284 Am 14. April 1899 „So weit wie der Himmel von der Erde, so hoch steht der jungfräuliche Stand über dem Ehestand, denn die Jungfrau steht über den Engeln.“
Barbara war wegen der Erstkommunion ihrer Nichte nach Aschaffenburg gereist und besuchte dann ihre Verwandten, welche sie dringend um ihren Besuch baten, weil die Großmutter ihrer Schwägerin im Sterben lag. Da sie nun Freitag noch anwesend war, und am Morgen bei der heiligen Messe sich das Leiden schon meldete, daß sie kaum die Kirche verlassen konnte, so sahen es ihr die Bekannten beim Herausgehen an, und einige folgten daher, und bis das Leiden anfing, war das ganze Zimmer voll. Der Herr sprach über zwei Stunden zu ihr, redete zuerst die Männer, dann die Frauen, dann Jünglinge und Jungfrauen an, und verwies alle auf ihre Standespflichten. Hier folgt nur einiges aus dem Gedächtnis von Barbara:
Jesus: „Die Ärzte und alle Menschen sind starr wegen der vielen Krankheiten, wogegen sie keine Mittel wissen. Ihr alle versteht dies nicht; das ist nur der Vorbote. Gerade so wie diese Krankheiten sich von Ort zu Ort verpflanzen und alle mit hineinziehen, so verhält es sich mit der Pest des Unglaubens, die sich fort und fort wälzt und auch die guten Landleute mit hineinzieht. Deshalb will Ich dem Unglauben einen Damm setzen. An den Männern habe Ich am meisten die Menschenfurcht zu tadeln. Ihr sollt euch nicht fürchten, ihr sollt ein gutes Beispiel geben.
Den Vater habe Ich gestellt als Haupt der Familie. Er soll das Glück in seiner Familie suchen. Nicht umsonst habe Ich dem Heiligen Vater in Rom, mit dem Ich gerade so verkehre wie mit dieser Dienerin, den Rat gegeben, er soll die ganze Welt Meiner Heiligen Familie unterstellen. Inmitten stehst Du Vater und hast als Vorbild Meinen Nährvater, damit du tust, wie der heilige Josef getan hat. Am Abend sollst du im Kreis deiner Gattin und Kinder dein Vergnügen suchen, mit ihnen heilige Lieder singen; eine erlaubte Freude sei dir auch vergönnt. Gehe oft zum Tisch des Herrn. Ohne Opfer geht das freilich nicht ab; denn du mußt wissen, daß der Lohn so groß ist, daß es auch der Mühe wert ist. Vor allem will Ich wissen, daß du sonntags der heiligen Messe beiwohnst und dem Vergnügen ausweichst. Ich will nicht sagen, daß du dir nicht auch eine erlaubte Freude machen darfst.
Geht hin und traget Meine Worte weiter. Dort in der Stadt halte Ich Meinen Arm, damit Meine Diener es nicht erkennen, weil es so Meine besondere Absicht ist. Ich habe Meine Dienerin herausgeführt aus eurer Mitte und in eine fremde Stadt geführt, weil Ich etwas Besonderes mit ihr vorhatte. Aber von Zeit zu Zeit führe Ich sie wieder hierher, weil hier noch viele gute Keime stecken, nicht aber, um sie euch vorzustellen als ein in der Vollkommenheit bewährtes Geschöpf und somit euch abzuschrecken. Nein, um euch zu zeigen, wie wenig Ich verlange, um euch die Mutlosigkeit zu nehmen. Jeder Mensch hat Unvollkommenheiten und behält sie bis zum Tod. Ganz rein ist nur das Leben der Engel. Wenn der Mensch sich aber am Abend hinkniet und sagt: ‚Mein Jesus, ich bin gefallen, o verzeihe mir‘, so will Ich ihm alles ersetzen. Ihr Männer sollt aber auch Meine Worte hören.
Und du, liebe Mutter, Ich habe dich auserwählt, den Himmel zu bevölkern. Die Kinder, die Ich dir geschenkt, sind Kleinodien. Du bist nur die Verwalterin und hast die Aufgabe, die Plätze im Himmel auszufüllen. Ist es nicht der Mühe wert, fünfzig bis achtzig Jahre das Kreuz zu tragen? Du aber, christliche Jungfrau, christlicher Jüngling, obwohl der Ehestand erhaben und von Mir eingesetzt ist, den Himmel zu bevölkern, so will Ich dir sagen, wie himmelweit der Unterschied ist zwischen dem Ehestand und dem jungfräulichen Stand. So weit wie der Himmel von der Erde, so hoch steht der jungfräuliche Stand über dem Ehestand; denn die Jungfrau steht über den Engeln. Die Engel können nicht sündigen, weil sie keinen Leib haben; die Jungfrau könnte sündigen, aber sie tut es nicht. Dieser Stand ist so hoch, daß er auf der Erde nicht existieren konnte, ehe Mein Blut nicht geflossen auf Golgotha. Erst mußte die verfluchte Erde gereinigt werden. So groß ist die Erhabenheit des jungfräulichen Standes.
Mein heiliger Nährvater kümmerte sich um nichts als um seine Familie. Als ihm der Engel im Traum erschien, nur im Traum, und ihm sagte, daß er fliehen sollte, fragte er nicht lange; denn er hätte auch sagen können: ‚Du hast mir den Sohn Gottes anvertraut und könntest Ihn auch in diesem Lande ernähren.‘ Aber daran dachte er nicht. Er ging hin und weckte seine jungfräuliche Braut. Er scheute nicht die Dunkelheit der Nacht und die Hindernisse, die ihm in den Weg kamen.
Und ihr, Meine Armen, bedenket nur, wie arm Meine Eltern waren. So arm, wie sie waren, bist du nicht. Jede Mutter hat ein Bett, worin sie ihr Kind gebären kann und eine Wiege, worin sie ihr Kind hineinlegen kann, und eine Windel, worin sie ihr Kind wickeln kann. Aber all dessen war Meine liebe Mutter beraubt. Man soll zufrieden sein mit seinem Kreuz, und wenn es noch so lange dauert. Die Prüfungszeit hier auf Erden ist doch nur kurz, und wenn Ich euch dann empfange an der Goldenen Pforte, dann blickt der Mensch noch einmal zurück und sieht, wie wenig er getan, und wie eine kurze Zeit er gebüßt im Hinblick auf die Seligkeit, die er dafür haben soll. Wie dankt er dann dem lieben Gott? Und du Mutter, wenn Ich dir das Kind in die Arme lege, nehme es an als ein Geschenk von Mir. Du sollst die Verwalterin sein. Bilde es so, damit, wenn du vor den Richterstuhl kommst, sagen kannst: ‚Siehe Herr, das Kind, das Du mir anvertraut hast, habe ich Dir wohl erhalten.‘
Wie die Krankheiten, so zieht sich auch der Pesthauch der Sünde und des Unglaubens von der Stadt auf das Land. Luzifer macht Mir Vorwürfe, daß Ich mit diesen armseligen Wesen, die ihr ganzes Leben sündigen, mehr Nachsicht habe als mit ihm. Diese Menschen haben einen Leib und können sündigen. Die Engel jedoch sind Geister und haben keinen Leib, und Ich habe bei ihrer Erschaffung ihnen die Erkenntnis Gottes mitgeteilt. Luzifer wollte über Mir sein. Im selben Augenblick stürzte Ich ihn hinab, und im gleichen Augenblick war die Hölle geschaffen. Ihr müßt aber nicht denken, daß dies ein großer Streit war, nein, es war nur ein Gedankenstreit.
Es sind auch Wölfe in euren Gemeinden, die in Schafskleidern einhergehen und das Gift des Unglaubens unter euch ausstreuen, ohne daß ihr es merkt. Der jungfräuliche Stand ist so hoch erhaben über den Ehestand, als der Himmel über der Erde erhaben ist. Den jungfräulichen Stand hat Meine Mutter unter dem Kreuz geboren. Da Ich jetzt eingegangen bin in die Herrlichkeit und nicht mehr unter euch Menschen sein kann, darum habe Ich Mir Seelen auserwählt, die das Wort Gottes an euch richten. Derselbe Geist, Der hier in dieser Dienerin spricht, derselbe Geist spricht auch im Heiligen Vater. Ihr alle müßt den Kreuzweg gehen wie Ich; denn wenn es einen anderen Weg gäbe, der zum Himmel führt, so wäre Ich ihn gewandelt und Meine heilige Mutter. Der Ehestand ist eingesetzt, damit die Menschheit nicht aussterbe, und daß die Plätze der Engel wieder ausgefüllt werden. Nun, Meine Kinder, lebet wohl und bewahrt diese Worte, die Ich an euch gerichtet habe. Und wenn es wieder einmal Zeit ist, so werde Ich euch diese Meine Dienerin schicken, um euch zu trösten.“
Dann kam die liebe Mutter Gottes und sagte, daß Ihr lieber Sohn schon viel gesagt habe, und daß wir im Monat Mai hinausziehen sollten über die Fluren, aber nach dem Gottesdienst, und zu Ihrer Ehre ein Lied singen. Da wollte Sie in unserer Mitte sein. Die Verwandten fügen bei: „Verzeiht, daß wir euch so wenig mitteilen können, denn das Schönste und Erhabenste fehlt; das kann unser schwacher Verstand nicht wiedergeben. Wenn man mehr Zeit hätte, würde man noch mehr zusammenbringen, man hat aber jetzt sehr viel zu tun mit Kartoffelschneiden und Setzen, mit Futter machen und auf den Wiesen. Dann ist man abends so müde, daß man gleich einschläft. Wir sind aber doch jetzt wieder glücklich, daß der liebe Heiland Sich gewürdigt hat, uns in unserem Elend heimzusuchen und zu trösten. Wir sind ja dieses Glückes nicht würdig, denn wir sind ja nichts als arme Sünder.“
Eine Nichte schreibt: „Das war ein harter Abend. Wir sind ganz stumpfsinnig vor lauter Besinnen. Die Mutter meint, da wolle sie lieber drei Säcke voll Kartoffeln einzackern, als so eine Arbeit schaffen. Am Freitag konnte sie Kathrinchen alles erzählen, heute aber kann sie nichts mehr zusammenbringen. Aber wir mit unserem Ameisenverstand, was ist das gegen den Geist Gottes!“
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