partimentsiegeln, die alle Merkmale der iranischen wei-
terführen (vergl. Masson 1988: Tf. XXXVII). Basierend auf
diesen beiden Linien entsteht spätestens ab der Akkadzeit
auch in Baktrien eine hoch entwickelte Compartiment-
siegelgruppe, die diese Glyptikform zu einer neuen Blüte
führt und Baktrien am Ende des 3. und Beginn des 2. Jahr-
tausend v.Chr. zu dem Produktionszentrum der Compar-
timentsiegel generell macht.
Diese Siegel können ganz unterschiedliche Formen an-
nehmen: wir unterscheiden zwischen figürlichen Siegeln,
die zoomorph, anthropomorph, vegetabil oder geomet-
risch gestaltet sein können, aber auch gerahmte Siegel,
die dieselben Motive einfügen in einen in der Regel run-
den, seltener eckigen Rahmen. Die Siegel wurden im
Wachsausschmelzverfahren gegossen und in den meisten
Fällen aus lokalem Kupfererz gefertigt, legiert mit gerin-
gen Mengen von Arsen, Blei, Zink oder Zinn. Nur sehr
selten wurden andere Materialien verwendet, wie Blei,
Gold oder Silber. Edelmetalle fanden vor allem bei beson-
ders sorgfältig gearbeiteten Siegeln Verwendung, die sich
nicht nur durch ihre Größe von den Kupfersiegeln unter-
scheiden, sondern auch noch auf der Rückseite das Motiv
des Avers wiederholen, meist im meisterlich gearbeiteten
Flachrelief und mit einer Vielzahl von Details, die die
Stempelfläche selbst, die das Motiv nur in Umrißlinien
wiedergibt, nicht zeigen kann.
Die drei zu besprechenden Siegel gehören zur letztge-
nannten Gruppe jener hochwertigen Edelmetallsiegel und
vertreten beiden Formen: gerahmte und figürliche Com-
partimentsiegel.
Siegel Nr. 1: Der Vogelwirbel
[Abb. 2a]
Dieses Silbersiegel gehört zur Kategorie der figürlichen
Siegel. Es zeigt eine bisher unbekanntes Motivkombina-
tion: Einen Vogelwirbel aus vier nach rechts radierenden
Vögeln, die jeweils auf den vier Hauptarmen eines mehr-
fach abgestuften Kreuzes sitzen. Das zweifach abgetrepp-
te Kreuz ist durch Binnenstege zweifach diagonal geteilt.
Die Vögel sind völlig im Profil dargestellt. Sie haben keine
separat dargestellten Beine, sondern ihre Bäuche ver-
schmelzen mit den Hauptarmen des Kreuzes. Die Brust ist
relativ breit und der Körper nimmt die Form eines abge-
rundeten Dreiecks an, der Kopf ist klein und endet in ei-
nem leicht dreieckigen, aber nicht gekrümmten Schna-
bel.
Das Revers wiederholt die Darstellung, ergänzt durch
feine Einritzungen auf den Vögelkörpern. Diese bestehen
aus Bändern mit kurzer Vertikalschraffur. Jeweils drei
dieser Bänder schmücken den Vogelkörper, ein viertes
trennt den Vogelkopf vom Rumpf. Ein separater Schwanz
ist nicht erkennbar. Die Vertikalschraffur in Bändern
wiederholt sich als Dekorelement auf weiteren baktri-
schen Erzeugnissen, z.B. als Schmuck auf Waffen, aber
auch auf akkadzeitlichen Funden aus Shahdad und Khina-
man im Kerman (vergl. Ligabue & Salvatori 1988: Tf. 103;
Hakemi 1997: 637 Gp. 8, 693 Qa.1-2; Curtis 1993: Abb. 4).
Die Art des Vogels ist schwer zu bestimmen. Es scheint
sich jedoch nicht um den sonst in der baktrischen Glyptik
so beliebten Adler zu handeln, da der charakteristische
Krummschnabel und der dreieckige Schwanz fehlen. Eher
sollte an einen Hühnervogel oder eine Taube gedacht
werden, Vögel, die zwar weniger häufig in der baktri-
schen Glyptik erscheinen, aber durchaus zum Repertoire
dieser Kunstgattung gehören.
Das Kreuz, das die Basis des Vogelwirbels bildet, ist kein
neues Motiv. Kreuzmotive sind eines der am häufigsten
nachgewiesenen der baktrischen Compartimentsiegel
überhaupt und sie gehen, auch gerade besonders in der
Form des abgestuften Kreuzes, zurück bis in die Keramik-
verzierung der Namazga-III- und IV-Perioden Südturk-
meniens, wo gerade das Stufenkreuz in unzähligen Vari-
anten als dominierendstes Element überhaupt zu fassen
ist. Aus dieser Motivtradition der Keramik ging das Stu-
fenkreuz über die frühen Namazga-V-zeitlichen Com-
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