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Abb. 8: Vergleich des Löwendrachens auf dem Kermansiegel mit iranischen Darstellungen des 3. Jahrtausend v.Chr. A) Löwen-
drachen des Kermansiegels (Zeichnung der Autorin nach Abb. 6c); B) Löwengreif oder Löwendrachen auf proto-elamischer Glyptik
und auf einer Axt aus Khinaman, Kerman, ca. 23 jahrhundert v.Chr. (Amiet 1961: Tf 14bis M; Zeichnung nach Curtis 1993: Tf. 4); C)
Parallelen in der Kunst des
ʻ
Intercultural Style
ʼ
(Nach: Porada 1962: Abb. 12; Gluck & Gluck 1977: Abb. S. 2, Catalogue Nr. 3).
1978: Tf. 70 Nr. 546; Durrani 1964: Tf. II.6; Orthmann 1985:
Abb. 76c) und eine Bronzeplastik aus dem Iran, die von
Frau Braun-Holzinger in die FD-III-Zeit datiert wird (1984:
15, Nr. 46, Tf. 8.46).
In dieselbe Zeit gehört die charakteristische Haarfrisur:
Die Haare fallen in langen Wellen mit horizontaler Glie-
derung auf die Schulter (es handelt sich vielleicht um
einen stilisierten Zopf) und biegen sich dann wieder nach
oben. Von der Schläfe fällt vor dem Ohr eine kleine Locke
auf die Wange.
Diese Frisur ist im Kerman mehrfach nachgewiesen: so
bei einer der Tonplastiken aus dem frühdynastischen
Friedhof A von Shahdad und auf einem zeitlich gleichen
Metallstempelsiegel aus Shahdad (Hakemi 1997: 333 Text-
abbildung, 664 La.6, 666 Ia.13). Für eine solche Einord-
nung spricht auch das Kelchgefäß, aus dem die Frau
trinkt. Dessen Form ist in Shahdad im Original wie auch
auf mehreren Siegeln als Abbildung nachgewiesen (Ha-
kemi 1997: 570 Ad.1, 632 Gh.7-8).
Die sich schon aus diesen Betrachtungen andeutende
These, da
β
die FD-III-zeitliche Kunst des Iran zu den un-
mittelbaren Vorläufern der o.g. baktrischen Siegel ge-
hört, wird noch verstärkt bei Untersuchung des Feliden,
auf dem die Frau sitzt [Abb. 8a]. Zu den Charakteristika
dieser Kunst gehört eine Vorliebe für Mischwesen, von
denen viele mit deutlichen Raubvogelelementen verse-
hen sind. Neben Vogelschwingen und Raubvogelmasken,
die sich besonders in der transelamischen Glyptik wieder
finden (Amiet 1994: Abb. 1; Potts 1981: Abb. 2), ist das
Ersetzen von Füßen oder Tierpranken durch Raubvogel-
klauen ein besonders beliebtes Stilmittel in der Kunst des
‘intercultural styles’, sowohl auf den geschnittenen Chlo-
ritgefäßen, als auch auf einem FD III-zeitlichen Rollsiegel
aus Susa (Amiet 1986: Abb. 71 [Vogelmensch], 73 [Misch-
wesen mit Vogelklauen]).
Diese Kombination findet sich auch wieder auf dem
Siegel der Sammlung Foroughi, endet doch das linke Vor-
derbein in einem Fuß mit Raubvogelklauen. Zusammen
mit dem Bart und dem Horn haben wir hier also ein Feli-
denmischwesen vor uns, das, noch mit einem Flügel ver-
sehen, genau jenem Greifen ähneln würde, der bereits als
lokale iranische Eigenentwicklung die späturukzeitliche
Do'stlaringiz bilan baham: