühren kann, nichts mehr. Stumpf ist er geworden, der arme Mensch, durch die Sünde Adams. Vor dem Sündenfall war das Herz des Menschen ein Gott ähnliches. Er liebte ohne Fleisch seinen Gott. Nach dem Sündenfall aber ist das Herz des Menschen ganz und gar erniedrigt. Es ist nicht mehr seinem Gott ähnlich wegen der Sünde. Es liebt nicht mehr ohne Falsch. Alles, was ihm in den Weg kommt, hat es zu bekritteln und zu besudeln mit seinem Eigendünkel, weil die Unschuld im Menschenherzen fehlt. Daher kommt es auch, daß alles, was Ich in einer Seele wirke, begeifert wird durch den Eigendünkel der Menschen. Niemand will mehr glauben. Obwohl man sagt, man glaubt, was die heilige Kirche lehrt, glaubt man doch nur so viel, als es einem beliebt.
Denn sie lehrt, daß der Geist Gottes wirkt, wo Er will und wie Er will. Daß Er die Macht hat über jedes Menschenherz, daß Er dem Menschen einen freien Willen gab und daß dieser Mensch seinen freien Willen Mir unterwirft, dann besitze Ich ihn, besitze Ich diesen Menschen. Und wenn er aus Schwachheit und Armseligkeit auch noch in kleine Unvollkommenheiten fällt, ist er doch noch Mein und Ich besitze ihn dennoch. Dieses aber will Mir die Welt abstreiten.
Darum glauben sie nicht mehr und häkeln und zweifeln, auch die besten Meiner Kinder, und Ich sage euch, daß alle diejenigen, auch wenn sie an der Spitze Meiner Kirche stehen, auch wenn sie diejenigen sind, denen Ich die Gewalt über die Herzen der Menschen anvertraut habe, sich versündigen an Meinem mystischen Leib, denn niemand hat das Recht, ein Glied Meines Leibes zu besudeln, anzuschwärzen und zu verdächtigen, das Mir treu dient. Nur dann tritt ihr Recht in Kraft, wenn sie sehen, daß die Seele abgewichen ist vom rechten Weg und den Weg der Sünde geht, wenn sie fällt, dann erst haben sie das Recht, die Seele zu verdächtigen, weil Ich die Schlüssel des Himmelreiches in ihre Hände gelegt, weil Ich die Binde- und Lösegewalt in ihre Hände gelegt habe.
Daher sollen Meine Diener wissen, daß sie zu fremden Sünden vieles beitragen, indem sie die Worte, die gegen Meine Kinder gesprochen werden, nachsprechen und bei anderen ausposaunen, um dadurch ein Recht sich anzueignen und zu verschaffen schon im voraus, damit, wenn etwa ihre Feinde ein Achselzucken oder Lächeln ihnen gegenüber zur Schau tragen, sie sich um dieses Achselzuckens, dieses Lächelns willen rechtfertigen können, daß sie längst schon diese Dinge ja über Bord geworfen haben, indem sie ja nicht glaubten.
O Armseligkeit der Menschen! Kein Wunder, daß die Zeit böse geworden ist. Geht zurück, ihr Meine Diener, und lernt; lernt an euren Vorfahren. Geht hinein in die Zeit, wo ein Simon Stylites auf der Säule stand, wo das Volk ihm nachströmte und ihn für einen Heiligen verehrte, ob da einer Meiner Diener sich getraute, diesen Mann mit Spott und Hohn zu besudeln. Geht hin und lernt von den Priestern jener Zeit, wo ein heiliger Nikolaus von der Flüe lebte, der seine Familie verließ, sein Weib und seine Kinder und das Amt, das er bekleidete, und sich zurückzog in einen einsamen Wald, nicht aber, um sich den Blicken der Menschen zu entziehen; nein, nein, er ging hinein mitten in sein Gebiet, um ja recht viele Menschen an sich zu ziehen, um ihnen zu zeigen, daß er Gott zuliebe das getan, um dadurch anderen ein gutes Beispiel zu geben und sie herauszuziehen aus dem Kot und Gewühl der Welt. Wie ganz anders verhaltet ihr euch, als die Priester jener Zeit! Sie hatten nichts mit Hysterie und mit Krankheiten zu tun, sie wußten nur, daß der Geist Gottes weht, wo Er will und wie Er will, und daß kein Mensch das Recht hat, diesem Geist zu gebieten.
Ihr aber, Meine Kinder, geht ruhig weiter, laßt den spotten, der spotten will und freut euch über den Spott anderer, denn ihr seid die wahren Jünger Meines Herzens. Ihr seid diejenigen, die in Meinen Fußstapfen wandeln. Denn, als Ich noch auf Meinem letzten Gang war, als Ich schon unter die Hand der Henker gefallen war, mußte Ich noch als Narr verspottet werden. Und als man Mich durch die Straßen zog, dieses war aber nur der Schlußstein von all dem Spott, den Ich erntete in den dreiunddreißig Jahren Meines irdischen Lebens, wenigstens in den letzten Jahren Meines Lebens. Oder war es nicht ein Spott, als man Mir sagte: ‚Wer ist dieser, daß Er uns belehren will?‘ Als man Mir zurief: ‚Ist nicht das der Zimmermanns Sohn, heißt nicht Seine Mutter Maria, die wir kennen?‘ Und spottend und lachend gingen sie weg.
Ich habe dir gezeigt die leidende Kirche. Ich will dir aber auch zeigen, wie vieles das Gebet Meiner Kinder vermag, wie vieles es dieser leidenden Kirche nützen kann, denn nicht die triumphierende Kirche ist es, die da noch verdienen kann, sondern nur die streitenden Glieder Meiner Kirche, und diese seid ihr, die Christen, die noch in jetziger Zeit leben.
Diejenigen, die du siehst, wo die Flammen noch haushoch über ihrem Haupt zusammenschlagen, sind jene, die entsetzlich vieles noch zu leiden und noch ein langes, langes Fegefeuer zu erdulden haben, die da wenig glaubten und wenig nach Meinen Geboten lebten, die sich aber noch auf dem Todesbett bekehrten. Jene aber, die du siehst, wie sie abgesondert von dieser Menge wieder andere Art von Peinen zu erdulden haben, siehst du immer im Lichte wandeln; denn hier ist Licht, dort aber ist es dunkler; hier hinein strahlt Mein Licht, weil Tag für Tag durch das Opfer der heiligen Messe, durch das unblutige Kreuzesopfer diese Vorhölle erleuchtet und erhellt wird.
Tag für Tag wird erneuert, was Ich tat, als Meine Seele Sich vom Leibe trennte; denn da fuhr Ich hinab in die Vorhölle, um die Gerechten zu trösten und mit Mir zu nehmen in die himmlischen Freuden. Seht, dieses erneuert sich Tag für Tag im Opfer der heiligen Messe. Wenn der Priester der Abgestorbenen gedenkt, da steigt ein neuer Lichtstrahl hinein in diese unterirdischen Räume und spendet Trost und Linderung den Seelen, die hier gequält werden. Deswegen siehst du hier Licht, und es ist nicht sehr verschieden von der streitenden Kirche auf Erden. Denn alle, die hier leben, siehst du immer im Lichte wandeln, das ist die heiligmachende, göttliche Gnade, in der sie leben. Das Licht bedeutet, daß durch die Gnadenströme, die durch das heilige Meßopfer Tag für Tag hineinströmen in diese unterirdischen Räume, in diese Marter, wo die Seelen gereinigt und geläutert werden, dieser Strahl Trost und Linderung bringt Tag für Tag, allen einzelnen Gliedern darin.
Diejenigen aber, die du dort siehst in jener schrecklichen Finsternis, wo kein Lichtstrahl hineindringt, wo die Seelen leiden und büßen müssen, wo die Seelen leiden müssen, bis es Meiner Gerechtigkeit gefällt, sie zu erlösen, sind jene Ungläubigen, Ketzer, mit einem Wort: Alle, die außerhalb Meiner Kirche leben. Zwar kann Ich diejenigen, die nach den Geboten Gottes leben, und die das Verlangen in sich tragen, in der Wahrheit zu wandeln, nicht auf ewig verdammen, denn sie sind ja in der Unwissenheit. Niemand, der nicht durch eigene Schuld, durch eigene Bosheit verlorengehen will, kann und will ich verstoßen; denn Meine Barmherzigkeit geht über Meine Gerechtigkeit. Aber weil niemals durch das Opfer der heiligen Messe Sühne geleistet wird für sie, weil sie keinen Bruder haben in ihrer Mitte, der ein Opfer darbringen kann wie ihr Christen der katholischen Kirche, ihr habt in eurer Mitte viele Brüder stehen, die Tag für Tag euer Mittleramt vertreten, die da die Gewalt haben, Mich, den Eingeborenen Sohn des Ewigen Vaters in ihren Händen zu besitzen, und durch dieses unendliche Opfer, das sie darbringen, ihren Mitbrüdern und Mitschwestern als ihre Mittler dastehen, und darum ist es keinem Christen möglich zu verzagen.
Jeder Christ, der da lebt unter der Sonne, soll sich freuen, denn er hat immer, solange die Welt steht, Teil an dem Mittleramt, denn alle, denen Ich dieses Mittleramt anvertraute, sind ja seine Brüder, und welche Gnadenströme fließen aus diesem Mittleramt, welche Gnadenströme. Sie sind ja die Kanäle, durch die Ich alle Gnaden hineinleite in dieses Menschenherz, mag es stehen in der streitenden oder in der leidenden Kirche. Dieses Mittleramt verwaltet ja die Sache der göttlichen Gerechtigkeit und kann versöhnen nach Belieben.
Dieses ist aber ganz anders unter den Ungläubigen, die außerhalb der katholischen Kirche leben. Sie haben nicht das Mittleramt, denn nur ein Mittleramt habe Ich, und das ist Meinem Nachfolger, dem heiligen Petrus und seinen Brüdern, übertragen. Diesen nun, die dort in der Finsternis schmachten, wo kein Lichtstrahl hineindringt, kann keine Fürbitte zugewendet werden, weil sie Meine Mutter hassen und verachten, weil Meine Mutter, die die Schatzmeisterin aller Gnaden ist, auch die Schatzmeisterin des heiligen Meßopfers ist; denn durch Sie wird das kostbare Blut ausgesprengt über die einzelnen Glieder der Leidenden. Darum freuet euch, Meine Kinder, ihr gehört zu der glücklichen Zahl, denen auch in größten Leiden immer Licht und Trost zuströmt, mögt ihr noch auf Erden wandeln, oder mögt ihr einstens eingegangen sein in jene andere Welt, die Ich dir hier zeigte. Diejenigen nun, die hier so ganz nahe bei dir sind, sind alle die Seelen, die ihr durch euer Gebet im Monat Oktober befreit aus den Flammen des Fegefeuers. Jede Seele, die darum weiß, daß Ich mit euch verkehre, und die nach ihrem guten Willen sich alle Mühe gab und noch gibt, denn in vielen katholischen Gegenden wird der Monat November als Rosenkranzmonat benutzt; weil die armen Bauersleute keine Zeit jetzt haben, haben ihre Priester den Gebetsmonat verlegt, diese alle sind gemeint. Wer mit gutem Willen sich diesem Gebet anschließt, weil es das Lieblingsgebet Meiner Kirche ist und weil es von dem Statthalter in Rom so gar sehr seinen Kindern empfohlen ist, darum auch das wirksamste, dessen Gewalt sich die Güte Gottes nicht entziehen kann, sollen alle viele, viele Gnaden erlangen, die sich daran anschließen und beteiligen, sie alle sollen das Glück haben, daß sie viele ihrer Gemeinde aus dem Fegefeuer befreien und kein Sünder, der sich an diesem Gebet beteiligt, soll je verlorengehen.
Das Versprechen, das Ich euch gab im Anfang dieses Monats, soll genehmigt sein für alle Zeiten, für alle Zeiten, solange ihr noch auf Erden wandelt; jedem Rosenkranz, dem ihr euch anschließt, weil es das Gebet der Kirche ist. Sooft ihr dem Rosenkranzgebet beiwohnt, auch wenn es während des Jahres ist, wo ein Priester vorbetet, sollt ihr das Privileg haben, daß ein Sünder sich durch dieses Gebet bekehrt an jenem Tag; denn es sterben alle Tage neunzigtausend und darüber Menschen, und da habt ihr ein großes Arbeitsfeld. Alle aber, die spötteln und witzeln und die es nicht glauben wollen, werden sich dieser großen Gnade entziehen.
Denn am Ende dieses Lebens werden sie doch einsehen, daß sie selbst die Betrogenen sind, weil sie sich die Gnadenschätze nicht erworben, die sie sich hätten erwerben können, wenn sie geglaubt hätten, was Ich durch ein armseliges Werkzeug, das Ich Mir erwählte, ihnen sagen ließ. Du aber und ihr alle müßt in der Niedrigkeit euch erfreuen. Es muß euch das größte Glück sein, daß ihr Verachtung und Verspottung erleiden könnt, denn niemals hätte ein Spott euch so getroffen wie jetzt, und wenn jemand sich einen Spott auch erlaubt über eine alte Jungfer, denn das ist es ja, das ihre Krone sein muß: Die Verachtung! Und darum fehlt es keiner Jungfrau an Verachtung, so gering sie auch sein mag, aber weil ihr aus Liebe zu Mir, um Mir nachzufolgen, um Meinen Willen zu tun, vielen Spott und Hohn erlitten, darum habt ihr den Anspruch zu erheben wie alle Meine treuen Diener und Dienerinnen, die jetzt glänzen am Himmel der Kirche; denn sie alle, wenn manchmal auch nicht viel, mußten Spott erleiden. Deswegen soll dieses der Ersatz sein für die großen Opfer, die jene gebracht, weil jene nicht so verspottet und verachtet und gehaßt worden sind wie ihr. Genügt euch dieses Versprechen, Meine Kinder?“
Barbara: „O ja, o guter Jesus, wir halten uns überreich entschädigt für allen Spott und Hohn und sind bereit, ihn unser ganzes Leben lang zu erdulden, wenn es auch Millionen Jahre währte. Aus Liebe zu Dir einen Eisenbahnwagen voll Spott und Hohn ist uns nicht zu viel zu erleiden. Mein Jesus! Ich danke Dir, daß Du mich diesen Weg geführt und die Kraft gegeben, der ersten Gnade entgegenzukommen, meinen Willen zu beugen, als Du anfingst, mit mir zu reden.
Und ihr alle, meine lieben Schwestern, die mir der Herr zugeführt, und ihr, die ihr noch draußen steht, danket mit mir dem Herrn, denn alle, die glauben, daß Du mit mir verkehrst, sind meine Schwestern, alle, die glauben, daß Du ein guter Gott bist, wenn sie auch nicht das Glück haben, hier beizuwohnen, darum kommt ihnen mancher Zweifel und Angst, sie seien betrogen, auch sie sollen teilhaben an dem Glück, das Du uns versprochen; denn niemand hat mehr Ängste als ich selbst, weil ich durchaus nicht betrogen sein will und den Vorgesetzten immer mehr glaube als den Worten, die ich in mir vernehme. Ich weiß, daß Du gut bist und mir verzeihst, und darum auch den anderen verzeihst.“
Dann kam eine ganze Schar von Heiligen: An der Spitze die heilige Hildegard; ebenso die verstorbene Jungfrau N. und eine Jugendfreundin von Barbara, welche Barbara freudig begrüßte.
„Auch du bist da, liebe heilige Hildegard? Wie lange bist du schon ein Kind der ewigen Seligkeit, und ich kämpfe noch! O was habe ich schon gelitten, seitdem du von mir Abschied genommen.
Hildegard: „Ich weiß es noch! Ich weiß noch das Glück, das wir genossen dort am Altar in der Kirche von S. Ich weiß noch, wie du als geweint hast aus lauter Liebe. Ich weiß noch, gelt du weißt es auch noch, wie wir zusammen geweint in der Kirche von H.“
Barbara: „O vieles ist anders geworden. Dort war noch alles recht, dort hatten wir einen Seelenführer, der ganz mit uns einverstanden war, der Jesus liebte und uns nicht entgegentrat, der uns in der Liebe Gottes beförderte; aber was habe ich schon alles durchgemacht, unter wie viele Hände bin ich schon gekommen, unter wie vieler Leitung schon gestanden.“
Hildegard: „Weißt du auch, meine Schwester, daß dein Lohn ein größerer wird als der meinige?“
Barbara: „Das glaube ich nicht.“
Hildegard: „Warum denn nicht?“
Barbara: „Weil ich eine Sünderin bin. Du warst eine reine Seele, du warst noch in voller Unschuld, in der Taufunschuld.“
Hildegard: „Wer aber hat mich auf dem Weg der Unschuld geleitet und geführt? Du hast es getan, du hast mich diesem Seelenführer zugeführt, und er hat mich mit Jesus vereinigt. Jetzt, da ich im Himmel bin, jetzt schaue ich erst, was du getan und welchen Lohn du verdient durch den großen Kampf, den du durchzumachen hast. Die Fehler, die du begehst, mußt du tausendfach büßen, aber wisse, je länger eine Seele lebt und je treuer sie dem Herrn dient, auch wenn sie mitunter Fehler begeht, desto größer ist ihr Lohn. Darum freut euch, ihr, die ihr ein Alter erreichen könnt weit über das meinige; eure Krone wird eine weit schönere als die meinige sein.“
Barbara: „O welche Glückseligkeit! Ihr alle, ihr lieben Seelen, dürft eingehen! O laß doch auch N. und meine verstorbenen Jugendfreunde mit einziehen.“
Jesus: „Ich habe nicht ausgesprochen. Ich habe ja doch gesagt, daß alle, die sich dem Rosenkranzgebet anschließen, jedesmal einen Sünder erlangen, der nicht verlorengeht, und jedesmal eine Seele befreien können aus dem Fegefeuer. Diese Seelen sind dann ihre nächsten Anverwandten oder ein Mitglied aus der Gemeinde oder dem Stand, in der die gläubige Seele sich befindet, die noch lebt. Wenn diese aber es nicht würdig sind, und andere, die weit entfernt von ihr wohnen, die sich aber durch ihr Leben mehr Verdienste gesammelt und Ich deswegen sie aus dem Fegefeuer befreien muß, weil es Meine Gerechtigkeit verlangt, kommt ihr Gebet manchmal einer Seele zugute, die einem ganz anderen Weltteil angehört, die weit entfernt von ihr lebte, denn alle Menschen sind Brüder und Schwestern. Fahret deswegen fort und werdet nicht müde im Eifer.“
Barbara: „O Herr! Man ist aber manchmal so schlaff und abgespannt, daß man nicht imstande ist, ein gutes Gebet fertigzubringen. Ich bin manchmal so zerstreut und abgespannt, daß ich, ehe ich es versehe, einschlafe, wenn auch nicht lang, aber es fallen mir die Augen zu, ohne es zu wissen. Gilt denn dieses Gebet auch und erlange ich damit die versprochene Gnade?“
Jesus: „Wenn nicht der freie Wille des Menschen dabei ist, wenn du, auch wenn es am Schluß der Andacht ist, zu dir kommst und dir selber sagst: ‚Ja, mein Gott, wie armselig, o nimm meinen guten Willen hin und ersetze Du, was ich nicht fertiggebracht, durch Dein eifriges Gebet, das Du während Deines sterblichen Lebens in stiller Einsamkeit zu Deinem Vater emporgeschickt hast‘. Wenn du es so vereinigt Mir darbringst, dann will Ich alle Mangelhaftigkeit deines Gebetes ersetzen, dann soll alle die Zeit, die Ich im Gebet zugebracht während Meines Lebens, dir gelten, dein Gebet ist Mein Gebet und es tritt in Kraft, was Ich versprochen. Nicht wahr, ein großer Trost für euch alle, die ihr so armselig seid?“
Barbara: „O ja, Herr, wir danken Dir für diesen großen Trost.“
Jesus: „Dies gilt ganz besonders N., der jetzt so aufgerieben ist, daß Ich Mitleid mit ihm habe. Ich fühle Mitleid mit ihm, er selbst ist nicht die Ursache davon. Ich habe das größte Mitleid mit ihm, weil er glaubt, er gebe sich selbst nach, seine Nachlässigkeit sei Ursache, seine vielen Armseligkeiten, die ihm jetzt hindernd in den Weg treten in seinem Beruf. Nein, nein, es ist die Abspannung deines Körpers, der Eifer für Mein Haus hat dich verzehrt, und Ich nehme vorlieb mit deinen Schwächen, sie sind kostbare Edelsteine in deiner Krone, denn sie sind dir mißliebig, du möchtest im ersten Feuereifer deiner Jugend stehen, um Seelen Mir zuzuführen.
Du weißt aber, daß das Alter kommt, und mit dem Alter kommen viele, viele Schwächen und damit deine verdiente Krone, die sich mehr und mehr verschönert; denn jedes Leiden, das du trägst aus Liebe zu Mir und das du dir im Eifer für Mein Haus zugezogen, soll ein Edelstein sein in deiner Krone. Dasselbe soll den Priestern gelten, die Ich an Mich gezogen, die Mir treu dienen, die glauben, daß Ich mit dir verkehre, allen die glauben, daß Ich die Macht und Gewalt habe, daß Ich herrsche in Meiner Kirche, daß Ich rede, wo Ich will, daß Ich Meinen Geist ausgieße über Meine Völker durch den Geist eines Menschen.“
Barbara: Hochpreiset meine Seele den Herren ... Alle Heiligen im ganzen himmlischen Hof vereinigen sich mit uns. O wie glücklich macht das. Nichts ist in der Welt, das dieses Glück einem trüben kann. Es ist der Anfang von jener überirdischen Glückseligkeit, zu der wir dereinst gelangen, ganz sicher gelangen.
„O mein Jesus, wie gut bist Du! O Du Bräutigam meiner Seele! O nimm hin meine Seele mit all ihren Kräften, mein Herz mit seinen Neigungen, meinen Leib mit seinen fünf Sinnen. Mein Jesus, warum warst Du denn am vorigen Freitag so kalt gegen mich?“
Jesus: „Du mußtest es fühlen, was Meine Kirche beschloß, denn Ich wußte, obwohl du noch nichts wußtest, weil Ich dein Gott bin, und weil Ich die Herzen durchschaue, was Mein Diener dir sagen werde. Ich wußte, daß er Mich in Bande legen werde, und darum ließ Ich Mich schon im voraus in Bande schlagen, denn Ich habe Meine Gewalt dem Priester übergeben.
Und wenn Ich auch gar lange, so lange eine Seele durch Meine Erleuchtung geleitet und geführt habe, muß Ich dann doch wieder zurücktreten, wenn Mein Diener sagt: ‚Ich tue es nicht‘, wenn Mein Diener sagt: ‚Ich erlaube es dir nicht‘, weil Ich auch nicht die Sünden anderer will. Ich will nicht die Sünde, Ich will nicht die Bosheit der Sünde.
Darum trete Ich zurück, überall zurück, wo Meine Kirche gebietet. Ihr aber müßt wissen, daß dieses die Geißel ist, mit der Ich euch züchtige, mit der Ich alle die Fehler, die ihr begeht, strafe Tag für Tag. Andere Menschen sind die Geißeln, Ich aber habe die Geißeln in Meiner Hand und schwinge sie über euch. Darum dürft ihr nicht zürnen, daß sie euch geißeln; sie sind nur die Werkzeuge, Ich aber bin Derjenige, Der euch geißelt.“
Do'stlaringiz bilan baham: |