263 Zweiter Freitag im Oktober 1898 „Aus Liebe zu Gott erduldete Leiden sind das beste Material, womit der Sieg der Kirche errungen und aufgebaut werden kann und werden muß.“
Lied: Rosenkranzkönigin ...
Die Schreiberin kam ein wenig zu spät, als Barbara die liebe Mutter Gottes schon begrüßt hatte. Sie war erst noch in eine heilige Messe gegangen und hatte geglaubt, sie käme noch zur rechten Zeit. Deshalb tadelte sie die Mutter Gottes.
Maria: „Meine Kinder! Wie freut es Mich, in eurer Mitte weilen zu können, aber schade ist es um jedes Wort, das Mein Sohn oder Ich oder einer Meiner Diener zu euch sprechen will, das verlorengeht. Schade darum, wenn die Kinder, die der Herr zusammenführte, sich nicht einigen können, wenn sie zu lange zögern. Es geziemt sich nicht, daß der Herr auf euch wartet, es geziemt sich, daß ihr auf Ihn warten möchtet. Ich habe Wichtiges mit euch zu reden, Meine Kinder!
Du siehst Mich heute in einer ganz besonderen Glorie, Meine Tochter, wie ich Meinen hochgebenedeiten Sohn auf den Armen trage, wie Ich Mich dir immer zeige, wenn das Rosenkranzgebet entweder von euch oder von anderen, die Mir treu dienen, andächtig verrichtet wird. Das Rosenkranzgebet ist es, Meine Kinder, das Mir diesen neuen Glanz verleiht, in dem Ich in diesem Monat wandle in der heiligen katholischen Kirche. Mein Sohn zeigte dir, als ihr Mich besuchtet in dem bekannten Gnadenorte N., wie es in jetziger Zeit viele gibt, die die Kirche unterstützen durch Leiden, durch Bedrängnisse.
Damit wollte Er dir zeigen, wie gut es ist, wenn der Herr Seine treuen Seelen mit Leiden heimsucht, weil in jetziger Zeit gerade die guten und besten Kinder der katholischen Kirche am meisten leiden müssen. Leiden, mögen sie nun von welcher Art sein, wie sie wollen, aus Liebe zu Gott erduldete Leiden sind das beste Material, womit der Sieg der Kirche errungen und aufgebaut werden kann und werden muß. Deswegen sollen sich solche Familien, die sich so ehrlich abmühen um ihr tägliches Brot und es dennoch nicht weit bringen, nicht grämen, als seien sie von Gott verlassen, als fehle ihnen Gottes Segen. Diese sind es, die gerechten Anspruch zu erheben haben auf die Verdienste, die allen den Kreuzträgern zukommen, die den Sieg der Kirche erflehen helfen müssen.
Andere, die da gute, treue Seelen sind, Jungfrauen, die in der Welt leben, aus Liebe zu Gott, in den Familien leben, die es aber nicht fertigbringen, die anderen anzueifern und mit gutem Beispiel auf sie einzuwirken, statt dessen gerade das Gegenteil erzielen, die nichts haben von ihnen als Verachtung und Verspottung und Zurücksetzung, denen man alles zum Schabernack nur tut, nur um ihre Geduld auf möglichst viele Proben zu stellen, wenn diese Seele ausharrt in ihrem schweren Kreuz, dann sei sie versichert, daß der Herr ihr alles so vergelten werde, wie wenn sie die Familie in Heiligkeit und Gerechtigkeit vorangebracht hätte. Ihr Lohn bleibt ihr doch, ob sie etwas gewinnt oder nichts, es wird ihr angerechnet, als hätte sie alles zum Ziele geführt.
Seht, Meine Kinder, diejenigen, die in klösterlichen Genossenschaften wohnen, die aus Liebe zu Gott alles erdulden, was ihnen da vorkommt, alle die Verachtung von seiten der Menschen, denen sie Wohltaten erwiesen, und da, wo sie alles aufgeboten, um die Menschen zu überzeugen, daß sie nur aus Liebe zu Gott den Schleier genommen, das Ordenskleid angezogen, die Menschen aber deswegen sie nur beschimpfen und verspotten, und es scheint, als ob alle recht hätten, nur diese armen Ordensleute nicht, diese allein seien auf verkehrtem Pfad. Seht, Meine Kinder, ihr alle seid diejenigen, die den Mörtel treten müssen, den Speis zurechtmachen, um die Kirche zum Sieg zu bringen, weil die ganze Mauer der Kirche zerbröckelt ist. Sie muß wieder aufgebaut werden, damit sie wieder kräftig dasteht in der Weltgeschichte.
Denn weil ihr Schein nach außen hin so unansehnlich geworden ist, so daß sie wie veraltet ist und zerfallen, darum geht man kopfschüttelnd vorüber und denkt, mit dieser ist es bald aus, nur ein kräftiger Sturm, und aus ist es mit der römischen Macht, denn zerbröckelt ist die Mauer und nur noch eine alte Ruine steht da, die inwendig noch schön glänzen kann, weil die Bilder und Gemälde noch da sind, die der Sturm noch nicht hat erreichen können, weil die dünne Kalkwand noch geblieben, die aber beim ersten großen Stoß weggeblasen sein wird, und dann ist es mit dieser römisch-katholischen Kirche geschehen.
Verwischt ist sie auf Erden und niemand wird ihrer gedenken. Dieses soll aber ganz anders werden. Deswegen spornt der Herr an: Schürt das Feuer der heiligen Gottesliebe, bläst hinein, um es zu einer großen Flamme zu bringen, damit recht viele kommen und sich erwärmen an diesem Feuer der heiligen Gottesliebe, und die Leiden, die da über Meine guten, treuen Kinder kommen, mit Geduld und Ergebung hinnehmen, denn nur dieses ist das Gold, das euch schon jahrelang von Meinem Sohne gepredigt wird, das Gold der Liebe, womit das Kreuz soll aufgerichtet und belegt werden. Glücklich die Seele, die es erfaßt, wie ihr es erfaßt habt.
Seht hier, Meine Dienerin, es ist keine Kleinigkeit, zwanzig, dreißig Jahre lang den Spott derjenigen zu ertragen, die der Herr gerade zu ihrem Schutz gestellt, die in der Frömmigkeit predigen und die Frömmigkeit unterstützen und ihr weiterhelfen wollen und sollen, die dazu bestimmt sind, gerade diese Frömmigkeit und die einzelnen Wirkungen dieser Frömmigkeit zu befördern, die da in mancher Seele gewirkt werden durch den Geist Gottes, Der da weht, wo Er will und wie Er will, Der sich von niemand Schranken gebieten läßt, und gerade durch diese Wirkungen jahrelang Verspottung, Verachtung und Zurücksetzung zu erdulden hat. Ihr, die ihr dieses mit ihr teilen müßt, seid diejenigen, in Vereinigung mit all den treuen Kindern, die der Herr aufs Krankenbett niedergeworfen, die aber ihre Schmerzen mit heiliger Geduld und Ergebung ertragen. Ihr seid diejenigen, die den Mörtel bereiten, womit das Gemäuer wieder soll aufgerichtet werden.
Meine Kinder! Trotz der großen Wirren der Zeit, und obwohl Satan sein Reich auf der ganzen Welt aufgerichtet, seinen Thron aufgerichtet in all den Helfershelfern, die da auf Erden sich befinden in jetziger Zeit, ist doch Mein Sohn sehr getröstet, und noch nie hat Sein Herz so hoch geschlagen für die Interessen Seiner Kinder, der Kinder der heiligen katholischen Kirche, als gerade in eurer Zeit; denn Er sieht wieder, wie wahr alles ist, was Sein himmlischer Vater Ihm in jener heiligen Stunde zeigte, als Er Sein bitteres Leiden anfing draußen auf dem Ölberg, wo Er mit dem Tode rang, wo Sein blutiges Angesicht auf die Erde gebeugt, zu Ihm rief in Angst und Zittern, um Erbarmen flehend, daß Er den Kelch von Ihm nehmen solle; und wo Ihm dann der Vater ein Bild zeigte, das Seinen Geist so erfrischte und stärkte, daß Er aufstand und mit Freuden Seinen Feinden entgegenging.
Es war das Bild, das Er durch die ganze Kirchengeschichte hindurch verwirklicht sah, in Sich verwirklicht sah. Er sah, daß inmitten der größten Leiden und Stürme, die da Seine heilige katholische Kirche erdulden werde, es viele gibt, die mit heiliger Begeisterung, mit Mut und Entschlossenheit, ihren Feinden entgegentreten, und wie fort und fortwährend Sein Leiden in den einzelnen treuen Seelen verwirklicht wird, und dieses war der Trost, den Sein Vater Ihm sandte durch den Engel, der Ihn dermaßen erquickte, daß Er all die schrecklichen Leiden, die niemand, solange die Welt steht, ergründen kann, weil niemand das Herz des Sohnes Gottes ergründen kann, mit Freuden erduldete.
Deswegen, Meine Kinder, freuet euch, es ist nicht alles verloren; wenn alles verloren scheint, ist alles gewonnen. Merkt es euch nur und zittert und zaget nicht bei all den Erscheinungen, die die Zeitverhältnisse mit sich bringen. Der Herr wird Sein Wort erfüllen, wie Er es erfüllte in den Tagen Seiner schrecklichen Leiden. Obwohl Er erliegen mußte, obwohl Er am Kreuz sterben mußte und Seinen Feinden gegenüber von der Welt hinweggeblasen war, war dieses nur der Ursprung Seiner Glorie und Herrlichkeit. Ebenso wird die Niederlage der heiligen Kirche in jetziger Zeit der Ursprung ihrer Herrlichkeit und ihres Sieges sein. Jetzt, wo man in der ganzen Welt wähnt, es sei aus mit der römischen katholischen Kirche, wo auch diejenigen, die noch in ihr stehen, sich von ihr abwenden, weil sie glauben, es sei nichts mehr mit dieser Lehre, die da in dieser Kirche verkündigt wird, dieses seien nur Erfindungen, um die Menschheit zu verdummen, um den Menschen die Augen zu verbinden, damit sie in Schranken gehalten seien.
‚Fürchte dich nicht, du kleine Herde, denn es hat Meinem Vater gefallen, dir das Reich zu geben‘. Also wißt ihr nun, Meine Kinder, warum der Herr zu euch spricht. Klein und unscheinbar ist das Samenkorn, das Er da in die Erde legt, aber es soll emporwachsen und unter seinem Schatten sollen viele, viele wohnen. Alle die guten, treuen Seelen, die noch auf Erden sich befinden, sie sollen unter seinem Schatten wohnen, denn der Baum ist ja das Allerheiligste Altarsakrament, die Äste sind die verschiedenen Tabernakel in der ganzen Welt; die Blätter sind die einzelnen Seelen, unter die alle Menschen sich flüchten sollen, denn jede einzelne Seele soll durch ihr gutes Beispiel, durch ihre Frömmigkeit, durch ihr inniges, anhaltendes Gebet andere Seelen retten, so daß unter dem Schatten jeder einzelnen Seele wieder andere Seelen Zuflucht suchen sollen, unter ihrem Schatten wohnen sollen.
Seht, dieses soll die große Liebesgemeinschaft, der große Liebesbund sein, den der Herr gründen will in der Welt, in der Kirche Gottes. Dieser Liebesbund soll und muß aber umschlungen sein mit einem Band, das da ist die heilige Kommunion. Mein Kind, Jahrzehnte sind es schon, daß der Herr mit dir redet, daß Er dir allerlei verschiedene Gleichnisse zeigte, was du freilich nicht verstandest, und wenn du es auch deinem Beichtvater zu wissen tatest, weil du aus Ängstlichkeit sie nicht verschweigen konntest, denn du hast der Stimme Meines Sohnes gefolgt, und es war recht so, wenn auch das, was der Herr in dir wirkte, unterdrückt und erstickt wurde durch deinen Beichtvater, so soll aber doch nach und nach, weil es der Wille Meines Sohnes ist, ans Tageslicht kommen alles, was dir je gezeigt wurde, denn es wird dir entweder durch Mich oder durch Meinen göttlichen Sohn Selbst gesagt werden.
Seht, Meine Kinder, der Herr zeigte dir einmal, wie Papst Leo XIII. auf einem Berge stand, von wo aus er die ganze Welt überblickte. Es war dieses in den ersten Jahren seines Pontifikates, wo Leo XIII. nicht einmal den Bischöfen der ganzen Welt bekannt war, viel weniger dem einzelnen Priester der katholischen Kirche, noch viel weniger aber einem armen, unwissenden Landmädchen, und doch zeigte dir der Herr damals schon in den ersten Jahren seines Pontifikates die Wirksamkeit dieses treuen Dieners Gottes, indem er dich in ein Licht versetzte, von wo aus Papst Leo XIII. die ganze Welt überschaute. Er stand auf einem hohen Berg und seine Blicke schauten über die Welt. Er glänzte wie eine Sonne und verbreitete nach all diesen vier Himmelsgegenden hin die Strahlen dieser Sonne, dieses Lichtes. Damals wurde dir schon gezeigt, in welch innigen Verkehr du mit ihm treten sollst, und wie das, was der Herr in dir wirken will, mit der Kirchengeschichte verwickelt ist. Denn Leo XIII., das sollte dir damals schon gezeigt werden, ist ein großer Verehrer Mariens. Er ist einer Meiner treuesten Diener, den je die Welt gesehen, und sein Name wird eingeschrieben werden in der Kirchengeschichte. Er wird zu einem leuchtenden Stern werden, zu einem Stern am Himmel der Kirche. Seine Heiligkeit soll gerühmt werden, solange die Welt stehen wird. Darum wurde dir weiter gezeigt, es war einmal in einem Monat Oktober, in dem ihr euch jetzt befindet, damals wußte aber die Welt noch nicht, selbst Leo XIII. noch nicht, daß dieser Monat Oktober von ihm ein so geheiligter werden würde; denn es war damals der Monat Oktober noch nicht zu einem solchen Gebetsmonat erhoben, wie er es jetzt ist, und doch wurde dir damals schon gezeigt, was dieser Monat Oktober dereinst noch für eine große Bedeutung für Mich, für Leo XIII., und für die ganze heilige Kirche haben sollte. Der Herr zeigte dir damals Leo XIII. in großer Bedrängnis; du sahest ihn am Altar sein heiliges Meßopfer feiern, und er war in einer solchen Angst und Bedrängnis, daß er ganz in Schweiß gebadet dahinsank, und du bekamst den Auftrag von Mir, ihm ein Kissen zu bringen. Weißt du es noch, Meine Tochter?“
Barbara: „Meine Mutter! Ich danke Dir für diese himmlische Erinnerung. O ich hatte es ganz vergessen, ich wußte es nicht mehr, es ist schon lange her. Nein, ich habe es vergessen.“
Maria: „Höre weiter, Mein Kind! Du brachtest ihm ein Kissen und batest ihn, er möge sein Haupt auf das Kissen niederlegen und ein wenig ausruhen, und er tat dieses, denn er sank in großer Schwäche dahin und war genötigt, auf dem Kissen ein wenig auszuruhen. Du sahst dann ferner, wie Ich auf ihn hinzutrat und ihm eine goldene Kette um den Hals legte. Diese Kette war mit so vielen Gliedern, wie eine Kette gewöhnlich ist, geziert, aber sie hatte keinen Anfang und kein Ende. Sie war geschlossen, man sah nicht, daß sie gemacht worden war von Menschenhänden. Es schien dir, als sei sie von Engelshänden gefertigt, oder vielmehr von Gott Selbst, und es wurde dir damals gesagt, diese Kette bedeute die ganze heilige Kirche, die Bischöfe, wie sie in jener Zeit der großen Bedrängnis mit allen treuen Kindern zu ihm halten würden, zu ihrem Oberhirten, dem römischen Papst. Aber die ganze Bedeutung dieser Kette wurde dir damals nicht eröffnet. Jetzt erst ist sie eröffnet und ist der ganzen Welt jetzt kund und offen. Darum soll es dir erschlossen werden, was diese Erscheinung zu bedeuten hatte.
Siehe, die Trostlosigkeit des Heiligen Vaters der Christenheit und der Schweiß, der ihm auf der Stirne stand, bedeutet die große Bedrängnis, in die die Kirche, von welcher doch Leo XIII. das Oberhaupt ist, versetzt werden wird. Sie bedeutet ihre Ohnmacht und Schwäche, in die sie geraten soll, indem sie schutzlos dasteht, von aller Welt verlassen, von all den Mächtigen der Erde hinausgestoßen ins Elend, ganz ohne Waffen, waffenlos gemacht dasteht, und nur angewiesen auf die Hilfe anderer. Daß du ihm, dem Heiligen Vater, ein Kissen bringen solltest, aufgefordert von Mir und Meinem Sohn, und du ihm dieses Kissen wirklich brachtest und ihn batest, sein Haupt darauf zu legen, dadurch sollte der Kirche gezeigt werden, wie sie nichts, auch nicht das Kleinste, das in einer Seele gewirkt werden wird, in dieser Zeit der Bedrängnis verschmähen und verachten soll, wie alles, auch das kleinste Gebetchen von der Ärmsten in der ganzen Welt verrichtet, das kleinste Almosen, das da gereicht wird, verschmäht werden soll von der Kirche, wie es auch der Kirche nützen könne.
Dir soll damit gezeigt werden, alle Diener der Kirche sollen aufmerksam gemacht werden, wie in dieser Zeit der Bedrängnis der Kirche alles, alles dienen könne, selbst das Kleinste, weil alle in dieser Bedrängnis dahinfallen, sogar das Oberhaupt der Kirche, sie wird Hilfe suchen und des Gebetes bedürfen in dieser schweren Zeit. Darum solltest du, und deswegen wurde dir die Freude zuteil, daß er dein Anerbieten annahm und sein Haupt auf dein Kissen legte. Dir aber sollte der Trost soviel bedeuten, daß du mit deinem armseligen Gebet, mit deinem Leiden, das du schon jahrelang unter Spott und Hohn, den du gerade von der Kirche, von den Dienern der Kirche zu erdulden hast, gerade dieses Oberhaupt der Kirche unterstützen sollst, und daß dieses Oberhaupt der Kirche auch deine Hilfe nicht verschmähen und zurückweisen werde.
Freue dich, Meine Tochter, alles wird dir noch erschlossen werden, was du je in deiner Unwissenheit geschaut, und was alle deine Beichtväter nicht annahmen, weil sie zuviel in die Welt hineingeschaut und mit der Welt es recht halten wollten. Höre weiter, Meine Tochter! Der Glanz, den du schautest in Leo XIII., sollte zwar seine große Heiligkeit bedeuten, mit der er die ganze Welt erfüllen werde, aber dieser Glanz sollte ihm doch am allermeisten bereitet werden durch die Einführung des Rosenkranzmonates, des Monats Oktober, und die Kette, die Ich ihm brachte und überreichte, dieses war der Sinn und der Gedanke, den der Herr ihm eingab, daß er diesen Monat zu einem Gebetsmonat erheben sollte. Leo XIII. schaut alles im Geist wie du, Meine Kleine, er schaut die Weltgeschichte, die Kirchengeschichte in all ihrer Bedrängnis; er schaut sie aber auch in ihrer Erhöhung, wie sie gerade in dieser Bedrängnis zur Erhöhung und zum Sieg gelangen werde.
Dieses könnt ihr euch erklären, wenn ihr die letzte Enzyklika, die er der Welt darbietet am Rosenkranzfest, betrachtet. Dann könnt ihr sehen, daß er gerade wie du, Meine Kleine, den Sieg der Kirche im Auge hat, und deswegen inmitten der Bedrängnis Gott dem Herrn Dank sagt. Darum, Meine Kinder, sagt auch ihr Dank mit Mir und freuet euch, denn dereinst wird alles, was der Herr in dir wirkt, groß werden, und küsset diejenigen, die euch schlagen, Hände und Füße; denn sie sind die Werkzeuge, um alles das durchzuführen, was der Herr hier wirken will. Meine Kinder! Nochmals sage Ich euch, freuet euch!
Am Schluß dieses Monats wird euch der Herr eine andere Erklärung bringen, noch mehr alles erschließen, was der Herr in diesem unscheinbaren, unmündigen Werkzeug niedergelegt und gewirkt. Ihre Armseligkeit soll aber gerade euer Trost sein, denn dadurch will Er euch sagen, daß der Herr Sich der Kleinen annimmt und die Schwachen erhebt, und nicht immer grollt und straft, daß Er Seine Barmherzigkeit über Seine Gerechtigkeit walten läßt über diejenigen, so ihn fürchten.“
Dann sangen Barbara, Lieschen und Luise das Magnifikat, wozu auch die heilige Hildegard sich gesellte mit ihren Gefährtinnen, einer ganzen Schar Jungfrauen, die etwas in einem Kreis umstanden, dessen Mittelpunkt Barbara nicht durchschauen konnte.
Am Fest der heiligen Theresia wurde Barbara während des Hochamtes zur Vereinigung mit dem Herrn zugelassen. Sie wurde ganz gefühllos, doch wurde ihr nichts Besonderes gezeigt und gesagt, aber die Wonne, die sie genoß, war so groß, daß sie zum Herrn sagte: Gib mir nur die Gnade, in der ganzen Ewigkeit die Freude zu genießen, die ich eben genieße. Als die Messe aus war, und Barbara noch immer gefühllos war, sagte sie zum Herrn:
Barbara: „Ich muß doch jetzt heimgehen.“
Jesus: „Wer meinst du, der dieses in dir bewirkt, daß du so gefühllos bist? Ich bin es, Ich habe deine Seele so umfaßt, daß Ich sie gleichsam in Meine Arme schließe und diejenigen, die aber so hinund herwanken und das nicht begreifen können, wie es möglich ist, daß eine Seele mit Gott so verkehren kann, die dieses alles für Einbildung und für natürlich erklären, die werden dies nie fühlen. Das gebe Ich nur, wem Ich will.“
Und damit verließ Er sie, so daß sie sich wieder sofort bewegen konnte. Gleich nach der heiligen Kommunion hatte Barbara auch noch die besondere Gnade, daß sie aufopfern konnte, und sie bat Jesus, Er möge ihr doch beistehen, daß sie ihre Fehler ablegen könne. Sie bekam aber keine Antwort, nur konnte sie sich mehr als sonst im Gebet ergießen. Dann wandte sie sich an die heilige Theresia, und diese gab ihr dann auch die Antwort auf ihre Bitte, ihre Fehler loszuwerden: Theresia: „Nicht ohne Grund habe sie in ihrer Lebensbeschreibung so oft wiederholt: ‚Ich, die ich so böse war‘. Es sei nicht gut, daß man die Heiligen immer hinstelle, als wären sie übersinnliche Menschen, sie hätten sich durch fortwährendes Kämpfen zu Heiligen gemacht.
Nicht umsonst hat mich jener Bischof getadelt und mir öffentlich vor aller Welt einen Verweis gegeben, weil er dachte, es sei Hochmut, daß ich so energisch aufgetreten bin. Und doch wäre ihr Seeleneifer viel besser gewesen, als wenn sie sich von den Reden des Bischofs, sie solle sich doch in ihr Kloster zurückziehen, hätte einschränken lassen in die Einsamkeit, wie es einer Klosterfrau zusteht. Sie wäre durch ihren Seeleneifer einem Strom vergleichbar, der, je mehr Wassergüsse und Flüsse ihm zugeführt werden, desto mehr die ihm gesetzten Dämme durchbricht. So hätte sie die Dämme durchbrochen, und nicht nur in Spanien, sondern weit über die Grenzen hinaus durch ihren Seeleneifer die Seelen begossen und zur Gottesliebe angeeifert.
Obwohl jener Oberhirte, der mich tadelte, ein pflichtgetreuer Hirte war und alles getan, was seines Amtes war, so stehe ich doch im Himmel weit, weit über ihm in der Glorie. Wenn du dich zu einem Fehler gereizt fühlst, sage nur immer: ‚Was würde ich tun, wenn ich jetzt sogleich sterben würde‘. Das wird dir überwinden helfen.“
Do'stlaringiz bilan baham: |